Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn
Die Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn (LCJE) war ein Eisenbahnunternehmen in der Habsburgermonarchie. Seine Strecken lagen in Galizien, in der Bukowina und im Fürstentum Moldau. Heute befindet sich das ehemalige Bahngebiet in der Ukraine und in Rumänien.
Geschichte
Sie entstand unter einem Konsortium um den Eisenbahnindustriellen Victor Ofenheim nach dem Erwerb der Konzessionsurkunde für die Bahnstrecke Lemberg–Czernowitz am 11. Januar 1864[1] und hieß zunächst Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn. Der Bau der Strecke schritt schnell voran und konnte schon 1866 vollendet werden.
Am 15. Mai 1867 wurde der Gesellschaft die Konzession zum Bau und Betrieb der Lokomotiv-Eisenbahn von Czernowitz nach Suczawa erteilt[2]; diese Strecke wurde dann am 28. Oktober 1869 eröffnet.
1868 erhielt die Gesellschaft von Rumänien die Konzession zum Bau und Betrieb der Eisenbahn von Suczawa nach Jassy mit den Flügelbahnen nach Botuschani und nach Roman (eröffnet 1869/71). Da das Bahngebiet nun beträchtlich erweitert wurde, firmierte die Bahngesellschaft ab 14. Oktober 1868 als „k.k. privilegierte Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahngesellschaft“.
Die Strecken der LCJE waren in österreichische (355,515 km) und rumänische Linien (224,068 km) unterteilt. Die Gesamtlänge der Strecken betrug 579,583 Kilometer. Darüber hinaus war die LCJE an folgenden Lokalbahnen beteiligt:
- Lokalbahn Czernowitz–Nowosielitza (* 5. Juni 1884[3])
- Eisenbahn Lemberg–Bełżec (Tomaszów) (* 23. Juni 1886[4])
- Bukowinaer Lokalbahnen (* 16. April 1887[5])
- Kolomeaer Lokalbahnen (* 28. April 1886[6])
Da sich die Beschwerden über die Betriebsbedingungen der Bahn nach der Aufnahme des Vollbetriebes stark häuften (unter anderem Einsturz einer Eisenbahnbrücke über den Pruth)[7], wurde der Betrieb der österreichischen Linien vom 7. Oktober 1872 unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt und diese erst am 31. Juli 1875 wieder aufgehoben.
Auch bei den rumänischen Linien häuften sich die Missstände, so dass auch hier ab 1888 eine Zwangsverwaltung erfolgte. Nach dem Einreichen einer Klage seitens der Bahngesellschaft gegen die Vorgehensweise des rumänischen Staates kam es zur Übernahme der rumänischen Linien durch den Staat; diese gingen in den Besitz der rumänischen Staatsbahnen Căile Ferate Române (CFR) über. Auf österreichischer Seite erfolgte ebenfalls auf Grund der Gesetzeslage eine Übernahme des Betriebes durch die k.k. Staatsbahnen (kkStB) ab dem 1. Juli 1889.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges kam der Großteil der Bahnstrecken zu Rumänien und wurde ebenfalls von dessen Staatsbahnen geführt und übernommen. Der Streckenabschnitt Lemberg–Śniatyń kam zu Polen und wurde am 24. März 1928 verstaatlicht (unter Eingliederung in die Polnischen Staatsbahnen).
