Kloster Veßra
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Hildburghausen | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Feldstein | |
Höhe: | 340 m ü. NHN | |
Fläche: | 19,78 km2 | |
Einwohner: | 280 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 14 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 98660 | |
Vorwahl: | 036873 | |
Kfz-Kennzeichen: | HBN | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 69 025 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Mauerstraße 9 98660 Themar |
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Bürgermeister: | Wolfgang Möller (FwV) | |
Lage der Gemeinde Kloster Veßra im Landkreis Hildburghausen | ||
Kloster Veßra war ein Prämonstratenser-Stift und ist heute eine Gemeinde im Landkreis Hildburghausen im fränkisch geprägten Süden von Thüringen. Sie gehört der Verwaltungsgemeinschaft Feldstein an. Der Verwaltungssitz ist in der Stadt Themar.
Das gleichnamige Prämonstratenserkloster ist das Wahrzeichen des Ortes. Heute ist hier das Hennebergische Museum Kloster Veßra, ein Freilichtmuseum für Regionalgeschichte und Volkskunde, untergebracht.
Geographie
Kloster Veßra liegt an der Einmündung der Schleuse in die Werra.
Gemeindegliederung
Ortsteile sind Neuhof (im 17. Jahrhundert hervorgegangen aus der Wüstung und dem Hof Atlas) und Zollbrück.
Geschichte
Die Geschichte des Ortes ist eng verbunden mit dem namengebenden, im Jahr 1131 gegründeten Prämonstratenserkloster, das im 16. Jahrhundert säkularisiert wurde, um danach als fürstliche bzw. von 1815 bis 1945 als staatliche Domäne Preußens bewirtschaftet zu werden. Die 1138 geweihte Stiftskirche diente nach Aufhebung des Klosters als Dorfkirche, ab 1815 als Domänenscheune und brannte 1939 aus.
Verwaltungsmäßig gehörte Veßra bis 1815 zum hennebergischen bzw. kursächsischen Amt Schleusingen, danach bis 1945 zum preußischen Landkreis Schleusingen.[2]
Die angegliederte Siedlung war stets sehr klein. 1790 gab es knapp 150 Einwohner, 1910 waren es etwa 250. Der Ort war von der landwirtschaftlichen Nutzung der Domäne geprägt. Zeitweise war er für das Gestüt der Domäne bekannt, das zwar schon seit 1677 bestand, aber an überregionaler Bedeutung erst gewann, nachdem es 1815 zum königlich-preußischen Hauptgestüt (Hauptgestüt Veßra) ausgebaut worden war. Letzteres wurde 1840 zugunsten des Hauptgestüts Graditz aufgegeben.[3][4] Die Porzellanfabrik und -malerei Herda, Bofinger & Co[5] war ab 1893 vor Ort aktiv und beschäftigte neben Formern und Schleifern auch Porzellanmaler. Die nach dem Austritt von Hugo Herda im Jahr 1906 in Bofinger & Co umbenannte Gesellschaft ging 1921 als Porzellanfabrik Kloster Veßra AG in Liquidation.[6] 1939 richtete die damals mit Sitz in Suhl (heute in Ulm) eingetragene Waffenfabrik Heinrich Krieghoff ein Nebenwerk in Veßra ein.[7]
Während des Zweiten Weltkrieges mussten 124 Männer und Frauen Zwangsarbeit leisten, davon 98 bei Krieghoff und 22 auf der Domäne.[8][9] Als nach der Auflösung der Domäne 1945 eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) entstanden war, wurden im Ort eine Baumschule und eine Schafzuchtanlage betrieben.
Neonazi-Zentrum
Im Dezember 2014 kaufte der Neonazi-Aktivist, Rechtsrock-Konzertveranstalter, Neonazi-Merchandise-Unternehmer und NPD-Politiker sowie Kreistagsabgeordneter im Landkreis Hildburghausen Tommy Frenck für 80.000 Euro das Lokal Goldener Löwe und machte daraus einen weit bekannten Neonazi-Treffpunkt und Veranstaltungsort. Im Juni 2022 trat Frenck bei der Bürgermeisterwahl in Kloster Veßra an und erhielt 30 Prozent der Stimmen.[10][11]
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Kloster Veßra besteht aus sechs Ratsmitgliedern:
- Feuerwehrverein Neuhof e. V.: 2 Sitze (35,7 %)
- Heimat Z-N-K: 2 Sitze (26,3 %)
- Bündnis Zukunft Hildburghausen: 1 Sitz (19,9 %)
- Freiwillige Feuerwehr Kloster Veßra: 1 Sitz (18,2 %)
(Stand: Kommunalwahl am 26. Mai 2019)[12]
Geschichte, Klosteranlage und Freilichtmuseum
Das ehemalige Prämonstratenserkloster Veßra liegt am Ortsrand unweit der Mündung der Schleuse in die Werra.
