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vom 23.06.2022, aktuelle Version,

Kroatiendeutsche

Kroatiendeutsche sind eine Minderheit von über 2900 Menschen in Kroatien, die sich als ethnische Deutsche betrachten, die meisten verstehen sich als Donauschwaben.

Deutsche sind in Kroatien offiziell als Minderheit anerkannt und haben daher gemeinsam mit einigen anderen kleinen Minderheiten einen ständigen Sitz im kroatischen Parlament. Sie sind vor allem konzentriert in der Gegend rund um Osijek (deutsch Esseg) im östlichen Slawonien. Es gibt ein deutsches Kulturzentrum in Osijek und eine kleine Anzahl von deutschen Schulen.

Geschichte

Die Volkszählung von 1900 ergab eine kroatische deutsche Bevölkerung von 85.781.[1] Mit dem Zerfall der Doppelmonarchie und der Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, wurden die Deutschen von Kroatien zur Minderheit. Im Jahre 1920 gründete der kroatiendeutsche Kulturverein den Kulturbund. Der deutsche Kulturbund wurde auf den 11. April 1924 durch den Minister des Innern Svetozar Pribicevic verboten.[2] Die folgende Regierung von Ljuba Davidović und der Demokratischen Partei betrachtete das Verbot als aufgehoben.

Im Jahre 1922 gründete sich die Deutsche Partei Jugoslawiens als Partei der Deutschen.[3] Die Partei bestand bis 1929, als sie unter der Diktatur des Königs Alexander verboten wurde.

Die deutsche Volksgruppe in Kroatien unterstand ab 1941 dem deutschen „VolksgruppenführerBranimir Altgayer.[4][5] Mit dem „Gesetzesdekret über die vorläufige Rechtsstellung der Deutschen Volksgruppe“ vom 21. Juni 1941 wurde die „Deutsche Volksgruppe im Unabhängigen Staate Kroatien“ (DVGK), in dem alle Deutschen auf dem Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien zusammengefasst wurden, zur juristischen Person des öffentlichen Rechts erklärt und erhielt die Gleichberechtigung im öffentlichen und privaten Leben. Eine Gliederung der DVGK bzw. seines „einzigen und alleinigen politischen Willensträgers“, der Nationalsozialistischen Deutschen Gefolgschaft in Kroatien (NSDGK)[6] war die „Deutsche Mannschaft“ (DM), die über ihre eigene Einsatzstaffel verfügte. In der DM sollten „erbgesunde, rassisch und weltanschaulich einwandfreie Männer über 21 (in Ausnahmefällen über 18) Jahre zwecks mannschaftlicher Erziehung und körperlicher Ertüchtigung“ zusammengefasst werden.[7] Altgayer war ab 1942 zusammen mit Ferdinand Gasteiger Mitglied im Kroatischen Parlament „Sabor“.

Zum Kriegsende konnten aus dem „Unabhängigen Staat Kroatien“ bis Ende Oktober 1944 etwa 90.000 Kroatiendeutsche evakuiert werden bzw. fliehen. Etwa 19.100 Deutschstämmige blieben auf dem Gebiet Kroatiens zurück.[8]

Die kroatischdeutsche Volksgruppe wurde nicht im Potsdamer Abkommen behandelt, was sie daran hinderte, in Deutschland eingebürgert zu werden.[9] Die Alliierten betrachteten sie als jugoslawische Staatsangehörige und versuchte, sie dorthin zurückzuschicken.[9] Allerdings veröffentlichte am 4. Juni das kommunistische jugoslawische Regime ein Dekret, wodurch den ethnischen Deutschen die jugoslawische Staatsbürgerschaft entzogen wurde.[9] Ihr bewegliches und unbewegliches Eigentum wurde in Gänze konfisziert, und die meisten Kroatiendeutschen ließen sich in Deutschland und Österreich nieder. Einige konnten sich wieder in Jugoslawien ansiedeln, aber nur wenige kehrten in ihre ursprüngliche Heimat zurück.[9]

