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vom 25.11.2021, aktuelle Version,

Ivan Cankar

Ivan Cankar

Ivan Cankar (* 10. Mai 1876 in Vrhnika / Oberlaibach, Slowenien; † 11. Dezember 1918 in Ljubljana / Laibach) war slowenischer Schriftsteller und Dichter.

Leben

Cankar wurde in eine kinderreiche Familie eines verarmten Dorfschneiders hineingeboren. Wegen seiner Begabung ermöglichte man ihm durch Unterstützung der Gemeinde den Gymnasialbesuch im 20 Kilometer nordöstlich gelegenen Ljubljana / Laibach (Unterrichtssprache Deutsch).

Nach der Matura ging Cankar 1896 nach Wien, um an der Technischen Universität ein Studium zu beginnen, wechselte aber bald zu Romanistik und Slawistik. Im Frühjahr 1897 brach er das Studium ab und ging wieder nach Slowenien zurück. Nach dem Tod seiner Mutter zog er nach Ljubljana. 1898 lebte Cankar kurzzeitig in Pula in Istrien und ging dann im Herbst nach Wien, wo er in ärmlichen Verhältnissen im Stadtteil Ottakring, Lindauergasse 26 (Gedenktafel), bei einer Näherin wohnte. Deren Tochter Steffi Löffler wurde seine Geliebte.[1] Er blieb elf Jahre lang, bis 1909. Cankar lebte in Wien vom Schreiben diverser Feuilletons und von Bekannten, die ihn unterstützten. Cankar gilt als erster slowenischer Berufsautor. Er schrieb sowohl Feuilletons für die slowenischsprachigen Tageszeitungen Slovenec und Slovenski narod, als auch für die deutschsprachigen Zeitungen Die Information und Der Süden. In seiner Wiener Zeit schrieb er einen Gutteil seines Gesamtwerkes.

1899 erschien sein erstes Buch, der Gedichtband Erotika. Der Bischof von Ljubljana, Anton Bonaventura Jeglič, ließ alle verfügbaren Exemplare aufkaufen und verbrennen. Cankar hatte seither sehr mit der Kritik in seiner Heimat zu kämpfen, obwohl man seine künstlerische Qualität anerkannte. So weit bekannt, hatte Cankar in Wien mit den deutschsprachigen Künstlern keinen Kontakt, wohl aber mit solchen aus anderen Teilen der Monarchie. Cankar war politisch engagiert und kandidierte 1907 als Vertreter der Sozialdemokratischen Partei der Südslawen für den Reichsrat im Wahlkreis Litija-Zagorje, allerdings vergeblich. Er nahm teil am öffentlichen Leben und verfasste auf Deutsch Polemiken und politische Kommentare zur Lage des Kronlandes Krain.

1910 wich Cankar der Hochzeit mit der Tochter seiner Zimmerherrin aus und ging auf Vermittlung seines Bruders Karel zunächst nach Sarajevo, wo er im Erzbischöflichen Palais eine Zeit lang wohnen konnte. Er lebte dann von 1910 bis 1917 auf dem Rožnik in Ljubljana, bei einer Frau, an die er aus sexuellen und finanziellen Gründen gebunden war. Hier, in seiner Oberrosenbacher Zeit, wandte sich Cankar in seinem Werk anderen Fragen als bisher zu, ethischen Fragen und autobiographischen Themen.

Das gemeinsame Grab von Cankar, Murn und Kette auf dem Friedhof Žale

Cankar trat für den Zusammenschluss der südslawischen Völker ein. 1913 übte er in diesem Zusammenhang deftige Kritik an der „Dummheit“ der österreichischen Politik,[2] weswegen er 1913 wegen Verdachts auf Hochverrat eine Woche im Gefängnis absitzen musste sowie 1914 wegen angeblicher serbenfreundlicher Äußerungen in einem Gasthaus sechs Wochen lang in Burghaft in Ljubljana saß. 1915 wird Cankar nach Judenburg zum Militär eingezogen, nach kurzer Zeit aber aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Nachdem er 1917 seine Geliebte verlassen hatte, lebte er einige Zeit teils in Bled / Veldes, teils bei Verwandten in Unterkrain. Bei einem Sturz von der Treppe in betrunkenem Zustand verletzte sich Cankar schwer. Er erkrankte an einer Lungenentzündung und starb am 11. Dezember 1918 in Ljubljana. Er liegt auf dem Friedhof Žale in Ljubljana begraben.[3]

