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vom 27.10.2015, aktuelle Version,

Individuelles Diplomstudium

In Österreich haben Studenten die Möglichkeit, nicht nur die von den Universitäten angebotenen Studien zu belegen. Sie können auch einen Antrag auf ein sogenanntes Individuelles Diplomstudium stellen. Sie stellt eine komplizierte Sonderform des Studium irregulare dar. Dazu sind jedoch gewisse studienrechtliche Kenntnisse erforderlich, sodass ein solcher Antrag kaum für einen Studienanfänger empfehlenswert ist. Vielmehr ist dieser eine Möglichkeit für den fortgeschrittenen oder Individualisten, seine Studieninhalte mit seinen Interessen oder Berufszielen in Einklang zu bringen.

Antrag

Wer ein Individuelles Diplomstudium beginnen möchte, stellt bei der zuständigen Verwaltungsstelle seiner Universität einen Antrag. Dieser muss eine Begründung enthalten, warum Bedarf für das angestrebte individuelle Studium besteht, und warum sich dessen Inhalte nicht im Rahmen der vorhandenen Studien umsetzen lassen. Die Begründung muss weder besonders ausführlich noch ausgefeilt, sollte aber nachvollziehbar sein.

Der Antrag muss weiters einen vollständigen Studienplan, Angaben zur Studiendauer und zum zu erreichenden akademischen Grad enthalten. Da zur korrekten Gestaltung eines Studienplans gewisse studienrechtliche Kenntnisse nötig sind, empfiehlt sich vor Einreichung des Antrags eine ausführliche Beratung, z. B. bei Studentenberatungseinrichtungen der Universität oder der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) (= gesetzliche Studentenvertretung).

Nach Einreichen des Antrags müssen alle Studienkommissionen der inhaltlich berührten Studienrichtungen den Studienplan genehmigen. Manche Studienkommissionen treten nur einmal im Semester zusammen, was bei der zeitlichen Planung berücksichtigt werden sollte. Eventuell geforderte Änderungen wird man als Student i. d. R. hinnehmen, um Komplikationen zu vermeiden. Bei der Gestaltung des Studienplans sollte daher bereits darauf geachtet werden, dass möglichst wenige Studienrichtungen bemüht werden müssen. Weiters sollten typische Anforderungen an ein „reguläres“ Studium der betreffenden Studienrichtungen auch im eigenen Studienplan erfüllt werden. So empfiehlt es sich z. B. bei einem sprachwissenschaftlichen Studienplan, das von der Studienkommission Germanistik genehmigt werden soll, auch die für Germanistik-Studenten vorgeschriebenen literaturwissenschaftlichen Einführungsproseminare zu berücksichtigen, selbst wenn diese inhaltlich für das Individuelle Diplomstudium belanglos sind.

Am Anfang des Studiums wählt der Student ein Institut aus, an dem er seine Diplomarbeit schreiben wird, da er an diesem Institut alle im Lauf eines Studiums anfallenden administrativen Dinge zu erledigen hat.

Wenn alle Unstimmigkeiten ausgeräumt sind, erhält man einen Genehmigungsbescheid, gegen dessen Vorlage man das Individuelle Diplomstudium ab dem nächsten Semester inskribieren kann.

Möglichkeiten und Unmöglichkeiten

Praktische Bedeutung hat das Individuelle Diplomstudium einerseits für Studenten, die sich nicht in der Lage sehen, eines der „regulären“ Studien (fertig) zu studieren, andererseits aber auch zur Ermöglichung von Studien mit dermaßen geringem Andrang, dass diese nicht (mehr) regulär angeboten werden können (z. B. Numismatik oder Frauenforschung).

Da kein Universitätsinstitut ein Individuelles Diplomstudium mittragen muss, muss man seinen Studienplan so gestalten, dass man auf ein ausreichendes Reservoir an Kursen zurückgreifen kann. Dabei ist nicht nur zu beachten, dass Kurse des benötigten Inhalts angeboten werden, sondern auch, dass man als „Außenseiter“ eine reale Chance hat, in diese aufgenommen zu werden. Durch das Zusammenspiel von schrumpfenden Ressourcen und wachsender Bürokratie an den Universitäten legt man sich sonst einen unüberwindbaren Stolperstein.