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vom 14.04.2022, aktuelle Version,

Gerardo Reichel-Dolmatoff

Gerardo Reichel-Dolmatoff (geb. als Erasmus Gerhard Reichel; * 6. März 1912 in Salzburg, Österreich-Ungarn; † 17. Mai 1994 in Bogotá) war ein Anthropologe, der fast 30 Jahre bei den Tucano-Indianern in Nordwest-Amazonien (Kolumbien) geforscht hat. Er war mitverantwortlich für die Überlieferung der Sprache und der Bräuche und deren Analyse.

Leben

Reichel war der Sohn des Malers Carl Anton Reichel und dessen Ehefrau Hilde Konstanze Dolmatoff. Er verbrachte seine Kindheit im so genannten Edelhof in Micheldorf im oberösterreichischen Kremstal. Er besuchte das Gymnasium im Stift Kremsmünster, Linz und Wien. Anschließend studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München und ab 1937 an der École du Louvre sowie der Faculté des Lettres der Sorbonne in Paris. 2012 wurde von Augusto Oyuela-Caycedo ermittelt, dass er in seiner österreichischen Zeit Mitglied der SS gewesen war.[1]

Im Jahr 1939 wanderte Reichel nach Kolumbien aus, dort änderte er seinen Namen in Gerardo Reichel-Dolmatoff. Er nahm 1941 an der ersten ethnologischen Feldstudie teil und gründete 1957 zusammen mit seiner Frau Alicia Dussán an der Universidad de Cartagena den ersten Lehrstuhl für Anthropologie in Lateinamerika. Im Jahr 1963 gründeten sie die Abteilung für Anthropologie an der Universidad de los Andes in Bogotá. Reichel-Dolmatoff wurde 1968 zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1976 zum Mitglied der National Academy of Sciences.

Ein besonderes Anliegen war ihm, die geistigen Leistungen der Indianer einem größeren Publikum vertraut zu machen und die „Würde des kolumbianischen Indios zu retten“.

Schriften (Auswahl)

Literatur

  • Leben und Werk des austro-kolumbianischen Anthropologen Gerardo Reichel Dolmatoff (1912–1994) unter Berücksichtigung früher und multikultureller Einflüsse sowie nationalwissenschaftlicher Faktoren und deren internationalen Perspektive (MA 18 – WI/942/97 – Viena, Austria) Mag. Robert Foltyn, Wien 1998
  • Reichel-Dolmatoff, Gerardo. In: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 951.
  • David García-Rodriguez: Zur Institutionalisierung der Anthropologie in Kolumbien: Die Rolle des Österreichers Reichel-Dolmatoff. 2005, Dissertation im Fach Geschichte
  • Augusto Oyuela-Caycedo: Biographical Archaeology: The Nazi Roots of Erasmus Reichel, life in Austria (1912–1933). In: Memorias: Revista Digital de Historia y Arqueología desde el Caribe versión On-line ISSN 1794-8886. 2012, N. 18, S. 1–21. (online)
  • Gerhard Drekonja-Kornat: G. Reichel-Dolmatoff – Crecer en Europa en tiempos violentos. In: Antípoda (Universidad de los Andes), enero-abril 2017, no. 27.
  • Gerhard Drekonja-Kornat: Las dos vidas de Gerardo Reichel-Dolmatoff. In: Iberoamericana (Berlin), julio de 2017, no. 65.
  • Gerhard Drekonja-Kornat: Das Schweigen der Männer in Bogotá. In: Merkur (Berlin), Februar 2017, no. 813.

Einzelnachweise

  1. Augusto Oyuela-Caycedo: Arqueología Biográfica: Las raíces Nazis de Erasmus Reichel, la vida en Austria (1912–1933). In: Memorias: Revista Digital de Historia y Arqueología desde el Caribe. Nr. 18, ISSN 1794-8886, S. 1–21 (org.co [abgerufen am 1. Januar 2016]).