Halbturn
Halbturn
|
||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
|
||
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Burgenland | |
Politischer Bezirk: | Neusiedl am See | |
Kfz-Kennzeichen: | ND | |
Fläche: | 55,15 km² | |
Koordinaten: | 47° 52′ N, 16° 58′ O | |
Einwohner: | 1.922 (1. Jän. 2019) | |
Bevölkerungsdichte: | 35 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 7131 | |
Gemeindekennziffer: | 1 07 08 | |
NUTS-Region | AT112 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Wiener Straße 3 7131 Halbturn |
|
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Markus Ulram (ÖVP) | |
Gemeinderat: (2017) (21 Mitglieder) |
||
Lage von Halbturn im Bezirk Neusiedl am See | ||
Schloss Halbturn |
||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Halbturn ist eine Gemeinde mit 1922 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2019) im Burgenland im Bezirk Neusiedl am See in Österreich. Der ungarische Ortsname der Gemeinde ist Féltorony.
Geografie
Halbturn (burgenländisch „Hoibtuan“) liegt nahe der ungarischen Grenze. Weiterer Ortsteil ist Wittmannshof.
Nachbargemeinden
Die Nachbarorte in Österreich sind Frauenkirchen, Mönchhof, Nickelsdorf, St. Andrä am Zicksee und Andau, in Ungarn Albertkázmérpuszta, Hegyeshalom und Mosonszolnok.
Geschichte
Die Gegend um Halbturn war bereits in römischer Zeit besiedelt. Bei archäologischen Grabungen wurden ein Gräberfeld aus der Kaiserzeit sowie eine römische Villa gefunden.[1][2] Im Jahr 2008 entdeckte ein Team von Archäologen ein Amulett aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. In Form einer goldenen Schriftrolle mit den Worten des jüdischen Gebets Shema 'Yisrael (Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer). Es gilt als der früheste erhaltene Beweis für eine jüdische Präsenz im heutigen Österreich. Die erste urkundliche Erwähnung Halbturns war im Jahre 1466, eine Urkunde berichtet über einen langjährigen Grenzstreit zwischen dem Konvent des Stiftes Heiligenkreuz, Grundherr in Mönchhof, und den Grafen von Bazin, den Besitzern von Halbturn, die eine Vergrößerung ihres Besitzes anstrebten. König Matthias Corvinus wurde gebeten, als oberster Richter zu fungieren. Am Feste des Hl. Georg trafen sich die streitenden Parteien. Ein Kommissär des Königs sprach an Ort und Stelle die Grundstücke und Weingärten dem Stift Heiligenkreuz zu.
In der genannten Urkunde von 1466 wird Halbturn zwar erstmals namentlich erwähnt, doch wurde der Ort vermutlich früher gegründet. Vom „alten, ersten Halbturn“ ist bis heute über Aussehen, Größe, Bewohner etc. nichts bekannt.
Weitere urkundliche Erwähnungen sind 1487/88 „villa Felthorom, Felthoron“ und 1493 „poss. Holbenthurm“.[3]
Der Name Halbturn leitet sich wahrscheinlich von einem halbverfallenen Turm eines alten Kastells ab. Dieser halbe Turm ist im „Mönchhofer Hotterbüchl“ abgebildet. Ob der Zeichner nur zur besseren Erklärung des Gebietes diesen Turm gezeichnet hat, oder er tatsächlich bestanden hat, konnte bisher nicht geklärt werden. Der Turm könnte jedoch zur Verteidigung der wichtigen Straßenkreuzung von Neusiedl nach Altenburg (Magyaróvár) und von Ödenburg (Sopron) nach Preßburg (Bratislava) gedient haben. Der Standort dieses Turmes könnte im Bereich des Schlosses gewesen sein und auch die Grundrissform des dritten Schlosshofes entspräche der eines Turmes. Bildliche oder schriftliche Beweise dafür gibt es jedoch nicht.[3]
- Herrschaft und Besitzer
Halbturn gehörte zur Herrschaft Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár), die damals im Besitz der Grafen von Bösing (Bazin) und St. Georgen (bei Preßburg) war und zum Königreich Ungarn gehörte. 1516 nach dem Aussterben der Familie kam die Herrschaft wieder an die ungarische Krone zurück als unmittelbares ungarisches Krongut. Der ungarische König Ludwig II. schenkte die Herrschaft seiner Gemahlin Maria (1505–1558), der Schwester des Habsburgers Ferdinand I., als Witwengut. 1526, nach dem Tode Ludwigs II., übernahm Maria ihren Witwensitz und hielt sich bis 1528 im Komitat auf. Auf dem Gelände des zerstörten Halbturn fand nach der Eroberung Budapests durch die Türken im Jahre 1540 das Gestüt der ungarischen Königinwitwe Maria eine neue Heimstätte. König Ferdinand I. gestattete hierbei seinem Höfling Eizinger die Errichtung eines Gestüts auf dem Halbturner Gelände. Nach dem Ableben Marias kam der Besitz wieder in die direkte Verwaltung der Habsburger zurück, da durch das Aussterben der ungarischen Könige die Habsburger deren Stellung übernahmen.[4]
Der Ort gehörte, wie das gesamte Burgenland, bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Féltorony verwendet werden.
