Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 31.05.2021, aktuelle Version,

Josef Gregorig

Josef Gregorig (* 27. April 1846 in Bisamberg, Niederösterreich ; † 2. Juli 1909 in Maria Enzersdorf) war ein christlichsozialer Wiener Politiker und als solcher Mitglied des Gemeinderats (1889–1908) sowie des Reichsrates (1897–1907).

Gregorig war von Beruf „Pfaidler“ (Hemdenerzeuger) und Geschäftsinhaber in Wien (Mariahilfer Straße 24). Er war ein Anhänger Karl Luegers und des Antisemiten Ernst Schneider. Der Schutz des Kleingewerbes vor der großbetrieblichen Konkurrenz der Industrie und der Warenhäuser war ihm ein besonderes Anliegen; er vertrat diese Intention auch mit massiven Äußerungen des Antisemitismus, etwa im Konflikt um die Ausbaupläne beim Warenhaus Rothberger. Nach dem Zerwürfnis mit den Christlichsozialen gründete er den „Bund der Antisemiten“, dessen Vorsitzender er bis 1904 war.

In der Reichsratssitzung am 16. November 1899 propagierte er die Ritualmordlegende.[1]

Besondere öffentliche Aufmerksamkeit erregte über Jahre ein von Gregorig angestrengter Ehrenbeleidigungsprozess gegen eine jüdische Prostituierte, genannt Aschanti, die gegenüber Dritten Gregorig als jenen Mann identifiziert hatte, den sie 1896 bei einem Maskenball im Hotel Wimberger (Neubaugürtel 34, Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus bzw., ab 1. Juli 1905, Wien-Neubau) in einem Chambre séparée getroffen und der sie bei dieser Zusammenkunft mit Sodawasser aus einer Siphonflasche unsittlich besprüht habe. Der Prozess, der auf Seiten des Klägers und dessen Sympathisanten für antisemitische Argumente genutzt wurde,[2] endete Anfang Februar 1899 mit einem Freispruch für die Angeklagte.[3]

Als Vertreter des Rassenantisemitismus geriet er nach der Jahrhundertwende in Gegensatz zu Lueger, der den Antisemitismus in seiner Partei zu mäßigen suchte. Nach einer Rede beim „Bund der Antisemiten“ erfolgte sein Ausschluss aus der Christlichsozialen Partei.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Albert Lichtblau: Die Debatten über die Ritualmordbeschuldigungen im österreichischen Abgeordnetenhaus am Ende des 19. Jahrhunderts, in: Rainer Erb (Hrsg.): Die Legende vom Ritualmord. Zur Geschichte der Blutbeschuldigung gegen Juden, Berlin 1993, S. 267–292, hier Fn. 57, S. 280
  2. Gerichtssaal. Der Kampf der Juden gegen den Abgeordneten Gregorig. Zur Affaire beim Wimberger. In: Deutsches Volksblatt / Deutsches Volksblatt. Radikales Mittelstandsorgan / Telegraf. Radikales Mittelstandsorgan / Deutsches Volksblatt. Tageszeitung für christliche deutsche Politik, Morgen-Ausgabe, Nr. 3626/1899 (XI. Jahrgang), 4. Februar 1899, S. 5–8. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dvb.
  3. Aus dem Gerichtssaale. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 12376/1899, 4. Februar 1899, S. 6 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.