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vom 03.10.2021, aktuelle Version,

Hrádek u Znojma

Hrádek
Hrádek u Znojma (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 2169[1] ha
Geographische Lage: 48° 46′ N, 16° 16′ O
Höhe: 200 m n.m.
Einwohner: 947 (1. Jan. 2021)[2]
Postleitzahl: 671 27
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: ZnojmoLaa an der Thaya
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Ondřej Kubic (Stand: 2020)
Adresse: Hrádek 16
671 27 Hrádek u Znojma
Gemeindenummer: 594148
Website: www.obec-hradek.cz
Kirche St. Peter und Paul
Pfarrhaus
Schule

Hrádek (deutsch Erdberg) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie befindet sich 22 km südöstlich von Znojmo an der österreichischen Grenze und gehört zum Okres Znojmo (Bezirk Znaim).

Geografie

Hradek liegt linksseitig der Thaya in der Thaya-Schwarza-Senke. Geprägt wird die hügelige Landschaft durch den Wechsel von Ackerfläche, Grünland, Obstanbau und Weinbergen. Zehn Kilometer südöstlich führt der Grenzübergang Hevlín in die österreichische Stadt Laa an der Thaya. Nachbarorte sind Božice (dt. Possitz) im Norden, Dyjákovice (dt. Groß Tajax) im Osten, Jaroslavice (dt. Joslowitz) im Südwesten und Křídlůvky (dt. Kleingrillowitz) im Westen.

Geschichte

Um das Jahr 1000 entstand auf einem Höhenrücken am Ufer der Thaya eine hölzerne Befestigungsanlage. Diese wurde bis zum Frieden von Regensburg im Jahre 1041 zur Burg ausgebaut. Im Umfeld der Burg Nagradku entwickelte sich der Ort. Die erste urkundliche Erwähnung von Erpuch (Erdburg) aus dem Jahre 1045 hat sich als eine Fälschung aus dem 12. Jahrhundert erwiesen. Seit 1046 ist auch die Rotunde belegbar. Im Jahre 1131 kam der Ort an die Johanniter-Kommende Mailberg in Niederösterreich. Seit 1227 ist eine Pfarrkirche nachweisbar. Im Jahre 1244 wird während der Kämpfe der Babenbergern die Burg zerstört. Die Anlage des Ortes und die bis 1945 gesprochene Ui-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern weisen auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie, um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[3]

1342 wurde Erpuch erstmals als Markt bezeichnet. Von 1370 bis 1437 war der Ort im Besitz der böhmischen Adelsfamilie von Neuhaus. Ab dem Jahre 1548 gehörte Erdberg zur Herrschaft Joslowitz. Um 1600 verlegt die Thaya ihren Lauf, die Brücke wird nach Höflein verlegt. Während des Dreißigjährigen Krieges eroberten 1657 die Schweden Erdberg und plünderten Ort und Kirche. Erst ab dem Jahre 1660 gab es wieder einen katholischen Priester im Ort. Matriken (Kirchenbücher) werden seit 1660 geführt.[4] 1747 brannte der gesamte Ort nieder. 1679/80 wütet die Pest, 1832 und 1856 die Cholera. 1865 vernichtet ein Gewitter mit Hagel Wein- und Obstgärten.

1785 erhielt Erdberg von Kaiser Joseph II. das Privileg zur Abhaltung eines Jahrmarktes. Bis zur Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich und der damit verbundenen Bauernbefreiung wechselte der Ort zwölf Mal den Besitzer. Während des Deutsch-Österreichischen Krieges waren 4000 Preußen im Ort einquartiert. In den Jahren 1872 und 1883 wüteten Brände im Ort und verursachten schwere Schäden.

Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Österreichisch-Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[5] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dort lebenden Deutschsüdmährern der Tschechoslowakei zu. In der Zwischenkriegszeit verstärkten die Arbeitslosigkeit, Maßnahmen wie die Bodenreform, die Sprachenverordnung und die vom tschechischen Militär am Gemeindegebiet erbauten Betonbunker die wachsenden Autonomiebestrebungen der deutschen Bürger und führten zu Spannungen innerhalb des Ortes. Als auch die von den deutschsprachigen Einwohnern der Tschechoslowakischen Republik geforderte Autonomie nicht verhandelt wurde, verschärften sich noch die Unstimmigkeiten zwischen den Volksgruppen im Lande. Da bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der von Sudetendeutschen bewohnten Randgebiete, die im Münchner Abkommen[6] geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Erdberg mit 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.[7]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 198 Opfer unter den Erdbergern forderte, kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Viele Erdberger flohen wegen der einsetzenden Schikanen durch militante Tschechen über die nahe Grenze nach Österreich. Andere wurden über die Grenze getrieben. Zwischen dem 22. Juni und dem 18. September 1946 erfolgte die Zwangsaussiedlung der letzten 29 deutschmährischen Erdberger nach Westdeutschland.[8] Der Ort wurde neu besiedelt. Das Vermögen der deutschen Ortsbewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert und die katholische Kirche in der kommunistischen Ära enteignet. Die in Österreich befindlichen Erdberger wurden entsprechend den im Potsdamer Kommuniqués genannten „Transfer“-Zielen bis auf 403 Personen nach Deutschland weiter transferiert.[9][10]

Zur Erinnerung an ihren Heimatort errichteten die vertriebenen und zwangsausgesiedelten Erdberger eine Gedenkstätte in Pernhofen, Niederösterreich.

