Josef Eduard Ploner
Josef Eduard Ploner (* 4. Februar 1894 in Sterzing; † 23. Juni 1955 in Innsbruck) war ein österreichischer Lehrer, Chorleiter, Organist und Komponist.
Leben
Josef Eduard Ploner studierte in Innsbruck bei Josef Pembaur d. Ä. sowie in Augsburg und Wien, wo er 1919 die Staatsprüfung ablegte. Danach arbeitete er in verschiedenen Schulen in Tirol als Lehrer. 1928 übersiedelte er nach Innsbruck, wo er Chöre gründete und ein Kammerorchester gründete und leitete. Er war Organist und konzertierte als Cembalist.
Ploner war während der Zeit des Nationalsozialismus aktiver Nationalsozialist. Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich beantragte Ploner am 28. Mai 1938 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.360.225).[1][2] Bereits im April 1938 hatte er einen stark antisemitischen Artikel in der Tiroler Tagespresse veröffentlicht, in dem er seine Mitwirkung an der nationalsozialistischen Kulturpolitik anbot und sich zur Blut-und-Boden-Ideologie bekannte.[3]
Um 1941/42 komponierte er mit seinen fünfzehn Tiroler Fanfaren (op. 111) glorifizierende Widmungen an Personen der Tiroler Geschichte (Andreas Hofer, Walther von der Vogelweide u. a.) sowie an „Blutzeugen“ der nationalsozialistischen Bewegung in Tirol, darunter den SA-Standartenführer Vinzenz Waidacher sowie Friedrich Wurnig.[3] 1942 gab er ein Liederbuch im Auftrag des Gauleiters Franz Hofer heraus, das Propaganda- und Volkslieder enthielt. Unter den enthaltenen Liedern war auch das von Ploner vertonte antisemitische Gedicht Tiroler Volkssturm 1944 des Imster Mundartdichters Jakob Kopp.[4][3]
1952 schrieb Ploner die Symphonie in Es-Dur. Der erste Satz mit der Bezeichnung Ahnenerbe nimmt Bezug auf das SS-Ahnenerbe, dass die Theorie der arischen Herrenrasse wissenschaftlich untermauern sollte. Daneben wird in zwei Sätzen der Symphonie die Melodie von Wach auf du deutsches Land, das auch in der NS-Propaganda verwendet wurde, zitiert. Das Arrangement des Stückes fertigte der Komponist Sepp Tanzer, der neben Sepp Thaler als Ploners Schüler gilt, für die Uraufführung 1956 an.[5]
Publikationen
- (Hrsg.): Hellau! Liederbuch für Front und Heimat des Gaues Tirol-Vorarlberg. Im Auftrag des Gauleiters und Reichsstatthalters Franz Hofer, Illustrationen von Eberhard Heß, Verlag Voggenreiter, Potsdam 1942.
Literatur
- Kurt Drexel, Monika Fink (Hrsg.): Musikgeschichte Tirols. Band 3: 20. Jahrhundert (= Schlern-Schriften. 344). Wagner, Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7030-0451-3.
- Christian Fastl: Ploner, Josef Eduard. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
Weblinks
- Literatur von und über Josef Eduard Ploner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ARGE-NS-Zeit: Seite zu Josef Eduard Ploner in der NS-Zeit
Einzelnachweise
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/32700575
- ↑ Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 5656–62.
- 1 2 3 Michael Wedekind: Stellungnahme zu den vom Verein >Institut für Tiroler Musikforschung< (Rum bei Innsbruck) vorgelegten Publikationen zu den Musikschaffenden der >Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten< (1934–1938). Wien 2013, S. 16 (tirol.gv.at [PDF; abgerufen am 19. März 2016]).
- ↑ Werkverzeichnis. In: Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten: NS-Zeit. Abgerufen am 19. März 2016.
- ↑ Florian Gasser: Im Dirndl für den Führer. Die Zeit, 29. November 2012, abgerufen am 6. Juni 2018.
Personendaten | |
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NAME | Ploner, Josef Eduard |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Lehrer, Chorleiter, Organist und Komponist |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1894 |
GEBURTSORT | Sterzing |
STERBEDATUM | 23. Juni 1955 |
STERBEORT | Innsbruck |