Günter Kaindlstorfer
Günter Kaindlstorfer (* 11. Juli 1963 in Bad Ischl) ist ein österreichischer Literaturkritiker, Fernsehmoderator, Schriftsteller und Journalist.
Leben
Kaindlstorfer begann seine journalistische Laufbahn 1984 bei der Wiener Zeitung. Ab 1985 leitete er das Wochenend-Feuilleton der Arbeiter-Zeitung (AZ). Nach der Einstellung der AZ 1991 wechselte er in die Wochenendbeilage Spectrum der Tageszeitung Die Presse. 1992 wurde er Kulturredakteur des Hörfunkprogramms Österreich 1 (Ö1). Daneben begann er 1999 auch für das ORF-Fernsehen zu arbeiten.
Kaindlstorfer war viele Jahre lang als Beitragsgestalter für die Nachrichtensendung Zeit im Bild, die TV-Magazine Kulturzeit (3sat) und Treffpunkt Kultur (ORF) sowie als Moderator der Fernsehsendung Kreuz und Quer (ORF 2) tätig.[1][2]
Darüber hinaus war Kaindlstorfer Initiator der ORF-Bestenliste. Neben seiner Tätigkeit als Kultur- und Wissenschaftsjournalist für den ORF ist er auch als Kulturkorrespondent für den Deutschlandfunk, den BR, den SWR, den WDR und das Schweizer Radio SRF tätig. Zwischen 2008 und 2011 war er außerdem offizieller Stadionsprecher der österreichischen Schriftsteller-Fußball-Nationalmannschaft.
Seit 2010 ist Kaindlstorfer unter dem Pseudonym Günter Wels als Schriftsteller tätig. Sein Roman Edelweiß rangierte im Dezember 2018 auf Platz 2 der ORF-Bestenliste. Der Roman wurde überdies für den Literaturpreis der Europäischen Union nominiert. Seit 2011 ist er Programmchef der Buchmesse Buch Wien.
Kritik
Ein von Kaindlstorfer gestaltetes Ö1-Radiokolleg mit dem Titel Die Ekstatiker Gottes. Warum evangelikale Bewegungen weltweit expandieren (2021) stieß auf kritische Reaktionen. Die Methodisten wiesen in einer Stellungnahme darauf hin, dass sie durch mehrmalige Erwähnung mit einbezogen wurden, aber dem hier vermittelten Bild von Evangelikalen nicht entsprechen, weder in der Gottesdienstpraxis noch in der Theologie.[3] Der Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich schreibt in einem offenen Brief, dass es „völlig daneben“ schieße, eine Sendung über Evangelikale mit dem Begriff „Ekstatiker“ zu überschreiben, und dass die präsentierten Beispiele „fast ausschließlich auf extreme Ränder“ zielen und es daher nicht gerechtfertigt sei, daraus Aussagen über „die Evangelikalen“ abzuleiten.[4] Der Baptist Franz Graf-Stuhlhofer analysiert das Radiokolleg im Detail und weist auf viele unzutreffende Aussagen hin. Er schließt: „Dieses angebliche ‚Radiokolleg‘ hatte phasenweise den Charakter einer Anti-Propaganda. Günter Kaindlstorfer will offenbar vor Evangelikalen und Freikirchen warnen – die er aber gar nicht kennt (sonst könnte er nicht so viele falsche Aussagen über sie machen).“[5] Eine weitere Radiosendung in Ö1 befasste sich mit dem Thema: „Warum evangelikale Bewegungen so erfolgreich sind“. Dazu meinte ein Kommentar auf der Website der Freikirchen in Österreich, dass „eine Reihe der in dieser Logos-Sendung geäußerten Einschätzungen offensichtlich verfehlt“ ist.[6] Außerdem gibt dieser Kommentar einen „Tipp an Gestalter einer Radiosendung: Die im Titel und im Untertitel verwendeten Begriffe (hier: Evangelikale, Erfolg, Ekstase, Askese) sollten in der Sendung erklärt werden, damit der Hörer weiß, worüber hier gesprochen wird“.
