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vom 05.07.2022, aktuelle Version,

Moritz Bleibtreu

Moritz Bleibtreu, 2014

Moritz Johann Bleibtreu[1] (* 13. August 1971 in München) ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Regisseur österreichischer Abstammung. Seinen Durchbruch hatte er 1997 als Gangster Abdul in dem Roadmovie Knockin’ on Heaven’s Door. Seitdem spielte er in über 90 Film- und Fernsehproduktionen, etwa in Kinofilmen wie Lola rennt, Das Experiment, Lammbock – Alles in Handarbeit, Elementarteilchen und Der Baader Meinhof Komplex.

Leben

Herkunft und frühe Jahre

Moritz Bleibtreu wurde 1971 als Sohn österreichischer Eltern in München geboren. Er wuchs im Hamburger Stadtteil St. Georg auf. Seine Mutter war die Schauspielerin Monica Bleibtreu (1944–2009), sein Vater der Schauspieler Hans Brenner (1938–1998). Bleibtreus Großvater war der Schriftsteller Renato Attilio Bleibtreu. Seine Urgroßmutter Maximiliane Bleibtreu, ihre Schwester Hedwig Bleibtreu sowie deren Eltern Amalie Bleibtreu und Sigmund Bleibtreu waren ebenfalls Schauspieler. Moritz Bleibtreu ist durch seinen Vater der Halbbruder der Schauspielerin Cilli Drexel. Die Bleibtreustraße in Berlin, auf die er im Zusammenhang mit seinem Nachnamen immer wieder angesprochen wird, ist nach dem Schlachtenmaler Georg Bleibtreu benannt, der ein entfernter Vorfahre ist.[2]

Bereits als Kind stand er vor der Kamera, so vor allem in der von seiner Mutter und Rainer Boldt geschriebenen Kinderserie Neues aus Uhlenbusch mit Hans Peter Korff, der zu dieser Zeit mit Monica Bleibtreu verheiratet war. Es folgte eine weitere Rolle in Boldts Ich hatte einen Traum, wiederum mit Korff. Seine dritte Rolle hatte er 1986 an der Seite seiner Mutter im Fernseh-Dreiteiler Mit meinen heißen Tränen.

Die Schule verließ er mit dem Realschulabschluss (Gesamtschule) in der elften Klasse – wegen Nichterscheinens erhielt er keine Bewertung mehr. Er ging anschließend nach Paris, wo er eineinhalb Jahre als Au-Pair arbeitete und Französisch lernte. Nach einem weiteren Jahr in Italien ging er nach New York, wo er an kleineren Schauspielschulen Unterricht nahm. Ein Vorsprechen am Actors Studio blieb erfolglos, er fand dort jedoch eine Beschäftigung als Faktotum, wodurch er die Schauspieler bei den Proben beobachten konnte.

Schauspielkarriere

Bleibtreu (Mitte) mit Martin Weiß und Oskar Roehler bei der Premiere von Agnes und seine Brüder, 2004
Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek auf der Berlinale 2018

Nach vierjährigem Auslandsaufenthalt setzte Bleibtreu seine Karriere mit 21 Jahren am Thalia Theater und am Schauspielhaus in Hamburg fort. Es folgten Rollen in kleineren Fernsehproduktionen. 1993 spielte er in Schulz & Schulz eine Nebenrolle, die schon seine große Wandelbarkeit zeigte.[3]

In den 1990er-Jahren spielte er einige große Fernsehrollen. 1994 spielte er in Rainer Kaufmanns ZDF-Fernsehkrimi Unschuldsengel an der Seite von Christian Näthe und Jürgen Vogel den schwulen Kneipenwirt Thorsten aus der Hamburger Stricherszene, der einen 16-jährigen Jungen hilft, die Unschuld seines Vaters, der einen jungen Mann aus dem Hamburger Rotlichtviertel getötet haben soll, zu beweisen. Kaufmann besetzte ihn auch der Kinoleinwand in seiner Liebeskomödie Stadtgespräch als homosexueller, naiver Tischler Karl in einer ähnlich gelagerten Rolle. 1998 entschied er für sich, „keine Fernsehfilme mehr zu machen, weil Kino eine aktive Form des Zuschauens ist, Fernsehen hingegen eine passive“.[4][5] Vor allem durch seine Kinofilmrollen in Knockin’ on Heaven’s Door, Lola rennt, Das Experiment und Der Baader Meinhof Komplex wurde er bekannt. Mit dem Filmemacher Fatih Akin drehte er die Filme Im Juli, Solino, Soul Kitchen und Chiko.

2001 erhielt er den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller für Im Juli und Das Experiment. Für die Hauptrolle in Oskar Roehlers Elementarteilchen wurde er 2006 mit dem Silbernen Bären als bester Darsteller der Berlinale ausgezeichnet. Gelegentlich wirkt der Schauspieler in größeren Nebenrollen internationaler Koproduktionen mit, wie in Vijay und ich – Meine Frau geht fremd mit mir von Sam Garbarski. Auch in Kinder- und Jugendfilmen war Moritz Bleibtreu zu sehen, unter anderem 2004 als spanischer „Fakir“ Lombardo in dem dänischen Abenteuerfilm Der Fakir oder 2016 als Holländer-Michel in der Wilhelm-Hauff-Verfilmung Das kalte Herz von Johannes Naber.