Historische Landkarten
-
Schloss (Mitte unten) und Umgebung im Norden
-
Ortskern (Mitte oben) und südliche Umgebung (Seewinkel)
Bevölkerungsentwicklung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Schloss Halbturn: barocke Schlossanlage, 1701 bis 1711 von Johann Lucas von Hildebrandt erbaut, später durch den Hofbaumeister Franz Anton Hillebrandt umgebaut, und von Franz Anton Maulbertsch mit Fresken versehen. Ursprünglich als Jagdschloss für Kaiser Karl VI. erbaut. Im Schloss finden regelmäßig Veranstaltungen wie Ausstellungen und die Halbturner Schlosskonzerte statt.
- Katholische Pfarrkirche Halbturn
Regelmäßige Veranstaltungen
- Die Halbturner Schlosskonzerte finden seit 1973 jährlich an den Samstagen in den Monaten Juli und August statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
In Halbturn sowie der Nachbargemeinde Andau wird derzeit der Windpark Andau/Halbturn errichtet. Nachdem die Baugenehmigung 2010 erteilt wurde, befindet sich der Windpark mit insgesamt 79 Windkraftanlagen seit Mai 2012 in Bau.[5]
Durch Halbturn führt der von Frauenkirchen kommende und bis zur Einbindung in den Jakobsweg Österreich in Haslau-Maria Ellend überwiegend im Burgenland verlaufenden Jakobsweg Burgenland. Der Jakobsweg Ungarn knüpft in einer Variante in Halbturn an den Jakobsweg Burgenland an.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 21 Mitglieder.
Partei | 2017[6] | 2012[7] | 2007[8] | 2002[9] | 1997[9] | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | |
ÖVP | 850 | 63,72 | 14 | 698 | 52,13 | 11 | 637 | 46,60 | 10 | 566 | 40,72 | 9 | 460 | 34,80 | 7 |
SPÖ | 333 | 24,96 | 5 | 489 | 36,52 | 8 | 427 | 31,24 | 7 | 373 | 26,83 | 5 | 287 | 21,71 | 4 |
FPÖ | 151 | 11,32 | 2 | 152 | 11,35 | 2 | nicht kandidiert | 451 | 32,45 | 7 | 575 | 43,49 | 10 | ||
BLH | nicht kandidiert | nicht kandidiert | 303 | 22,17 | 4 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | ||||||||
Wahlberechtigte | 1709 | 1751 | 1747 | 1681 | 1615 | ||||||||||
Wahlbeteiligung | 86,37 % | 85,89 % | 85,35 % | 89,17 % | 90,15 % |
Gemeindevorstand
Dem Gemeindevorstand gehören nebne Bürgermeister Markus Ulram (ÖVP) und dem Vizebürgermeister Paul Brunner (ÖVP) weiters die geschäftsführenden Gemeinderäte Friedrich Heider (SPÖ), Anita Rongitsch (ÖVP), Gerald Knöbl (ÖVP), Josef Thury (ÖVP) und Roland Ziniel (SPÖ) dem Gemeindevorstand an.[10]
Bürgermeister
Bürgermeister ist Markus Ulram (ÖVP), der 2011 die Nachfolge von Peter Nachtnebel (ÖVP) antrat.
Vizebürgermeister ist Paul Brunner (ÖVP).[10]
Amtsleiterin ist Johanna Knöbl.[11]
Persönlichkeiten
- Karl Ratzenböck (1878–1946), Landwirt und Politiker
- Franz Thury (1909–1988), Landesbeamter und Politiker
- József Grősz (1887–1961), römisch-katholischer Erzbischof von Kalocsa in Ungarn
Literatur
- Herbert Brettl: Halbturn im Wandel der Zeiten. Gemeinde Halbturn, Halbturn 1999
- Marietheres Waldbott: Halbturn. Roetzer, Eisenstadt 1975
- Abschnitt „Die Partnergemeinden“ in „TÜPL Bruckneudorf – 150 Jahre Brucker Lager“ von Petra Weiß, Hrsg. Stadtgemeinde Bruck an der Leitha, April 2017, S. 432/433
Weblinks
- 10708 – Halbturn. Gemeindedaten, Statistik Austria.
