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vom 17.01.2020, aktuelle Version,

Karel Klostermann

Karel Klostermann

Karel Faustin Klostermann (* 13. Februar 1848 in Haag am Hausruck[1], Österreich, nach anderer Quelle in Horn[2]; † 17. Juli 1923 in Štěkeň) war ein deutsch- und tschechischsprachiger Schriftsteller. Er schrieb auch unter dem Pseudonym Faustin.

Leben

Klostermann wurde als erstes von zehn Kindern des Arztes Josef Klostermann aus Schlösselwald bei Rehberg im Böhmerwald und dessen Frau Charlotte in Haag am Hausruck oder in Horn in Niederösterreich geboren. Nach der Matura 1865 in Písek studierte er von 1866 bis 1868 Medizin an der Wiener Universität. Aus unbekannten Gründen schloss er das Studium nicht ab und trat 1871 die Stelle eines Hauslehrers in Nordböhmen an. Ein Jahr später arbeitete er als Journalist bei der Zeitschrift Wanderer in Wien. An der deutschen Staats-Realschule in Pilsen war Klostermann ab 1873 Lehrer für die französische und deutsche Sprache. Nach fünf Jahren, nachdem er sich verehelicht hatte, wurde er beamteter Lehrer und blieb dort bis zu seiner Pensionierung im 65. Lebensjahr. Ab 1907 war Klostermann Mitglied des Stadtrates von Pilsen. Er wurde zum Ehrenbürger der Stadt Pilsen ernannt und zählt neben Adalbert Stifter und Maximilian Schmidt zu den bedeutendsten Schriftstellern des Böhmerwaldes.

Ab 1885 erschienen seine in deutscher Sprache verfassten Erzählungen in der Zeitung Politik. Da Klostermanns auf Deutsch geschriebenes Buch Böhmerwaldskizzen keinen Erfolg hatte, wendete er sich als Schriftsteller verstärkt der tschechischen Sprache zu (Der Sohn des Freirichters, 1890). 1892 erschien sein erster Roman Aus der Welt der Waldeinsamkeiten, den die Königliche böhmische Gesellschaft der Wissenschaften mit einem Preis auszeichnete. Zwischen 1901 und 1919 erschienen zehn seiner insgesamt vierzehn Romane sowie zehn Sammelbände mit Erzählungen. Fünf dieser Romane erhielten den Jahrespreis dieser Gesellschaft.

Im Juli 1923 starb Karel Faustin Klostermann im Kloster des Frauenordens Congregatio Jesu auf Schloss Steken in Südböhmen und wurde in Pilsen beigesetzt.

2008 brachte die Tschechische Post eine Sonderbriefmarke zu Ehren von Karel Klostermann heraus.[3][4]

Nach 1998 wurden vom grenzüberschreitenden Verein Karel Klostermann – Dichter des Böhmerwaldes e. V. in Grafenau zwei Gedenksteine auf beiden Seiten der Grenze mit der Aufschrift: Karel Klostermann – Apostel der Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen errichtet.

Werke

Denkmal zu Ehren Karel Klostermanns in Javorník

Die Landschaft und die Menschen des Böhmerwaldes sind das Thema Klostermanns. Als realistisch-naturalistischer Erzähler schildert er drastisch und ohne Pathos die raue Lebenswirklichkeit der Bewohner des Böhmerwaldes. Doch wird auch immer wieder sein feiner Humor in seinen Werken spürbar.

Seine Entscheidung, nur mehr in tschechischer Sprache zu veröffentlichen, hat ihm unter den Klassikern der böhmischen Erzähler einen festen Platz eingebracht. Daran hat auch der Vorwurf einiger national-böhmischer Rezensenten und Kritiker nichts geändert, dass die handelnden Personen seiner Prosa Deutsche seien. Selbst die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Andenken an Karel Klostermann unbeschadet überstanden. Im Gegenteil, er, der bisher von deutsch-national Gesinnten mit Erfolg totgeschwiegen worden war, erhielt nun die Ehrungen, die ihm längst zugestanden hätten. Klostermann-Gedenktafeln, Klostermann-Straßen, Klostermann-Zimmer in Museen gibt es im Böhmerwald erst, seit Klostermanns Landsleute nicht mehr dort ansässig sind.

Das Werk des Schriftstellers, der sich für die Verständigung zwischen den tschechischen und deutschen Bewohnern Böhmens und vor allem des Böhmerwaldes einsetzte, ist erst in jüngster Zeit wieder auf deutscher Seite entdeckt worden. Der Verlag Karl Stutz in Passau hat einige seiner Werke neu herausgebracht.

  • Böhmerwaldskizzen. Erzählungen 1890
  • Rychtářův syn. 1890 (dt. Der Sohn des Freirichters. Erzählungen. Stutz, Passau 1998)
  • Ze světa lesních samot. Roman 1891 (dt. Aus der Welt der Waldeinsamkeiten. 1993)
  • V ráji šumavském. Roman 1893 (dt. Im Böhmerwaldparadies. Stutz, Passau 2005)
  • Za štěstím. Roman 1895
  • V srdci šumavských hvozdů. Erzählungen 1896
  • Skláři. Roman 1897 (dt. Die Glasmacher. Stutz, Passau 2006)
  • Hostinný dům, Domek v Polední ulici. Roman 1898
  • Bílý samum. Roman 1903
  • Spisy Karla Klostermanna. 25 Bände 1904–1928
  • Ze šumavského podlesí. Erzählungen 1908
  • Jiříčkův zimní výlet, Robinson na Otavě. Jugendroman 1911
  • Heiteres und Trauriges aus dem Böhmerwalde. Der Böhmerwaldskizzen anderer Teil (entstanden 1885–87). Stutz, Passau 1997
  • Pan profesor (dt. Der Herr Professor. Stutz, Passau 1999)
  • Faustins Geschichten aus dem Böhmerwald. Stutz, Passau 2001
  • Die Erben des Böhmerwaldparadieses. Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 2002
  • Im Herzen des Böhmerwaldes. Ohetaler Verlag Grafenau 2018

Einzelnachweise

  1. Sonderausgabe der Gemeindezeitung der Marktgemeinde Haag am Hausruck (Memento des Originals vom 30. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/root.riskommunal.net (PDF; 480 kB)
  2. Heribert Sturm (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Band II, R. Oldenbourg Verlag, München 1984, ISBN 3-486-52551-4, S. 183
  3. Katalogcode: Michel ČZ 540, 11 Kč
  4. Die Briefmarke auf der Internetseite der Tschechischen Post nicht erreichbar

Literatur

  • Václav Dresler: Básník Šumavy. S úvodem Adolfa Heyduka a vlastím životopisem Klostermannovým. Brünn 1914
  • Bohemia. Deutsche Zeitung (1826–1939), Ausgabe vom 17. Februar 1918
  • Max Regal: Život a dílo Karla Klostermanna. Jos. R. Vilímek, Prag 1926
  • Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Band I, 1975
  • Klostermann Karl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 421.
  • Jiřina Mikuškovičová: Karel Klostermann. Personalní bibliografie. Krajská knihovna, České Budějovice 1976
  • Heribert Sturm (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der Böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut), Band II, R. Oldenbourg Verlag, München 1984, ISBN 3-486-52551-4, S. 183 (mit weiteren Literatur- und Publikationshinweisen)
  • Mareile Ahrndt: Karl Klostermann (1848-1923) als Schriftsteller in zwei Sprachen. Die allmähliche Wandlung eines Deutschen zum tschechischen Literaten. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1995
Commons: Karel Klostermann  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien