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vom 11.01.2020, aktuelle Version,

Gymnasium Fichtnergasse

Gymnasium Fichtnergasse
Gründung 1897
Ort Wien
Bundesland Wien
Staat Österreich
Koordinaten 48° 11′ 11″ N, 16° 17′ 18″ O
Website www.fichtnergasse.at/

Das Gymnasium Fichtnergasse ist das älteste Gymnasium im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzing.

Relief für Isidor Kukutsch, den ersten Direktor des Gymnasiums

Geschichte

1897 bis 1918

Das vom k.k. Ministerium für Cultus und Unterricht gegründete Gymnasium wurde, da das Schulgebäude erst errichtet werden musste, 1897 provisorisch in der Diesterweggasse 3 in Penzing, bis 1938 Teil des 13. Bezirks, eingemietet. Das Gymnasiumsgebäude wurde in der kurzen Bauzeit vom 2. Mai 1899 bis zum 30. August 1900 nach den Plänen des Architekten Emil von Förster von der Baufirma Frauenfeld Berghof unter dem Baumeister Eduard Frauenfeld jun. und unter der Bauleitung des Ingenieurs Emil Artmann (1871–1939) in der Fichtnergasse, einer Seitengasse der Hietzinger Hauptstraße, nahe dem Hügelpark erbaut. Auf diesem Areal befand sich in den 1860er und 1870er Jahren das große Vergnügungsetablissement Neue Welt.

Das Schulgebäude umfasste auf drei Geschoßen zwölf Klassenzimmer, Turnsaal, Exhortensaal (Exhorte, veraltet: Ermahnungsrede), Säle für Naturgeschichte und Naturlehre und Sammlungen, Physik- und Zeichensaal, Direktionskanzlei und Bibliothek, Konferenzzimmer und Sprechzimmer sowie eine Direktorenwohnung und eine Schuldienerwohnung. Der Garten wurde zur Anlage eines Sommernaturplatzes und eines Botanischen Gartens verwendet. Die Baukosten wurden mit 438.000 Kronen angegeben. Das Gebäude war mit einer damals modernen Zentralheizung, nämlich einer Niederdruckdampfluftheizung in Verbindung mit einer Calorifereheizung, ausgestattet. Die Beleuchtung erfolgte durch Gas-Auerlicht mit Reflexschirmen und einer reflektierenden Caseindecke.

Die feierliche Schlusssteinlegung und Eröffnung der Schule fand am 16. Oktober 1900 statt. Bei der Feier waren der k.k. Unterrichtsminister, Wilhelm von Hartel, der Statthalter von Niederösterreich, Erich von Kielmansegg, der Vizepräsident des niederösterreichischen Landesschulrates, Richard von Bienerth-Schmerling, und der Bürgermeister von Wien, Karl Lueger, anwesend. Die Schlusssteinlegung wurde im Vestibül der Schule bei der dort aufgestellten Bronzebüste von Kaiser Franz Joseph I., einer Arbeit des Bildhauers Anton Brenek, vorgenommen. Die unter dem Schlussstein in einer Kapsel versenkte Gedächtnisurkunde wurde von Domkapitular Ferdinand Wimmer, assistiert von Religionsprofessors Wolfgang Pauker, geweiht.

Das Schulgebäude war anfangs weithin sichtbar, da bei weitem noch nicht alle Parzellen entlang der Fichtnergasse verbaut waren. (Der Bezirk gehörte damals erst seit acht Jahren zu Wien.) Die soeben eröffnete Wiener Stadtbahn brachte aber Veränderung: Hietzing wurde leichter erreichbar. Dem an Nestroy erinnernden Hietzinger Stellwagen war 1887 die Dampftramway gefolgt, die bis 1908 in halbstündigen Intervallen die Hietzinger Hauptstraße befuhr und die Schule an der Haltestelle Fichtnergasse erschloss. Am 13. Oktober 1908 wurde die Linie auf elektrischen Straßenbahnbetrieb (Linie 58, bis 2017, seither Linie 10) umgestellt; ursprünglich konnte man vom Neuen Markt im Stadtzentrum direkt hierher fahren. Die katholischen Schüler wurden jeden Sonntag in Zweierreihen zum Gottesdienst in der Pfarrkirche Maria Hietzing geführt.

