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vom 07.05.2025, aktuelle Version,

Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn

Marianne „Manni“ Sayn-Wittgenstein-Sayn[1] (eigentlich Maria Anna Sayn-Wittgenstein,[2] geb. Mayr-Melnhof; * 9. Dezember 1919 in Salzburg;[3]4. Mai 2025 in München[4]) war eine österreichische Fotografin, bekannt als Mamarazza[5] sowie als Fürstin zu Sayn-Wittgenstein(-Sayn).[6]

Leben

Maria Anna „Marianne“ Mathilde Theodora […] Theresia Mayr-Melnhof, spätere Sayn-Wittgenstein,[2][3] wurde im Dezember 1919 in Salzburg als ältestes von neun Kindern des Friedrich Mayr-Melnhof (1892–1956, bis April 1919 Freiherr Mayr von Melnhof) und seiner Gattin Maria-Anna (1897–1983), einer geborenen Gräfin von Meran aus einer morganatischen Nebenlinie des Hauses Habsburg-Lothringen, geboren. Ihr Vater war im Land Salzburg Großgrundbesitzer. Ihre Mutter war eine Tochter des Geheimrats und erblichen Mitglieds des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats, des Grafen Johann von Meran (1867–1947),[7] eines Sohnes des Grafen Franz von Meran (1839–1891). Somit war ihre Mutter eine Urenkelin des Erzherzogs Johann von Österreich und der Anna Plochl, Gräfin von Meran.[8] Über ihre Mutter war sie als Ururururenkelin eine direkte Nachfahrin von Kaiserin Maria Theresia. Zu ihren Geschwistern gehörte der Politiker, Land- und Forstwirt Friedrich Mayr-Melnhof (1924–2020).[9]

Bereits mit neun Jahren machte sie die ersten Fotos. Nach Schulbesuch und Matura 1938 studierte sie 1941 an der Münchner Blocherer-Kunstschule. Am 11. März 1942[10] heiratete sie Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (1915–1962), damals Leutnant in einer Aufklärungsabteilung der Wehrmacht,[10] den sie in München bei ihren Gasteltern kennengelernt hatte.

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs, als ihr Mann an der Ostfront eingesetzt war, lebte sie häufig in Salzburg bei ihren Eltern und brachte dort ihre beiden ersten Kinder zu Welt. Als 1945 deutsche Truppen beim Rückzug die Brücke vor dem Schloss Sayn sprengten und es dadurch erheblich beschädigten, befand sie sich mit ihrer Familie bei den Eltern in Österreich. Als ihr Mann 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, war das Schloss, das durch Artilleriebeschuss weitere Zerstörungen erlitten hatte, eine Ruine. Mit ihrem Mann kümmerte sie sich in den Nachkriegsjahren um den Wiederaufbau der Schlossgärtnerei Sayn und der zugehörigen Landwirtschaft. Die inzwischen auf vier Kinder angewachsene Familie bezog 1952 ein eigenes Haus in Sayn bei Bendorf, das als „Landhaus am Friedrichsberg“ bekannt wurde.[11] Als Stanislaus Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, der Onkel ihres Mannes, im Jahre 1958 ohne Nachkommen verstarb, wurde ihr Mann neuer Chef und nach traditionellem Verständnis somit Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Dies erklärt ihren Anspruch, seitdem als dessen Ehefrau mit dem Namen Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in Erscheinung zu treten.[1][6]

Als ihr Mann 1962 „von einem betrunkenen Lastwagenfahrer in Sayn nahe Koblenz auf dem Gehsteig vor ihrem Haus überrollt“[12] wurde und starb, übernahm sie gemeinsam mit einem Vormund die Verwaltung in Sayn, bis ihr Sohn Alexander volljährig wurde.

Sie begann eine Karriere als Berufsfotografin und archivierte bis zu ihrem 100. Geburtstag im Dezember 2019 etwa 300.000 ihrer Fotos.[5] Sie fotografierte Prominente von Maria Callas über Gianni Agnelli bis zu Luciano Pavarotti und legte Reisereportagen vor.

Die Bezeichnung „Mamarazza“ erhielt sie in Anlehnung an das Wort „Paparazzo“ als Necknamen von Prinzessin Caroline von Monaco, die einmal zu ihr sagte: „Manni, Du bist eine richtige Mamarazza.“[13][14] Im Unterschied zu Paparazzi zeigt sie aber nie indiskrete oder herabwürdigende Fotos: „Ich habe meine Freunde stets als Freundin fotografiert.“[12]

Von den 1970er-Jahren an, bis 2009, lud sie anlässlich der jährlichen Salzburger Festspiele in ihr Jagdhaus im Ellmautal (Fuschl am See) zu „ländlichen Mittagessen“ für je 100 Gäste ein. Im Lauf der Zeit waren tausende Prominente, darunter viele bei den Festspielen auftretende Künstler, bei ihr zu Gast.[15] Besonders eng befreundet war sie mit Gunter Sachs.[12]

