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vom 30.06.2022, aktuelle Version,

Neue Wilde

Als Neue Wilde oder Neue Heftige werden Künstler bezeichnet, die in den frühen 1980er Jahren mit einer subjektiven, unbekümmerten und lebensbejahenden Malerei in Deutschland und Österreich an die Öffentlichkeit traten.

Den Namen erhielten sie in Anlehnung an die französischen Fauves, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris für Aufregung sorgten.

Etymologie

Die Stilrichtung hat ihren Ursprung Anfang der 1980er in der italienischen Transavantgarde (Transavanguardia, später auch als Arte Cifra bezeichnet) und etablierte sich nahezu zeitgleich in Europa und in den USA. In Frankreich wurde sie als Figuration Libre und in den englischsprachigen Ländern als New Image Painting, Bad Painting oder Wild Style definiert. In Deutschland und Österreich fand sich zunächst der Terminus „Neoexpressionismus“, später war von „Heftiger“ oder „Wilder“ Malerei die Rede. Der medienwirksamste und schließlich geläufigste Begriff „Neue Wilde“ wurde erstmals von dem Expressionismusexperten, Kunsthistoriker und Aachener Museumsdirektor Wolfgang Becker für eine Ausstellung der Neuen Galerie – Sammlung Ludwig in Aachen 1980 „Les Nouveaux Fauves – Die neuen Wilden“ und ihren Katalog verwendet, die neu erworbene Werke der Sammlung Peter Ludwig aus Deutschland, Frankreich und den USA zusammenfasst: Baselitz, Lüpertz, Penck, Viallat, Schnabel, Pattern Painting. In der Rückschau „Die Erfindung der Neuen Wilden“ des Ludwig Forums 2018 wird der Stilbegriff ausschließlich für die jüngeren deutschen Maler in Berlin, Düsseldorf, Köln und Hamburg und ihr kulturelles Umfeld verwendet.

Stilistische Kennzeichen

Hauptmerkmale der Kunstrichtung sind großformatige Bilder mit betonter Malweise und gezielter Formlosigkeit, schwungvollem und heftigem Pinselstrich, kräftiger Farbigkeit und Farbwucht. Es entstehen expressiv abstrakte, sinnlich gegenständliche, neon-grelle, mit Graffiti-Elementen durchsetzte Bilder.

Die Bilder entspringen den individuellen Empfindungen ihrer Protagonisten und ihrem Selbstdarstellungsbedürfnis. Elementaren Themen – z. B. Angst und Sexualität – begegnen sie stilistisch spontan und obsessiv.

Ursprünge

Ausgangspunkt für die jungen Künstler war die Absicht, die kargen, kopflastigen Stile, die die 70er Jahre beherrschten, völlig über Bord zu werfen und „unbekümmert durch einen Überfluß an Bildlichkeit, Erzählung, Materialien, Farben und freiströmenden Räumen zu ersetzen, der mehr nach Kindergarten als nach ästhetischem Laboratorium schmeckt.“[1] Sie wollten sich durch ihre Kunst und mit ihrer Kunst von den repressiven Zwängen des Intellekts der Kunst der vergangenen Dekade befreien. Ihre Werke sind ein Kommentar auf die genormten Wertmaßstäbe bürgerlicher Vorstellungen. Sie revoltierten in ihren oft dunkeltonigen Bildern gegen die wohlstandsbedingte Apathie der 1980er Jahre. In der Tradition von Dada und Fluxus arbeitete man an der Demontage des traditionellen Kunstbegriffs.

Vertreter der Neuen Wilden

Im Katalog 1980: Nicolas Africano, Laurie Anderson, Georg Baselitz, Louis Cane, Brad Davis, Donna Dennis, Frank Faulkner, Adolf Frohner, Tina Girouard, Horst Gläsker, Simon Hantai, Jörg Immendorff, Hannes Jähn, Valerie Jaudon, Neil Jenney, Anselm Kiefer, Christopher Knowles, Joyce Kozloff, Robert Kushner, Thomas Lanigan-Schmidt, Markus Lüpertz, Kim MacConnel, A.R. Penck, Susan Rothenberg, Peter Saari, Miriam Schapiro, Kendall Shaw, Med Smyth, Claude Viallat, William Wegman, Robert Zakanitch, Joe Zucker

Ausstellungen (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

Film

  • Martin Kippenberger und Co – Ein Dokument, Dokumentarfilm von Jacqueline Kaess-Farquet über die Neuen Wilden: Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Markus Oehlen, Georg Herold, Werner Büttner, Hans Peter Adamski, Peter Bömmels, Jiří Georg Dokoupil, Volker Tannert.

Einzelnachweise

  1. Robert Rosenblum: Gedanken zu den Quellen des Zeitgeistes. In: Zeitgeist. Internationale Kunstausstellung Berlin 1982, Martin-Gropius-Bau, Berlin 1981, S. 11.
  2. Roderich Fabian: „Geniale Dilletanten“. Ausstellung im Haus der Kunst (Memento vom 19. Oktober 2015 im Internet Archive), Bayern2 vom 26. Juni 2015.
  3. Ausstellungsinformation Ludwig Forum. Abgerufen am 18. September 2018.