1918 bis 1945

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in der Ersten Republik die Franz-Joseph-I.-Büste im Vestibül entfernt. Mit der sozialdemokratisch dominierten Glöckelschen Schulreform wurden erstmals Klassenvertreter gewählt und die sogenannte Schulgemeinde konstituiert. Ab 1919 wurden erstmals Mädchen aufgenommen.

Ab 1928 wurden die ersten konkreten Schritte zur Erweiterung des Schulgebäudes unternommen. Im Schuljahr 1933 / 1934 war das Hietzinger Gymnasium mit 17 Klassen und 644 Schülern das der Schülerzahl nach größte Gymnasium Wiens. Im 1934 begonnenen diktatorischen Ständestaat wurden die Franz-Joseph-I.-Büste und das Altarbild im Exhortensaal wieder aufgestellt (1938 von den Nationalsozialisten entfernt.) Am 14. November 1935 weihte im Festsaal der Schule Kardinal Theodor Innitzer eine vom Elternverein gestiftete Schulfahne.

Beim „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland wurde Direktor Josef Stadlmann, ein prononcierter Christlichsozialer, unter Mitwirkung einiger der Hitlerjugend angehörender Schüler mit aufgepflanztem Bajonett aus der Schule eskortiert, in Haft genommen und mit gekürzten Bezügen zwangspensioniert. In den Anschlusstagen nahm die Leibstandarte SS Adolf Hitler im Schulgebäude Quartier.

Ein hoher Prozentsatz der Schüler bestand aus jüdischen Burschen, die ihr Leben verloren oder ins Ausland flüchten mussten. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Schule Oberschule für Jungen genannt, was aber nicht weiter auffiel, weil bereits unter Stadlmann keine Mädchen mehr aufgenommen worden waren. Die Schülerschaft vergrößerte sich durch Seminaristen aus Hollabrunn, die nach Aufhebung des dortigen katholischen Knabenseminars in die bischöfliche Sommerresidenz in Ober Sankt Veit übersiedelt wurden. Insgesamt sank die Schülerzahl zwischen 1938 und 1945 von 562 auf 369 Schüler ab, weil die jüdischen Schüler vertrieben und im Nationalsozialismus andere Ausbildungen als humanistische Bildung gefördert wurden.

Im Schuljahr 1943 / 1944 führte die Anstalt vier sechste Klassen (= 10. Schul-/Jahrgangsstufe) als sogenannte Luftwaffenhelfer-HJ-Klassen, die bei Flakstellungen untergebracht waren und unterrichtlich von dorthin beorderten Lehrern betreut wurden. Im letzten Kriegsjahr wurden die Schüler der Gymnasien des 18. und des 19. Bezirks, deren Schulen nun als Lazarette dienten, dem Hietzinger Gymnasium zugeteilt. Direktor Karl Aulitzky wurde zu Kriegsende dem Volkssturm zugewiesen, geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde als vermisst gemeldet. Bei der Eroberung Wiens durch die Rote Armee im April 1945 quartierte sich diese im Schulgebäude ein. Die Schulwartin Preinfalk rettete die Sammlung und die Bücher der Schule.

Nach 1945

Nach der Befreiung Wiens wurde am 3. Juli 1945 der Unterricht im benachbarten Gymnasium Wenzgasse wieder aufgenommen. Im Herbst 1945 wurde der damalige Bezirk Hietzing Teil des englischen Besatzungssektors in Wien. Die Soldaten hatten die Schule verlassen; der Unterricht wurde halbtägig wieder im Schulgebäude in der Fichtnergasse aufgenommen, weil der andere Halbtag der obdachlosen Realschule Astgasse (seit 1938: 14. Bezirk) zur Verfügung gestellt wurde. Am 8. November 1945 wurde Stadlmann wieder Direktor. Von Dezember 1945 bis März 1946 entfiel wegen Mangels an Heizmaterial der Unterricht.

