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vom 05.04.2021, aktuelle Version,

Leopold Krauss-Elka

Leopold Krauss-Elka (auch Kraus-Elka, Krauß-Elka; * 4. März 1891 in Wien; † 3. Juli 1964 ebenda) war ein österreichischer Komponist.

Leben

Krauss-Elka wurde 1891 in Wien geboren, wohnte dort in der Lindengasse 29[1] und war Komponist von Wiener Liedern,[2] Tanz-[3] und Schlagermusik.[4] Dabei arbeitete er mehrfach mit namhaften Komponisten- und Texterkollegen seiner Zeit wie Kurt Schwabach, Hermann Leopoldi, Bruno Uher und Peter Herz zusammen. Seit 1924 war er Mitglied der Artistengewerkschaft[5] und der AKM.

Leopold Krauss-Elka war Teilnehmer in beiden Weltkriegen.[6] Zusammen mit ca. 1000 anderen jüdischen Flüchtlingen kam er 1941 unter dem Schutz der italienischen Armee aus Split/Kroatien nach Tarzo/Italien,[7] wo er interniert wurde. Krauss-Elka war Organist in der Pfarrkirche von Corbanese (Region Veneto), komponierte Werke für Orgel[8] und unterrichtete. 1943 konnte er flüchten und erreichte über San Marino die Stadt Sorrent. Dort gründete er mit anderen Flüchtlingen eine Musikkapelle und trat in Nachtlokalen auf. Nach 1945 konnte er seine Tätigkeit als Komponist von Unterhaltungsmusik fortsetzen,[9] wieder in Österreich und noch immer mit Erfolg.

Werk

Leopold Krauss-Elka war nicht nur der gemütliche heimatbezogene Wienerlieder-Schreiber. Gelegentlich tragen seine Kompositionen parodistischen[10] bzw. kabarettistischen[11] Charakter und zeigen auch zeitkritischen Bezug, so z. B. die beiden Liedschlager, in welchen die aktuelle Wohnungsnot in Wien thematisiert wird,[12] oder Lieder, die auf aktuelle Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens anspielen.[13]

In die jüngere Geschichte des modernen Musik-Theaters ging er mit einer Tanzmusik-Komposition ein, die nach Auffassung mehrerer Literaturwissenschaftler[14] am Ende der 1920er Jahre Bertolt Brecht und Kurt Weill mit zum Titel ihres ‚Songspiels‘[15] „Mahagonny“ angeregt haben soll. Es war der Schlager „Komm’ nach Mahagonne“,[16] ein „Afrikanischer[17] Shimmy“, den er – mit dem Text von O. A. Alberts – im Jahre 1922 veröffentlichte. Brecht und Weill verwendeten den Namen danach erneut auch in dem Titel ihrer Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“.[18]

Sowohl im Shimmy[19] als auch bei Brecht/Weills songspiel geht es um Eskapismus, um das Entfliehen aus unbefriedigenden Verhältnissen in eine exotische bessere Welt. Betrachtet man jedoch den Notentitel von 1922, so schleichen sich bereits skeptische Gedanken ein, denn das „Paradies“ ist so paradiesisch nicht gesehen: Die Giraffe hat einen Knoten in ihrem langen Hals, das Auswanderer-Pärchen lehnt sich an – einen Kaktus, auf dem außer den tropisch bunten Vögeln auch ein Leopard sitzt, der schon das Maul aufsperrt… Die Komposition gehört demnach in die Traditionslinie ironisch-spöttischer Lieder der 1920er Jahre.[20]

Werke

  • Bambuleika! Lied und Foxtrott. Musik: Hermann Leopoldi, Leopold Krauss-Elka, Text: Wauwau.[21] 1928. (ÖNB MS14452-4° Mus 9,14)
  • „Für euer Geld“ Marschlied a. d. gleichn. Jansen Jacobs-Revue. Text von Richard Rillo. Musik von Krauss-Elka. Wiener Boheme Verlag, Wien. 1928.
  • „Ich hab’ einen Onkel in Grinzing“. Wienerlied. Musik/Text: Bruno Uher, Peter Herz, Leopold Kraus-Elka. Interpret: Hans Moser. Jahr: 1953.[22]
  • „Komm’ nach Mahagonne“ Afrikanischer Shimmy. Worte von O.A. Alberts. Musik von Krauss-Elka. Figaro-Verlag Wien 1922.
  • „Lebwohl, das war der letzte Kuß. Tango (Gustav Beer, Musik: Leopold Krauss-Elka) 21. Dezember 1937. E for 54 124; Josef Weinberger, Vienna“.[23]
  • „Mein Hund beisst jede hübsche Frau ins Bein“. Lied und Foxtrott. Text von Kurt Schwabach. Musik von Krauss-Elka und Kurt Schwabach. Edition Meisel & Co. Berlin. 1930.
  • „Muss es denn beim Lieben stets dieselbe sein?“ Autoren: Leopold Krauss-Elka, Fritz Grünbaum (Text) Verlag Bonbonniere, 1923. 3 Seiten,[24]
  • „Warum bist du nicht so wie and're Frau’n …?“ Valse boston. Autoren: Krauss-Elka, Leopold (Musik); Katscher, Robert (Text). Wien u. a. Melodia Musikverl. c. 1923. 3 S.
  • „Wohnungsamt-Shimmy“ (Ich brauch ein Kabinett!) von Leopold Krauss-Elka, getextet von Peter Herz. Wien 1922.

