Maria Maximiliana von Stadion
Maria Maximiliana von Stadion (vollständig: Maria Maximiliana Esther von Stadion zu Tannhausen und Warthausen) (* 21. Juli 1736 in Mainz; † 14. April 1814 in Biberach) war die letzte Äbtissin des freiweltlichen Damenstifts Buchau im heutigen Bad Buchau am Federsee.
Leben

Maria Maximiliana war die Tochter des Anton Heinrich Friedrich von Stadion und der Maria Anna Augusta Antonia von Sickingen-Hohenburg. Sie hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Ihr Bruder Franz Konrad war kaiserlicher Kämmerer in Wien, der andere Bruder Johann Philipp war Domherr in Mainz. „Die verwachsene Maximiliane, eine lebensnahe und geistvolle Frau“[1], wurde 1754 nach Vorlage der Ahnenprobe in das Buchauer Stift aufgenommen.
Auch nach ihrem Eintritt in das Stift mit 17 Jahren hielt sich Maria Maximiliana häufig auf dem nahegelegenen väterlichen Schloss Warthausen auf und war dort fester Bestandteil des aufklärerischen und religionskritischen "Musenhofs", den Friedrich von Stadion in Warthausen um sich scharte. Hier wurde französisch gesprochen und geschrieben, harsche Kritik am Mönchswesen geübt und an päpstlichen Versuchen, sich in die Belange der Reichskirche einzumischen. Zu diesem kleinen Kreis gehörten unter anderen Sophie von La Roche und Christoph Martin Wieland, der von 1760 bis 1769 in Biberach als Senator und Kanzleiverwalter arbeitete. Sophie von La Roche zeichnet in ihrem Briefroman Geschichte des Fräuleins von Sternheim ein hymnisches Bild von Maria Maximiliana: Sie besizt die seltene Gabe, für alles was sie sagt und schreibt, Ausdrücke zu finden, ohne daß sie das geringste Gesuchte an sich haben; alle ihre Gedanken, sind wie ein schönes Bild, welches die Grazien in ein leichtes natürlich fließendes Gewand eingehüllt haben. Und später heißt es dann: Nur um dieser Dame willen, habe ich mir zum erstenmal alte Ahnen gewünscht, damit ich Ansprüche auf einen Platz in ihrem Stifte machen machen, und alle Tage meines Lebens mit ihr hinbringen könnte. Die Beschwerlichkeiten der Präbende würden mir an ihrer Seite sehr leichte werden." Wieland nannte sie in einem Brief eine von den geistvollsten und angenehmsten Frauenzimmern in der Welt.[2] Wieland fügte in Sophie von La Roches Roman einen auf Maria Maximiliana gemünzten Vers aus seinem Roman Oberon ein:
Es hätt ihr Witz auch Wangen ohne Rosen
Beliebt gemacht, ein Witz, dem's nie an Reiz gebrach,
Zu Stechen oder iebzukosen
Gleich aufgelegt, doch lächelnd wenn er stach
Und ohne Gift.[3]
Am 18. Januar 1775 wurde Maria Maximiliana vom Stiftskapitel mit einfacher Mehrheit zur Fürstäbtissin gewählt. An der Wahl nahmen zehn Stiftsdamen und zwei Chorherren teil. Es fanden drei Wahlgänge statt. Im Jahr ihrer Wahl ließ sie die von Pierre Michel d’Ixnard neu gestaltete und teilweise neu aufgerichtete Stiftskirche St. Cornelius und Cyprianus weihen. Während ihrer Regierungszeit versuchte sie zum Ausgleich mit der Reichsstadt Buchau, mit Österreich und mit den Reichsgrafen zu kommen. Die Kriegslasten in Form von durch die Koalitionskriege ausgelösten Zahlungen führten dazu, dass die Finanzen des Stiftes in eine Schieflage gerieten. Am 5. Juli 1796 wich die Äbtissin vor dem heranrückenden französischen Heer mit dem Stifts-Archiv, vielen Wertgegenständen, begleitet vom Kanzler des Stifts und seiner Familie (8 Kinder) nach München aus. Wenig später reiste sie nach Augsburg, sprach dort mit dem französischen Oberkommandierenden Moreau und kehrte bald wieder nach Buchau zurück.
