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vom 09.02.2022, aktuelle Version,

Linzer Steig

Der Linzer Steig bezeichnet im weiteren Sinne ein mittelalterliches Netz von Saumpfaden, die vom Salz-Stapelplatz Linz nach Böhmen führten, bzw. im engeren Sinn die Fahrstraße von Linz über Freistadt nach Budweis, die im Laufe der Zeit den Goldenen Steig Passaus ablöste. Im 19. Jahrhundert übernahm die Pferdeeisenbahn Budweis–Linz–Gmunden die Funktion des Linzer Steigs.

Routen

Linz – Haselgraben – Leonfelden

Die Route durch den Haselgraben und weiter entlang der Großen Rodl und der Moldau galt als kürzeste Nord-Süd-Verbindung nach Prag. Sie wurde bereits von den Kelten verwendet, die dabei ihre Höhensiedlungen Oppidum Gründberg bei Linz und entlang der Moldau Oppidum Třísov (bei Krummau), Oppidum Nevězice (bei Orlík), Oppidum Hrazany und Oppidum Závist südlich von Prag passierten.

Anlässlich der Übergabe der Herrschaft Wildberg an Gundakar von Steyr-Starhemberg im Jahr 1198 wurde der Haselgrabenweg bereits als alter Weg („antiqua via Savinstraze vulgariter appellata“[1]) bezeichnet.[2]

Entlang des Haselbaches zum Bergsattel in Glasau (am Fuße der Gemeinde Hellmonsödt) gab es folgende Varianten:

  • Talweg durch den Haselgraben
  • westlicher Höhenweg[2] über den Gründberg und die Bauernhäuser mit den alten Namen Unterburger, Oberburger, Kirchschlag
  • östlicher Höhenweg[2] über „Auf der Wies“, St. Magdalena, Oberbairing, Oberwinkel, Althellmonsödt

Ab Glasau gab es folgende Varianten dieses Weges:

  • Glasau – HellmonsödtSonnberg – Glashütten – Ortmühle – Leonfelden
  • Glasau – Hellmonsödt – Eckartsbrunn – Habruck – Langbruck – Ortmühle – Leonfelden

Aus Leonfelden führt die noch heute so bezeichnete Salzstraße nach Rading und Vyšší Brod (Hohenfurt = obere Furt), wo die Moldau erstmals überquert wurde, weiter nach Větrná, Branná und Zátoň, wo durch die (untere) Furt auf das rechte Ufer der Moldau gewechselt wurde, nach Přídolí (seit 1231 ist dort ein Salzlager belegt) und nach Český Krumlov.

Linz – Zwettl – Leonfelden

Im Jahr 1154 wurde dieser als „alter Nordwaldsteig“ bezeichnete Schöfweg (=Schiffweg) erstmals urkundlich erwähnt. Er führte von den Schiffsplätzen in Linz über den Pöstlingberg und den Ort Lichtenberg ins Tal der Großen Rodl. Bei Schiefegg[3] vereinigte er sich mit einem aus Ottensheim und Untergeng[4] kommenden Steig. Zwischen Schiefegg und Zwettl an der Rodl heißt der Weg noch heute Saumstraß.[5]

Linz – Schenkenfelden

Nach der Durchquerung des Haselgrabens konnte als Alternative zu Leonfelden folgender Weg gewählt werden:

Linz – Rohrbach

Linz – Freistadt – Budweis

Die Strecke Linz – Steg (=Übergang über den Katzbach) – KatzbachGallneukirchen – Spattendorf – Trosselsdorf – Schwandtendorf – Galgenau – Freistadt verlief über die Trefflinger Pforte und die Gusen-Aist-Senke.[7] Durch den 1359 verfügten Straßenzwang war diese Route zukünftig der Haupttransportweg, auch wenn es immer wieder zu Streitigkeiten mit den Orten Leonfelden und Schenkenfelden und mit den Kaufleuten kam, die unerlaubterweise Mautgebühren und Reisezeit durch die Umgehung von Freistadt einsparen wollten. Während man nämlich von Linz nach Böhmen nur 2 Tage benötigte, musste man über Freistadt bis zu 6 Tage einrechnen (3 Tage Reisezeit und meist 3 Tage Stapelzeit).

Geschichte

In Böhmen fehlen Salzlagerstätten, da das alte Böhmische Massiv nie unter dem Meeresspiegel gelegen war. Böhmen wurde deshalb hauptsächlich mit Salz aus dem alpinen Faltengebirge versorgt.

Die Raffelstettener Zollordnung von 902/906 regelte die Zoll- und Mauteinhebung beim Salztransport im (heute österreichischen) Donauraum westlich von Passau. Von den Marktplätzen Linz, Ebersburg (Ybbs an der Donau) und Mautern wurde das Salz auf Schefwegen (Wege, die vom Schiff bzw. zum Schifflandeplatz führten) nach Norden transportiert.

Auf dem Rückweg von Böhmen wurden hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte (Getreide, Schmalz, Hopfen, Bier, …) transportiert.

