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vom 18.12.2018, aktuelle Version,

Karl Maria von Andlau

Pater Karl Maria von Andlau

Karl Maria Graf von Andlau-Homburg (* 28. November 1865 in Stotzheim, Elsass; † 30. Dezember 1935 in Kalksburg, heute ein Stadtteil von Wien[1]) war ein elsässischer Graf und Jesuitenpater.

Familie

Karl von Andlau entstammte einer Linie des unterelsässischen Adelsgeschlechts der Grafen von Andlau. Er kam als Sohn des österreichischen Offiziers Raymond Carl von Andlau-Homburg (1819–1874) und seiner Gattin Emilie von Bodeck-Ellgau (1843–1910) zur Welt. Sein jüngerer Bruder war der Politiker Hubert Franz Maria von Andlau-Homburg (1868–1959). Beide waren die Großneffen von Benedikt Anton Friedrich von Andlau-Homburg (1761–1839), letzter Abt des Klosters Murbach und Fürst des Heiligen Römischen Reiches.[2]

Leben

Der Graf trat am 30. Oktober 1887 in den Jesuitenorden ein. Dort führte er zumeist keinen Adelstitel und nannte sich einfach Pater Karl Andlau. Er war ein bekannter Prediger seines Ordens und avancierte am 18. August 1904 zum Rektor des Jesuitenkollegs Kalksburg. Von 1915 bis 1919 fungierte Karl von Andlau als Provinzial der österreichisch-ungarischen Jesuiten.[3] Beim Eucharistischen Kongress in Wien hielt er 1912 eine vielbeachtete Predigt zum Thema „Die heilige Eucharistie und das Haus Habsburg“. Er starb im Dezember 1935 im Kollegium Kalksburg.

Pater Karl Maria von Andlau hatte ein besonderes Vertrauensverhältnis zum letzten österreichischen Kaiser Karl I. sowie zu dessen Gattin Kaiserin Zita. Er lernte den späteren Kaiser schon als Kind kennen, als dieser zeitweise den Sportunterricht im Kalksburger Kollegium erhielt. Der Habsburger wählte ihn sich zum Beichtvater und Pater Andlau bereitete ihn und seine Braut 1911 auf das Sakrament der Ehe vor.[4][5]

Auch nach dem Tod von Kaiser Karl blieb der Jesuit mit dessen Familie in Kontakt und besuchte diese beispielsweise 1923, in ihrem spanischen Exil. Hierbei machte er Kaiserin Zita eine von ihm in Deutsch gedichtete Weihnachtsmesse mit alten slowakischen Melodien zum Geschenk, die noch heute unter dem Namen „Kleine Weihnachtsmesse für die Kaiserin“ vertrieben wird.[6] Der Kaisersohn Otto von Habsburg bezeichnete Andlau als „großen Freund“ seiner verwitweten Mutter.[7]

Karl Maria von Andlau wirkte zudem als religiöser Berater von Gräfin Ada Chotek, später Sr. Maria Annuntiata (1890–1939), deren Vater Karl Maria Paul Anton Boguslaw Chotek von Chotkow und Wognin (1853–1926) ein Cousin von Sophie Chotek, Fürstin von Hohenberg, der Ehefrau des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand war. Pater Andlau unterstützte sie bei der Gründung ihres Ordens der Eucharistieschwestern. In dem Buch „Antwort der Liebe, Leben und Werk von Mutter Maria Annuntiata Chotek“ (Haus Königstein-Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien, 1997) sieht der Autor Rudolf Grulich in ihm „fast einen Mitbegründer der Kongregation, da er mit aufopfernder Liebe das Werk förderte, der Gründerin mit dem reichen Schatz seiner Erfahrungen zur Seite stand und manche Schwierigkeiten überwinden half.“[8]

Literatur

  • Schematismus der österreichisch-ungarischen Jesuitenprovinz, 1909: Zu Pater Andlau, S. 22 u. 84; (PDF-Dokument)
  • Fritz Fellner: Schicksalsjahre Österreichs, 1908-1919: Das politische Tagebuch Josef Redlichs, Band 40, Böhlau Verlag, 1954, S. 360; (Ausschnittscan)
  • Elisabeth Kovács: Untergang oder Rettung der Donaumonarchie?: Politische Dokumente zu Kaiser und König Karl I. aus internationalen Archiven, Böhlau Verlag, Wien, 2004, ISBN 3205772385, S. 103, Fußnote 1; (Digitalscan)

Einzelnachweise

  1. Tschechischer Lebenslauf von Pater Andlau mit Foto und Todesdatum
  2. Genealogische Familienwebseite
  3. Charles E. O'Neill, Joaquín María Domínguez: Diccionario histórico de la Compañía de Jesús, Band 1, S. 298, Univ. Pontifica Comillas, 2001, ISBN 8484680371; (Digitalscan)
  4. Elisabeth Kovács: Biographisches zu Erzherzog Carl Franz Joseph, Kapitel III.; (Digitalausgabe)
  5. Jan Mikrut: Kaiser Karl I. (IV.) als Christ, Staatsmann, Ehemann und Familienvater, Band 1 von: Veröffentlichungen des Internationalen Forschungsinstituts zur Förderung der Kirchengeschichte in Mitteleuropa, 2004, ISBN 3853511880, S. 46; (Ausschnittscan)
  6. Webseite zur Geschichte der Messe
  7. Bericht Ottos von Habsburg; (PDF-Ansicht)
  8. Webseite mit Artikel zu Gräfin Ada Choteck und zur Gründung der Eucharistieschwestern