Am 8. Mai 1948 fand verspätet eine Feier zum fünfzigjährigen Bestehen des Gymnasiums statt. Am 12. und 13. Mai 1948 folgten zur 50-Jahre-Feier zwei Abende mit der Aufführung des Nestroystücks „Nur keck!“, und am 5. und 6. November spielte die 8. Klasse den „Eulenspiegel“ von Nestroy. Zu Weihnachten 1949 konnten die Professoren den Witwen der verstorbenen Lehrer und Schulangestellten eine freudige Überraschung bereiten: Der ehemalige Fichtnergassen-Maturant Hans Altmann, Sohn des 1938 vertriebenen Textilindustriellen Bernhard Altmann,[1] trat schon 1948 mit einer großen Zuckerspende in Erscheinung; nun schickte er 1949 aus den Vereinigten Staaten je 3 1/2 m Kleiderstoff bester Qualität als Geschenk. (Hans Altmann blieb Hietzing verbunden: 1964 heiratete er Ruth, die 1933–1938 mit ihren Eltern in der St.-Veit-Gasse 10 gewohnt hatte.)

Unter Direktor Friedrich Heger wurden wieder Mädchen aufgenommen und eine Vollmädchenklasse mit 37 Schülerinnen gebildet. Am 24. Oktober 1951 wurde die Schulgemeinde neu gegründet und es wurden wieder Klassensprecher gewählt. Nach der langen Unterbrechung von 32 Jahren erschienen nun wieder regelmäßig Jahresberichte.

1964 wurde mit Umbau und Ausbau der Schulgebäudes begonnen. Die aufgestockte und modernisierte Schule wurde am 17. Juni 1967 mit einem internen Festakt eröffnet. Am 6. November 1967 folgte der offizielle Festakt in Anwesenheit der Bundesminister Vinzenz Kotzina für Bauten und Technik und Theodor Piffl-Percevic für Unterricht.

Leitung

  • 1897–1919 Isidor Kukutsch, vorher Professor an der Theresianischen Akademie
  • 1919–1930 Gustav Hemetsberger
  • 1930–1931 Johann Zuchristian, provisorisch
  • 1931–1938 Josef Stadlmann († 8. August 1964), er vertrat ab 1920 die Gruppe der Christlichen Mittelschullehrer
  • 1938–1945 Karl Aulitzky (1891–1945), kommissarisch, in der Uniform eines Politischen Leiters
  • 1945 Eugen Mitter, provisorisch
  • 1945–1949 Josef Stadlmann
  • 1949–1950 Eugen Mitter
  • 1950–1958 Friedrich Heger
  • 1958 Hubert Richter, provisorisch
  • 1958–1968 Hans Kriegl († 19. Februar 1971)
  • 1968–1969 Friedrich Weigert, provisorisch
  • 1970–1977 Hans Höltl
  • 1977–1978 Herbert Gillinger, provisorisch
  • 1978–1985 Harald Majdan († 27. März 1985)
  • 1985 Friedrich Novopacky, provisorisch
  • 1986–1997 Elfriede Jischa (1932–2002)
  • 1998–2009 Elisabeth Glatt
  • 2009– Ulrike Reh-Altenaichinger

Lehrer

  • Gustav Turba, Historiker, ab 1911 Hochschulprofessor an der Universität Wien
  • Johann Langer (1861–1950), Musikpädagoge, von 1898 bis 1929 als Musiklehrer an der Schule

Schüler

Commons: Gymnasium Fichtnergasse  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Altmann im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien

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Gymnasium Fichtnergasse, im Stiegenhaus vom EG ins 1.OG, Reliefporträt zum ersten Direktor Reg.Rat Dr. Isidor Kukutsch (1897-1919), mit Signatur F. Winkler Eigenes Werk Anton-kurt
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Gymnasium Fichtnergasse in Wien 13 Eigenes Werk Gugerell
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