Werke
Radio-Features
- Da war ich a bissel a Weltsensation – Der frühere Fußball-Profi Hans Menasse erzählt aus seinem Leben (Österreich 1, Hörbilder, 2001)
- Das Rätsel Hitler – Warum der NS-Diktator bis heute fasziniert (Österreich 1, Radiokolleg, 2003)
- Was macht den Mann zum Mann? – Die Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts hat ‚Die heilige Ordnung der Männer‘ gestürzt (Österreich 1, Radiokolleg, 2004)
- Erschieß ma’s gleich do – Der Aufstand der österreichischen Nazis im Ausseerland – Der Juli 1934 und die Folgen – Eine Rekonstruktion (Österreich 1, Hörbilder, 2004)
- Guten Morgen, die Madln! Servas, die Buam! – Auf den Spuren der österreichischen Rundfunklegende Heinz Conrads (Österreich 1, Hörbilder, 2004)
- Ich bin den weiten Weg gegangen – Hildegard Knef und ihre Karrieren (Österreich 1, Hörbilder, 2005)
- Schellacks und Schellacks und Schellacks – Die Hörfunklegende Günther Schifter und die goldenen Jahre des Swing – Ein Porträt (Österreich 1, Hörbilder, 2007)
- Zen oder die Kunst, um 5.30 Uhr aufzustehen – Ein Erfahrungsbericht (Österreich 1, Hörbilder, 2007)
- Haider – Ein kollektiver Abgesang (Österreich 1, Hörbilder, 2009)
- Zwanz’g z’quetschte Zwutschkerlzwetschken – Warum Deutsche und Österreicher nicht zusammenpassen (Österreich 1, Hörbilder, 2010)
- Der Freiheit einer Gasse – Der Wiener Journalist Benjamin Kewall und sein Revolutionstagebuch aus dem Jahr 1848 (Österreich 1, Hörbilder, 2012)
- Special Agent Miller – Wie der Wiener Jude Alfred Müller zum ‚Inglourious Basterd‘ wurde (Österreich 1, Hörbilder, 2013)
- Verehrt in alle Ewigkeit – Die Metamorphosen des Frank Sinatra (Österreich 1, Hörbilder, 2015)
- Die Philosophie der Neuen Rechten – Von Carl Schmitt bis Antonio Gramsci: Woraus sich Europas Rechtsradikale ihr neo-völkisches Weltbild zusammenbasteln (Österreich 1, Salzburger Nachtstudio, 2017)
- Staudingergasse 6 – Alltag an einer Wiener Brennpunktschule (Österreich 1, Hörbilder, 2018)
- Die totale Verschwörung – Warum so viele Menschen an das große Impf-Komplott, die teuflischen Absichten von Bill Gates und die Flache-Erde-Theorie glauben (Österreich 1, Hörbilder, 2021)
Fernsehfilme
- Wer hat Angst vor Elfriede J.? – Ein Porträt der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (55 Minuten, ORF, 2004)
- Der König von Absurdistan – Im Reich des Dichters Franzobel – Eine Audienz (55 Minuten, ORF 2007)
- Das Ende der Intimität – Wie Youtube und die Angst vor dem Terror unsere Welt verändern, (45 Minuten, ORF, 2007)
- Revolte, Aufbruch, Revolution – 68 und die Kirchen, (52 Minuten, ORF, 2008)
- Die Arbeitslosen von Marienthal, (52 Minuten, 3sat, 2009)
- Die Macht der Bilder – Lüge und Propaganda im Ersten Weltkrieg, (52 Minuten, ORF und 3sat, 2014)
- Die Ringstraße – Trilogie eines Boulevards, (3 × 52 Minuten, ORF und 3sat, 2015)
- Die Zauberin von Oz – Ein Porträt der Schriftstellerin Marjana Gaponenko (45 Minuten, 3sat, 2019)
Bücher
- Maitage, Erzählungen, Czernin 2010. ISBN 978-3707603255
- Edelweiß, Roman, Czernin 2018. ISBN 978-3-7076-0645-4
Auszeichnungen
- 2013: Radiopreis der Erwachsenenbildung Österreich
- 2013: Featurepreis der Stiftung Radio Basel
- 2014: Inge-Morath-Preis für Wissenschafts-Publizistik
- 2019: Elfriede-Grünberg-Preis
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Günter Kaindlstorfer. oe1.orf.at, abgerufen am 29. November 2016.
- ↑ kreuz und quer – Religion im TV. religion.orf.at, abgerufen am 29. November 2016.
- ↑ Die Methodistenpastorin Esther Handschin in ihrer Stellungnahme: „... finde ich es sehr bedauerlich,dass der Methodismus durch diesen Radiobeitrag mit einer Form der Frömmigkeit in Verbindung gebracht wurde, die ihm nicht entspricht“.
- ↑ Der Vorsitzende des BEG, Reinhold Eichinger, in seiner Stellungnahme.
- ↑ Eine Stellungnahme von Franz Graf-Stuhlhofer im Auftrag der Freikirchen in Österreich und Ein Ö1-Radiokolleg mit vielen falschen Behauptungen über die Evangelikalen
- ↑ Franz Graf-Stuhlhofer: "Der Erfolg evangelikaler Bewegungen"
Personendaten | |
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NAME | Kaindlstorfer, Günter |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Literaturkritiker, Fernsehmoderator, Schriftsteller und Journalist |
GEBURTSDATUM | 11. Juli 1963 |
GEBURTSORT | Bad Ischl |
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Porträtfoto des österreichischen Schriftsteller und Journalisten Günter Kaindlstorfer. | Eigenes Werk | Fotografie ENovy | Datei:Guenter-Kaindlstorfer-Fotografie-ENOVY-2010.jpg |