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vom 14.06.2022, aktuelle Version,

Konrad Deubler

Detail des Deubler-Denkmals in Bad Goisern

Konrad Deubler (* 26. November 1814 in Goisern; † 31. März 1884 am Primesberg bei Goisern; genannt auch der Bauernphilosoph) war ein österreichischer Landwirt, Bäcker, Gastwirt und Bürgermeister von Goisern (bei Ischl im Salzkammergut).

Leben

Deubler bei der Gartenarbeit vor seinem Haus in Goisern (um 1875)

Konrad Deubler wurde am 26. November 1814 als Sohn eines armen Bergarbeiters geboren. Er erlernte die Müllerei und fand neben schwerer Arbeit Zeit und Lust, sich zu unterrichten. Auf Reisen nach Wien, Venedig, Dresden lernte er die Welt kennen und geriet nach seiner Heimkehr 1853 aufgrund seiner Unterstützung und Verbreitung aufklärerischer und religionskritischer Schriften in Konflikte mit den Gesetzeshütern. Seine Bücher wurden konfisziert. In durch die Polizei bei seinem Buchhändler (Fink in Linz) beschlagnahmten Unterlagen fanden die Untersuchungsrichter, dass er im Verlauf der vorausgegangenen Jahre für eine hohe Summe (1800 Gulden [Ö. W.]) Bücher gekauft hatte.

Deubler redete sich damit heraus, dass er all diese schändlichen Bücher an mehrere Familien verkauft hätte, die kurz vor seiner Festnahme nach Amerika ausgewandert waren. Nach anderthalbjähriger Untersuchungshaft wurde er als Hochverräter und Religionsstörer zu zwei Jahren schweren Kerkers in Brünn verurteilt. Dazu kam dann noch die Internierung in Olmütz, so dass er für vier Jahre seiner Heimat fern bleiben musste. 1857 wurde er vom Kaiser begnadigt, doch folgte von 1862 bis 1864 eine neuerliche Verbannung.[1] Nach der Freilassung machte er eine Reise zu Ludwig Feuerbach nach Nürnberg, um diesen von ihm bewunderten Denker persönlich kennenzulernen. Feuerbach besuchte Deubler später in Goisern einige Monate lang; sie schlossen Freundschaft, und Deubler besuchte Feuerbach noch kurz vor dessen Tode 1872 auf Rechenberg. Für die Jahre 1870/71 wurde er von seiner Gemeinde zum Bürgermeister gewählt.

Deubler war ein begabter Autodidakt, dessen ausgeprägter Wille zur Weiterbildung ihn neben der Arbeit noch Kraft zum Selbststudium finden ließ. Seine Lebensphilosophie schöpfte er aus den Werken von Ludwig Feuerbach, Ludwig Pfau, David Friedrich Strauß, Eugen Dühring, Ernst Haeckel, Ludwig Anzengruber und anderen, mit denen er auch brieflich Kontakt aufnahm, sie besuchte und auch nach Goisern einlud. Er war immer bestrebt, sein Wissen unter den einfachen Menschen seiner Umgebung zu verbreiten. So schrieb er, begeistert von dessen zweibändigen Buch Das Leben Jesu kritisch bearbeitet (1835/36 veröffentlicht), an David Friedrich Strauß, dass er dieses doch allgemeinverständlich in einer volkstümlichen Ausgabe zusammenfassen solle. Daraufhin veröffentlichte Strauß Das Leben Jesu. Leicht faßliche Bearbeitung, das dann 1864 unter dem Titel Das Leben Jesu für das deutsche Volk erschien. Insbesondere zu Ludwig Feuerbach entwickelte sich durch einen regen Briefwechsel und die gegenseitigen Besuche eine Freundschaft. Nach Feuerbachs Tod 1872 orientierte sich Deubler an Ernst Haeckel. Auch stand er mit Peter Rosegger und der Schriftstellerin Minna Kautsky, der Mutter des marxistischen Theoretikers Karl Kautsky, in Kontakt. Zu seiner Lektüre gehörten unter anderem:

  • Buckle: Geschichte der englischen Civilisation
  • Ludwig Feuerbach: Wesen des Christenthums, Gedanken über Tod und Unsterblichkeit
  • Eugen Dühring: Wert des Lebens
  • Ernst Haeckel: Natürliche Schöpfungs-Geschichte
  • Ludwig Pfau: Freie Studien.
  • Alexander Humboldt: Ansichten der Natur,
  • Moleschott
  • Christian Radenhausen: Isis: der Mensch und die Welt
  • Peter Rosegger
  • Roßmäßler: Mensch im Spiegel der Natur, die Zeitschrift Die Heimat
  • Friedrich Schiller
  • David Friedrich Strauß: Das Leben Jesu kritisch bearbeitet
  • Ule
  • Vogt