Werke

Cankar gilt als bedeutendster slowenischer Autor der Moderne. Sein Gesamtwerk umfasst 30 Bände, vorwiegend Prosa, daneben aber auch Dramen und Gedichte. Er begann bereits während seiner Gymnasialzeit zu schreiben – damals noch der klassischen slowenischen Literatur verpflichtet. Schon bald schärfte sich sein Blick für die sozialen und nationalen Probleme seiner Zeit, die er dann besonders in Wien zur Genüge kennenlernte. Cankar schrieb vor allem als Naturalist, der das Elend sowohl in Wien als auch in den ländlichen Gebieten seiner Heimat schilderte. Er benützte aber auch symbolistische und impressionistische Stilmittel seiner Zeit. Cankar ist natürlich zuerst ein slowenischer Autor, der die spezifischen Probleme seines Volkes darstellt. Doch bereits in seiner Wiener Zeit weitet sich sein Werk ins Allgemeingültige, wodurch er auch für die Weltliteratur des beginnenden 20. Jahrhunderts Bedeutung gewinnt. Von lokalem Interesse sind dabei die Darstellungen des sozialen Elends in Wien, die sich markant von der Schilderung des dem Untergang entgegengehenden, adeligen und bürgerlichen Wiens, wie es die meisten deutschsprachigen Autoren des Fin de siècle bieten, unterscheidet. Cankar wurde von zahlreichen Kleingeistern ob seiner Schilderung des Elends angegriffen, aber auch deswegen, weil er es unternahm, auch nichtslowenische Themen und Genres zu verarbeiten. Nach seinem Tod wurde er von allen slowenischen Lagern vereinnahmt und für sich reklamiert.

Das bekannteste Buch Cankars wurde seine Erzählung Der Knecht Jernej und sein Recht, das in nahezu alle europäischen Sprachen und ins Chinesische und in Hindi übersetzt wurde.

Seit 1994 bringt der Drava Verlag in Klagenfurt die Werke Cankars sukzessive in neuen deutschen Übersetzungen von Erwin Köstler heraus. Frühere Buchübersetzungen Cankars ins Deutsche besorgten Gusti Jirku (1929, 1930), Herta Kralj, Josef Friedrich Perkonig (1947, 1953) und Manfred Jähnichen (1965, 1984).

Literatur

  • Cankar Ivan. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 135.
  • Francek Bohanec, Gojko Zupan: Cankars Vrhnika. Kulturministerium der Republik Slowenien, Staatliche Verwaltung für Denkmalpflege, Ljubljana 1998, ISBN 961-6037-25-0.
  • France Bernik: Ivan Cankar. Slavica-Verlag Kovac, München 1997, ISBN 3-927077-08-9.
  • Antun Barac: Geschichte der jugoslavischen Literaturen von den Anfängen bis zur Gegenwart, aus d. Serbokroat. übertr., bearb. u. hrsg. von Rolf-Dieter Kluge, Wiesbaden: Harrassowitz, 1977, S. 276 ISBN 3-447-01874-7. Zuerst 1954.
  • Andreas Leben: Ästhetizismus und Engagement: die Kurzprosa der tschechischen und slowenischen Moderne, Wien: WUV-Univ.-Verl., 1997. ISBN 3-85114-271-3 Diss. Universität Wien 1995.

Nachleben

In seinem Geburtsort Vrhnika (Oberlaibach, 20 Kilometer von Ljubljana entfernt) gibt es ein Cankar-Museum. Auch das 1981 in Ljubljana eröffnete Kultur- und Kongresszentrum Cankarjev dom wurde nach ihm benannt. In Ljubljana befindet sich eine Bronzebüste des Autors, sowie ein Gedenkraum im Stadtmuseum. Das Bildnis Cankars zierte bis 2006 die 10.000-Tolar-Banknote, Sonderbriefmarken mit seinem Konterfei wurden von der jugoslawischen und der slowenischen Post herausgegeben. Cankars gesammelte Werke wurden vom Verlag Državna založba Slovenije in Ljubljana veröffentlicht. In Wien-Ottakring befindet sich eine Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus Cankars in der Lindauergasse 26. Die Cankarstraße in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) sowie die u. Ivana Cankara in Sarajevo wurden ebenfalls dem Schriftsteller zu Ehren so benannt.

Siehe auch

Commons: Ivan Cankar  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ivan Cankar  – Quellen und Volltexte (slowenisch)

Einzelnachweise

  1. Karl Markus Gauß: Im Wald der Metropolen, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-552-05505-6, S. 79.
  2. Karl Markus Gauß: Im Wald der Metropolen, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-552-05505-6, S. 66.
  3. Lebenslauf von Ivan Cankar (Memento des Originals vom 8. August 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vsebine.svarog.org auf http://vsebine.svarog.org (Memento des Originals vom 10. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vsebine.svarog.org (Slowenisch)

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