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vom 14.10.2018, aktuelle Version,

Karl Chmielewski

Karl Chmielewski

Karl Chmielewski (* 16. Juli 1903 in Frankfurt am Main; † 1. Dezember 1991 in Bernau am Chiemsee) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer (R).

Er war KZ-Kommandant des Konzentrationslagers Gusen und baute das KZ Herzogenbusch auf. Chmielewski galt als „Teufel von Gusen“ und war einer der wenigen KZ-Kommandanten, welche selbst als Häftling in ein Konzentrationslager verbracht wurden.[1]

Leben

Werdegang

Chmielewski wechselte in Jugendjahren vom Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Frankfurt am Main an die Oberrealschule in Langen, welche er 1918 ohne Abschluss verließ. Nach einer Übersiedlung nach München absolvierte Chmielewski eine Ausbildung zum Holzbildhauer und Elfenbeinschnitzer, welche er 1924 mit der Gesellenprüfung abschloss. Chmielewski war in diesem Gewerbe einige Zeit in München selbständig, musste seinen Betrieb aber wegen der Wirtschaftskrise noch in den 1920er Jahren schließen.[1]

NS-Karriere

Im Jahre 1932 trat Chmielewski nach längerer Arbeitslosigkeit und einigen Gelegenheitsjobs in die Allgemeine SS ein und arbeitete ab 1932 aktiv auch für die NSDAP, deren Mitglied er 1933 wurde. Chmielewski versah Anfang 1933 Dienst als Hilfspolizist und Ordonanz zwischen der Polizeidirektion und dem SS-Hauptamt in München. Chmielewski wurde noch 1933 in den Stab des Reichsführers SS (RFSS) übernommen und zum SS-Unterscharführer befördert. Chmielewski wechselte 1934 mit der Verlegung der Chef-Adjutantur des RFSS als Kassenverwalter nach Berlin. 1935 diente Chmielewski im Kommandanturstab des KZ Columbia und in der Zeit zwischen 1936 und 1939 als Verwaltungsführer im Kommandanturstab des KL Sachsenhausen. 1938 wurde Chmielewski zum SS-Untersturmführer befördert und als Schutzhaftlagerführer eingearbeitet.[1]

Konzentrationslager Gusen

1940 wurde Chmielewski zum Aufbau des Lagerteiles Gusen in den Kommandanturstab des KL Mauthausen überstellt und übersiedelte mit seiner Familie in eine von den Deutschen Erd- und Steinwerken (DEST) zur Verfügung gestellte Wohnung nach St. Georgen an der Gusen.[2] Chmielewskis Frau arbeitete dort bis Kriegsende in der Buchhaltung der DEST-Werkgruppe St. Georgen/Gusen.[3][4]

Chmielewski diente in den Jahren 1940 bis 1942 im Rang eines SS-Hauptsturmführers (R) als Schutzhaftlagerführer I des KL Gusen. Während Chmielewski das KL Gusen mit äußerster Brutalität vor allem als Vernichtungslager für polnische Intellektuelle und Rotspanier prägte, versuchte er sich trotz zahlreicher Alkoholexzesse im Zusammenhang mit den in Gusen beim Eisenbahnbau gemachten archäologischen Funden[5] und der Einrichtung eines kleinen Museums direkt im KZ verdient zu machen.[6] Er war persönlich an der Misshandlung und Ermordung der KZ-Häftlinge beteiligt, so schlug er u. a. Häftlinge zu Tode oder vergewaltigte weibliche Häftlinge[7] Aufgrund der katastrophalen hygienischen Zustände in diesem Vernichtungslager erkrankte auch Kommandant Chmielewski bereits Anfang 1942 an Neuritis und Fleckfieber und war in der ersten Hälfte dieses Jahres häufig dienstunfähig und auf Kur. Chmielewski wurde daraufhin ab September 1942 mit dem Aufbau des KL Herzogenbusch beauftragt, dessen Kommandant er ab dem 5. Jänner 1943 war, während seine Familie bis Kriegsende in St. Georgen/Gusen wohnhaft blieb.

