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vom 18.04.2021, aktuelle Version,

Indigo (Roman)

Indigo ist ein Roman des österreichischen Autors Clemens Setz, der im September 2012 beim Suhrkamp Verlag erschien.

Handlung

Der Roman spielt in einer alternativen Realität, in der es sogenannte Indigo-Kinder (auch Dingos oder I-Kinder genannt gibt) – ein Verweis auf das umstrittene esoterische Konzept der Indigo-Kinder, das vor allem in den 1990er Jahren diskutiert wurde. Wolfgang Paterno von Profil bezeichnet den Roman als einen „Bastard aus Agenten-, Science-Fiction- und Politthriller, Schauer- und Liebesgeschichte, untermischt mit Amoklauffantasien und Schockbildern“[1].

Das Buch erzählt von der Recherche des jungen Mathematiklehrers Clemens Setz, der 2006 an einer seltsamen Internatsschule für Kinder arbeitet, der Helianau im Norden der Steiermark. Hier werden Kinder unterrichtet, die an einer rätselhaften Krankheit leiden, dem Indigo-Syndrom. Wer einem der Kinder zu nahe kommt, erleidet Übelkeit, Brechreiz, Schwindel und heftige Kopfschmerzen. Der Mathematiklehrer Setz entdeckt, dass die Indigo-Kinder „reloziert“ werden: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen davongefahren. Der genaue Grund dafür bleibt ein Rätsel. Als er beginnt, Nachforschungen anzustellen, wird er aus dem Schuldienst entlassen.

Daneben erfährt der Leser die Geschichte eines ehemaligen Schülers von Helianau, Robert Tätzel, bei dem die Symptome der Indigo-Krankheit im Alter an Intensität verloren haben. Dieser Handlungsstrang wird zwar parallel zu Setz’ Recherche erzählt, spielt aber etwa 15 Jahre in der Zukunft. Tätzel stößt in den Zeitungen auf einen aufsehenerregenden Strafprozess, in dem sein ehemaliger Mathematiklehrer Clemens Setz vom Vorwurf freigesprochen wurde, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben. Er macht sich auf die Suche nach seinem alten Lehrer, um ihm die weit zurückliegenden Vorgänge in Helianau zu erzählen.

Letztendlich bleibt die Suche der beiden Protagonisten ohne Erfolg.

Erzähltechnik

Clemens Setz vermischt in dem Roman Fakten mit Fiktion. So tritt der Autor selbst als Protagonist in Erscheinung und wird im Klappentext als an der Krankheit Leidender bezeichnet. Zu seiner Entscheidung, sich quasi selbst als Hauptfigur in seinen Roman hineinzuschreiben, sagt Setz, dass dies erst während des Schreibprozesses geschehen sei. Er sei zu Beginn von einem Ich-Erzähler ausgegangen und stellte dann im weiteren Verlauf fest, dass er selbst viele Eigenschaften mit diesem Charakter teilte. Er hatte zunehmend Schwierigkeiten damit, die Figur von sich fernzuhalten, und beschloss: „Sei einfach ehrlich und bekenn dich dazu. Das bist du – das bin ich.“[2]

Der Leser partizipiert an der Recherche der Hauptfigur, indem Setz zwischen den Handlungssträngen unterschiedliche tagebuchartige Ausschnitte seiner Mappen, die er nach den Gesprächen mit unterschiedlichen Personen, die ihm dabei helfen sollen, das Indigo-Syndrom komplett zu begreifen, in den Text einwebt. Hierbei handelt es sich um Ausschnitte aus fingierten historischen Kalendergeschichten, angeblichen philosophischen Abhandlungen, diversen Fotografien und Medizinprotokollen. Manche der Dokumente sind unverändert übernommen, manche leicht abgeändert, manche schlichtweg erfunden. So wird mit intertextuellen Elementen operiert, die u. a. dem Leser glaubhaft machen sollen, dass die Indigo-Krankheit tatsächlich existiert. Zu dieser Vermischung von Wahrheit bzw. Wirklichkeit und Fiktion äußert sich Setz auch in einem Interview: „Geschichten nicht dafür da, unsere Wirklichkeitsdrüsen zu massieren“[2]. Die zwei Handlungsstränge, zwischen denen 15 Jahre liegen, werden immer in abwechselnden Kapiteln erzählt.

Sprache

Setz verwendet eine einfache Sprache und greift vor allem auf zahlreiche Dialoge zurück, die abrupt abbrechen. Weiterhin wimmelt es im Roman von unzähligen intertextuellen Anspielungen auf die Weltliteratur, Musik, Filme, Serien und Comics.

