Max Wegner (Archäologe)
Max Wegner (* 8. August 1902 in Wozinkel bei Parchim; † 8. November 1998 in Münster in Westfalen) war ein deutscher Klassischer Archäologe, der nach 1946 als ordentlicher Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wirkte. Seine Forschungsschwerpunkte umfassten die antiken Herrscherbildnisse, die kaiserzeitlichen Reliefs, Bauornamente und Sarkophage, Reiseschilderungen aus den Mittelmeerländern, die Musikinstrumente des Altertums, die neuzeitliche Rezeption antiker Kunst und die griechische Vasenmalerei.
Leben
Max Wegner, der Sohn eines Landwirts im Mecklenburgischen, besuchte ab 1914 das Realgymnasium Johanneum zu Lübeck. Nach der Reifeprüfung 1921 studierte er Archäologie und Orientalistik an den Universitäten Freiburg, Leipzig, München und Berlin. 1928 wurde er in Berlin mit der Dissertation Ikonographie des chinesischen Maitreya promoviert.
Nach der Promotion wandte sich Wegner dem Altertum zu und spezialisierte sich auf die Klassische Archäologie. 1931/1932 konnte er mit dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts nach Italien, Griechenland und in die Türkei reisen. Nach seiner Rückkehr arbeitete er ab 1933 als Referent in der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin und als Assistent des Präsidenten der Zentraldirektion Theodor Wiegand. Auf Empfehlung seiner Vorgesetzten trat er im November 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.391.586), im Dezember 1933 auch der SA. Aus der SA trat er schon im Januar 1935 wieder aus, aus der NSDAP im Januar 1940.
1938 habilitierte sich Wegner an der Berliner Universität mit der Studie Die Herrscherbildnisse in antoninischer Zeit, die den Beginn seiner lebenslangen Beschäftigung mit den antiken Kaiserporträts markiert. In seiner Eigenschaft als Referent der DAI-Zentraldirektion fungierte Wegner 1939 als Generalsekretär des VI. Internationalen Kongresses für Archäologie in Berlin.
Im Jahr 1940 erhielt Wegner eine etatmäßige Dozentenstelle für Klassische Archäologie an der Berliner Universität. Ab demselben Jahr diente er als Flakoffizier in Berlin im Zweiten Weltkrieg. Am 1. Dezember 1942 wurde er als ordentlicher Professor der Klassischen Archäologie an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster berufen. Diesem Ruf konnte er erst nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Dezember 1945 folgen.
Zum Sommersemester 1946 begann Wegner seine Tätigkeit als Ordinarius und Direktor des Archäologischen Instituts und Museums in Münster. Er machte sich dort um den Wiederaufbau der völlig zerstörten Sammlung verdient. So erwarb der Förderkreis der Universität Münster 1964 als Grundstock die Sammlung des verstorbenen Archäologen Otto Rubensohn. 1965 übernahm das Archäologische Museum Gipsabgüsse zahlreicher Skulpturen des Zeus-Tempels in Olympia vom Folkwang-Museum in Essen. Wegner selbst führte unter schwierigsten Bedingungen von den 1950er bis 1980er Jahren studentische Exkursionen in die Mittelmeerländer an.
Im akademischen Jahr 1958/1959 fungierte Wegner als Dekan der Philosophischen Fakultät. Darüber hinaus gehörte er lange der Bau- und Kunstkommission der Universität an. Auch nach seiner Emeritierung 1970 hielt Wegner Lehrveranstaltungen ab, zuletzt im Wintersemester 1993/1994. Seine Privatsammlung antiker Kunstdenkmäler erwarb das Archäologische Museum der Universität Münster im November 2018.
Wegners Verdienste in Forschung und Lehre spiegeln sich unter anderem in drei Festschriften wider, die 1962, 1982 und 1992 erschienen. Er war ab 1942 ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und nach 1955 wirkliches Mitglied (im Auslande) des Österreichischen Archäologischen Instituts. 1992 erhielt er außerdem das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Zu seinen Schülerinnen und Schülern zählen Hans-Volkmar Herrmann, Leo Trümpelmann, Georg Daltrop, Margot Schmidt, Dieter Ahrens, Dieter Metzler, Klaus Stähler, Josef Floren, Heinz B. Wiggers und Reinhard Stupperich.