Tondokumente

  • Komm nach Mahagonne – Afrikanischer Shimmy (Krauss-Elka) Künstlerkapelle Jenö Fesca – Homocord B.8150 (M 50 842) – 1924
  • Komm nach Mahagonne – Afrikanischer Shimmy (Krauss-Elka) Tanz-Orchester Alberti. Grammophon 19 083 (mx. 1139 as) – 1924
  • Bambuleika. Lied und Foxtrott (Herm. Leopoldi, Krauß und [sic] Elka) Text: Wauwau. Tanz-Orchester Dajos Béla. Odeon O-2459 a (A 45 467) (Be 6804) – 1928
  • Mein Hund beißt jede hübsche Frau ins Bein. Lied und Foxtrot (L. Krauss-Elka und Kurt Schwabach) Fred Bird Rhythmicans, mit Gesang: Luigi Bernauer. Homocord 4-3589-II (H-62 623) – 1930
  • Mein Hund beißt jede hübsche Frau ins Bein. Lied und Foxtrot (L. Krauss-Elka und Kurt Schwabach) Bernard Etté, mit Gesang: Kurt Mühlhardt. Kristall Nr. (C) – 1930

Literatur

  • Franziska Ernst, Hermann Leopoldi: Biographie eines jüdisch-österreichischen Unterhaltungskünstlers und Komponisten. Diplomarbeit, Wien 2010, S. 152. (online PDF)
  • Nils Grosch (Hrsg.): Aspekte des modernen Musiktheaters in der Weimarer Republik. Waxmann Verlag, Münster 2004.
  • Alan Lareau: Jonny’s Jazz: From Cabaret to Krenek. In: Michael J. Budds (Hrsg.): Jazz & the Germans: Essays on the Influence of „hot“ American Idioms on 20th century German Music. Pendragon Press Series, 2002, S. 19–60. Hier: S. 47 und Anm. 33. (= Monographs an Bibliographies in American Music No. 17)
  • Andreas Merighi: Wandel des Musikgeschmacks der Österreichischen Jugend von 1900 bis 1950. 1. Auflage. GRIN Verlag, 2007, ISBN 978-3-638-68520-7, S. 51.
  • Esbjörn Nyström: Libretto im Progress. Brechts und Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny aus textgeschichtlicher Sicht. 1. Auflage. Lang, Peter, Bern 2005, ISBN 3-03910-479-9, S. 34, Anm. 80–84, und 162.
  • Christian Schär: Der Schlager und seine Tänze im Deutschland der 20er Jahre. Zürich 1991.
  • Nancy Thuleen: Amerika und Amerikanismus im Mahagonny-Songspiel. 1996 (online)
  • Der Name Mahagonny. In: Christine Wolf, Karin Michel: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. (Quellen. “Afrikanischer Shimmy Komm nach Mahagonne (Text: O. A. Alberts, Musik: Leopold Krauss-Elka)”) (online) (PDF; 140 kB)
  • Gregg Wager: „The origin of the word “Mahagonny” is unclear: one possible source is a 1922 song by Leopold Krauss-Elka and O. A. Alberts, “Komm nach Mahagonne!” … or it could have also been inspired by the Biblical city of Magog. Mahagonny, as a run-amok town in Alaska, partly symbolizes Berlin during its hyperinflation of the 1920s, but draws influence from Jack London’s stories and Charlie Chaplin’s The Goldrush (1925)“. (online)
  • Hubert Wißkirchen: Materialien zum Zentralabitur Musik 2010 NRW. 29. November 2008.

