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vom 22.03.2022, aktuelle Version,

Kurt Eberhard (General)

Kurt Eberhard

Kurt Eberhard (* 12. September 1874 in Rottweil[1]; † 8. September 1947 in Stuttgart) war ein deutscher Generalmajor und SS-Führer. Als Stadtkommandant im besetzten Kiew war er mitverantwortlich für die Planung des Massakers von Babyn Jar[2], einer der größten nationalsozialistischen Mordaktionen, der am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 Juden zum Opfer fielen.

Leben

Eberhard trat nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn am 3. August 1892 als Fahnenjunker in das Feldartillerie-Regiment „König Karl“ (1. Württembergisches) Nr. 13 der Württembergischen Armee in Ulm ein. Dort erfolgte am 18. März 1893 seine Ernennung zum Fähnrich sowie die Beförderungen zum Sekondeleutnant und Oberleutnant am 25. November 1893 bzw. 25. Februar 1902. Von Oktober 1902 bis Juli 1905 besuchte Eberhard die Preußische Kriegsakademie in Berlin. Nach seiner Rückkehr zu seinem Stammregiment wurde er am 25. Februar 1907 zur 27. Feldartillerie-Brigade (2. Königlich Württembergische) versetzt und dort als Adjutant verwendet. Als Hauptmann (seit 25. Februar 1908) ernannte man ihn dann am 25. Juli 1910 zum Batteriechef im 4. Württembergischen Feldartillerie-Regiment Nr. 65 in Ludwigsburg. In dieser Stellung verblieb Eberhard bis zu seiner Versetzung als Lehrer an die Feldartillerie-Schule am 1. Oktober 1913.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte Eberhard zum Feldartillerie-Regiment Nr. 65 zurück, übernahm wieder die Funktion als Batteriechef und kam an der Ostfront zum Einsatz. Nach der Beförderung zum Major am 27. Januar 1915 erhielt er das Kommando über die II. Abteilung des Regiments, die ab 4. September 1916 direkt der 26. Division (1. Königlich Württembergische) unterstellt war. Mit Wirkung zum 10. April 1918 erfolgte die Ernennung zum Kommandeur des Feldartillerie-Regiments Nr. 501, mit dem er an der Westfront antrat. Nach Kriegsende führte er das Regiment in die Heimat zurück, wo es ab 21. Dezember 1918 in Minden demobilisiert und schließlich im Juni 1919 aufgelöst wurde.

Reichswehr

Man übernahm Eberhard in die Vorläufige Reichswehr und verwendete ihn zunächst vom 1. Juli 1919 bis 1. Oktober 1920 als Kommandeur des Reichswehr-Artillerie-Regiments 5. Nach der Verkleinerung und Bildung des 100.000 Mann-Heeres setzte man ihn anschließend bis 1. Oktober 1922 als Kommandeur der II. (Badische) Abteilung des 5. Artillerie-Regiment in Ulm ein und beförderte ihn zwischenzeitlich am 18. Oktober 1920 zum Oberstleutnant. Als solcher kam Eberhard am 1. Oktober 1922 in den Stab des Artillerie-Führers V. Es folgte am 1. April 1923 seine Ernennung zum Kommandanten von Ulm sowie am 1. November 1923 die Beförderung zum Oberst. Eberhard wurde am 31. März 1925 von seinen Aufgaben entbunden und schied bei gleichzeitiger Verleihung des Charakters als Generalmajor mit diesem Datum aus dem aktiven Dienst. Eberhard erhielt eine Reihe militärischer Auszeichnungen.[3]

NSDAP und SS

1938 trat Eberhard der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 5.645.459 bei.[4] Zudem war Eberhard seit dem 20. April 1939 Mitglied der SS im Rang eines SS-Standartenführers (Mitgliedsnummer 323.045). Ab 1940 war er SS-Oberführer und ab 9. November 1942 Brigadeführer der Allgemeinen SS.[5][6][7]