Einzelnachweise
- ↑ Falko Daim, Nives Doneus (Hrsg.): Halbturn: Das kaiserzeitliche Gräberfeld und die Villa von Halbturn, Burgenland: Naturräumliche Voraussetzungen, Prospektion und Vorbericht (= Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie. Band 10). Innsbruck 2004, ISBN 3-7030-0391-X.
- ↑ Nives Doneus (Hrsg.): Das kaiserzeitliche Gräberfeld von Halbturn, Burgenland (= Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. Band 122). 4 Bände, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2014, ISBN 978-3-88467-233-4 (Online-Fassung).
- 1 2 Herbert Brettl: Halbturn im Wandel der Zeiten. Gemeinde Halbturn, Halbturn 1999
- ↑ Harald Prickler: Das kaiserliche Gestüt in Mönchhof. In: Burgenländisches Leben, 1977, 1/2
- ↑ Halbturn & Andau: 79 neue Windräder. In: ORF, 4. Mai 2012. Abgerufen am 5. Mai 2012.
- ↑ Land Burgenland: Wahlergebnis Halbturn 2017 (abgerufen am 28. November 2017)
- ↑ Land Burgenland: Wahlergebnis Halbturn 2012 (abgerufen am 28. November 2017)
- ↑ Land Burgenland: Wahlergebnis Halbturn 2007 (abgerufen am 28. November 2017)
- 1 2 Land Burgenland: Wahlergebnis Halbturn 2002 (abgerufen am 28. November 2017)
- 1 2 Gemeinde Halbturn: Gemeindevorstand und Gemeinderäte (abgerufen am 28. November 2017)
- ↑ Gemeinde Halbturn: Gemeindeamt (abgerufen am 28. November 2017)
^ Archaeological sensation in Austria. Scientists from the University of Vienna unearth the earliest evidence of Jewish inhabitants in Austria, 13.03.08, “Archived copy”. Archiviert vom Original am 30. März 2012. Abgerufen am 21. September 2011.
License Information of Images on page#
Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
---|---|---|---|---|
historische Landkarte: Gradkartenblatt Zone 14 Colonne XVI Section a (später 4858/1). Zurndorf, Nickelsdorf, Weiden, Gols, Mönchhof im Seewinkel bzw. nördlichen Burgenland, Österreich. Franzisco-josephinische (3.) Landesaufnahme der österreichisch-ungarischen Monarchie. Aufnahmeblatt 1:25.000. Rayon des Brucker Lagers nur schematisch dargestellt (siehe dazu die Karten im Maßstab 1:12.500). | Archiv des Militärgeographischen Institutes | Österreichisch-Ungarische Monarchie, Militärgeographisches Institut | Datei:Aufnahmeblatt 4858-1 Zurndorf Nickelsdorf Weiden Gols Mönchhof.jpg | |
historische Landkarte: Gradkartenblatt Zone 14 Colonne XVI Section c (später 4858/3). Halbthurn, Podersdorf, Frauenkirchen, St. Andrä, Andau, Tadten im Seewinkel, Burgenland, Österreich. Franzisco-josephinische (3.) Landesaufnahme der österreichisch-ungarischen Monarchie. Aufnahmeblatt 1:12.500. | Archiv des Militärgeographischen Institutes | Österreichisch-Ungarische Monarchie, Militärgeographisches Institut | Datei:Aufnahmeblatt 4858-3 Halbturn Andau Podersdorf Frauenkirchen.jpg | |
Positionskarte von Österreich | Eigenes Werk mittels: United States National Imagery and Mapping Agency data World Data Base II data File:Austria location map.svg von User:Lencer | NordNordWest | Datei:Austria adm location map.svg | |
The Wikimedia Commons logo, SVG version. | Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) | Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa | Datei:Commons-logo.svg | |
Compass card with German wind directions | Eigenes Werk | User:Madden | Datei:Compass card (de).svg | |
Der "Halbe Turm" auf einem Plan aus dem Jahre 1650. Im Norden (E) ist Mönchhof und im Südosten (O) Frauenkirchen eingezeichnet. | Eigenes Werk | Feltorony007 | Datei:Halber Turm.jpg | |
Pfarrkirche hl. Joseph von Nazaret, Halbturn. | Eigenes Werk | Thaler Tamas | Datei:HalbturnFotoThaler13.jpg | |
Pfarrkirche hl. Joseph von Nazaret, Halbturn. | Eigenes Werk | Thaler Tamas | Datei:HalbturnFotoThaler17.jpg | |
Schloss Halbturn | Eigenes Werk | Thaler Tamas | Datei:HalbturnFotoThalerTamas.jpg | |
Der ehemalige katholische Pfarrhof der burgenländischen Gemeinde Halbturn . | Eigenes Werk | C.Stadler/Bwag | Datei:Halbturn - Pfarrhof.JPG |