Bis ins 16. Jahrhundert war die Saline Hallein und damit das Bistum Salzburg Hauptlieferant von Salz nach Böhmen.[8] Das Bistum Passau wiederum war beim Transport und der Verteilung des Salzes führend. Der 1010 erstmals erwähnte Salzweg nach Böhmen (der Begriff Goldener Steig entstand erst im 16. Jahrhundert) hatte vorerst den größten Anteil an den Landtransporten von Salz nach Böhmen. Im 13. Jahrhundert brachten wöchentlich etwa 1200 Pferde Salzkufen von der Salzmetropole Passau zum böhmischen Haupthandelsplatz Prachatice.[9]

Als Reaktion darauf gründeten der Babenberger Herzog Leopold VI um 1225 die Stadt Freistadt und der böhmische König Přemysl Ottokar II. 1265 die Königsstadt Budweis, mit der er auch die Vorherrschaft der Rosenberger in Südböhmen brechen wollte. 1277 gewährte Habsburger König Rudolf I. Freistadt das generelle Niederlags- und Stapelrecht. Linz bekam 1311 das Niederlagsrecht nur für Salz.[10] Herzog Rudolf von Habsburg verlieh Freistadt am 2. August 1364 den Straßenzwang, indem er die Verwendung der Straße über Leonfelden nach Böhmen nicht mehr — wie zu Kriegszeiten üblich — gestattete. Diese Bestimmung wurde von Herzog Albrecht am 9. Mai 1377 und 7. Oktober 1393 bestätigt, und 1395 wurde der Weg über Leonfelden für alle Kaufmannswaren vorübergehend sogar gesperrt.[11]

Entstehung des Salzmonopols

Die österreichischen Herrscher setzten im Lauf der Zeit gezielte Maßnahmen, um das einträgliche Salzgeschäft der Salzburger und Passauer Bischöfe für sich zu lukrieren. Dazu wurden neue Produktionsstätten geschaffen, das Transportwesen verbessert und Gesetze zu eigenen Gunsten verfügt.

Maßnahmen zur Steigerung der eigenen Salzproduktion:

  • 1533 wurden die finanziellen Mittel zur Errichtung einer zweiten Sudpfanne in Hallstatt bewilligt.
  • 1562 entdeckte man neue Salzvorkommen am Ischler Salzberg, und bereits 1563 wurde das Mitterberg-Stollen in Perneck (Gemeinde Bad Ischl) in Betrieb genommen.
  • 1604 wurde die 40 Kilometer lange Soleleitung Hallstatt–Ebensee im Salzkammergut in Betrieb genommen, wodurch die Salzproduktion erheblich schneller und billiger möglich war.

Logistische Maßnahmen:

Politische Änderungen:

  • Nach der Schlacht bei Mohács (1526) fiel durch die vorangegangene Linzer Hochzeit von Anna von Böhmen und Ungarn mit dem späteren Kaiser Ferdinand I. das Königreich Böhmen an die Habsburger, wodurch sie auch in diesem Gebiet Durchgriffsrechte hatten.
  • 1527 wurde das Kaiserliche Kammeramt in Wien als oberste Behörde für die Verwaltung des Salzwesens eingerichtet.[12]
  • 1530 und 1535[13] wurden vertraglich festgelegt, dass die Salzburger Erzbischöfe zwar noch Böhmen, nicht mehr aber das Land ob der Enns mit Halleiner Salz versorgen dürfen.[14]
  • 1563 erließ Kaiser Ferdinand I. das 2. Riformationslibell, mit dem die Habsburger das Salzgeschäft „verstaatlichten“.[15] Salz wurde aus den einzelnen Niederlagsprivilegien herausgenommen. In Budweis, Prachatitz, Klattau (Klatovy), Winterberg (Vimperk), Schüttenhofen (Sušice), Bergreichenstein (Kašperské Hory), Thein (Týn nad Vltavou) und Krummau richtete man Salzkammern ein, die einer Verwaltungsbehörde in Prag unterstanden. Kaiserliche Beamte (Salzversilberer) leiteten den Großhandel mit Salz.
  • 1602 ging Krummau vom letzten Rosenberger Peter Wok in den Besitz der Habsburger über, womit der letzte, große Handelskonkurrent in Böhmen ausgeschaltet war und auch das Stapelrecht von Prachatice nach Krummau verlegt wurde.

Blütezeit

Mit dem Salzmonopol war das Verkehrsnetz des Linzer Steigs zusammen mit dem Zubringer von Mauthausen zum alleinigen Transportweg des Gmundner Salzes nach Böhmen aufgestiegen.