Strecken
- Österreichische Linien
- Lemberg–Czernowitz (* 1866)
- Czernowitz–Suceava (* 1869)
- Rumänische Linien
- Suceava–Roman (* 1869)
- Pașcani–Jassy (* 1870)
- Verești–Botuschani (* 1871)
Lokomotiven
Lokomotiven der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn | ||||||||||
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Reihe | Nummern | Bild | Anzahl | Hersteller | Baujahre | Bauart | kkStB-Nr. | Anmerkung | ||
IIa | 103–104 | 2 | Maffei | 1855 | 1B n2 | 14.01 | 1887 von Kaiser-Ferdinands-Nordbahn erworben | |||
IIIa IIIb |
18–27 46–48 |
10 | StEG Sigl/Wien Neilson & Co./Glasgow |
1866, 1870 | 1B n2 | 18.01–13 | ||||
IIIa' | 101–103 | 4 | Manning Wardle Worcester Engine |
1865 | C n2t | 95.01–03 | ||||
IIId | 28–31 (ab 1875: 124–128) | 5 | Sigl/Wiener Neustadt | 1873 | 1B n2 | 19.08–11 | ||||
IIIe | 123–127 | 5 | Wiener Neustadt | 1870 | 2'B n2 | 1.24–28 | ||||
IV | ||||||||||
IVd | 1–17 35–63 68–69 |
30 | Sigl/Wien, Sigl/Wr. Neustadt StEG Dübs & Co./ Glasgow |
1870 | 2'B n2 | 40.01–30 | ||||
IVe | 55–57 (ab 1875: 155–157) 64–67 |
7 | Sigl/Wien Sigl/Wr. Neustadt |
1872–1874 | C n2 | 46.37–46.43 | ||||
IVf | 70–77 | 8 | Floridsdorf | 1876–1878 | D n2 | 171.21–28 | ||||
Lokomotiven der für Rechnung der Eigentümer betriebenen Lokalbahnen | |||||||
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Nummer | Bild | Einsatzort | Hersteller | Baujahre | Bauart | kkStB-Nr. | Anmerkung |
01–03 | Bukowinaer Lokalbahnen | Krauss/Linz | 1886–1889 | C n2t | 94.31–33 | ||
012–014 | Bukowinaer Lokalbahnen | Krauss/Linz | 1884 | B n2t | 83.31–33 | ||
(015) | Bukowinaer Lokalbahnen | Krauss/Linz | 1886 | C n2t | 94.34 | mit LCJE-Nr. 104 (III) bezeichnet | |
(016–017) | Neue Bukowinaer Lokalbahnen | Krauss/Linz | 1891 | C n2t | 94.35–36 | schon als kkStB 9435 und 36 geliefert | |
(020–021) | Bukowinaer Lokalbahnen | Sigl/Wien | 1887 | C n2 | 40.29–30 | mit den LCJE-Nummern 68 und 69 an kkStB | |
031–034 | Kolomeaer Lokalbahnen | StEG | 1886 | C n2t | 98.01–04 | ||
Literatur
- Bernhard Neuner: Bibliographie der österreichischen Eisenbahnen von den Anfängen bis 1918. Band 2. Walter Drews Verlag, Wien 2002, ISBN 3-901949-00-3.
- Johann Stockklausner: Dampfbetrieb in Alt-Österreich. Verlag Slezak, Wien 1979, ISBN 3-900134-41-3.
Weblinks
- Eintrag zur Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn in der Enzyklopädie des Eisenbahnwesens von 1912
- Lemberg-Czernowitzer Bahn bei Oberegger: Zur Eisenbahngeschichte des Alpen-Donau-Adria-Raumes
- Allgemeine Eisenbahngeschichte der Bukowina
- Dokumente und Zeitungsartikel zur Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Einzelnachweise
- ↑ Reichsgesetzblatt von 1864, Nr. 5, Seite 9
- ↑ Reichsgesetzblatt von 1867, Nr. 85, Seite 179
- ↑ Ziffer: Die Lokalbahnen in Galizien und der Bukowina, Band 1, 1891, Seite 47
- ↑ Ziffer: Die Lokalbahnen in Galizien und der Bukowina, Band 2, 1908, Seite 10
- ↑ Ziffer: Die Lokalbahnen in Galizien und der Bukowina, Band 1, 1891, Seite 51
- ↑ Ziffer: Die Lokalbahnen in Galizien und der Bukowina, Band 1, 1891, Seite 28
- ↑ Eintrag in Meyers Konversationslexikon von 1885
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Strecken der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn auf österreichischem Gebiet | Ausschnitt aus Datei:Österreich-Ungarn_1898.jpg , bearbeitet | Österreich-Ungarn | Datei:LCJE österreichische Linien.png |