Im Jahre 1960 wurde das von den Einwohnern errichtete Kulturhaus eingeweiht.

Wappen und Siegel

Ein Siegel ist erst im 18. Jahrhundert überreicht worden. Es zeigt ein eingebogenen Schild, worin eine stehende Gans abgebildet ist. Spätere Siegel unterscheiden sich nur durch eine Umschrift, welche lautete „Sigill des Marckts Erdtberg“.

Ein Wappen wurde nie verliehen, aber das Siegelbild setzte sich als Wappen durch. Wobei die silberne Gans goldene Füße und einen goldenen Schnabel hatte. Es ist bis heute nicht mehr genau ersichtlich, warum die Gans als Zeichen gewählt worden ist, wahrscheinlich soll es auf eine große Gänsezucht hinweisen oder auf die einst häufigen Wildgänse im Gemeindebereich.[11]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 2039 2035 4 0
1890 2044 2043 1 0
1900 2035 2034 1 0
1910 2168 2168 0 0
1921 2264 2204 15 45
1930 2238 2212 12 14

[12]

Sehenswürdigkeiten

  • Pestsäule (1680)
  • Katholische Kirche St. Peter und Paul des Malteserordens, erbaut zwischen 1761 und 1764 anstelle der 1747 abgebrannten alten Kirche. Der mit Fresken von Franz Anton Maulbertsch ausgestattete Bau wurde 1767 geweiht.
  • Karner (Rundbau 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts)
  • Verschiedene Erdställe
  • Romanische Rotunde St. Ulrich, sie entstand auf den Resten der landesherrlichen Burg aus der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts.
  • Kapelle zum hl. Franziskus
  • Bildsäulen (hl. Nepomuk, Abschied Christi von Maria)
  • Ulrichskapelle, Rest einer alten Burg, 1052 genannt
  • Schule (erstmals 1606 erwähnt)
  • Kaiser Franz Josefs Gedenkstein (1908), 1920 entfernt
  • Ein Gefallenendenkmal bei der Kirche erinnert an die Opfer des Ersten Weltkrieges.

Brauchtum

Reiches Brauchtum, wundersame Märchen und geheimnisumwitterte Sagen bereicherten das Leben der 1945/46 vertriebenen und ausgewanderten deutschen Ortsbewohner:

  • Bis zur Vertreibung der deutschen Einwohner wurde Kirtag immer am dritten Sonntag im Oktober abgehalten.
  • Innerhalb eines Jahres gab es drei Märkte: Josefi (Dienstag vor Josef, 19. März), Jakobi (Mitte August und am Dienstag nach Mariae Himmelfahrt 15. August) und Martini.
  • Jedes Jahr erfolgte eine Wallfahrt nach Maria Dreieichen.[13]

Persönlichkeiten

  • Franz Müllner (1899–1974), Vielseitiger Künstler: Lyriker, Komponist, Sänger, Maler, Dirigent. Mundartdichter.
  • Johann Koblenz (1909–1953), Holzschnitzer.

Literatur

Quellen

  • F. Steinmetz: Heimatkunde Erdberg, 1896
  • Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark. Erdberg, 1941, S. 194.
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Erdberg S. 22
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, Erdberg S. 6
  • Lambert Karner: Künstliche Höhlen aus alter Zeit, Wien 1903, Nachdruck 2018, ISBN 978-3-96401-000-1, Erdberg.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, Erdberg S. 54
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 286 f. (Erdberg).
  • Franz Wild: Erdberg 1962
  • Franz Wild: Von Erpurch bis Erdberg, 1964, Klagenfurt.
  • Franz Wild: Erdberg 1966
  • Franz Wild: Erdberg – Kriegsopfer, Band I: 1914–1918, 1982
  • Franz Wild: Erdberg – Kriegsopfer, Band II: 1939–1945, 1982
  • Franz Wild: Von Erpurch bis Erdberg II, 1982
  • Franz Wild: Einwohner-Verzeichnis von Erdberg, 1983

Einzelnachweise

  1. Obec Hrádek: podrobné informace
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  3. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  4. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 31. März 2011.
  5. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen, 1919–1989, Amalthea Verlag, Wien, München 1989, ISBN 3-85002-279-X
  6. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  7. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z, 2009
  8. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, Erdberg S. 279, 286, 409, 411, 422, 425, 573, 575, 577.
  9. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  10. Brunnhilde Scheuringer: 30 Jahre danach. Die Eingliederung der volksdeutschen Flüchtlinge und Vertriebenen in Österreich, Verlag: Braumüller, 1983, ISBN 3-7003-0507-9
  11. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae Bl. VII S. 279
  12. Statistickỳ Lexikon obcí České Republiky 1992, Praha 1994
  13. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Kreis Znaim von A bis Z, 2009

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