In dem von einer Mauer umgebenen, etwa sechs Hektar großen Klosterhof ragt die Ruine der Klosterkirche St. Marien auf, dem bedeutendsten romanischen Baudenkmal im Gebiet zwischen Rhön, Grabfeld und Rennsteig. Um die Klosterruine gruppieren sich weitere Gebäude der ehemaligen Klosteranlage wie die Torkapelle, die Klausur und ein Rest des Kreuzgangs.
Die 1131 erfolgte Gründung des Doppelklosters des Prämonstratenserordens[13] geht auf den Hennebergischen Grafen Gotebold II. († 1144) und seine Ehefrau Liutgard zurück. 1138 wurde die Stiftskirche durch Otto von Bamberg geweiht. Drei Jahre später erhielt das Kloster die päpstliche Bestätigung. Jahrhundertelang war Veßra das Hauskloster und mit der Henneberger Kapelle bis 1566 die Grablege[14] der Grafen von Henneberg (etwa von Berthold von Henneberg und Wilhelm III. von Henneberg), der in diesem Gebiet bis 1583 herrschenden Dynastie. Landesherr Johann Friedrich von Sachsen säkularisierte das Kloster im Zuge der Reformation im Jahr 1533, mit Ausnahme der Stiftskirche, die fortan als Dorfkirche diente. Die Grafen von Henneberg wandelten die Klosteranlage in den Jahren von 1543/1544 bis 1573, dem Todesjahr des letzten Abtes von Veßra, in eine landesherrliche Domäne um. Die neue Bestimmung führte im Laufe der Zeit zu dem teilweisen Verfall der Gebäude. Das königlich-preußische Hauptgestüt Veßra missbrauchte ab 1815 das Kirchenschiff jahrelang als Scheune. 1939 machte ein Großfeuer die Kirche zur Ruine. Die Grabkapelle der Grafen von Henneberg wird nun als Dorfkirche genutzt. Heute erkennt man noch das großartige Gotteshaus von Veßra.[15]
Nach über 400-jähriger Nutzung als landesherrliche, später staatliche Domäne und ab 1953 als Sitz einer LPG bekam Kloster Veßra 1975 mit dem Einzug des Agrarhistorischen Museums des Bezirkes Suhl wieder eine kulturelle Funktion.
Seit 1990 beherbergt die ehemalige Klosteranlage das Hennebergische Museum Kloster Veßra, in dem sich die Gebäude der Kloster- und Domänenzeit mit den dorthin umgesetzten ländlichen Wohn-, Wirtschafts- und Kommunalbauten zu einem Freilichtmuseum verbinden. Dazu gehört auch das umgesetzte Dorfbrauhaus aus Wolfmannshausen mit der vollfunktionsfähigen Brauanlage, die mehrmals im Jahr in Betrieb genommen wird.[16]
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Altes Bauernhaus von 1716 im Hennebergischen Museum Kloster Veßra
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Alte Wassermühle teilweise um 1600 im Hennebergischen Museum Kloster Veßra
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Bibrasche Kapelle
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Ruine der Klosterkirche
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Totenhofkapelle
Persönlichkeiten
- August Wilhelm Ammon (1812–1895), Maler
- Willi König (1884–1955), in Kloster Veßra geborener Meteorologe und Hochschullehrer
Siehe auch
Filme
- Kloster Veßra – Begegnung mit der Vergangenheit. Dokumentarfilm, Regie: Robert Sauerbrey, Deutschland 2012.[17]
Literatur
(chronologisch geordnet)
- Günther Wölfing: Die Säkularisation des Klosters Veßra. In: Jahrbuch für Regionalgeschichte. Band 10. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1983, ISSN 1860-8248, S. 115–135.
- Siegmar Banz, Günther Wölfing: Museumsführer / Hennebergisches Museum, Kloster Veßra. Museum für regionale Geschichte und Volkskunde. 2., verbesserte Auflage. Hennebergisches Museum Kloster Veßra, Kloster Veßra 1993, DNB 957773315.
- Günther Wölfing: Henneberg – durch Land und Zeit (= Veröffentlichungen des Hennebergischen Museums Kloster Veßra. Band 4). Hildburghausen 1994, DNB 1205162925.
