Johann Adam I. Andreas (Liechtenstein)
Johann Adam Andreas, auch Hans Adam Andreas (* 30. November 1657[1] oder 1662 in Brünn; † 16. Juni 1712 in Wien) war 1699–1712 dritter Träger des Fürstentitels aus dem österreichischen Haus Liechtenstein sowie Herzog von Troppau und Jägerndorf und Erwerber der reichsunmittelbaren Territorien, die Grundlage des späteren Reichsfürstentums Liechtenstein waren.
Biografie
Johann Adam Andreas war der Sohn von Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein und dessen Gattin Johanna Beatrix von Dietrichstein-Nikolsburg.
Als Fürst setzte er sich vor allem für die Reorganisation der fürstlichen Verwaltung ein, gleichzeitig wollte er auch noch die Familienfinanzen sanieren. Im Jahre 1687 berief ihn Kaiser Leopold I. zum Geheimen Rat, 1693 erhielt er den Orden vom Goldenen Vlies.
Er fungierte aber nicht nur als Finanzexperte innerhalb seiner Familie; auch das Kaiserhaus lernte die Künste des Fürsten in Finanzangelegenheiten zu schätzen. Sein größtes Projekt war die Rationalisierung der Kameralverwaltung, doch der Kaiser musste 1699 dem Druck seiner Beamten stattgeben und die Pläne Johann Adams verwerfen. Auch die Gründung der ersten österreichischen Staatsbank, der Banco del Giro, deren Präsident er von 1703 bis 1705 war, blieb ohne großen Erfolg. Nach diesen Niederlagen kümmerte sich der Fürst nun mehr um die diplomatischen Dinge, deshalb reiste er auch 1707 als kaiserlicher Kommissar zum ungarischen Landtag nach Pressburg.
Bereits um 1697 erwarb Fürst Johann das Städtchen Sternberg in Nordmähren mit der zugehörigen Burg und der gleichnamigen Herrschaft. Durch den Erwerb der Herrschaften Schellenberg im Jahre 1699 und Vaduz 1712 kamen die Fürsten von Liechtenstein zum ersten Mal zu reichsunmittelbarem Landbesitz; das bedeutete, dass Fürst Johann Adam Andreas nun ein Anrecht auf einen Sitz im Reichsfürstenrat im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation hatte, was sein lang gehegtes Ziel gewesen war. Vorher besaß er nämlich noch keine Herrschaften, die innerhalb des Reiches lagen und Reichsunmittelbarkeit besaßen. Die Teilnahme am Reichsfürstenrat mit Sitz und Stimme blieb ihm jedoch trotzdem verschlossen, da erst 1719 – nach seinem Tod – die beiden Territorien von Kaiser Karl VI. zum Reichsfürstentum Liechtenstein vereinigt wurden, sodass erst sein zweiter Nachfolger und Vetter, Fürst Anton Florian von Liechtenstein (1656–1721), zum ersten regierenden Fürsten und Mitglied des Reichsfürstenrates wurde.
Auch in der Kultur machte sich der Fürst einen Namen, denn er war ein großer Kunstsammler und Mäzen. Auf ihn geht der Umfang der heutigen fürstlichen Kunstsammlung zurück. Als Baumeister verwirklichte sich Johann Adam ebenfalls; unter anderem errichtete er zwei prunkvolle Wiener Paläste, das Majoratspalais und das Gartenpalais Liechtenstein. Er ist auch der Begründer, aber nur bedingt Namensgeber des Alsergrunder Bezirkteils Lichtental in Wien.
Johann Adam starb 1712 in Wien. Sein Grab befindet sich in der Gruft des Hauses Liechtenstein im Paulanerkloster Wranau (Mähren). Sein Nachfolger als Familienoberhaupt wurde sein Vetter Anton Florian, da keiner seiner Söhne den Vater überlebt hatte.
Im Jahr 1862 wurde in Wien-Alsergrund (9. Bezirk) die Liechtensteinstraße nach ihm benannt, indirekt auch die Fürstengasse.
Familie
Seit 1681 war er mit Edmunda Maria Theresia von Dietrichstein-Nikolsburg verheiratet. Das Paar hatte sieben Kinder, jedoch keinen männlichen Nachfolger, der das Erwachsenenalter erreichte. Eine Tochter war mit einem späteren Fürsten von Liechtenstein verheiratet, starb jedoch, bevor ihr Gemahl Fürst wurde, und hatte keine Nachkommen.[2]
- Prinzessin Elisabeth (1683–1744) ⚭ 1. Maximilian II. Jakob Moritz, Fürst von und zu Liechtenstein (1641–1709) aus der Gundakarischen Linie[3]; ⚭ 2. Leopold, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Wiesenburg (1674–1744)
- Prinz Karl Joseph (1684–1704)
- Prinzessin Maria Antonia (1687–1750) ⚭ 1. Márk Adam, Freiherr Czobor de Czoborszentmihály († 1728); ⚭ 2. Karl Hrzan, Graf von Harras
- Prinz Franz Dominic (1689–1711)
- Prinzessin Gabriele (1692–1713) ⚭ Fürst Josef Johann Adam von Liechtenstein (1690–1732)
- Prinzessin Maria Theresia Anna Felicitas (1694–1772) ⚭ Emanuel Thomas, Herzog von Savoyen-Carignan, Graf von Soissons (1687–1713)
- Prinzessin Maria Dominika Magdalena (1698–1724) ⚭ Heinrich Josef Fürst von Auersperg (1697–1783)
Literatur
- Herbert Haupt: Liechtenstein, Johann Adam I. Andreas von. In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein.
- Constantin von Wurzbach: Liechtenstein, Johann Adam Andreas Fürst. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 15. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1866, S. 127 (Digitalisat).
- Herbert Haupt: Liechtenstein, Johann Adam. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 517 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ nach Angaben des Fürstenhauses: Archivlink (Memento des Originals vom 7. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Johann Adam Andreas, Fürst von Liechtenstein, Herzog von Troppau und Jägerndorf und Stammbaum auf geneall.net
- ↑ Ein Herr von Stand und Würde: Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein (1657–1712), 2016, S. 361 f.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Karl Eusebius | Fürst von Liechtenstein 1684–1712 |
Josef Wenzel |
Personendaten | |
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NAME | Johann Adam I. Andreas |
ALTERNATIVNAMEN | Johann Adam Andrea |
KURZBESCHREIBUNG | Fürst von Liechtenstein |
GEBURTSDATUM | 30. November 1657 |
GEBURTSORT | Brünn |
STERBEDATUM | 16. Juni 1712 |
STERBEORT | Wien |
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Johann Adam Andreas (1662-1712) war 1699–1712 dritter Fürst von Liechtenstein | https://www.liechtensteincollections.at/en/collections-online/portrait-of-prince-johann-adam-andreas-i-von-liechtenstein-1657-17122 | Peter van Roy | Datei:Johann Adam Andreas v Liechtenstein.jpg | |
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