Im Februar 2015 war er nach 17 Jahren wieder in einer Fernsehproduktion zu sehen. In der ZDF-Krimireihe SCHULD nach Ferdinand von Schirach übernahm er bis 2019 in drei Staffeln die Hauptrolle des Strafverteidigers Friedrich Kronberg. In der Musical-Verfilmung Ich war noch niemals in New York, die im Oktober 2019 in die deutschen Kinos kam, spielte er neben Heike Makatsch, Katharina Thalbach und Uwe Ochsenknecht als Axel Staudach in einer der Hauptrollen. Im September 2020 stellte Bleibtreu beim Filmfest Hamburg sein Regiedebüt Cortex, das im Oktober 2020 seine Kinopremiere hatte, vor. 2021 war er in der sechsteiligen RTL+-Dramaserie Faking Hitler als Kunstfälscher Konrad Kujau an der Seite von Lars Eidinger zu sehen.

Bleibtreu betätigt sich neben seiner Arbeit vor der Kamera auch als Synchronsprecher, u. a. lieh er in den Jahren 2004 und 2006 Jason Raize seine Stimme für den in den Walt Disney Studios entstandenen US-amerikanischen 44. abendfüllenden Zeichentrickfilm Bärenbrüder sowie in dessen Fortsetzung Bärenbrüder 2.

Moritz Bleibtreu war 2003 eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie. Seit Anfang 2010 ist eine Wachsfigur von Bleibtreu bei Madame Tussauds in Berlin ausgestellt.[6]

Kontroversen

Im Juni 2013 erregte Bleibtreu Aufmerksamkeit, als er mit Alexandra Maria Lara, Joko Winterscheidt, Christian Ulmen, Elyas M’Barek, Cro, Jürgen Vogel und anderen in einem Werbespot einer Fast-Food-Kette auftrat. Bleibtreu rechtfertigte sich damit, dass er sich mit dem Spot den Luxus ermögliche, klein-budgetierte Filme zu drehen, und er außerdem das beworbene Produkt (Cheeseburger) gelegentlich selbst konsumiere.

Bleibtreu beteiligte sich im April 2021 an der Aktion #allesdichtmachen, bei der rund 50 prominente Schauspieler in Einzelvideos diverse Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kommentierten. Nach Intervention eines Werbepartners hat er auf die Veröffentlichung eines eigenen Video-Beitrages jedoch verzichtet.[7]

Privates

Bleibtreu, der in Reinbek bei Hamburg lebt,[8][9] wurde im November 2008 Vater eines Jungen.[10][11]

Filmografie

Kinofilme

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Synchronrollen

Dokumentarfilm

  • Als Schauspieler geboren – Moritz Bleibtreu. Dokumentarfilm, Deutschland, 2011, 43 Min., Buch und Regie: Ulrike Bremer, Produktion: arte, Erstsendung: 26. August 2012 bei arte, Inhaltsangabe von ARD mit Fotos.

Auszeichnungen

Literatur

Commons: Moritz Bleibtreu  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sat.1 Frühstücksfernsehen – Zu Gast: Alexandra Neldel und Moritz Bleibtreu (vom 9. Dezember 2010, Zeitmarke 0:30)
  2. Bettina Rust: Der radioeins Talk – Moritz Bleibtreu in der Hörbar Rust. In: radioeins. Rundfunk Berlin-Brandenburg, 8. September 2014, archiviert vom Original am 1. Februar 2014; abgerufen am 1. Juli 2019 (Originalwebseite nicht mehr verfügbar).
  3. Durch die Nacht mit Moritz Bleibtreu und Oliver Pocher. In: avanti media, 7. Juni 2005
  4. Warum Bleibtreu nur Kino macht. In: dpa / ntv.de, 8. November 2007, Interview
  5. Meike Fries: „Wer zahlt schon GEZ?“ In: Zeit online, 19. November 2007, Interview
  6. Moritz Bleibtreu bei Madame Tussauds. In: Madame Tussauds, 2010
  7. #allesdichtmachen: Die dubiose Rolle von Schauspiel-Star Moritz Bleibtreu. 4. Mai 2021, abgerufen am 4. Mai 2021 (deutsch).
  8. Promis in Hamburg: 10 Stars, die hier wohnen. Abgerufen am 4. Juni 2022 (deutsch).
  9. Interview im „Stern“, abgerufen am 13. Oktober 2013
  10. Moritz Bleibtreu ist Vater geworden. In: bild.de, 1. Dezember 2008
  11. Interview über Vaterrolle – Moritz Bleibtreu: Erziehe mein Kind gar nicht aus: BZ-Berlin, 24. April 2014

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Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek auf dem roten Teppich vor der Eröffnungsgala der Berlinale 2018 Eigenes Werk Martin Kraft
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Jasmin Gerat, Moritz Bleibtreu, Anna Maria Mühe und Axel Stein (von links nach rechts) auf der Weltpremiere des Films "Nicht mein Tag" in Bochum am 12. Januar 2014 Eigenes Werk Michael Schilling
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Piktogramm zum Kennzeichnen von Informationen bei einer Wahl/Abstimmung. Own illustration, 2007 Arne Nordmann ( norro )
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Martin Weiß , Moritz Bleibtreu , Oskar Roehler (Regie) vor der „Lichtburg“ in Essen vor der NRW-Premiere des Filmes „Agnes und seine Brüder“ Eigenes Werk Raimond Spekking
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