Nachdem Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn noch etwa Ende der 2010er Jahre in ihrem Jagdhaus in Fuschl am See ihren Hauptwohnsitz hatte,[2] lebte sie zuletzt in ihrer Münchner Wohnung.[16] Am 4. Mai 2025 starb sie in München im Alter von 105 Jahren.[4]

Nachkommen

Aus der Ehe mit Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn gingen fünf Kinder hervor:

  • (Marie) Yvonne Bolzano (* 1942), geschiedene Coreth, in zweiter Ehe ab 1976 verheiratet mit Klaus Bolzano [17] (er entstammte der Familie Bolzano, Edle von Kronstätt,[18] daher sie als Autorin auch als Yvonne von Bolzano[19] bzw. Yvonne Bolzano von Kronstätt[20] bekannt wurde; * 1936, Universitätdozent i.R., Facharzt für Innere Medizin;[21] † 2025 [geschieden nach 2004;[21] vor 2025])[22]
  • Alexander (* 1943), seit 1962 Chef des Hauses Sayn-Wittgenstein-Sayn, verheiratet seit 1969 mit Gabriela Gräfin von Schönborn-Wiesentheid
  • Elisabeth „Li“ Freifrau Schuler von Senden (1948–1997), verheiratet mit Hasso Freiherr Schuler von Senden[23][24]
  • Teresa Gräfin von Kageneck (* 1952), geschiedene de Figueroa, Conde de Quintanilla, in zweiter Ehe seit 1983 verheiratet mit Karl-Erbo Graf von Kageneck[25]
  • Peter (* 1954), verheiratet seit 1993 mit der Schauspielerin Sunnyi Melles

Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn war 20-fache Großmutter, 31-fache Urgroßmutter und dreifache Ur-Urgroßmutter (Stand: Dezember 2019).[26] Als sie starb, hatte sie durch ihre fünf Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel mehr als 60 Nachkommen.[27]

Auszeichnungen

Am 27. Juli 2010 erhielt Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn von der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied, in der Salzburger Residenz das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich überreicht. Die Laudatio hielt Landeshauptfrau-Stellvertreter Wilfried Haslauer.[1]

Werke

Ausstellungen

Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn hatte zahlreiche Ausstellungen, u. a. in Berlin, Salzburg, München, Frankfurt, New York, Wien und auf Schloss Sayn. Seit 2003 wird The Sayn-Wittgenstein-Collection in der Galerie Artmosphere in Salzburg als Dauerausstellung gezeigt, u. a. mit Fotografien von Besuchen bei Andy Warhol und Salvador Dalí.[1]