1612 hatte Budweis schon die fünffachen Mauteinnahmen gegenüber dem früheren westböhmischen Salzhandelszentrum Prachatice.[16] Ende des 17. Jahrhunderts wurden jährlich 120.000 Kufen Kaisersalz nach Böhmen geliefert.[17][15]

Um 1800 benötigten die Fuhrleute von der Donau nach Budweis und zurück fünf Tage, wobei täglich rund 500 Fuhrwerke unterwegs waren.[18]

Pferdeeisenbahn

Zur Beschleunigung des Salztransportes wurde die Pferdeeisenbahn Budweis–Linz–Gmunden gebaut. Für die Strecke Linz-Budweis benötigte die Pferdeeisenbahn mit den zeitaufwändigen Pferdewechseln und Ausweichmanövern zwar auch noch 14 Stunden, war aber doch deutlich schneller als die Pferdefuhrwerke. Außerdem konnte ein Pferd auf der Schiene das sechs- bis achtfache Ladegewicht eines von zwei Pferden gezogenen Straßekarrens bewältigen, und die Erhaltungskosten des Schienenwegs waren wesentlich niedriger als die Straßenerhaltung.[19] Kurzfristig brachte der Eisenbahnbau zusätzliche Einkünfte für die Mühlviertler Bevölkerung, danach wurden die bisherigen Dienste (Transport, Verpflegung von Fuhrleuten und Pferden, Beherbergung, Wagnerei und andere Handwerke) aber kaum mehr benötigt. Das Wegenetz des Linzer Steiges verödete vielfach.

Spuren

Ortsnamen wie Geng[4], Schiefegg[3] (Gemeinde Eidenberg) und Saumstraß[5] (Gemeinde Zwettl an der Rodl) erinnern an den alten Saumpfad.

Bauwerke:

Auf der böhmischen Seite des Linzer Steigs folgt der südliche Streckenabschnitt der heutigen tschechischen Bundesstraße Nr. 3 (Silnice I/3) weitgehend dem alten Salzhandelspfad. Zwischen Dolní Dvořiště (Unterhaid) und Velešín sieht man sogar noch die alten Bremssteine in Nažidla (Ortsteil der Gemeinde Bujanov) und Kaplice.

Siehe auch

Literatur

  • Felix Manzenreiter: Mühlviertler Lebensadern: Umstrittene Salzwege nach Böhmen. Unter besonderer Berücksichtigung des 400-jährigen Salzhandelskonfliktes zwischen Freistadt und Leonfelden. Bad Leonfelden 2013.
Commons: Linzer Steig  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Urkunde: Oberösterreichisches Urkundenbuch, weltlicher Teil (540-1399) 1198 VI 30. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research;
  2. 1 2 3 Franz Pfeffer: Die Haselgrabenstraße im Linzer Stadtgebiet. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1960. Linz 1960, S. 198 und 209 (gesamter Artikel S. 197–242, S. 197–230 (ooegeschichte.at [PDF]), S. 231–242, Tafeln I–XII (ooegeschichte.at [PDF])).
  3. 1 2 Karl Hohensinner, Peter Wiesinger, unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer, Michael Schefbäck: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Urfahr-Umgebung (Mittleres Mühlviertel) (= Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 10). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 978-3-7001-3676-7, S. 61–62, Nr. 10.1.14.12 (Schiefegg wurde als Schefwech (= Schiffweg) im Jahr 1200 erstmals urkundlich erwähnt).
  4. 1 2 Geng (=Durchgang) wurde laut Ortsnamenbuch 10.1.14.8 im Jahr 1343 erstmals urkundlich erwähnt.
  5. 1 2 Saumstraß wurde laut Ortsnamenbuch 10.2.2.4 in den Jahren 1198 und 1380 urkundlich erwähnt.
  6. Irene Hager, Hans Katzgraber, Stefan Borovits, Gerhard Weichselbaum: Der Heidenstein bei Eibenstein und seine möglichen Nutzungen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 2016, S. 209–248 (bes. Karten auf S. 222, 227 und 232, land-oberoesterreich.gv.at [PDF]).
  7. Franz Pfeffer: Die Trefflinger Pforte. Zur geschichtlichen Entwicklung einer Mühlviertler Landschaft. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1962. Linz 1963, S. 19–22 (gesamter Artikel S. 11–84, S. 11–30 (ooegeschichte.at [PDF]), S. 31–60 (ooegeschichte.at [PDF]), S. 61–84, Tafeln I–X (ooegeschichte.at [PDF])).
  8. Manzenreiter S. 16.
  9. Manzenreiter S. 36.
  10. Manzenreiter S. 46.
  11. Heidelinde Dimt: Die landesfürstliche Stadt Freistadt und ihre Privilegien. Mühlviertel Katalog zur Landesausstellung 1988, S. 330, zobodat.at [PDF]
  12. Manzenreiter S. 118.
  13. Fritz Koller: Die Salzachschiffahrt bis zum 16. Jahrhundert. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Band 123, Salzburg 1983, S. 11 (gesamter Artikel S. 1–126, zobodat.at [PDF]).
  14. Manzenreiter S. 122.
  15. 1 2 Willibald Katzinger: Der Salzhandel. Weißes Gold aus dem Kammergut. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich;
  16. Manzenreiter S. 140.
  17. Manzenreiter S. 160.
  18. Manzenreiter S. 182.
  19. Manzenreiter S. 183.