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vom 08.04.2022, aktuelle Version,

Gottfried Schatz

Gottfried Schatz (2001)

Gottfried „Jeff“ Schatz (* 18. August 1936 in Strem, Österreich; † 1. Oktober 2015 in Basel[1]) war ein schweizerisch-österreichischer Biochemiker.

Leben

Gottfried Schatz absolvierte als Schüler das Akademische Gymnasium in Graz mit der Reifeprüfung im Jahr 1954. Nach dem Studium der Chemie und Biochemie an der Universität Graz (Promotion zum Dr. phil. sub auspiciis praesidentis 1961) schlossen sich Aufenthalte an der Universität Wien und dem Public Health Research Institute der Stadt New York an. Nach einem insgesamt sechsjährigen Aufenthalt an der Cornell University in Ithaca, New York, zunächst als Associate Professor, dann als Professor, übernahm Gottfried Schatz ab 1974 eine Professur am Institut für Biochemie des Biozentrums der Universität Basel, das er von 1983 bis 1985 leitete. Von 1984 bis 1989 war er Generalsekretär der European Molecular Biology Organization (EMBO). Nach seiner Emeritierung im Jahre 2000 war er vier Jahre lang Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats (SWTR).[2][3] Im Jahr 2000 erschien auch seine wissenschaftliche Autobiographie „Interplanetary travels“.[4]

Gottfried Schatz war verheiratet und Vater dreier Kinder, darunter die Kulturintendantin Kamilla Schatz[5] und der Manager Peer Schatz.[6] Er lebte zuletzt in Reinach (BL).

Wirken

Gottfried Schatz war führend an der Aufklärung der Bildung von Mitochondrien beteiligt und ist Mitentdecker der mitochondrialen DNA.[7] Seine Erkenntnis, dass diese DNA jedoch nur für einige wenige Proteine kodiert, war ausschlaggebend für seine weiteren Forschungen, die sich mit dem Import von Proteinen in die Mitochondrien und dem Abbau von Proteinen innerhalb der Mitochondrien beschäftigten. Schatz entdeckte ein komplexes Transportsystem, das Mitochondrienproteine, die im Zytoplasma gebildet werden, anhand spezifischer Signale erkennt und in die Mitochondrien einschleust. Dieses System beinhaltet zwei Proteinkomplexe, TOM und TIM, die jeweils in der äusseren und inneren Membran der Mitochondrien lokalisiert sind.[8] Mutationen in diesen Komplexen können den Proteinimport beeinträchtigen und Krankheiten wie das neurodegenerative Mohr-Tranebjaerg-Syndrom verursachen, das zu Taubheit führt. Schatz zeigte zudem, dass die Protease Lon den Proteinumsatz in den Mitochondrien steuert und so die Funktion mitochondrialer DNA aufrechterhält. Der Biochemiker ist Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Publikationen, drei Essaybänden, einer Autobiografie und einem Roman.

Auszeichnungen und Preise

Publikationen (Auswahl)

  • Jeff’s view on science and scientists. Elsevier Butterworth-Heinemann, Amsterdam 2006, ISBN 0-444-52133-X.
  • Jenseits der Gene. Essays über unser Wesen, unsere Welt und unsere Träume. NZZ Libro, Zürich 2008, ISBN 978-3-03823-780-8.
    • Taschenbuchausgabe: Die Welt in der wir leben: Ein Biologe über unser Wesen, unsere Träume und den Grund der Dinge. Herder, Freiburg im Breisgau 2010, ISBN 978-3-451-05792-2.
  • Feuersucher. Die Jagd nach dem Geheimnis der Lebensenergie. NZZ Libro, Zürich 2011, ISBN 978-3-03823-677-1.
  • Zaubergarten Biologie. Wie biologische Entdeckungen unser Menschenbild prägen. NZZ Libro, Zürich 2012, ISBN 978-3-03823-753-2.
  • Postdoc. Roman. Styria, Graz 2015, ISBN 978-3-222-13486-9
  • Urknall, Sternenasche und ein Fragezeichen. Essays zu Kultur und Wissenschaft. NZZ Libro, Zürich 2016, ISBN 978-3-03810-160-4.

Einzelnachweise

  1. Dieter Schweizer: In memoriam Gottfried Schatz (1936–2015), uni:view, 5. Oktober 2015, abgerufen 6. Oktober 2015
  2. Schweizerischer Wissenschafts- und Technologierat (SWTR): Der Bundesrat bezeichnet die neuen Mitglieder. Pressemitteilung April 2000.
  3. Gottfried Schatz: Über 103 Interviews während der vierjährigen Amtszeit als Präsident des SWTR (Memento vom 1. Februar 2012 im Internet Archive)
  4. Gottfried Schatz: Interplanetary travels. In: Comprehensive Biochemistry. Band 41, 2000, Chapter 9, S. 449–530.
  5. Smilla Bühler: Von St. Moritz nach Trogen: Pestalozzi Schulcamp empfängt Herisauer Klasse. Abgerufen am 19. August 2021.
  6. Jeder Mitarbeiter soll sich wichtig fühlen, Interview mit Peer Schatz, NZZ 2009 abgerufen 9. Oktober 2019
  7. Ellen Haslbrunner, Hans Tuppy, Gottfried Schatz (Institut für Biochemie an der medizinischen Fakultät der Universität Wien): "Deoxyribonucleic Acid associated with Yeast Mitochondria" (1964) (Memento vom 17. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF) In: Biochemical and Biophysical Research Communications. Band 15, S. 127–132
  8. Proteintransport in Mitochondrien: TOM- und TIM-Komplexe biospektrum.de, abgerufen am 10. Juni 2014, (PDF-Datei; 200 kB)
  9. https://www.amacad.org/multimedia/pdfs/publications/bookofmembers/electionIndex1950-1999.pdf#page=47
  10. Marcel-Benoist-Preis 1992 (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marcel-benoist.ch «… in Anerkennung seiner bahnbrechenden Arbeiten zur Genetik und zu den intrazellulären Transport-Mechanismen der in der Zellkern-DNS kodierten mitochondrialen Proteine.» marcel-benoist.ch, abgerufen am 10. Juni 2014.
  11. AWK: Korrespondierende Mitglieder. In: www.awk.nrw.de.
  12. 1 2 Forschungs- & Technologie-Haus - TU Graz. In: www.tugraz.at.
  13. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952. (PDF-Datei; 6,59 MB)
  14. E.B. Wilson Medaille 2000: «… for work on mitochondrial protein import.» - Lecture: What Mitochondria Have Told Me PMC 32264 (freier Volltext)
  15. Antonio Feltrinelli International Prize 2004 (Memento vom 29. Juni 2007 im Internet Archive) «… hat mit seinen Arbeiten zur Bildung von Mitochondrien weltweite Anerkennung gefunden.»
  16. Informationsdienst Wissenschaft Basel, 25. August 2009: Gottfried Schatz erhält europäischen Preis für Wissenschaftskultur der Kulturstiftung "Pro Europa" … für sein "Engagement im Dienste der Wissenschaftskultur und dessen Ausstrahlung weit über die Landesgrenzen hinaus".