Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 12.09.2019, aktuelle Version,

Heilig-Geist-Kirche (Bruck an der Mur)

Ansicht von Südwesten (Zustand 2012)
Zustand 2018
Sternrippengewölbe
Stifter-Inschrift "Holzapfel" unter dem Gewölbe

Die Heilig-Geist-Kirche, ursprünglich Dreifaltigkeitskirche, steht in Österreich, Stadt Bruck an der Mur, Bundesland Steiermark. Ihre ungewöhnliche Dreiecksform und das sechszackige Sterngewölbe machen sie zu einem einmaligen Baudenkmal der österreichischen Gotik, das auch von überregionaler Bedeutung ist.

Geschichte

Die heute denkmalgeschützte Kirche wurde an Stelle einer 1422 errichteten Kapelle des Pestspitals (Siechenhaus) am Südrand der Stadt errichtet. Die Kapelle wurde als Dank- und Mahnmal für überstandene Pest-, Hunger- und Kriegsplagen erbaut. 1480 wurde sie bei einem Einfall der Türken schwer beschädigt. Zwischen 1495 und 1497 finanzierten sechs angesehene und wohlhabende Bürger der Stadt ihre Wiederherstellung als Kirche. Ihre Bauherren, darunter die Familien Kornmesser, Pögl und Holzapfel, waren Mitglieder einer im späten 15. Jahrhundert entstandenen Kaufmannselite, die der alten Handelsstadt Bruck eine neuerliche Hochblüte beschert hatte.

Bis 1783 wurden hier noch Gottesdienste abgehalten, danach stand das Gebäude leer und verfiel. Am 9. August 1794 wurde beim Bistum Leoben seine Entweihung (Exsekrierung) beantragt, die im Auftrag des Bischofs am 7. Oktober gleichen Jahres vom Stadtpfarrer vorgenommen wurde. Später wurde die profanierte Kirche an den Brucker Postmeister Ignaz Weigel versteigert und von ihm zunächst als Pferdestall und Heustadel verwendet.[1]

1817 wurde Franz Oberländer gestattet, das Gebäude in ein Wirtshaus mit Gästezimmern umzubauen. 1921 kam es zu weiteren Umbauarbeiten, denen u. a. die Maßwerkfenster zum Opfer fielen. Ab 1955 im Eigentum der Stadtgemeinde wurde es nun als Wohnhaus für Bedienstete der Stadt genutzt. Im Zuge dessen wurde der Innenraum durch Zwischendecken und Wände unterteilt. Bei der Errichtung des Autobahnknotens sollte auch die Kirche abgebrochen werden, dazu kam es aber nicht. Wegen der für Wohnzwecke unzumutbaren Situation inmitten eines Kreuzungspunkts mehrerer Schnellstraßen steht das Gebäude seit 1999 leer.

2011 entstand eine Initiative durch Philipp Harnoncourt, der gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern einen Aufruf zur Erhaltung und Wiederherstellung der Hl.-Geist-Kapelle an die Stadt Bruck gerichtet hat. Das Gebäude soll als einzigartiges Denkmal einer neuen Nutzung zugeführt werden. U.a. soll es als Mahnmal für die Verpflichtung zum Schutz der Umwelt dienen.[2]

Architektur

Das Sakralgebäude ist eine Besonderheit der spätgotischen Architektur in Österreich. Seine ungewöhnliche Form deutet auf die ursprüngliche Widmung als Dreifaltigkeitskirche hin. Ihr Grundriss bildete ein gleichseitiges Dreieck mit abgeschrägten Ecken, die im Inneren durch Arkaden in drei trapezförmige Altarnischen gegliedert ist. Der sechseckige Innenraum wird an der Oberseite durch ein Sternrippengewölbe abgeschlossen. Die Kirche hat drei gleichrangige Portale mit darüber angeordneten Fenstern. An der Südwestseite ist das ursprüngliche Schulterbogenportal unter dem dreiteiligen Maßwerkfenster noch zu erkennen. Die Bauhistorische Untersuchung brachte 2013 bis dahin unbekannte Dekorationselemente zutage.[3]

An der Wand ist u. a. noch die verstümmelte Stiftungsinschrift von 1497 erkennbar die vier Brucker Bürger und deren Wappen nennt:

  • Pankraz Kornmess,
  • Michael Holzapfel,
  • Leonhard Schierling,
  • Albrecht Dyem.

Wiederherstellung

Die Sanierung der Kapelle zielt drauf ab, den ursprünglichen Charakter des Gebäudes sowohl im Außen- als auch im Innenbereich wiederherzustellen. Auf Basis der Bauforschung wurde in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt ein Sanierungskonzept erarbeitet. Die Arbeiten sollen demnach in mehreren Teilschritten ausgeführt werden und bis Ende des Jahres 2017 weitgehend abgeschlossen sein. Die nicht mehr vorhandenen Elemente sollen durch zeitgenössische Künstler neu gestaltet werden.

Begonnen wurde mit der Entkernung des Gebäudes. Sämtliche nach 1794 vorgenommenen Einbauten, wurden dabei entfernt. Größere Wandmalereien aus der Entstehungszeit der Kirche wurden dabei aber nicht gefunden, nur im Gewölbebereich einige Wappen und Reste von Inschriften. Vom Originalboden (Holz, Stein oder Ziegel?) sind keinerlei Reste mehr gefunden worden. Das Dach wurde wieder in die ursprüngliche Form gebracht und mit Steinschindeln gedeckt. Weiters wurden die ausgebrochenen Zimmerfenster zugemauert, sowie die originalen Portale und Fenster wieder geöffnet. Durch Anbringen der neuen Glasfenster und -Türen und das Auftragen einer weißen Putzschicht wurde versucht, weitestgehend die ursprüngliche Fassadengliederung wiederherzustellen. Ein Architektur- und Kunstwettbewerb bestimmt die Neugestaltung der nicht mehr vorhandenen Elemente: d.s. Fußboden, Portale, Fenster, Beleuchtung, Umraum und Nebengebäude.[4]

Projektschritte:

  • 2012 Vereinsgründung Förderung zur Wiederherstellung der Heiligen-Geist-Kapelle
  • 2013 Entkernung des Innenraumes
  • 2014 Architekturwettbewerb
  • 2014 Wiederherstellung der ursprünglichen Dachform mit Steindeckung
  • 2015: Sanierung Fassade und Abbruch Stallgebäude
  • 2016: Sanierung im Innenraum
  • 2017: Freilegung der Fresken und Sanierung der historischen Putzoberflächen im Innenraum
  • 2018: Sanierung der Fenster und Türportale

Literatur

  Commons: Heilig-Geist-Kirche  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Homepage Sanierung Heiligen-Geist-Kapelle Bruck an der Mur

Einzelnachweise

  1. Heiligen-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur Sonntagsblatt, 20. November 2011
  2. Familie Harnoncourt will Brucker Kapelle retten APA/Stadt Bruck/Mur, ORF-Steiermark, 17. November 2011
  3. Einzigartige Malereien in Kapelle in Bruck entdeckt Kleine Zeitung, 29. Jänner 2013
  4. Claudia Reiter: Das langsame Erwachen der Heiligen-Geist-Kapelle in Bruck an der Mur. In: Mein Bezirk BM vom 14. August 2014.