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vom 01.06.2022, aktuelle Version,

Linzer Schloss

Das Linzer Schloss

Das Linzer Schloss befindet sich auf einer Anhöhe über dem Altstadtviertel von Linz direkt an der Donau.

Geschichte

Friedrichstor mit dem Wappenstein und der Inschrift „A.E.I.O.U.“

Das Schloss ist an der Stelle des früheren römischen Kastells Lentia entstanden. Die erste bekannte Erwähnung stammt vom 20. Juni 799.[1]

Bis um 1150 waren hier die Herren von Linz als Lehensleute des Hochstift Passau ansässig, unter der Oberlehnsherrschaft der Baiernherzöge. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts baute Passau das Schloss Ebelsberg zu seinem Stützpunkt im Linzer Raum aus; um diese Zeit dürften die Haunsperger als Nachfolger der Herren von Linz das passauische Lehen Linz übernommen haben.[2] 1205/1206 erwarb der Babenberger Herzog Leopold VI. von Österreich und Steiermark von Gottschalk II. von Haunsperg die im Werden begriffene Stadt Linz mit ihrer Burg.

Unter Kaiser Friedrich III. wurde 1477 die Burg zu einem Schloss umgebaut, und es diente ihm von 1489 bis 1493 als Residenz. Aus dieser Zeit stammt das heute noch erhaltene Friedrichstor. Sein Sohn Maximilian I. hielt sich öfter in Linz und im Schloss auf. Dessen Enkel, der spätere Kaiser Ferdinand I., ließ nach der in Linz gefeierten Hochzeit das Schloss für seine Frau Anna von Böhmen und Ungarn ausbauen und kostbar ausstatten. Ihre Kinder Elisabeth (1526) und Ferdinand II. (1529) wurden im Linzer Schloss geboren. Ihre Tochter Katharina wohnte nach der Trennung von ihrem Gemahl, dem polnischen König Sigismund II. August, vom Oktober 1567 bis zu ihrem Tod im Jahr 1572 mit ihrer Dienerschaft im Linzer Schloss.[3]

Wappen mit Kaiserkrone Rudolfs II. in der Durchfahrt des ehemaligen Kapellentraktes
Rudolfstor

Kaiser Rudolf II. ließ 1600 das Schloss nach Plänen des niederländischen Baumeisters Anton de Moys aus Antwerpen, seit 1581 Hofbaumeister in Wien, abreißen und neu aufbauen.[4] Neben dem mächtigen viergeschossigen Blockbau mit zwei Innenhöfen entstand nun auch das Haupttor zur Stadt (Rudolfstor, 1604).

Fortifikation beim Linzer Schloss – Zinnfigurendiorama aus dem Peuerbacher Bauernkriegsmuseum

Während der bayrischen Pfandherrschaft 1620 bis 1628 residierte Adam Graf von Herberstorff als Statthalter im Schloss. Herberstorff verstärkte im Hinblick auf eine drohende Belagerung durch die Bauern die Befestigungsanlagen rund um das Schloss. Im Jahr 1626 kam es dann schließlich zur Belagerung durch die aufständischen Bauern.

Während der Pest in Wien hielt sich Kaiser Ferdinand III. mit dem Hof 1644 bis 1646 im Linzer Schloss auf[5], und während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung Wiens von 1683 residierte Kaiser Leopold I. im Linzer Schloss.[6]

1783 übersiedelte der Landeshauptmann mit seinen Ämtern vom Schloss in das Linzer Landhaus.[7]

Während der Franzosenkriege diente das Schloss als Lazarett. Der Stadtbrand im Jahr 1800 ging von hier aus. Bei diesem Brand wurden der Südflügel und ein Teil des Quertraktes zerstört. Angesichts der Frage, was mit dem schwerbeschädigten Gebäude geschehen sollte, wurde beschlossen, das Strafhaus im aufgelassenen Stift Baumgartenberg hierher zu verlegen.[8]

Im Jahr 1811 wurde ein modernes Provinzialstrafhaus in Betrieb genommen, in welchem die Sträflinge mit der Erzeugung von Tüchern, Zwillich, Drillich und Tüchern verschiedener Art beschäftigt wurden.[8] Die Schließung der Linzer Wollzeugfabrik und der damit verbundene Wegfall der im Strafhaus betriebenen Wollkämmerei und -spinnerei mag dazu beigetragen haben, die Strafanstalt 1851 in das ebenfalls von Joseph II. aufgehobene Stift Garsten zu verlegen.[8]

Von 1851 bis 1945 diente das Schloss als Kaserne für Soldaten. Zwischen 1953 und 1963 erfolgte der Ausbau und die Restauration des Gebäudes zum Schlossmuseum der oberösterreichischen Landesmuseen.

Schlossberg

Der Schlosspark westlich der Befestigungsmauer und oberhalb des Schlosses wird gemeinhin als Schlossberg bezeichnet. Dieser ist Teil des Römerbergs, nach dem der Straßentunnel von der Sandgasse zur Donau benannt ist, und der als Rücken westwärts zum Freinberg verläuft.

Das neue Linzer Musiktheater hätte ursprünglich beim Schloss donauseitig in den Berg gebaut werden sollen. Das Projekt wurde mit einer von der FPÖ initiierten oberösterreichischen Volksbefragung am 26. November 2000 abgelehnt.[9]

Architektur

Zum ansteigenden Schlossbergplateau hin steht eine gewaltige geschütztaugliche Bastionierung, die aus vorgelegten Wällen sowie tiefem Graben und turmflankierten Kurtinen besteht.[10] Ein Rondell beschützt das erste Tor, dahinter führt ein abgewinkelter Weg durch das spitzbogige Friedrichstor mit einem Wappenstein, der die Jahreszahl 1481 und die bekannte Inschrift A.E.I.O.U. trägt (das Original befindet sich im Nordtrakt des Schlossmuseums).