Soweit es ihm möglich war, vermittelte er sein gewonnenes Wissen weiter an die einfache Bevölkerung, der er angehörte. Trotz der dörflichen Enge in der abgeschiedenen Region erkannte er die geistigen Umwälzungen seiner Zeit und verbreitet ihre Kunde. Er förderte zeitlebens das Freidenkertum. Erstaunlich ist, wie weit er sich trotz der Einfachheit seiner Umgebung und seiner geringen Mittel weiterzubilden wusste. Allerdings wird in seinen späten Briefen an Haeckel und andere seine fehlende kritische Haltung gegenüber den Autoren und deren Theorien deutlich. Durch sein Mitwirken kam es zur Einrichtung einer konfessionslosen Schule in Goisern. Konrad Deubler hat selbst einige Gedichte geschrieben und in seinem Nachlass fand sich eine gut geschriebene Autobiografie.

Nach seinem Tod 1884 wandte sich einer seiner Freunde, der Züricher Botaniker Arnold Dodel-Port mit einem Aufruf, der in zahlreichen Zeitungen des deutschen Sprachraums veröffentlicht wurde, an die Bekannten und Freunde Deublers, um dessen verstreute Briefe und Erinnerungen zu sammeln.[2] Zu Ostern 1886 meldete die Presse bereits Vollzug.[3] Dodel hatte Deubler mit dem zweibändigen Werk: Konrad Deubler. Tagebücher, Biographie und Briefwechsel, ein literarisches Denkmal gesetzt.

Konrad Deubler war verheiratet und hatte mit seiner Frau mindestens ein Kind.

Wirken nach dem Tod

Konrad Deubler gilt bei den Atheisten und Freidenkern in Oberösterreich als deren Vorläufer. Er hat mit seinem Zugang zur Bildung ein Beispiel für zukünftige Generationen von Atheisten abgegeben. In diesem Geist wurden von 1997 bis 1999 drei Konrad-Deubler-Symposien in Kooperation des Freidenkerbundes OÖ (heute freidenker.at) und der Gemeinde Bad Goisern veranstaltet.

Bereits im Jahr 1905 wurden in Linz die Deublerstraße und schließlich im Jahr 1919 in Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) die Deublergasse nach ihm benannt. In Steyr hieß die heutige Schosserstraße noch 1934 Konrad Deublerstraße.

Aus Anlass des Welterbefestes 2014 wurde das Konrad Deubler-Denkmal im Kurpark von Bad Goisern, das von Paul Riedmann, einem Schüler in Hallstatt, neu gestaltet worden war, enthüllt.[4][5]

Ebenfalls 2014 konnte die Österreichische Nationalbibliothek Wien den Nachlass von Konrad Deubler erwerben. In vier Bänden enthalten sind u. a. Originalkorrespondenz mit Ludwig Feuerbach, Ernst Häckel, Eugen Dühring und Ludwig Anzengruber, Unterlagen über die politische und freidenkerische Vereinstätigkeit Deublers sowie einige Fragmente aus seinen Schriften und Tagebüchern.[6]

Literatur

Commons: Konrad Deubler  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Konrad Deubler. Humanistischer Pressedienst, abgerufen am 17. Juli 2017.
  2. Abgedruckt zum Beispiel am 3. Januar 1885 in der Wiener Neuen Freien Presse. Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek.
  3. A. Dodel-Port über Konrad Deubler. In: Tages-Post. Linz, 25. April 1886, 3. Digitalisat der ÖNB.
  4. Konrad Deubler 1814-1884. Gemeinde Bad Goisern, abgerufen am 30. September 2017.
  5. F.: Konrad Deubler starb zweimal. In: Der Freidenker.Zeitschrift für FreidenkerInnen, HumanistInnen und AtheistInnen. Nr. 3. Freidenkerbund Österreich, Wien 2014.
  6. Nachlass Konrad Deubler. In: Katalog der Nationalbibliothek. Österreichische Nationalbbliothek, abgerufen am 19. September 2014.

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Darstellung von Konrad Deubler auf dem Denkmal in Bad Goisern Selbst fotografiert ( Originaltext: selbst geknipst ) MrsMyer in der Wikipedia auf Deutsch
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Konrad Deubler bei der Gartenarbeit. Im Hintergrund sein Haus in Goisern Rudolf Lehr –- Landeschronik Oberösterreich , Wien: Verlag Christian Brandstätter 2004 ISBN 9783854983316 S. 261 (Scan) unbekannt
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Konrad Deubler Goisern Berglandkalender 1927, Seite 82 unbekannt
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