Heutige Situation

Heute sind die Kroatiendeutschen in der Vereinigung der Deutschen und Österreicher von Kroatien organisiert.[10] Seit dem Sturz des Kommunismus und der kroatischen Unabhängigkeit hielt die Minderheit eine jährliche wissenschaftliche Konferenz unter dem Titel Deutsche und Österreicher im kroatischen Kulturkreis ab.[11] Im Jahr 1996 haben Kroatien und Deutschland eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Erleichterung der Kennzeichnung der deutschen Gräber aus den Weltkriegen in Kroatien zu gewähren.[12] Im Jahr 2005 verabschiedete die kroatische Regierung ein umfassendes Gesetz über die Rückgabe der verstaatlichten österreichischen Vermögensgegenstände an ihren rechtmäßigen Eigentümer.[13]

In der kroatischen Volkszählung von 2001 erklärten sich 2902 Personen als Deutsche und 247 als Österreicher.[14] Die meisten davon sind Donauschwaben (kroatisch Podunavski Švabe), deren Siedlungsgebiet sich im Randgebiet von Osijek (Esseg) befindet. Die Minderheit „Deutsche und Österreicher“ wird offiziell anerkannt und stellt zusammen mit den Roma und neun weiteren kleinen Minderheiten einen permanenten Sitz im kroatischen Parlament (Sabor). Der Kroatiendeutsche Nikola Mak aus Osijek war der Vertreter in der Wahlperiode 2003–2007.[15][16][17] In Osijek hat die „Deutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien“ (zeitweise „Volksdeutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien“) ihren Sitz.[18][15] An einer Grundschule in Osijek gibt es seit 1995 einen Klassenzug für die deutsche Minderheit.[19][20]

Es gibt zahlreiche deutsche Kriegsgräber aus beiden Weltkriegen in Pula, Split und Zagreb.[21]

Verbreitung

Die wichtigsten Orte in Slawonien, die ehemals von Deutschen besiedelt waren:

  • Darda (Darda)
  • Jagodnjak (Katschfeld)
  • Josipovac-Kravice (Oberjosefsdorf-Krawitz)
  • Kula (Kula-Josefsfeld)
  • Osijek (Esseg)
  • Sarvaš (Sarwasch-Hirschfeld)
  • Satnica Đakovačka (Satnitz)
  • Slavonski Brod (Brot)

Es gab viele deutsche Siedlungen in der benachbarten Region Syrmien (serbisch Срем, Srem, kroatisch Srijem; lateinisch Symria), und im kroatischen Teil von Syrmien gibt es noch ein Dorf namens Nijemci was wörtlich als "Deutsche" übersetzt wird. Die wichtigsten Standorte im kroatischen Teil von Syrmien, die früher den ethnischen Deutschen gehörten, sind:

Deutsche Dörfer in Slawonien (Volkszählung 1910):

  • Tomašinci
  • Krndija (Kerndia)
  • Ivanovac
  • Veliškovci
  • Velimirovac (Welimirowatz)
  • Drenjski Slatnik
  • Čačinci
  • Grabić
  • Lukač
  • Orešac
  • Ivanbrijeg
  • Mandićevac
  • Našička Breznica
  • Bokšić Lug
  • Ernestinovo (Ernestinenhof)
  • Gašinci (Gaschinzi)
  • Mrzović
  • Vučevci (Wolfstal)
  • Darkovac
  • Poreč (Poretsch)
  • Rajsavci
  • Novo Zvečevo
  • Filipovac
  • Dobrovac
  • Antunovac
  • Hrastovac (Eichendorf)
  • Blagorodovac (Blagorodowatz)
  • Veliki Miletinac
  • Đulovac (Wercke)
  • Mali Bastaji

