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vom 30.03.2022, aktuelle Version,

Kurt Possanner von Ehrenthal

Kurt Possanner von Ehrenthal (um 1928)

Kurt Siegfried Karl Possanner von Ehrenthal (* 5. Mai 1898 in Hall, Tirol; † 28. Februar 1933 an der deutsch-österreichischen Grenze, nach anderen Angaben am 15. März 1933 in Neu-Langerwisch bei Berlin[1]) war ein österreichischer Agent im Dienst des sowjetischen Geheimdienstes.

Leben und Tätigkeit

Possanner entstammte einem österreichischen Adelsgeschlecht. Sein Vater war der kaiserlich-königliche Bergrat Robert Possanner von Ehrenthal (* 3. September 1864 in Leoben[2]; † 1. September 1933 in Innsbruck), seine Mutter die Maria Franziska Possanner von Ehrenthal, geb. Vogl (* 9. März 1871 in Liezen, Steiermark, 1910 in Ischl).

In seiner Jugend trat Possanner von Ehrenthal in die K.-und-k.-Marine ein, aus der er 1919 als Seekadett ausschied. Am 16. Februar 1925 heiratete er Maria Magdalena Swoboda Edle von Fernow (* 27. Dezember 1895 in Innsbruck) eine Tochter des Viktor Edlen von Fernow und der der Maria Müller. Aus der Ehe ging eine Tochter, Marina, hervor.

Am 10. April 1928 trat Possanner in Tirol der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 82.292).[3] Später siedelte er nach München über. Seit 1931 war er als Selbstanbieter Agent der INO des NKWD in Deutschland. Als Abteilungsleiter in der Münchener Parteizentrale der NSDAP lieferte er vor allem Interna aus der Partei. Gleichzeitig versuchte er einen geheimen Kanal zu Alfred Rosenberg aufzubauen.

Im Mai 1931 nahm Possanner zusammen mit Heinrich Himmler bei dem Industriellen Ernst Paul Lehmann in Brandenburg an der Havel ein Darlehen von 5000 RM für den Ankauf von politisch sensiblen Briefen aus Polen auf. Als Bürge für Possanner und Himmler fungierte der Kriminalkommissar Hans Oelze.[4]

1931 war er in der Rheingaustraße 15 in Berlin-Friedenau bei Ludwig Neubourg wohnhaft.[5]

Im April 1932 wurde er als angeblicher englischer Spion in Berlin verhaftet, musste jedoch aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen werden. Im Mai 1932 wurde er in München erneut festgenommen und aus Bayern ausgewiesen. Nachdem er für die INO-Spionage gegen die NSDAP unbrauchbar geworden war, soll er sich bemüht haben, für die Sowjets in Berlin Quellen aus Politik und Wirtschaft zu gewinnen, u. a. Adolf Hairowski.

Photo Possanners aus den Akten der GPU

Einem sozialdemokratischen Zeitungsbericht von 1931 zufolge war Possanner bis in dieses Jahr im Braunen Haus als Vertrauensmann Himmlers für nachrichtendienstliche Belange tätig, wurde aber schließlich durch Josias von Waldeck-Pyrmont ersetzt, der ihn als einen Rivalen aus der Partei entfernen ließ. Anschließend habe er beim Arbeitsgericht München eine Klage in Höhe von einigen tausend Reichsmark gegen die NSDAP wegen unfristgemäßer Entlassung und Nichterhalt von ihm zustehender Bezahlung eingereicht.[6]

Im Februar 1933 wurde er laut dem Braunbuch über den Reichstagsbrand wegen unerwünschter politischer Tätigkeit verhaftet und beim Transport von Berlin an die österreichische Grenze erschossen. Nach anderen Angaben kam er außerhalb von Berlin zu Tode.

Possanner von Ehrental wurde auf dem alten Friedhof in Langerwisch beigesetzt.[7]

Über den Tod Possanners berichteten u. a. die Wiener Zeitung[8] und die New York Times.[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch des Adels, 2007, Bd. 140 der Gesamtreihe, S. 299.
  2. Taufbuch Leoben-St. Xaver, tom. VIII, fol. 118 (Faksimile).
  3. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/16250816
  4. Bericht von Gien an Gauleitung Brandenburg vom 31. Dezember 1931. Polizeidirektion München Nr. 6785; Staatsarchiv München.
  5. Neubourg. In: Berliner Adreßbuch, 1931, Teil 1, S. 2356.
  6. Intimes aus dem Braunen Haus. (PDF; 8,1 MB) In: Münchener Post, 29. November 1931; Institut für Zeitgeschichte: Sammlung Aronson, gesammelt als Bl. 13. Intimes aus dem Braunen Haus. In: Münchener Post, 28./29. November 1931; Staatsarchiv München, Polizeidirektion München 6776, Bl. 60. Die Tscheka im Braunen Haus. Geheimdienst und Mordlisten. Die Polizei hat gehaussucht. In: Vorwärts, 28. November 1931 – hier war bekannt, dass die Leitung des „Geheimen Nachrichtendienst der SS“ dem Prinzen Waldeck obliege, „neben dem noch ein Freiherr von Possana [sic!] beschäftigt wird“.
  7. Biker, Punkbandmitglied – und Ortschronist. In: Märkische Allgemeine, 10. Juli 2017.
  8. Ein Österreicher erschossen. In: Wiener Zeitung, 18. März 1933. Die Erschießung eines Österreichers in Deutschland. In: Wiener Zeitung, 19. März 1933
  9. German Socialists Reported Tortured. In: New York Times, 18. März 1933.