Das Konzept der Indigo-Kinder

So wie viele der Dokumente, die Setz in seinen Roman einbaut, beruht auch das Konzept der Indigo-Kinder auf Diskussionen v. a. in esoterischen Kreisen, wo es besonders in den 1990ern sehr präsent war[3]. Diese Indigo-Kinder haben angeblich eine indigofarbene Aura und fungieren als Medium zu engelhaften Wesen. Ihnen werden besondere psychische und spirituelle Eigenschaften zugeschrieben, wie etwa ein hoher Intelligenzquotient, ADHS, Hypersensibilität und eine starke Abneigung gegenüber jeglicher Form von Autorität. Setz übernahm diese Vorstellung keineswegs direkt, sondern verpasste seinen fiktionalen Indigo-Kindern stattdessen eben eine krankmachende Aura. In seinem Roman brennen die Indigo-Kinder in späteren Lebensjahren aus und können sich mehr oder weniger in die Gesellschaft integrieren, obwohl sie häufig nach wie vor wie Aussätzige behandelt werden. Ein ausgebranntes Indigo-Kind hat also keine oder nur mehr eine sehr geringe Wirkung auf Personen in seinem Umfeld.

Rezeption

Das Buch stand 2012 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2012 im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. Wie die anderen fünf Finalisten erhielt der Autor eine Prämie von 2500 Euro.[4] Weiterhin wurde Setz für den Roman mit dem Literaturpreis "Text & Sprache" des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2013 ausgezeichnet.

Rezensenten und Rezensentinnen kamen großteils zum Konsens, dass „Indigo“ als ausgesprochen gut gelungen zu bewerten sei. Besonders auf die Originalität des Werkes wurde häufig verwiesen. So schrieb etwa Klaus Kastberger von der Presse: „Dass das Buch ‚Indigo‘ anders sein will als die anderen, merkt man ihm schon auf den ersten Blick an.“[5] Christoph Hartner von der Kronen Zeitung meinte, dass Setz „[i]ronische Metafiktion und große Erzählkunst verbindet […] wie derzeit kaum ein anderer Autor“[6], und auch Julia Schaffenhofer von der Kleinen Zeitung sah Indigo als „exzellent wagemutige Prosa“[7].

Für Jan Wiele auf faz.de war die Lektüre des Romans teilweise „abschreckend“, teilweise „zum Verrücktlachen“ und sie wecke „detektivischen Eifer“[8]. Jens Jessen schrieb in Die Zeit online, dem Autor gebühre für seine Entdeckung „eine Palme“[9]. Dagegen kritisierte Sebastian Hammelehle im Kulturteil von Spiegel Online, dass das Buch nur an der Oberfläche radikal wirke, es ihm in Wahrheit jedoch an Kühnheit mangele in „blut- und sauerstoffarmer Atmosphäre“[10].

Buchausgaben

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Paterno: Bibi mit Hitler-Bart. Profil vom 18. September 2012
  2. 1 2 Suhrkamp Verlag (YouTube-Kanal): Clemens J. Setz über "Indigo" (Interview). 7. September 2012, abgerufen am 3. Februar 2021.
  3. Lee Carroll, Jan Tober: Die Indigo-Kinder. Eltern aufgepasst… Die Kinder von morgen sind da! 7. Auflage. KOHA-Verlag, Burgrain 2002.
  4. Preisträger 2012, deutscher-buchpreis.de, abgerufen am 7. November 2015
  5. Klaus Kastberger: Nicht zu nahe kommen! Die Presse vom 8. September 2012, Spectrum S. 7
  6. Christoph Hartner: Eine blaue Aura, die krank macht. Mit „Indigo“ legt Clemens J. Setz seinen neuen Roman im Suhrkamp Verlag vor. Kronen Zeitung vom 3. Oktober 2012, S. 32
  7. Julia Schaffenhofer: Achtung, dieses Buch ist ansteckend! Kleine Zeitung, 14. September 2012, abgerufen am 6. Februar 2012.
  8. Jan Wiele: Die X-Akten des postmodernen Romans, faz.de vom 19. September 2012
  9. Jens Jessen: Kinder zum Kotzen, Die Zeit online vom 12. Oktober 2012
  10. Sebastian Hammelehle: Buchpreis-Kandidat Clemens J. Setz: Mumpitz!, Spiegel Online vom 26. September 2012

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