Obstmarkt (Bozen)
Obstmarkt Obstplatz |
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Platz in Bozen | |
Der Obstplatz in Bozen von Süden |
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Basisdaten | |
Ort | Bozen |
Ortsteil | Altstadt |
Angelegt | spätes 12. Jahrhundert |
Hist. Namen | „Oberer Platz“ |
Einmündende Straßen | Lauben, Franziskanergasse, Dr.-Streiter-Gasse, Silbergasse, Museumstraße, Goethestraße |
Bauwerke | Palais Menz, Torgglhaus, Sonnenwirt, Neptunsbrunnen |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Veranstaltungen |
Der Obstmarkt, auch Obstplatz (italienisch Piazza delle Erbe), ist ein Platz in der Altstadt der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Seinen Namen verdankt der schmale und langgezogene Platz seiner Funktion als Viktualienmarkt, der ursprünglich der Landbevölkerung den Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse an städtische Konsumenten ermöglichte. Als solcher wird der Platz bereits von Johann Wolfgang von Goethe in seiner Italienischen Reise gewürdigt. Er notierte zum 11. September 1786:
- „Auf dem Platze [= Obstmarkt] saßen Obstweiber mit runden, flachen Körben, über vier Fuß im Durchmesser, worin die Pfirschen [= Pfirsiche] nebeneinander lagen, daß sie sich nicht drücken sollten. Ebenso die Birnen.“ [1]
Der Platz wird von einer alten Wegkreuzung determiniert. Hier, am schon im 13. Jahrhundert zugeschütteten alten Stadtgraben Bozens, überschneiden sich die Bozner Lauben, die Museumstraße (frühere Fleischgasse), die Franziskanergasse und die Goethestraße (frühere Predigergasse), auch war die Örtlichkeit unter Graf Meinhard II. von Tirol-Görz Sitz der öffentlichen Gerichtsversammlung. Laut der alten Vierteleinteilung im Altstadtbereich wurde der Obstmarkt vom ehemaligen 1. und 6.–8. Viertel gerahmt.[2] Der alte Name des Platzes rührt hingegen vom Obertor her, das hier die Lauben westlich abschloss und mit dem am Rathausplatz (früher: Unterer Platz) das Niedertor korrespondierte – die beiden bald abgekommenen Bauten waren auch für zwei stadtadelige Familien namengebend. So lautete der alte Name des Platzes denn auch Oberer Platz oder einfach Platz; er wird in lateinischsprachigen Urkunden schon 1305 als „superior platea“ genannt,[3] während die deutschsprachige Bezeichnung „am Obern platz“ 1471 begegnet.[4] 1487 ist erstmals die Bezeichnung „Obzplatz“ belegt.[5] Gemäß dem Bozner Stadtrecht von 1437 durften Geflügel, Obst und Eier nur am Obstplatz verkauft werden.[6]
Im oberen Bereich des Platzes befand sich, gespeist von den alten Mühlkanälen, eine mittelalterliche Badstube.
Den Platz bestimmt ein Neptunbrunnen, eine klassizistische Bronzefigur von Joachim Reiss, gegossen 1749 nach einem Modell des Bildhauers Georg Mayr d. J. Das im Volksmund als „Gabelwirt“ bezeichnete Werk wurde 1777 anstelle des ehemaligen Prangers aufgestellt. Dem Brunnen gegenüber erhebt sich das Torgglhaus. Diesem gegenüber und damit den Zugang zur Museumstraße säumend, steht der frühere Sonnenwirt, in dem u. a. Goethe, Herder und Kaiser Josef II. übernachtet haben. Der im späten 19. Jahrhundert zwecks Straßenverbreiterung im Tudorstil zum Wohnhaus umgebaute ehemalige Gasthof (Obstmarkt 24) ist bereits im 15. Jahrhundert, damals dem Bozner Heiliggeistspital zugehörig, als „haus an der Sunen“ urkundlich bezeugt.[7]
Ein faschistischer Überfall auf den Messefestzug vom 24. April 1921 führte zum Bozner Blutsonntag.[8]
2015 wurden im oberen Abschnitt des Platzes zwei Stolpersteine verlegt, die an die beiden Holocaust-Opfer Auguste Freund und Wilhelm Alexander Loew-Cadonna erinnern.[9]
Charakteristisch für den Platz sind die zahlreichen Obststände, auf denen neben Obst und Gemüse zusehends auch andere Lebensmittel und Blumen angeboten werden.
Literatur
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Bolzanos. Wien-Augsburg: Hölzel 1926, S. 150 ff. (online).
- Karl Theodor Hoeniger: Altbozner Bilderbuch. 100 Abbildungen und 40 Aufsätze zur Stadtgeschichte. Ferrari-Auer: Bozen 1968.
- Günther Rauch: Bozner Obstplatz: Historisches und Alltägliches. Bozen: Athesia-Tappeiner 2012. ISBN 978-88-8266-877-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert nach J. W. v. Goethe: Italienische Reise. Kap. 4.
- ↑ Karl Theodor Hoeniger: Ein Häuserverzeichnis der Bozner Altstadt von 1497. (Schlern-Schriften 92). Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 1951, S. 13 (mit kartografischer Darstellung).
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 160, Nr. 206.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 147–148, Nr. 1130.
- ↑ Karl Theodor Hoeniger: Ein Häuserverzeichnis der Bozner Altstadt von 1497. (Schlern-Schriften 92). Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 1951, S. 13.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 82, Nr. 996, § 68.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 201, Nr. 316.
- ↑ Stefan Lechner: Der „Bozner Blutsonntag“: Ereignisse, Hintergründe, Folgen. In: Hannes Obermair, Sabrina Michielli (Hrsg.): Erinnerungskulturen des 20. Jahrhunderts im Vergleich – Culture della memoria del Novecento a confronto (Hefte zur Bozner Stadtgeschichte/Quaderni di storia cittadina 7). Bozen: Stadtgemeinde Bozen 2014. ISBN 978-88-907060-9-7, S. 37–46, Bezug S. 41.
- ↑ Sabine Mayr, Hannes Obermair: Sprechen über den Holocaust. Die jüdischen Opfer in Bozen – eine vorläufige Bilanz. In: Der Schlern. Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde. Nr. 88, 2014, ISSN 0036-6145, Heft 3, S. 4–36, hier: S. 18 f. und 22.
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