Am 4. Dezember 1802 musste sie das Stift an den Fürsten von Thurn und Taxis übergeben, dem es beim Friedensvertrag von Lunéville als Entschädigung für die linksrheinischen Verluste zugesprochen worden war. Sie lehnte es ab, ein ihr von Thurn und Taxis angebotenes Schloss zu beziehen, was die Kosten ihres Unterhalts für den neuen Landesherren gesenkt hätte. So musste Thurn und Taxis bis an ihr Lebensende die vorgegebene maximale Sustentation von 8000 Gulden pro Jahr zahlen, auch dann noch, als Thurn und Taxis selbst 1806 mediatisiert worden war. Am 22. April 1802 bezog Maria Maximiliana eine Wohnung im nahegelegenen Schloss Warthausen, das ihrem Neffen Johann Philipp von Stadion gehörte. Warthausen, bisher österreichisch, wurde 1802 von Baden besetzt und im Juli 1806 – wie das benachbarte Biberach – Württemberg zugeschlagen. Johann Philipp von Stadion war inzwischen österreichischer Staatskanzler geworden. Zwischen ihm, der zu den erbitterten Gegnern Napoleons gehörte, und dem von Napoleon zum König gemachten neuen Landesherrn Friedrich I. von Württemberg entwickelte sich eine bis ins persönliche gehende Fehde. Am 5. Mai 1809 konfiszierte Württemberg Warthausen.[4]
Über die Lebensumstände der gefürsteten Äbtissin berichtet Martin Hieronymus Hudtwalcker, der Johann Philipp von Stadions Söhne als eine Art Hofmeister begleitete, unter dem 19. September 1813: "Brillantes aber langweiliges Diner bei der alten Fürstin Biberach, einer seelenguten Dame, die recht etwas darin zu suchen schien, ihre jungen Vettern durch Leckereien zu ergötzen. Sie hat bis vor Kurzem einen Theil der obern Stocks in Warthausen bewohnt, und erzählt, daß sie sich auch bei Tage im Winter nur dadurch vor Wind und Wetter habe schützen könne, daß sie von Setzschirmen umgeben war. Sie ist eigenltich Priorin oder Aebtissin Buchau gewesen, und führt davon den Titel als Fürstin."[5]
Maria Maximiliana bezog ein Haus in Biberach. Das Totenbuch der Stadt Biberach verzeichnet ihren Tod am 14. April 1814, am 16. April wurde sie in Biberach beigesetzt. Die immer wieder zitierten Angaben bei Theil[6] (München, 1818), in der NDB[7] (1816) und der GND[8] (München, 1816 oder 1818) sind falsch (Stand: April 2025).
Literatur
- Gabriele von Koenig-Warthausen: Friedrich Graf von Stadion. Kurmainzischer Minister, Diplomat und Aufklärer, Begründer des Warthauser Musenhofes. 1691–1768. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken VIII. Kohlhammer, Stuttgart 1962, Seiten 113–136.
- Hans Christian Mempel: Die Vermögenssäkularisation 1803/10. Verlauf und Folgen, 2 Bände, München 1979. DNB https://d-nb.info/1266808264
- Martin Renner: ›Doch ist’s nur Vatertausch …‹. Die Säkularisation der schwäbischen Klöster Marchtal, Buchau und Neresheim durch das Fürstenhaus Thurn und Taxis. Diss. Stuttgart. 914 Seiten. Tectum Wissenschaftsverlag 2014. ISBN 978-3-8288-3397-5
- Johann Evangelist Schöttle: Geschichte von Stadt und Stift Buchau samt dem stiftischen Dorfe Kappel. Federsee-Verlag, Buchau 1877.
- Bernhard Theil: Das freiweltliche Damenstift Buchau am Federsee. Hrsg.: Max-Planck-Institut für Geschichte (= Germania Sacra. NF 32). Walter de Gruyter, Berlin / New York 1994, ISBN 3-11-014214-7, S. 245–246 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ Volker Press: Im Banne Habsburgs. Herrschaftsgeschichte der heutigen Gemeinde Warthausen. In: Gemeinde Warthausen (Hrsg.): Warthausen, Birkenhard, Höfen. Biberach 1985, ISBN 3-924489-34-3, S. 60.
- ↑ Brief Wielands an Friedrich Justus Riedel vom 15.12.1768. In: Wielands Briefwechsel. Dritter Band. Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften der DDR. Akademie Verlag, Berlin 1975, Seite 557.
- ↑ [Sophie von La Roche:] Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Von einer Freundin derselbe aus Original-Papieren und andern zuverläßigen Quellen gezogen. Herausgegeben von C[hristoph] M[artin] Wieland. Erster Theil. Leipzig, bey Weidmanns Erben und Reich 1771, Seiten 140–142.
- ↑ Volker Press: Im Banne Habsburgs. Herrschaftsgeschichte der heutigen Gemeinde Warthausen. In: Gemeinde Warthausen (Hrsg.): Warthausen, Birkenhard, Höfen. Biberach 1993, ISBN 3-924489-34-3, S. 70–71.
- ↑ Martin Hieronymus Hudtwalcker: Ein halbes Jahrhundert aus meiner Lebensgeschichte. Zweiter Theil, die Jahre 1811 bis 1820 umfassend. Druckerei des Rauhen Hauses 1862., Hamburg: 1862, S. 212.
- ↑ Bernhard Theil: Das freiweltliche Damenstift Buchau am Federsee. 1994, S. 245.
- ↑ Neue Deutsche Biographie, Band 25 (2013), Artikel Anton Heinrich Friedrich Graf v. S.[tadion]-Warthausen und Thannhausen (Reichsgf. 1705).
- ↑ Stand: 4. April 2025.
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
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Maria Karolina von Königsegg | Äbtissin von Buchau 1775–1802 |
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Personendaten | |
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NAME | Stadion, Maria Maximiliana von |
KURZBESCHREIBUNG | Äbtissin des Damenstifts Buchau |
GEBURTSDATUM | 21. Juli 1736 |
GEBURTSORT | Mainz |
STERBEDATUM | 1818 |
STERBEORT | München |
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Andreas Brugger: Deckengemälde im Hauptschiff (Krönung Mariens, Gründung des Stifts, Vollendung der Stiftskirche); Detail aus dem Bereich „Vollendung der Stiftskirche“; 1775/1776 (die letzte Fürstäbtissin Maximiliane von Stadion (1737–1816) mit Stiftsdamen, Wappen und Ansicht der Stiftsanlage) | http://maja.bsz-bw.de/kloester-bw/klostertexte.php?kreis=&bistum=&alle=&ungeteilt=&art=&orden=&orte=1&buchstabe=B&nr=618&thema=Geschichte | Andreas Brugger | Datei:Maria-Maximiliana-von-Stadion.jpg |