Hanns Jelinek
Hanns Jelinek (* 5. Dezember 1901 in Wien; † 27. Jänner 1969 ebenda; Pseudonyme: Hanns Elin, H. J. Hirsch, Jakob Fidelbogen) war ein österreichischer Komponist und Musikpädagoge.
Leben
Sein Vater war Arbeiter (Maschinenwärter, gestorben 1917). Mit 6 Jahren erhielt er Violin- und mit 7 Klavierunterricht. 1918 wird er Mitglied der neugegründeten Kommunistischen Partei Österreichs[1]. Nach seiner Teilnahme 1918–19 am Arnold Schönbergs Seminar für Komposition[2] an der Schwarzwaldschule[3] in Wien mit den Schwerpunkten Kontrapunkt und Harmonielehre und nach dem Privatunterricht bei Schönbergs Schüler Alban Berg nahm er 1920 ein Studium an der Wiener Musikakademie auf. Sein Lehrer war Franz Schmidt. Er brach jedoch 1922 dieses Studium aus finanziellen Gründen ab und erlernte weiter den Komponistenberuf als Autodidakt.
Um seinen Lebensunterhalt als freischaffender Komponist bestreiten zu können, trat er fortan als Pianist in Bars und Kinos auf und komponierte unter seinem Pseudonym „Hanns Elin“ Unterhaltungsmusik und Schlager. Seit 1934 (angefangen mit seinem 2. Streichquartett op. 13) sind alle seine mit Opuszahlen versehene Werke in der Zwölftontechnik geschrieben. 1956 in seinen Three Blue Sketches op. 25 verbindet Jelinek Dodekaphonie und Jazz.
Erst im Jahre 1958 trat er eine Stellung als Lehrer an der Hochschule für Musik in Wien an. 1965 übernahm er eine Professur an der dortigen Hochschule. Unter seinen Schülern: Petr Kotík, Gunnar Sønstevold, Walter Szmolyan, Igor Štuhec, Erich Urbanner, Bojidar Dimov und Heinz Karl Gruber.
Er starb 1969 in Wien und wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 22) beigesetzt.
Sein kompositorisches Schaffen umfasst neben den "ernsten" Kompositionen: 6 Sinfonien, 2 Streichquartetten, Liedern, Kammermusikwerken, Suiten, Kanons auch "leichte" Genres sowie Operetten, Chansons wie auch Filmmusik. In der Umsetzung der Zwölftontechnik in seinen Kompositionen ist der Einfluss seines Lehrers Schönberg zu erkennen. Jelinek verfasste darüber hinaus im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Wiener Musikhochschule mehrere musiktheoretische Schriften, vorrangig zum Thema der Zwölftontechnik.
Auszeichnungen
- 1932: John-Hubbard-Preis
- 1947: Preis der Stadt Wien für Musik
- 1966: Großer Österreichischer Staatspreis für Musik
Werke (Auswahl)
Kompositionen[4][5]
- 13 kleine Lieder für Gesang und Klavier op. 1 (1927)
- Präludium, Passacaglia und Fuge für Kammerorchester op. 4 (1922)
- 3 Chansons nach Texten von Erich Kästner (1930)
- 1. Streichquartett op. 10 (1931)
- Suite für Streichorchester op. 11 (1931)
- Sinfonia concertante (Sinfonie Nr. 4) für Streichquartett und großes Orchester op. 12 (1931)
- 2. Streichquartett op. 13 (1934–35)
- Bubi Caligula Operette (1947–53)
- Zwölftonwerk op. 15 (1947–52)
- Sinfonia brevis op. 16 (1948–50)
- Concertino für Streicher op. 17 (1951)
- Phantasie für Klarinette, Klavier und Orchester op. 18 (1951)
- Zwölftonfibel für Klavier op. 21 (1953–54)
- Sinfonia concertante (Sinfonie Nr. 6) op. 22 (1953)
- Teil der Filmmusik für Frühling auf dem Eis mit der Wiener Eisrevue (den anderen Teil komponierte Nico Dostal)[6][7][8][9] (1951)
- Selbstbildnis des Marc Aurel für Erzähler und vier Instrumentalisten op. 24 (1954)
- Sonate für Violine op. 27 (1956)
- Unterwegs: Kantate nach Worten von Franz Kießling für Sopran, Vibraphon und Kontrabass. op. 28 (1957)
- Vier Songs nach Gedichten von Franz Kiessling für mittlere Stimme und Klavier op. 29 (1957)
- The Dances around the Steel Blue Rose Ballett (1956–59)
- Canon nuptiale für gemischten Chor (1959)
- Zehn zahme Xenien für Violine und Klavier op. 32 (1960)
- Rai Buba Etüde für Klavier und großes Orchester op. 34 (1962)
Schriften
- Musikalisches Hexeneinmaleins. In: Österreichische Musikzeitschrift. 6. Jg., 1951.
- Anleitung zur Zwölftonkomposition nebst allerlei Paralipomena. 2 Bände. Wien 1952.
- Die krebsgleichen Allintervallreihen. In: Archiv für Musikwissenschaft. 18. Jg., 1961.
- Musik in Film und Fernsehen. In: Österreichische Musikzeitschrift. 23. Jg., 1968.
Literatur
- Elisabeth Th. Hilscher-Fritz, Monika Kornberger: Jelinek, Hanns. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9. S. 893
- Helmut Kreysing: Hanns Jelinek, in: Komponisten der Gegenwart, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Rudolf Stephan: Jelinek, Hanns. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 389 (Digitalisat).
- Fred K. Prieberg: Jelinek, Hanns in: Lexikon der neuen Musik. Alber, Freiburg/München, 1958; Neuauflage 1982, ISBN 3-495-47065-4, S. 221
- Ernst Balac: Hanns Jelinek: Leben und Schaffen eines österreichischen Dodekaphonikers. Dissertation, Universität Wien, 1976
Einzelnachweise
- ↑ Österreichischer Kunstsenat - Staatspreisträger - Hanns Jelinek
- ↑ Arnold Schönberg Center
- ↑ Oesterreichisches Musiklexikon
- ↑ Katalog der Universal Edition
- ↑ RICORDI Berlin - Katalog
- ↑ Filmprogramm Frühling auf dem Eis 1951
- ↑ Roman Seeliger, Die Wiener Eisrevue - ein verklungener Traum. hpt 1993
- ↑ Roman Seeliger, Die Wiener Eisrevue. Einst Botschafterin Österreichs - heute Legende. Bezirksmuseum Wien-Meidling 2008
- ↑ Isabella Lechner, Die Wiener Eisrevue. Diplomarbeit 2008, Universität Wien
Weblinks
- Werke von und über Hanns Jelinek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Jelinek, Hanns |
ALTERNATIVNAMEN | Elin, Hanns (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Komponist und Musikpädagoge |
GEBURTSDATUM | 5. Dezember 1901 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 27. Januar 1969 |
STERBEORT | Wien |
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Grab von Hanns Jelinek auf dem Wiener Zentralfriedhof | Eigenes Werk | Z thomas | Datei:Grab Hanns Jelinek Wiener Zentralfriedhof 2020-01-30.jpg |