Matthäus Much
Matthäus Much (* 18. Oktober 1832 in Göpfritz an der Wild; † 17. Dezember 1909 in Wien) war ein österreichischer Prähistoriker und Denkmalpfleger.
Leben
Much war Konservator der k.k. Zentralkommission für Kunst und historische Denkmale in Wien und Schriftleiter der Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Er beschäftigte sich mit Ausgrabungen in Österreich und in Mähren. Die dabei zustande gebrachten Fundbestände bildeten die rund 24.000 Objekte umfassende „Sammlung Much“, die 1912 vom Unterrichtsministerium angekauft wurde und einen großen Teil des Lehrapparates des heutigen Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien darstellt. Much beschäftigte sich bereits mit auch heute noch aktuellen Fragestellungen wie Pfahlbauforschung und Bergbauforschung. Er war einer der führenden Prähistoriker seiner Zeit. Seine zahlreichen Veröffentlichungen beeinflussten die Zeitgenossen nachhaltig. Durch seine guten Kontakte zu Lokalforschern wie Candidus Ponz, Reichsritter von Engelshofen und Johann Krahuletz war er über Neufunde meist rasch informiert und konnte so für die Denkmalpflege und auch für die Forschung vieles retten.
Matthäus Much war politisch als Teil der deutschnationalen Bewegung[1] aktiv. Er kandidierte 1882 als freier Mandatar für den Reichsrat als Vertreter der Wiener Josefstadt und wurde im Wahlkampf von seinem Sohn Rudolf und Georg von Schönerer unterstützt. Schönerer empfahl den „deutschnationalen Antisemiten“ Much zur Wahl, der aber nur wenige Stimmen erhielt. Gemeinsam mit seinem Sohn Rudolf zählte Matthäus Much zu den 27 Begleitern Schönerers, die am 8. März 1888 in der Nacht in das Redaktionslokal des als jüdisch diffamierten „Neuen Wiener Tagblattes“ eindrangen und eine Schlägerei anzettelten.[2]
Auch in Muchs Forschung stehen nach Frank Olaf Luckscheiter gewisse Aussagen von Much für eine völkische Ausrichtung, welche sich weit mehr als nur tendenziös darstelle. Much habe den wissenschaftlich vertretbaren Spielraum der damaligen Zeit bis an seine Grenzen ausgereizt und diesen teilweise bei Weitem überschritten, auch wenn er um den Anschein von Wissenschaftlichkeit bemüht gewesen sei.[3]
Er wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.[4] Nach seinem Tod wurde ihm in der Zeit des Nationalsozialismus Anerkennung zuteil durch die Stiftung des Matthäus- und Rudolf-Much-Preises bei der Akademie der Wissenschaften in Wien. Die erste Verleihung erfolgte 1942 an den Nationalsozialisten Martin Hell.[5]
Schriften (Auswahl)
- Die Kupferzeit in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der Indogermanen (Wien 1886)
- Kunsthistorischer Atlas (Wien 1889)
- Die Heimat der Indogermanen im Lichte der urgeschichtlichen Forschung (Berlin 1902)
- Die Trugspiegelung orientalischer Kultur in den vorgeschichtlichen Zeitaltern Nord- und Mitteleuropas (Jena 1907)
Literatur
- H. Kerchler: Much Matthäus. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 400.
- Oswald Menghin: Die Neuaufstellung der Sammlung Much, In: Urania 6, 1913, S. 601–604.
- Jan Filip: Enzyklopädisches Handbuch zur Ur- und Frühgeschichte Europas 2, Prag 1969, S. 862.
- Otto Helmut Urban: Much, Matthäus J.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 249 (Digitalisat).
- Otto H. Urban: „… und der deutschnationale Antisemit Dr. Matthäus Much“ – der Nestor der Urgeschichte Österreichs? In: Archaeologia Austriaca 86, 2002, S. 7–43. (Digitalisat)
- Brigitte Fuchs: »Rasse«, »Volk«, Geschlecht. Anthropologische Diskurse in Österreich 1850 - 1960. Campus, Frankfurt/Main [u. a.], 2003.
- Frank Olaf Luckscheiter: Matthäus Much, „Schliemann Niederösterreichs“ und deutschnationaler Antisemit, 2012, Diplomarbeit an der Universität Wien, Online
- Ottfried Becker: Dr. Matthäus Much (1832–1909): eine dokumentarische Biographie, Baden-Baden: Tectum 2019 (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag. Reihe Geschichtswissenschaft; 42), ISBN 9783828843509.
Anmerkungen
- ↑ Zur allgemeinen Rolle der Alldeutschen Bewegung: Michael Wladika: Hitlers Vätergeneration, die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie. Wien 2005.
- ↑ Otto H. Urban: "...und der deutschnationale Antisemit Dr. Matthäus Much" – der Nestor der Urgeschichte Österreichs? In: Archaeologia Austriaca 86, 2002, S. 7–43, hier S. 15–17
- ↑ Frank Olaf Luckscheiter: Matthäus Much, „Schliemann Niederösterreichs“ und deutschnationaler Antisemit, Diplomarbeit, Universität Wien 2012, S. 688
- ↑ Grabstelle Matthäus Much, Wien, Zentralfriedhof, Gruppe 43, Gruppe Erweiterung H, Reihe 2, Nr. 9.
- ↑ Otto H. Urban: "...und der deutschnationale Antisemit Dr. Matthäus Much" – der Nestor der Urgeschichte Österreichs? In: Archaeologia Austriaca 86, 2002, S. 7–43, hier S. 19
Personendaten | |
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NAME | Much, Matthäus |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Heimat- und Vorgeschichtsforscher |
GEBURTSDATUM | 18. Oktober 1832 |
GEBURTSORT | Göpfritz an der Wild |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1909 |
STERBEORT | Wien |
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Matthäus Much Portrait im Pfahlbaumuseum Mondsee | Eigenes Werk | Thomas Ledl | Datei:Matthäus Much Portrait.JPG |