Zweiter Weltkrieg

Bekanntmachung von Geiselerschießungen in Kiew, Stadtkommandant Eberhard

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs reaktivierte man Eberhard am 26. August 1939 zum Heer der Wehrmacht. Er verblieb zunächst ohne Verwendung. Mit Beginn des Westfeldzuges wurde Eberhard dem Stab des Kommandanten des rückwärtigen Armeegebiets 550 zugeteilt und zur Führung der bodenständigen Organisation der Artillerie rechts des Rheins (Abschnittskommando Oberkirch/Wehrkreis V) als Artillerie-Stab Eberhard eingesetzt. Der Artillerie-Stab Eberhard wurde am 7. Juli 1940 aufgelöst (BA/MA 41/963). Vom 13. Mai 1941 bis 30. Juni 1942 fungierte er dann als Kommandeur der Feldkommandantur 195.[1] Am 26. September 1941 nahm er als Stadtkommandant von Kiew in seinen Diensträumen an einer Besprechung teil, in der das Massaker von Babij Jar geplant wurde[8][9] und an der auch der Befehlshaber der Einsatzgruppe C, Otto Rasch, sowie der SS-Standartenführer Paul Blobel, Leiter des Sonderkommandos 4a, teilnahmen.[2] Eberhard meldete am 28. September 1941 nach Berlin: „Wehrmacht begrüßt Maßnahmen und erbittet radikales Vorgehen“.[10] Eberhard wirkte an der Erfassung der Juden in Kiew mit, ordnete Geiselerschießungen an und öffnete die Stadt für das Sonderkommando 4a.[11] Anfang Juli 1942 wurde Eberhard in die Führerreserve des OKH versetzt und schied Ende November 1942 aus dem Armeedienst aus. Nach Kriegsende geriet Eberhard im November 1945 in US-amerikanische Haft, in der er am 8. September 1947 in Stuttgart Suizid beging.[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1 2 Klaus Jochen Arnold: Die Eroberung und Behandlung der Stadt Kiew durch die Wehrmacht im September 1941 - Zur Radikalisierung der Besatzungspolitik. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Bd. 58 (1999), Heft 1, S. 23 Fn.4.
  2. 1 2 3 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 123.
  3. Details dazu vor allem in Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Hrsg.: Reichswehrministerium, Mittler & Sohn Verlag, Berlin 1924, S. 116.
  4. Hartmut Rüß: Kiev/Babij Jar 1941, Seite 102–112, in Gerd R. Ueberschär (Hg.): Orte des Grauens, Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. 2003, Primus Verlag, ISBN 3-89678-232-0, S. 106, 112.
  5. Hartmut Rüß: Kiev/Babij Jar 1941. S. 102–112, In: Gerd R. Ueberschär (Hg.): Orte des Grauens, Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. 2003, Primus Verlag, ISBN 3-89678-232-0, S. 112
  6. Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dieter Zinke: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 2: Hachtel-Kutschera. Biblio-Verlag, Bissendorf 2005, ISBN 3-7648-2592-8, S. 349, Fussnote 17 Friedrich August Jeckeln, S. 343–357
  7. , Gunter d’Alquen, 1939, Die SS. Geschichte, Aufgabe und Organisation der Schutzstaffeln der NSDAP. abgerufen am 7. September 2011
  8. Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hg.): Lexikon der "Vergangenheitsbewältigung" in Deutschland: Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945, transcipt Verlag, Bielefeld, 2., unveränderte Auflage 2009, ISBN 978-3-89942-773-8, Seite 144Digitalisat (Memento des Originals vom 8. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/books.google.ch
  9. "Schießen müßt ihr!" Beim Massaker von Babij Jar bei Kiew teilten sich Wehrmacht und SS die blutige Arbeit, Wolfram Wette, Die Zeit 48/2001
  10. Josef Fiala: „Österreicher“ in den SS Einsatzgruppen und SS Brigaden - Die Tötungsaktionen in der Sowjetunion 1941-1942, Diplomica-Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8428-0015-1, S. 51
  11. Bastian Keller: Verantwortung und Beteiligung der Wehrmacht an der Ermordung der Juden im Russland-Feldzug, Grin-Verlag, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-640-77117-2, S. 13