Der viergeschossige Blockbau besitzt zwei Innenhöfe.

Das 1604 erbaute Rudolftor führt in die Linzer Altstadt hinab.

Südflügel

Neubau Südflügel (Emmerer und Luser, 2008)

Im Jahr 2006 fand ein Architektenwettbewerb für den Neubau des 1800 abgebrannten Südflügels statt (dieser ist dem Südosten zugewandt und stellt eine am Steilabfall des Bergs leicht angeschnittene Rechtecklängsseite des Grundrisses des Schlosses dar). Von den 109 eingereichten Projekten gewann jenes des Grazer Architekturbüros HoG architektur (Martin Emmerer, Clemens Luser und Hansjörg Luser). Der neue, als Stahl-Glas-Konstrukt realisierte Südflügel, dessen Errichtung 24 Millionen Euro kostete, wird für eine Erweiterung des Schlossmuseums genutzt.[11] Im Sommer 2006 fanden auf dem künftigen Baugelände archäologische Grabungen statt.[12]

Ein nach dem großen Brand vom 18. August 1800 mit Sand und feinem Schutt bis auf einen Fluchtstollen verfüllter Raum wurde ab Sommer 2006 ergraben und erforscht. In der nun bis zu 9 m hohen Halle befinden sich die Reste eines Rundturm mit 9,5 m Durchmesser aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und somit vor dem Neubau des Schlosses.[13]

Schlossmuseum

Hallstatt Gehängefibel im Schlossmuseum

Das Schlossmuseum wurde 1963 teileröffnet, die Gesamteröffnung erfolgte 1966. Es sind historische und volkskundliche Sammlungen untergebracht. Dauerausstellungen sind auch historische Waffen und historische Musikinstrumente und alte Münzen. Zusätzlich finden auch immer wieder Sonderausstellungen statt. Im Schlosshof werden gelegentlich Open-Air-Veranstaltungen durchgeführt.

Der neue Südflügel beherbergt seit Juli 2009 die technikgeschichtlichen und naturwissenschaftlichen Sammlungen des Schlosses.[14] Der „verschüttete Raum“ wurde am 3./4. November 2011 mit dem Symposion „Dem Verschütteten Raum geben – Ein Erinnerungs-Update“ eröffnet und beherbergt die Dauerausstellung über das Schicksal von Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma.[13]

2021 hat Architekt Martin Emmerer eine 50 m lange Rolltreppe konzipiert, vom Tummelplatz nahe dem Georgsbrunnen in Richtung Nordwest bis zum leichten Knick in der Südostfassade des Neubaus des Museums. Weiters soll ein Lift errichtet werden, indem ein bestehender Liftschacht nach unten verlängert wird, bis dass er einen Luftschutz-Hauptstollen trifft, der erst 2020 3D-vermessen wurde und als Zugang reaktiviert werden soll. Ziel ist die Besucherzahl zu erhöhen. Der Linzer Gestaltungsbeirat soll am 8. Februar 2021 entscheiden.[15]

Literatur

  • Justus Schmidt: Kulturgeschichte des Linzer Schlosses. In: Das Museum im Linzer Schloß. Festkatalog, Linz 1963, S. 19–69 (zobodat.at [PDF]).
  • Justus Schmidt: Zur Geschichte des Schlosses. Linz 1978, S. 21–26 (zobodat.at [PDF]).
Commons: Linzer Schloss  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schmidt 1963, S. 20.
  2. Franz Pfeffer: Altwege und Altgrenzen auf dem Pöstlingberg und Lichtenberg bei Linz. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 100, Linz 1955, S. 176 (zobodat.at [PDF]).
  3. Walter Pillich: Königin Katharina von Polen in Linz. In: Archiv der Stadt Linz (Hrsg.): Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1966. Linz 1967, S. 169–198 (ooegeschichte.at [PDF]).
  4. Schmidt 1963, S. 47 (in Oberösterreich baute Anton de Moys auch noch 1589 an der Burg Altpernstein und 1595 an der Burg Wels).
  5. Schmidt 1963, S. 58.
  6. Schmidt 1963, S. 60.
  7. Schmidt 1963, S. 64.
  8. 1 2 3 Gustav Brachmann: Zur Geschichte des Linzer Schlosses. Das Schloß als Strafanstalt. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1963. Linz 1964, S. 155, 158 und 165, gesamter Artikel S. 151–170 (ooegeschichte.at [PDF]).
  9. Wojciech Czaja: Aufbruchstimmung in der Kulturhauptstadt Der Standard vom 29. Mai 2008.
  10. Eintrag zu Linzer Schloss in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  11. Land Oberösterreich: Landeskorrespondenz vom 12. Jänner 2006. Neuerrichtung des Südflügels Schlossmuseum Linz.
  12. Spatenstich für Südflügel des Linzer Schlosses ORF Oberösterreich vom 13. Juli 2007.
  13. 1 2 Verschüttet, nicht vergessen bda.at, 2009/2011, abgerufen 20. September 2016.
  14. Hüllen für die Linz09-Inhalte Oberösterreichische Nachrichten vom 23. Dezember 2008.
  15. Rolltreppe zum Linzer Schlossmuseum geplant orf.at, 3. Februar 2021, abgerufen 3. Februar 2021.