Literatur

  • Claus Jacobi: Zum Nachdenken: Die „Mamarazza“. In: Tendenzen, Nr. 4/1999 (Artikel Online auf der Website Mamarazza, Steidl (Hrsg.), abgerufen am 30. Jänner 2020).
  • Elisabeth Binder: Mamarazza: Mit Queen Mum auf Stromsuche. In: Der Tagesspiegel, 8. Dezember 2000 (Artikel Online, abgerufen am 30. Jänner 2020).
  • Joseph Kleine: Das Haus Sayn-Wittgenstein-Sayn. Börde-Verlag, Werl 2013, ISBN 978-3-9815864-1-1, S. 22 f.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 BM Claudia Schmied verleiht Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. APA-OTS-Aussendung des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK), 27. Juli 2010, abgerufen am 28. Juli 2010.
  2. 1 2 3 Meldeauskunft aus dem Zentralen Melderegister (ZMR) am 16. Dezember 2018. Hierin: „Familienname: Sayn-Wittgenstein | Vorname: Maria Anna“ mit damaligem Hauptwohnsitz Fuschl am See.
  3. 1 2 Pfarre St. Andrä, Taufbuch TFB19, 1916-1920, S. 141, abgerufen am 7. Juli 2024.
  4. 1 2 Norman Schenz, Michael Pichler: Sayn-Wittgenstein-Sayn: Salzburgs „Mamarazza“ im 106. Lebensjahr gestorben. In: Krone.at. 5. Mai 2025, abgerufen am 6. Mai 2025.
  5. 1 2 Philipp Crone: Promi-Fotografin: Die ewige Mamarazza. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Dezember 2019, abgerufen am 8. Dezember 2019: „Marianne zu Sayn-Wittgenstein-Sayn hat von Romy Schneider bis zu Luciano Pavarotti alle abgelichtet und dabei nicht immer nur dekadenten Jetset erlebt. Am Montag wird sie 100 Jahre alt. Was ist ihr Geheimnis?“
  6. 1 2 Annette Meyhöfer: Society: Kommen S’ bitte abgegessen. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1997, S. 101–103 (online 4. August 1997).
  7. Genealogisches Handbuch des Adels. Gesamtreihe Band 118, Limburg an der Lahn 1999, S. 250.
  8. Real Academia Matritense de Heráldica y Genealogía (Hrsg.): Anales de la Real Academia Matritense de Heráldica y Genealogía. Band I, Madrid 1991, S. 185 (Google Buch).
  9. „Mamarazza“ Sayn-Wittgenstein ist 100. In: salzburg.ORF.at, 9. Dezember 2019, abgerufen am 14. April 2020.
  10. 1 2 * Getraut …. In: Salzburger Volksblatt, „Salzburg und Nachbargaue“, 12. März 1942, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb „Getraut wurden heute Donnerstag in der Schloßkapelle zu Glanegg Marianne Freiin von Mayr-Melnhof, Tochter des Friedrich Freiherrn von Mayr-Melnhof und dessen Gattin Marianne Freifrau von Mayr-Melnhof, geb. Gräfin Meran, mit Ludwig Prinzen zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, Leutnant in einer Aufklärungs-Abteilung, ältestem Sohn des in Montreux lebenden Legationsrates a. D. Gustav Alexander Prinzen zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und dessen Gattin Walburga Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, geb. Freiin von Friesen.“
  11. Joseph Kleine: Das Haus Sayn-Wittgenstein-Sayn. Börde-Verlag, Werl 2013, S. 22.
  12. 1 2 3 Hans-Bruno Kammertöns: Die Mamarazza. In: Die Zeit, Nr. 39, 22. September 2011, Beilage Zeit-Magazin, S. 33 f., abgerufen am 30. Jänner 2020: „Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn war 40 Jahre lang der Mittelpunkt der Salzburger Gesellschaft. Nun tritt sie ab. Über ein Leben ohne die große Bühne – und ihren Vertrauten Gunter Sachs.“
  13. Unternehmerin: Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, geb. Gabriela Gräfin von Schönborn-Wiesentheid (60.). Die Fürstin der tausend Schmetterlinge. Ein Leben zwischen Faltern, Schloss und Stiftungen. (Memento vom 12. Februar 2016 im Internet Archive) In: SWR.de, Reihe SWR-Aktion: Die Größten des Landes. 14. August 2007, abgerufen am 30. Jänner 2020.
  14. Gabriela Walde: So jagt Mamarazza schöne Menschen. Ausstellung der Gesellschaftsfotografin Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in der Galerie Picture Show. In: Welt Online, 5. Jänner 2001, abgerufen am 30. Jänner 2020.
  15. »Könnten Sie das Tablett tragen?« Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn weiß, wie man Feste feiert. In: Der Spiegel. 30. Dezember 2012, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. April 2022]).
  16. Maria Zsolnay: Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn wird 105! In: tz. 3. Dezember 2024, abgerufen am 6. Mai 2025.
  17. Marie Yvonne Helena Walburga Anna Leonille Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn auf thepeerage.com, abgerufen am 30. Januar 2020. Stand 6. Jänner 2004
  18. Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 90.11, Bolzano, Johann Baptist, Bürger und Handelsmann zu Prag, Adelsstand, „Edler von Kronstätt”, 22. Juli 1777 (Abgerufen am 6. Mai 2025.)
  19. Klaus und Yvonne von Bolzano: Das andere Rhodos, Salzburg 1977
  20. Eine Bürgerliche unter der Krone. Anna Plochl und das weibliche Universum im 19. Jahrhundert, 2004, S. 6.
  21. 1 2 Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser , Band 133 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 2004, S. 310.
  22. Traueranzeige; Gedenkseite (Abgerufen am 6. Mai 2025.)
  23. Hasso Baron Schuler von Senden auf thepeerage.com, abgerufen am 30. Januar 2020. Stand 8. Juni 2005
  24. Doris Banuscher: Leute von Welt. Sunnyi Melles erzählt Geschichten vom lieben Gott. (Memento vom 11. April 2019 im Internet Archive) In: Die Welt, 25. Mai 2002: „…Benefizveranstaltung zu Gunsten der ‚Elisabeth von Senden Stiftung‘, die vor fünf Jahren, nach dem Krebstod von Elisabeth "Li" Freifrau von Senden von ihrem Mann Hasso Freiherr von Senden und ihren Kindern Albrecht und Isabelle ins Leben gerufen wurde. …“
  25. Teresa Maria Leonilla Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn auf thepeerage.com, abgerufen am 30. Januar 2020. Stand 4. Februar 2004
  26. 9. Dezember 1919 – Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn wird geboren. In: WDR, Sendereihe WDR 2 Stichtag am 9. Dezember 2019, aufgerufen am 30. Jänner 2020.
  27. „Mamarazza“ Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn ist tot. In: Salzburg24. 5. Mai 2025, abgerufen am 6. Mai 2025.
  28. Mamarazza. Die Website zum Buch, Steidl (Hrsg.), abgerufen am 30. Jänner 2020.