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vom 11.11.2021, aktuelle Version,

Gisela Werbezirk

Gisela Werbezirk, auch Gisela Werbisek oder Giselle Werbisek (* 8. April 1875 in Pressburg, Österreich-Ungarn, heute Bratislava, Slowakei; † 10. April 1956 in Hollywood, Kalifornien, Vereinigte Staaten) war eine österreichische Theater-, Stumm- und Tonfilmschauspielerin.

Leben und Leistungen

Sie begann ihre Karriere an einem Theater in Pressburg. Daraufhin folgten Anstellungen an Wiener Bühnen. Ab 1918 spielte sie auch in österreichischen Stummfilmen, wie etwa Die Stadt ohne Juden (1924), mit und trat auch auf Unterhaltungsbühnen und im Kabarett Simpl auf.

1938 musste sie in die Vereinigten Staaten emigrieren, und konnte dort nur noch in kleinen Rollen an Theaterbühnen in New York schauspielern. Dort nannte sie sich auch in Giselle Werbisek um. Es folgten Engagements für Film und Fernsehen, und sie spielte in Hollywood unter anderem in Die Braut des Gorillas (1951) mit.

Aus einem Nachruf

„Sie spielte […] schon sehr frühzeitig die ‚komischen Alten‘. Aber durch ihre Komik brach oft genug so elementare Tragik hervor, daß einem das Lachen verging, und ihr Alter war von Anfang an keine Angelegenheit der Jahre, sondern einer zeitlosen, unendlich weisen Distanz zum Leben: in das sie sich dennoch mittenhinein stellte. So echtblütige, so vollsaftige Gestalten gab es kein zweites Mal. […] Es war immer das Leben selbst, das die Werbezirk verkörperte, und immer mit jener bezwingenden Beispielhaftigkeit, auf deren höherer Stufe dann eben die Frau Breier aus Gaya sich mit der Greislerin vom Grund und mit der Schalanterischen Großmutter traf: im Menschlichen. Man könnte sie vielleicht eine Kombination von Hansi Niese und Heinrich Eisenbach nennen, von Wiener Volksstück und ‚Budapester‘ Posse […]
Sie war eine große Volksschauspielerin und eine große Menschendarstellerin, die Werbezirk, und eine Meisterin der Nuance. Sie ließ die Pointen fallen wie Gansgrammeln aus der Einkaufstasche. Sie besaß eine Bühnenpräsenz von schlechthin monströser Wirkung und etablierte sie schon durch ihr bloßes Erscheinen, durch die groteske Überwältigungskraft ihres Äußeren. Und sie besaß die unfehlbare Zauberkraft der Persönlichkeit: das Publikum gänzlich (und dennoch unmerklich) zu beherrschen, ein vor Lachen tobendes Haus in Sekundenschnelle herumzureißen und ihm die Stille des angehaltenen Atems aufzuzwingen, den eben noch nach Luft Japsenden die Kehle derart abzuschnüren, daß ihnen kein Ausweg blieb als der in die Träne. […]
Die Werbezirk mußte sich im Hollywoodfilm nicht deshalb mit kleinen Rollen zufriedengeben, weil sie zu wenig, sondern weil sie zu viel von sich projizierte. Sie sprengte ihre Szenen und sprengte die streng gestufte Hierarchie der großen Gagenempfänger.“

Filmografie (Auswahl)

Audio

  • Hermann Leopoldi (Komponist, Interpret) et al.: Populäre jüdische Künstler. Musik & Entertainment 1903–1936. Wien. 1 CD, 1 Beilage (27 Seiten). Trikont, München 2001, OBV.

Literatur

  • Birgit Peter: Komische Strategien – Weiblicher Witz. Die Schauspielerin Gisela Werbezirk: weiblicher/jüdischer/österreichischer Witz. In: Monika Bernold u. a. (Hrsg.): Screenwise. Film, Fernsehen, Feminismus. Dokumentation der Tagung „Screenwise. Standorte und Szenarien zeitgenössischer feministischer Film- und TV-Wissenschaften“, 15.–17. Mai 2003 in Wien. Schüren, Marburg 2004, ISBN 3-89472-387-4, S. 125–130. Inhaltsverzeichnis online (PDF; 275 KB).
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 336.
  • Kay Weniger: ‚Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …‘. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 533 f.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Torberg: Die Erben der Tante Jolesch: Anhang: Nachrufe: Gisela Werbezirk oder Frau Breier aus Gaya in Hollywood. In: Friedrich Torberg: Die Tante Jolesch und Die Erben der Tante Jolesch (Doppelband), Verlag Langen/Müller, München 2008, ISBN 978-3-7844-3139-0, S. 638–640.


Gisela Werbezirk ist 1938 nicht "emigriert". Sie musste vor den Nationalsozialisten flüchten!

-- Feedback, Dienstag, 22. September 2020, 11:28

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