- Siegmar Banz: 1975/1995: 20 Jahre Museumsarbeit in Kloster Veßra. In: Jahrbuch des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins. Band 10. Kloster Veßra, Meiningen / Münnerstadt 1995, ISSN 0940-8940 S. 235–248.
- Günter Garenfeld: Die Klosterkirche zu Veßra. Entwurf für eine Überdachung. Verlag Ausbildung und Wissen, Bad Homburg / Leipzig 1996, DNB 954687159.
- Doris Hackel: Der Klostergarten in Veßra. Eine Rekonstruktion nach Quellen der mittelalterlichen Gartenkultur. (= Sonderveröffentlichung des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins. Nr. 10). Hennebergisches Museum Kloster Veßra, Kloster Veßra 1997, DNB 957773927.
- Günther Wölfing: 25 Jahre Hennebergisches Museum Kloster Veßra 1975–2000 – Festschrift. (= Veröffentlichungen des Hennebergischen Museums Kloster Veßra. Band 12). Kloster Veßra 2000.[18]
- Günther Wölfing, Ernst Badstübner (Hrsg.): Amtlicher Führer Kloster Veßra. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2003, ISBN 3-422-03094-8.
- Günther Wölfing: Das ehemalige Prämonstratenserkloster Kloster Veßra (= Kleine Kunstführer. Band 2586). Schnell und Steiner, Regensburg 2005, ISBN 978-3-7954-6537-7.
- Hennebergisches Museum Kloster Veßra (Hrsg.): Tagungsband / Kolloquium zu den neuesten Forschungsergebnissen im Kloster Veßra auf den Gebieten der Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege – Klausur und Kreuzgang. Hennebergisches Museum Kloster Veßra, Kloster Veßra 2012, DNB 1030393354.
Weblinks
- Kloster Veßra. In: Verwaltungsgemeinschaft-Feldstein.de
- Offizielle Website des Hennebergischen Museums Kloster Veßra
- Kloster Veßra. In: ThueringerSchloesser.de
- Hennebergisches Museum Kloster Veßra. In: Thueringen.info
- Bilddokumentation des Hennebergischen Museums Kloster Veßra. In: Thüringer-Landschaften.de
- Literatur zum Kloster Veßra im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur zum Hennebergischen Museum Kloster Veßra im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- ↑ Michael Rademacher: Landkreis Schleusingen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Nach anderen Quellen erfolgte die Auflösung des Hauptgestüts Veßra nicht im Jahr 1840, sondern 1843.
- ↑ Carl Bräuer: Vessra in Die Gestüte des In- und Auslandes. G. Schönfeld’s Verlagsbuchhandlung, Dresden 1901, S. 19ff. (online).
- ↑ Adressbuch der keramischen Industrie, Müller, 1906, S. 74.
- ↑ Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau, Bd. 45, Teil 1, 1921, S. 167 und Bd. 30, 1906, S. 1757.
- ↑ John Walter: A concise dictionary of Guns & Gunmakers. Archiving Industry (PDF; englisch).
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945 (Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser, Band 8, Thüringen). Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 134.
- ↑ Renate Oschlies: Schüler erforschten die Geschichte der Zwangsarbeiter in ihrer Heimatstadt. Erst wurden sie gelobt, dann ignoriert. Getroffen in Suhl, Berliner Zeitung vom 12. Juli 2000. online.
- ↑ Tommy Frenck bei Bürgermeisterwahl: 30 Prozent für den Neonazi von Konrad Litschko, taz 13. Juni 2022
- ↑ Kommunalwahl in Thüringen Rechtsextremer Kandidat Tommy Frenck verliert Bürgermeisterwahl, Der Spiegel (online) 12. Juni 2022
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik
- ↑ Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 109–114 (Die Grafen von Henneberg als Lehensherren in beiden Leinach und ihr Hauskloster Veßra, das ebenfalls Besitz in beiden Leinach hatte), hier: S. 110.
- ↑ Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 111.
- ↑ Werner Herrmann: Dorfkirchen in Thüringen. Verlagshaus Thüringen, 1992, ISBN 3-86087-014-9, S. 57.
- ↑ Bierbrauen im Kloster Veßra
- ↑ Kloster Veßra – Begegnung mit der Vergangenheit bei crew united, abgerufen am 17. Mai 2020.
- ↑ Festschrift zum 25-jährigen Museumsjubiläum. In: Website des Hennebergischen Museums Kloster Veßra. Abgerufen am 5. März 2021.
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