Einzelnachweise

  1. vgl. Orpheus Trust, Musikschaffende
  2. z. B. Ich hab einen Onkel in Grinzing (mit Bruno Uher und Peter Herz), vgl. , Auf dem Stephansplatz, wo der Autobus hält, Wienerlied und Slowfox, Phöbus-Verlag Hans Poddany, Wien 1933, oder Der Wein is Lei'wand…, Wienerlied, Edition Bristol, Wien, E.B. 221, 1936, vgl.
  3. z. B. Ich hab' an Dich geglaubt…, Lied und Englisch Walz, Wiener Bohême-Verlag, Wien (A.J.B. 9492) c1930, oder: Mein Fräulein, wie wär' es mit uns beiden? Lied und Tango, Rekord-Verlag, Wien (R.V. 12) c1934.
  4. z. B. Zillertal-Fox (Text: Kurt Schwabach)
  5. Max Berol-Konorah hatte die erste europäische Artistengewerkschaft geschaffen, zu ihr gehörten Siegmund Breitbart, Billy Jenkins, Houdini unter den weltbesten Artisten und die Zirkusse Blumenfeld, Salamonsky und Straßburger unter den bedeutendsten deutsch-jüdischen Zirkusunternehmen. Vgl. Archivierte Kopie (Memento vom 14. April 2016 im Internet Archive)
  6. Österr. Musiklexikon
  7. vgl. Giuseppe Borsoi „Nel dettaglio gli elenchi riguardano i sindaci reggenti la comunità di Tarzo dal 1866 (Giuseppe Baldo) al 1995 (ingegner Alberto Dalla Bona); i caduti e dispersi di tutte le guerre dal 1896 al 1945, figli di queste terre; i caduti del periodo controverso della Resistenza 1944–1945; i 15 ebrei internati, tra il 1941 e il 1943, presso l’albergo Venezia di Tarzo (tra cui il celebre compositore viennese Leopold Krauss Elka).“
  8. z. B. O Sanctissima, Hymne, 1943. Domine non sum dignus, Hymne, 1943, vgl. Orpheus Trust Noten
  9. vgl. seine Nachkriegs-Kompositionen „Auf Capri“, Tango, Ludwig Doblinger, Wien (D 9613) c1957. „Ich pfeif’ auf alle Steuern!“, Pfeif- u. Schunkelwalzer, Doblinger c1958. „Simmering“, Wiener Foxtrot, Doblinger c1959
  10. Er schreckte dabei auch vor „Sakrilegien“ nicht zurück, vgl. z. B. Thannhäuser-Foxtrott, op. 33, Lied an den Morgenstern, Mignon-Verlag, Berlin (M.V. 312) ca. 1921
  11. vgl. Mein Hund beisst jede hübsche Frau ins Bein, Foxtrot, Edition Meisel Berlin, (A.J.B. 9492) 1930.
  12. Ich brauch ein Kabinett! Wohnungsamt-Shimmy von Leopold Krauss-Elka, Text von Peter Herz. Wien 1922. Verschaffen Sie mir eine Wohnung! Lied und Foxtrot von Leopold Krauss-Elka, Figaro-Verlag, Wien ca. 1925.
  13. vgl. „Ja, wäre ich der…Castiglioni“, Lied und Blues von Leopold Krauss-Elka, Melodia Musikverlag, Wien (M.M.V. 149) ca. 1924, welcher den italienisch-österreichischen Industriellen, Börsenspekulanten und Pionier der österreichischen Luftfahrt Camillo Castiglioni nennt
  14. so z. B. Christine Wolf, Karin Michel: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny., Esbjörn Nyström: Libretto im Progress. Brechts und Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny aus textgeschichtlicher Sicht. 1. Auflage. Lang, Peter, Bern 2005, Gregg Wager: „The origin of the word ‚Mahagonny‘ is unclear“
  15. zu dieser Bezeichnung und zu anderen Amerikanismen im Stück vgl. Nancy Thuleen: Amerika und Amerikanismus im Mahagonny-Songspiel. 1996
  16. Brecht/Weills 'Songspiel' von 1927 enthält sogar einen song mit dem Titel „Auf nach Mahagonny !“, der sich in seinem Gestus der Aufforderung direkt an den Shimmy-Text von O. A. Alberts anzulehnen scheint, vgl. @1@2Vorlage:Toter Link/www.kwf.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  17. zur Herkunft vgl. Shimmy (Tanz): „Im Shimmy sind afrikanische Tanzrelikte enthalten. So kommt das Schütteln der Schultern, das Beugen des gesamten Körpers und die X-Beine aus den Tänzen ehemaliger Sklavenarbeiter in den USA und Südamerika.“
  18. Die dreiaktige Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Brecht und Weill entstand 1928–1929, vgl. @1@2Vorlage:Toter Link/www.kwf.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  19. zum Modetanz am Beginn der 1920er Jahre vgl. „Tänze der Zeit: Shimmy“, und Archivierte Kopie (Memento vom 24. Mai 2012 im Internet Archive) Shimmy Royal: „Die neuen Tänze hatten afrikanische und amerikanische Wurzeln und brachen mit der europäischen Tanztradition.“, dazu Christian Schär: Der Schlager und seine Tänze im Deutschland der 20er Jahre. Zürich 1991
  20. vgl. Hubert Wißkirchen Materialien zum Zentralabitur Musik 2010 NRW., 29. November 2008 (PDF) S. 6, 9-11.
  21. d. i. Theodor Waldau, eigentl. Dorku Goldberg (1881–1942)
  22. vgl.
  23. vgl. Catalog of copyright entries: Musical compositions, Teil 3 von: Library of Congress. Copyright Office, S. 670
  24. vgl.