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vom 08.03.2022, aktuelle Version,

Margit von Batthyány

Margareta von Batthyány, genannt Margit von Batthyány, geborene Thyssen-Bornemisza (* 22. Juni 1911 auf Schloss Rechnitz im Burgenland, Österreich; † 15. September 1989 in Castagnola in der Schweiz) war eine Tochter von Heinrich Baron Thyssen-Bornemisza de Kászon aus der Unternehmerfamilie Thyssen.

Leben

Schloss Rechnitz, um 1930

Margareta von Thyssen-Bornemisza heiratete 1933 den ungarischen Grafen Ivan von Batthyány (1910–1985), dessen Familie historisch über Jahrhunderte mit der Stadt Rechnitz und dem Schloss verbunden war, das Margit Thyssens Vater 1906 erworben hatte und auf dem sie geboren wurde.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss als Erholungsort für Mitglieder der Waffen-SS genutzt. In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945, dem Abend vor Palmsonntag, kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee, veranstaltete sie ein Fest für die lokale NSDAP und die SS. Gemäß den Prozessakten des Landgerichts Wien aus der Nachkriegszeit waren auch die Eigentümer des Schlosses, Graf und Gräfin Batthyány, damals anwesend. Während dieser Veranstaltung wurden in der nahe gelegenen Scheune Kreuzstadl bei dem Massaker von Rechnitz etwa 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter von Teilnehmern des Festes ermordet.[1]

In den folgenden zweiundsechzig Jahren gelang es der Familie Thyssen, nie mit dieser Gräueltat in Verbindung gebracht zu werden; in keiner Darstellung der Familie Thyssen fand dieses Verbrechen eine Erwähnung.

Margareta von Batthyány erlebte noch den Einmarsch der Roten Armee, es gelang ihr jedoch die Flucht in die Schweiz. Sie wurde nach dem Krieg der Mittäterschaft und der Unterstützung der Haupttäter bei ihrer Flucht verdächtigt. Trotz entsprechender Mitteilungen an das österreichische Justizministerium wurde nie eine Anklage erhoben.

Sie ließ sich nach dem Krieg im schweizerischen Sitz der Familie Thyssen, der Villa Favorita in Castagnola bei Lugano nieder und widmete sich der Zucht von Rennpferden. Aus ihrer Zucht stammen unter anderem Nebos und die Sieger des Deutschen Derbys Fanfar und Marduk. Mit der in den USA gekauften Stute San San gewann sie 1972 das bedeutendste Galopprennen der Welt, den Prix de l’Arc de Triomphe. Darüber hinaus besaß sie Gestüte in Deutschland (Bad Homburger Gestüt Erlenhof), Frankreich und den USA. Mit dem von ihr selbst gezogenen Hengst Caro hinterließ sie bleibende Spuren in der Vollblutzucht. Ihr Bruder Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza war ein berühmter Kunstsammler, seine Sammlung befindet sich im Museo Thyssen-Bornemisza, einem der wichtigsten Museen Madrids.

Literatur

  • David R. L. Litchfield: The Thyssen Art Macabre. Quartet Books, London 2006, 450 S., ISBN 0704371197
Litchfields Publikation löste eine heftige Kontroverse in den deutschsprachigen Zeitungen aus. Der Historiker Wolfgang Benz bemängelte eine fehlende wissenschaftliche Reputation des Autors, was Benz mit eigener Internetrecherche begründete. [2] Anderen fiel wiederum auf, dass die FAZ bei ihrer Übersetzung des Independent-Artikels die direkte Tatbeteiligung von Margit von Batthyány unterschlagen hatte. [2] Der österreichische Filmemacher Eduard Erne, der gemeinsam mit Margareta Heinrich den Dokumentarfilm »Totschweigen«  (A Wall Of Silence) über das Massaker von Rechnitz gedreht hatte, äußerte dagegen im Deutschlandfunk, [3] dass Litchfields Vorwürfe gegenüber Batthyány eher noch zurückhaltend formuliert seien. Batthyány habe sicher mit den Nazis kollaboriert, aber das Massaker selbst ganz sicher nicht organisiert. [4] Mitglieder des Vereins RE.F.U.G.I.U.S. wiederum halten den Schuldanteil von Batthyány für „grotesk übertrieben“, weil die Hauptlast dem Rechnitzer Gestapo-Mitglied Franz Podezin und seinen österreichischen Mittätern zuzuschreiben sei. [5]

Dokumentarfilm

Quellen

  1. FAZ: Massaker von Rechnitz - Die Gastgeberin der Hölle vom 18. Oktober 2007 (abgerufen am 8. August 2017)
  2. 1 2 „Konspirative Vorfälle - Die FAZ, die Bild und das Massaker von Rechnitz“, Perlentaucher, 20. Oktober 2007
  3. Ein Massaker als Partyspaß, Deutschlandfunk, 18. Oktober 2007
  4. „Beispiel der Banalität des Bösen“, FAZ, 23. Oktober 2007
  5. Robert Misik: „Dialektik des Schweigens“, die tageszeitung, 30. Oktober 2007