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vom 13.01.2020, aktuelle Version,

Karl Thomas zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort

Fürst Karl Thomas

Karl Thomas Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort (* 7. März 1714 in Augsburg; † 6. Juni 1789 in Kleinheubach) war von 1735 bis 1789 der dritte Fürst aus dem Hause Löwenstein.

Dynastische Zuordnung

Karl Thomas war der älteste Sohn des Fürsten Dominik Marquard zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1690–1735) und von dessen Frau Christina Franziska Polyxena geborene Landgräfin von Hessen-Rheinfels (1687–1728).

Karl Thomas heiratete am 25. Juli 1736 in Wien Marie Charlotte Prinzessin von Holstein-Wiesenburg (1718–1765). Aus der Ehe ging eine Tochter Leopoldine (1739–1765) hervor, welche 1761 Karl Albrecht II. zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1742–1796) ehelichte. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Fürst Karl Thomas am 4. Februar 1770 in morganatischer Ehe Maria Josepha verwitwete von Rummerskirch, geborene von Stipplin (1735–1799).

Bildung

Fürst Karl Thomas als Jäger

Karl Thomas studierte in Prag und Paris und war sehr an Kunst und Wissenschaft interessiert. Am 4. Januar 1754 wurde er mit dem akademischen Beinamen Apollo Soter als Mitglied (Matrikel-Nr. 584) in die Leopoldina aufgenommen[1] Weiterhin war er seit 1765 korrespondierendes Mitglied der Académie française und trug im Laufe seines Lebens eine umfangreiche Bibliothek zusammen.[2]

Militärische Laufbahn

Fürst Karl Thomas wurde am 4. Mai 1758 kurpfälzischer Generalleutnant und am 31. Dezember 1769 kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

Herrschaft

Nachdem der Vater 1735 in Venedig ermordet worden war, trat Fürst Karl Thomas als 21-Jähriger dessen Erbe an. Die finanzielle Situation war von Beginn an sehr angespannt und verschärfte sich noch im Laufe der kommenden Jahre, bedingt auch durch einen verschwenderischen Lebensstil des Fürsten und eine unrealistische politische Herangehensweise. Einerseits fühlte er sich verpflichtet, das Wohl seiner Untertanen zu mehren, andererseits verbot er deren Meinungsäußerung in Staatsangelegenheiten. Seine Herrschaft entsprach also ganz der eines absolutistischen Fürsten.

Da die fünf jüngeren Brüder von Fürst Karl Thomas auf Grund der Primogenitur von der Herrschaft ausgeschlossen waren, versuchten sie die finanzielle Notlage des Fürstentums auszunutzen und wollten durch eine Klage beim Reichshofrat darauf hinwirken, dass ihr Bruder für regierungsunfähig befunden würde. Er gelang Fürst Karl Thomas, dieses Ansinnen abzuwehren und durch Reformen in seiner Regierung und Hofkammer die finanzielle Misere etwas zurückzufahren, jedoch hielt ihn dies nicht davon ab, sinnlose Projekte wie etwa die Errichtung einer Universität in Kleinheubach zu verfolgen, die letztendlich wegen der begrenzten Geldmittel zum Scheitern verurteilt waren.[3]

Das Löwensteiner Amtsschloss, in Albersweiler-St. Johann

Während seiner Herrschaft war Fürst Karl Thomas häufig in Prozesse am Reichskammergericht verwickelt. Meist ging es um Streitigkeiten mit der Virneburger Linie wegen der Aufteilung gemeinschaftlich ausgeübter Herrschaftsrechte, sogenannte Kondominiumsangelegenheiten, oder um Streitigkeiten finanzieller Natur mit seinen Brüdern und Beamten. Als sehr schwerwiegend gestaltete sich eine rechtliche Auseinandersetzung mit den Nachfahren der Brüder Ludwigs zu Stolberg. 1732 verlangte das Reichskammergericht die Zurückgabe des Stolberger Anteils an Rochefort. Der Streit endete 1755 mit dem Verlust der Hälfte aller niederländischen Besitzungen, darunter auch die Grafschaft Rochefort. Zum Teil konnten diese Verluste durch Erbschaften großer Gebiete in Böhmen ausgeglichen werden.[2] 1765 erbte er nach dem Tod seiner ersten Frau und der Tochter die böhmische Herrschaft Horažďovice, die er 1779 seiner zweiten Frau überschrieb.[4]

Während seiner Herrschaft verkündete er die allgemeine Schulpflicht und versuchte die Macht der Beamten zu begrenzen, was beides nicht zur vollen Zufriedenheit gelang. Für die Angehörigen verstorbener Beamter gründete er einen Witwen- und Waisenkasse und wagte sich an eine Steuerreform. 1764 ließ Fürst Karl Thomas zu Albersweiler-St. Johann, im linksrheinischen Landesteil Scharfeneck, das noch existente Löwensteiner Amtsschloss erbauen, das jetzt als BASF-Studienhaus dient.[5] Im höheren Alter fielen ihm notwendige Reformen zunehmend schwer. Häufige Phasen der Krankheit nutzte seine zweite Frau zur direkten Einmischung in die politischen Geschäfte. Zudem intrigierte sie gegen einzelne Beamte, was die krisenhafte Stimmung im Fürstentum noch verschärfte.[6]

Nachfolger

Da Fürst Karl Thomas 1789 nach mehr als fünfzigjähriger Herrschaft ohne legitimen Erben verstarb, folgte ihm dessen Neffe Dominik Constantin (1762–1814), Sohn von Karl Thomas jüngerem Bruder Theodor Alexander (1722–1780).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mitgliedseintrag von Karl von Löwenstein-Wertheim bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 16. Januar 2016.
  2. 1 2 Harald Stockert: Adel im Übergang, S. 20
  3. Harald Stockert: Adel im Übergang, S. 19 f.
  4. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen, Bd. 8, Prachiner Kreis, 1840, S. 169
  5. Webseite der Gemeinde Albersweiler mit eigenem Abschnitt zum Schloss Löwenstein im Ortsteil St. Johann und vergrösserbarem Foto
  6. Harald Stockert: Adel im Übergang, S. 21
Vorgänger Amt Nachfolger
Dominik Marquard Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort
1735–1789
Dominik Constantin