Schriften (Auswahl)
- Ikonographie des chinesischen Maitreya. Berlin 1930 (Dissertation)
- Die Herrscherbildnisse in antoninischer Zeit. Berlin 1939 (Habilitationsschrift)
- Goethes Anschauung antiker Kunst. Berlin 1944. Neuausgabe Berlin 1949
- Das Musikleben der Griechen. Berlin 1949. 2., durchgesehene Auflage, Berlin 1970. 3. Auflage, Leipzig 1986
- Die Musikinstrumente des alten Orients. Münster 1950
- Altertumskunde. Freiburg 1951
- Meisterwerke der Griechen. Basel 1955
- Ornamente kaiserzeitlicher Bauten Roms. Soffitten. Köln/Graz 1957
- Musikgeschichte in Bildern. Griechenland. (Musik des Altertums, Band 2, Lieferung 4) Leipzig 1963
- Sizilien von Einheimischen und Fremden erlebt. Charakterstudie einer Weltinsel. Berlin 1964
- Schmuckbasen des antiken Rom. Münster 1966
- Die stadtrömischen Erotensarkophage. Abteilung 3: Die Musensarkophage. Berlin 1966
- Duris. Ein künstlermonographischer Versuch. Münster 1968
- Brygosmaler. Berlin 1973
- Torso eines verwundeten Jünglings im Museo Arqueológico in Sevilla, Inventar-Nr. 1083. Berlin 1975
- Euthymides und Euphronios. Münster 1979
- Zeiten – Lebensalter – Zeitalter im archäologischen und kulturgeschichtlichen Überblick. Münster 1991
- Gebälkfriese römerzeitlicher Bauten. Münster 1992
- Hermes. Sein Wesen in Dichtung und Bildwerk. Münster 1996
- Herausgeberschaft
- Das römische Herrscherbild. Berlin 1939ff.
- Land der Griechen. Reiseschilderungen aus sieben Jahrhunderten; ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Max Wegner. Berlin 1942. 2. vermehrte Auflage, Berlin 1943. 3. Auflage, Berlin 1955
Literatur
- Dieter Ahrens (Herausgeber): Festschrift Max Wegner zum sechzigsten Geburtstag. Münster 1962 (mit Schriftenverzeichnis)
- Max Wegner zum 8.8.1982. Münster 1982 (mit Nachträgen zum Schriftenverzeichnis)
- Oliver Brehm, Sascha Klie (Herausgeber): Μουσικὸς ἀνήρ. Festschrift für Max Wegner zum 90. Geburtstag. Bonn 1992 (Antiquitas 3,32; mit Nachträgen zum Schriftenverzeichnis)
- Oliver Brehm: Von den Musen reich beschenkt. Max Wegner zum 100. Geburtstag. In: Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte. 33. Jahrgang (2002), S. 704
- Heinz-Helge Nieswand, Dieter Salzmann: Klein aber fein – das Archäologische Museum der Universität Münster. In: Hellenika. Jahrbuch für griechische Kultur und deutsch-griechische Beziehungen. Neue Folge, Band 3 (2008), S. 106–114
- Hubertus Manderscheid: Opfer – Täter – schweigende Mehrheit. Anmerkungen zur deutschen Klassischen Archäologie während des Nationalsozialismus. In: Hephaistos. Band 27 (2010), S. 41–65 (zu Max Wegner besonders S. 53–57)
- Jonathan Groß: Wegner, Max. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, ISBN 978-3-428-11208-1, S. 550 f. (noch nicht online verfügbar). doi:10.5281/zenodo.3960211
Weblinks
- Nachruf der Westfälischen Wilhelms-Universität auf Max Wegner
- Literatur von und über Max Wegner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Max Wegner in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Personendaten | |
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NAME | Wegner, Max |
ALTERNATIVNAMEN | Wegner, Max Franz Emil |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Klassischer Archäologe |
GEBURTSDATUM | 8. August 1902 |
GEBURTSORT | Wozinkel bei Parchim |
STERBEDATUM | 8. November 1998 |
STERBEORT | Münster |
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