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vom 08.05.2022, aktuelle Version,

Kurt Binder

Kurt Binder (* 10. Februar 1944 in Korneuburg) ist ein österreichischer Physiker.

Leben

Binder wurde 1944 als Sohn des Ingenieurs Eduard Binder und dessen Ehefrau Anna geb. Eppel geboren. Nach dem Schulbesuch 1950 bis 1962 in Wien studierte er von 1962 bis 1967 Physik an der Technischen Universität Wien. 1969 wurde er bei Helmut Rauch am Österreichischen Institut für Kernphysik in Wien promoviert. Er blieb noch einige Monate als Assistent von Gustav Ortner, bevor er Ende 1969 an die Technische Universität München wechselte, wo er bis 1974 bei Heinz Maier-Leibnitz und Herbert Vonach forschte, unterbrochen von einem einjährigen Forschungsaufenthalt, 1972/73, am IBM Zurich Research Laboratory. 1974 war er Research Consultant bei den Bell Laboratories in Murray Hill (USA).

1973 erfolgte ein Ruf der Freien Universität Berlin, den er ablehnte. Ende 1973 habilitierte er sich an der TU München. Von 1974 bis 1977 war er Professor für Theoretische Physik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Dann wechselte er als Institutsleiter an die Kernforschungsanlage Jülich, verbunden mit einer Professur für Theoretische Physik an der Universität zu Köln. 1983 folgte er einem Ruf auf eine Professur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist zudem seit 1989 „Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied“ des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung in Mainz.

Seit 1977 ist Kurt Binder mit Marlies Ecker (* 1948) verheiratet, mit der er zwei Söhne hat. In seiner Freizeit spielt er Klavier.

Wirken

Forschungsschwerpunkte von Kurt Binder liegen in der Statistischen Physik, der Festkörperphysik und der Materialforschung. Besonders herausragend sind seine Pionierarbeiten zur Monte-Carlo-Methode, die entscheidend dazu beigetragen haben, dass Computersimulationen sich neben der Theoretischen Physik und der Experimentalphysik als ein dritter Zugang zur Analyse thermischer Eigenschaften von Vielteilchensystemen entwickeln konnten. Grundlegende Fortschritte sind ihm dabei u. a. in seinen Untersuchungen zu einer Vielzahl von Phasenübergängen, zu Spin-Gläsern und auf dem Gebiet der Polymerphysik gelungen. Eine wichtige Größe zur Charakterisierung von Phasenübergängen ist die nach ihm benannte Binder-Kumulante. Er ist weltweit einer der meistzitierten Physiker.

Binder ist Mitherausgeber zahlreicher physikalischer Fachzeitschriften und seit 1992 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seit 2003 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und seit 2005 auswärtiges Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Er ist zudem Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft sowie der European Physical Society und Fellow des Institute of Physics. Seit 2011 ist Binder Mitglied der Leopoldina.[1]

Ehrungen

Schriften

Neben mehr als 1000 wissenschaftlichen Publikationen in Zeitschriften und Konferenzbänden veröffentlichte er folgende Monografien:

  • Berechnung der Spinkorrelationsfunktionen von Ferromagnetika. Dissertation, Technische Hochschule Wien, 1969
  • Beiträge zur statistischen Mechanik des Ising-Modells. Habilitationsschrift, Technische Universität München 1973
  • (als Herausgeber:) Monte Carlo methods in statistical physics. Springer, Berlin [u. a.] 1979, ISBN 3-540-09018-5; 2. Auflage, 1986, ISBN 3-540-16514-2
  • (als Herausgeber:) Applications of the Monte Carlo method in statistical physics. Berlin, Springer [u. a.] 1984, ISBN 3-540-12764-X; 2. Auflage, 1987, ISBN 3-540-17650-0
  • mit Dieter W. Heermann: Monte Carlo simulation in statistical physics. An introduction. Springer, Berlin [u. a.] 1988, ISBN 3-540-19107-0; 5. Auflage, 2010, ISBN 978-3-642-03162-5
  • (als Herausgeber:) The Monte Carlo Method in Condensed Matter Physics. Springer, Berlin [u. a.] 1992, ISBN 3-540-54369-4; 2. Auflage, 1995, ISBN 3-540-60174-0
  • Theories and mechanism of phase transitions, heterophase polymerizations, homopolymerization, addition polymerization. Springer, Berlin [u. a.] 1994, ISBN 3-540-57236-8
  • (als Herausgeber:) Monte Carlo and Molecular Dynamics Simulations in Polymer Science. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-509438-7
  • mit David P. Landau: A Guide to Monte Carlo Simulations in Statistical Physics. Cambridge University Press, Cambridge [u. a.] 2000, ISBN 0-521-65366-5; 3. Auflage, 2009, ISBN 978-0-521-76848-1
  • Computer-Simulation von Flüssigkeiten und Festkörpern. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08753-2
  • mit Walter Kob: Glassy materials and disordered solids. An introduction to their statistical mechanics. World Scientific, New Jersey, NJ [u. a.] 2005, ISBN 981-256-510-8; 2. Auflage, 2011, ISBN 978-981-4273-44-2
  • (als Herausgeber:) Statistical mechanics of polymers. New developments. Selected contributions from the conference in Moscow (Russia), June 6 – 11, 2006 (= Macromolecular symposia, Band 252). Wiley-VCH, Weinheim 2007

Einzelnachweise

  1. Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Kurt Binder (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 8. Mai 2022.
  2. Kurt Binder erhält Ehrenmedaille der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de); abgerufen am 19. Dezember 2012
  3. Ehrendoktorwürde der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf für Kurt Binder