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vom 16.01.2021, aktuelle Version,

Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha

Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha

Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha, fâzıl, dt. der Hochgebildete (* 1635 in Köprü, heute Vezirköprü/Anatolien[1]; † 3. November 1676[2][3] in Konstantinopel) war Großwesir des Osmanischen Reichs. Seine Familie war albanischer Abstammung, Köprülü ist die türkische Form von Qyprili.

Karriere

Fâzıl Ahmed war der älteste Sohn des Großwesirs Köprülü Mehmed Pascha. Er wurde mit 16 Jahren schon Professor (müderris) bei Kara Çelebizâde 'Aziz Efendi an einer Medrese. Ab 1659 war er Wesir und Statthalter von Erzurum und ab 1660 von Damaskus. In dieser Funktion führte er erfolgreiche Kämpfe gegen die Drusen und wurde im Juni 1661 (Islamischer Kalender: Zilka'de 1071) Stellvertreter (Kaymakam) seines Vaters. Nach dessen Tod am 31. Oktober 1661 (7. Rebî'ülevvel 1072) wurde er von Sultan Mehmed IV. zum Großwesir ernannt. Es war das erste Mal seit den Chanderelis, dass ein Sohn seinem Vater in diesem Amt nachfolgte. Er verringerte die Besteuerung und ging insbesondere gegen ungesetzmäßige Steuereintreibungen vor.[1]

Kriegszüge und Tod

In den Jahren 1663 und 1664 führte er einen Feldzug gegen den habsburgischen Teil Ungarns. Nachdem er mehrere Festungen erobert hatte (unter anderen Neu-Zrin im Norden Kroatiens), erlitt er bei der Schlacht von St. Gotthard eine Niederlage und sah sich gezwungen, mit Österreich den Frieden von Eisenburg zu schließen, der allerdings viele der türkischen Eroberungen sicherte. Der kaiserliche Feldherr Montecuccoli war wegen der Schwächen seines Heeres nicht in der Lage, den Sieg auszunützen, deswegen blieb Fâzıl Ahmed Paschas Einfluss auf den Sultan ungebrochen.

Am 14. Mai 1666 begann er die Belagerung von Candia auf Kreta, das zur Republik Venedig gehörte und erst am 17. September 1669 fiel.

Der nächste von ihm geführte Krieg war 1672 gegen Polen-Litauen zur erbetenen Hilfeleistung für die ukrainischen Kosaken unter Petro Doroschenko. Zunächst erfolgreich im Rahmen des Friedens zu Buczacz, wurde Ahmed Pascha von den Polen unter ihrem Großkronhetman Jan Sobieski in der Schlacht bei Chocim und bei Lemberg geschlagen. Am 22. Oktober 1674 kehrte er todkrank (angeblich Ödem wegen Alkoholismus), nach Adrianopel zurück. Die Türken behaupteten sich aber auch weiterhin und stimmten den ehrenhaften Bedingungen im Frieden von Żurawno vom 17. Oktober 1676 zu, durch den sie die Festung Kamieniec Podolski, große Teile Podoliens und der südlichen Ukraine behielten.

Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha starb am 3. November 1676 (16. Şa'bân 1087). Sein Leichnam wurde in der Türbe seines Vaters am Divanyolu in Konstantinopel beigesetzt. Er galt als gelehrt (siehe seinen Beinamen), großmütig und tapfer, aber auch als Trinker. Er war ein großzügiger Förderer von Kunst und Literatur und gründete in Konstantinopel eine Bibliothek, die bis heute existiert.[1][4][5][6]

Das Tagebuch des Hasan Ağa

Ahmed Paschas Siegelbewahrer Hasan Ağa hat über die beiden wichtigsten Feldzüge seines Herren (Kreta und Ungarn) ein Tagebuch verfasst, das er dann bearbeiten ließ. Der Bearbeiter, dessen Identität von der Literaturwissenschaft bis heute nicht geklärt werden konnte, gab dem Werk den Titel „Die Kleinodien der Historien“ (Cevâhirü't-tevârîh). Er war möglicherweise Imam der Sultansmoschee der Burg am Ibar (im Osten von Montenegro).

Literatur

  • Erich Prokosch (Übersetzer): Krieg und Sieg in Ungarn. Die Ungarnfeldzüge des Großwesirs Köprülüzâde Fâzıl Ahmed Pascha 1663 und 1664, nach den „Kleinodien der Historien“ seines Siegelbewahrers Hasan Ağa. in der Reihe Richard Franz Kreutel (Herausgeber): Osmanische Geschichtsschreiber. Band 8, Verlag Styria, Graz/Wien 1976, ISBN 3-222-10470-0.
  • Günhan Börekçi: Köprülü family Encyclopedia of the Ottoman Empire, herausgegeben von Gábor Ágoston und Bruce Masters. New York 2009. Seite 316, PDF online
Commons: Köprülü Fazıl Ahmed  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Erich Prokosch (Übersetzer): Krieg und Sieg in Ungarn. Die Ungarnfeldzüge des Großwesirs Köprülüzâde Fâzil Ahmed Pascha 1663 und 1664, nach den „Kleinodien der Historien“ seines Siegelbewahrers Hasan Ağa. in der Reihe Richard Franz Kreutel (Herausgeber): Osmanische Geschichtsschreiber. Band 8, Verlag Styria, Graz/Wien 1976, ISBN 3-222-10470-0, S. 259,260.
  2. Gábor Ágoston, Bruce Alan Masters: Encyclopedia of the Ottoman Empire, Infobase Publishing, 2009, ISBN 0-8160-6259-5, 2009, S. 315f, online auf books.google.com, gesehen 5. April 2011 (englisch)
  3. Mathias Bernath, Felix von Schroeder, Gerda Bartl: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Band 3, Oldenbourg, 1979, ISBN 3-486-48991-7, S. 275, online auf books.google.com, gesehen 5. April 2011
  4. Mehmed Süreyya: Sicill-i 'Osmânî yâhûd Tezkire-i Meşahiri'Osmâniye. Band I, S. 222.
  5. İslâm Ansiklopedisi Band VI, Istanbul 1950, S. 897/903.
  6. Ismail Hami Danişmend: Izahli Osmanlı Tarihi Kronolojisi Band, Istanbul 1971–1973, S. 43.
Vorgänger Amt Nachfolger
Köprülü Mehmed Pascha Großwesir des Osmanischen Reiches
31. Oktober 1661–19. Oktober 1676
Kara Mustafa Pascha

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