Deutsche in Baranja

In der zu jener Zeit überwiegend deutschsprachigen Stadt Čeminac wurde in den Jahren 1906–1907 die Pfarrkirche Herz-Jesu Christi erbaut.[22] 1945 war die deutsche Bevölkerung in der Stadt gezwungen, sie bis 1945 komplett zu verlassen. Nach demokratischen Veränderungen in Kroatien im Jahre 1990 reparierten ehemalige Bewohner der Stadt, überwiegend in Deutschland lebend, die Kirche. Doch am 10. April 1992 wurde die Kirche von serbischen Truppen während des kroatischen Unabhängigkeitskrieges verbrannt.[22] Ab dem Jahre 2001 trugen verschiedene Ebenen der kroatischen Regierung zu ihrer Reparatur bei, die bis 2005 durchgeführt wurde.[22]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Auswanderung von Italienern und Deutschen aus Kroatien während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
  2. Zoran Janjetović: Die Integration der Volksdeutschen in das politische Leben von Jugoslawien (1918-1941) (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 140 kB)
  3. Vladimir Geiger. Njemačka manjina u Kraljevini Srba, Hrvata i Slovenaca/Jugoslaviji (1918.-1941.) (Memento vom 22. Mai 2011 im Internet Archive) (PDF; 69 kB)
  4. Carl Bethke: „Keine gemeinsame Sprache?“ LIT Verlag Münster, 2013, ISBN 3-643-11754-X, S. 265.
  5. Johann Böhm: Die deutschen Volksgruppen im unabhängigen Staat Kroatien und im serbischen Banat: ihr Verhältnis zum Dritten Reich 1941-1944. Lang, 2012. ISBN 3-631-63323-8, S. 15.
  6. Artikel 12 der Vorläufigen Satzungen der Nationalsozialistischen Deutschen Gefolgschaft in Kroatien vom 31. Januar 1942
  7. Punkt 19 der Vorläufigen Organisationsbestimmungen der Volksorganisation der Deutschen Volksgruppe in Kroatien vom 14. Mai 1941 mit späteren Änderungen und Ergänzungen
  8. Holm Sundhaussen: Die Deutschen in Kroatien-Slawonien und Jugoslawien. In: Günther Schödl: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Land an der Donau Siedler, Berlin 1995. S. 343.
  9. 1 2 3 4 Vladimir Geiger, Povratak slavonskih Nijemaca nakon Drugoga svjetskog rata iz izbjeglištva / prognaništva u zavičaj i njihova sudbina
  10. Österreicher in Kroatien (Memento vom 21. Dezember 2008 im Internet Archive), Kroatischer Rundfunk
  11. 16. Znanstveni skup 'Nijemci i Austrijanci u hrvatskom kulturnom krugu'
  12. Zbirka međunarodnih ugovora
  13. Diplomate razbjesnio povrat imovine Austrijancima
  14. Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit, durch Städte / Gemeinden, 2001
  15. 1 2 FUEN: Deutsche Minderheit in Kroatien (Memento vom 24. November 2012 im Internet Archive)
  16. Österreichischer Rundfunk (12. Januar 2005): „Österreicher“ im „Sabor“ vertreten. http://volksgruppenv1.orf.at/kroatenungarn/aktuell/stories/24369
  17. Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg (2005). http://www.gemeindetag-bw.de/dsks/files/gb2005.pdf@1@2Vorlage:Toter+Link/www.gemeindetag-bw.de (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven)+
  18. Volksdeutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien. http://www.vdg.hr/vdg/ - abgerufen 2007, nicht mehr erreichbar.
  19. Bericht Kroatiens an den Europarat. http://www.coe.int/t/dghl/monitoring/minorities/3_FCNMdocs/PDF_2nd_SR_Croatia_hr.pdf
  20. Osnovna škola Svete Ane u Osijeku. http://www.os-svete-ane-os.skole.hr/skola/povijest
  21. Kratke Vijesti Iz Hrvatske (Memento vom 31. August 2009 im Internet Archive), Kroatischer Rundfunk
  22. 1 2 3 Sakrales Erbe in Čeminac (nicht mehr aktive Adresse http://www.hd-osijek.hr/bastina_1.htm)