Ende der SS-Karriere

Wegen Unterschlagung verhaftete man Chmielewski im Oktober 1943 und verurteilte ihn 1944 vor einem SS-Gericht zu 15 Jahren Zuchthaus. Nach Aufenthalten in der Untersuchungshaft in Sachsenhausen und im SS- und Polizeistraflager Dachau war Chmielewski nach eigenen Angaben bis April 1945 Lagerältester im Außenlager Allach. Chmielewski konnte sich während des Zusammenbruches von dort absetzen und nach einem Besuch bei seiner Familie in St. Georgen/Gusen bis Herbst 1946 bei einem Bauern in Mettmach (Oberösterreich) untertauchen. Mit falschen Papieren gelang Chmielewski in weiterer Folge die Rückreise nach Deutschland, wo er sich bei Bauern, mit Kaninchenzucht (vgl. dazu Kommando Kaninchenzucht im KL Gusen I) und Eierhandel durchschlug.

Nachkriegsjustiz

Chmielewski wurde bereits 1953 von einem deutschen Gericht wegen Meineid, Doppelehe und Betrug zu einem Jahr Haft in München-Stadelheim verurteilt und saß bereits vor und nach diesem Verfahren wegen Mordes in Gusen in Untersuchungshaft.

Im November 1961 wurde Chmielewski schließlich durch ein Schwurgericht des Landgerichtes Ansbach wegen 282-fachen Mordes zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt und büßte seine Haftstrafe in Straubing ab. Im März 1979 wurde „im Hinblick auf den Gesundheitszustand des Verurteilten“ ein Gnadengesuch „für die Dauer der stationären Behandlung in einer geeigneten Anstalt“ bewilligt. Chmielewski verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Bernau am Chiemsee. Er wurde dort am Friedhof begraben, die Grabstelle wurde im Frühjahr 2018 aufgelassen.[8]

Einer seiner Leitsprüche als Lagerkommandant in Gusen war angeblich: „Ein guter Häftling hält es nicht länger als 3-4 Monate im KZ aus, wer es länger aushält ist ein Gauner.“[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 "Sagel-Grande, et.al.: Justiz und NS-Verbrechen - Strafverfahren gegen Chmielewski Karl (Lage, Aufbau und personelle Besetzung des Lagers Gusen und Lebensbedingungen seiner Häftlinge). Band XVII. S. 160 ff, Amsterdam 1977. S. 160 ff.
  2. Rudolf Haunschmied: 1938/1945 - Zum Gedenken. In: Marktgemeinde St. Georgen a.d. Gusen (Hrsg..): 300 Jahre erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen, St. Georgen a.d. Gusen 1989, S. 73–112.
  3. Stellenbesetzungsplan der DEST-Werkgruppe St. Georgen
  4. Rudolf A. Haunschmied, Jan-Ruth Mills, Siegi Witzany-Durda: St. Georgen-Gusen-Mauthausen - Concentration Camp Mauthausen Reconsidered. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-7440-8. S. 88
  5. Schiffkorn Elisabeth: Zur Forschungsgeschichte des urnenfelderzeitlichen Gräberfeldes von Gusen. In: EuroJournal Mühlviertel-Böhmerwald, 2. Jg., Sonderheft 1, Linz 1996.
  6. Kulturnachrichten aus Oberdonau. Amt des Kulturbeauftragten des Gauleiters und Reichsstatthalters in Oberdonau. Linz, 1. Juli 1942, S. 3.
  7. Mein Vater, der Massenmörder
  8. Matthias Köpf: Kein Kreuz mehr für den Kriegsverbrecher. In: sueddeutsche.de. 23. Februar 2018, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  9. taz vom 6. Januar 2016

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