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vom 04.07.2022, aktuelle Version,

Olympische Winterspiele 1964/Rennrodeln

Rennrodeln bei den
Olympischen Winterspielen 1964
Information
Austragungsort OsterreichÖsterreich Innsbruck
Wettkampfstätte Olympia-Bobbahn Igls
Nationen 12
Athleten 68 (51 Marssymbol (männlich), 17 Venussymbol (weiblich))
Datum 30. Januar bis 4. Februar 1964
Entscheidungen 3

Bei den IX. Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck fanden drei Wettbewerbe im Rennrodeln statt. Austragungsort war die Olympia-Bobbahn Igls im Gebiet Heiligwasserwiese im Stadtteil Igls. Rennrodeln stand erstmals auf dem Olympia-Programm.

Bilanz

Medaillenspiegel

Platz Land Gold Silber Bronze Gesamt
1 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland 2 2 1 5
3 Osterreich Österreich 1 1 1 3
4 Italien Italien 1 1

Medaillengewinner

Konkurrenz Gold Silber Bronze
Einsitzer Männer Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Thomas Köhler Deutschland Klaus-Michael Bonsack Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Hans Plenk
Einsitzer Frauen Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Ortrun Enderlein Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Ilse Geisler OsterreichÖsterreich Helene Thurner
Doppelsitzer Männer OsterreichÖsterreich Josef Feistmantl, Manfred Stengl OsterreichÖsterreich Reinhold Senn, Helmut Thaler ItalienItalien Walter Außendorfer, Siegfried Mair

Vorschau

Viel für die Internationalisierung dieser Sportart hatten österreichische Funktionäre beigetragen, wobei Bert Isatitsch aus Rottenmann die Aufnahme in das Olympiaprogramm durchgesetzt hatte. Die hervorragenden Leistungen der deutschen Starter waren, nebst ihrer hervorragenden Technik, dem Umstand zu verdanken, dass sie als einzige Teilnehmer des Feldes bis in die Startkurve mit beiden Händen antauchten und hier schon die entscheidenden Zehntelsekunden herausholten. Als Mitfavoriten waren auch die Polen gehandelt worden, doch scheiterte die Mannschaft trotz einer guten Vorbereitung und einem Betreuungsstab, der der Belegschaft eines Autorennstalls ähnelte.[1]

Nachdem es bereits im Februar 1914 auf der Ještěd-Bahn in Liberec erstmals Europameisterschaften im Schlittensport gegeben hatte (danach allerdings ein Unterbruch bis 1928) und seit Oslo 1955 Weltmeisterschaften durchgeführt werden, stand diese Sportart nun erstmals bei Olympia auf dem Programm. Im Vorjahr hatte die Elite so genannte «Pilzschlitten» verwendet, bei dem die Kufen durch eine Exzenterverstellung für harte Kunsteisbahnen oder weiche Naturpisten eingerichtet werden konnten, doch erwartete man in Innsbruck schon wieder neue Konstruktionen.[2]

Noch waren das Anheizen der Kufen oder ähnliche Methoden (die Österreicher trugen heißes Öl auf) erlaubt, jedoch wurde angekündigt, dass nun die Gremien dies verbieten werden.[3]

Ergebnisse

(Laufzeiten in Sekunden, Gesamtzeiten in Minuten)

Einsitzer Männer

Platz Land Sportler 1. Lauf 2. Lauf 3. Lauf 4. Lauf Gesamt
1 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA Thomas Köhler 51,27 51,53 51,50 52,47 3:26,77
2 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA Klaus-Michael Bonsack 51,61 51,33 51,68 52,42 3:27,04
3 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA Hans Plenk 52,12 52,25 52,31 53,47 3:30,15
4 Norwegen NOR Rolf Greger Strøm 52,60 52,81 52,62 53,18 3:31,21
5 Osterreich AUT Josef Feistmantl 52,14 52,58 53,51 53,11 3:31,34
6 Polen 1944 POL Mieczysław Pawełkiewicz 54,00 52,70 52,66 53,66 3:33,02
7 Italien ITA Carlo Prinoth 53,01 53,36 53,70 53,42 3:33,49
8 Osterreich AUT Franz Tiefenbacher 53,31 53,04 54,00 53.51 3:33,86
9 Osterreich AUT Manfred Schmid 53,27 52,86 53,82 54,09 3:34,04
10 Tschechoslowakei TCH Jan Hamřik 53,57 53,24 53,65 53,91 3:34,37
16 Italien ITA Walter Außendorfer 55,47 55,02 54,85 54,83 3:40,17
18 Schweiz SUI Emil Egli 55,01 56,24 54,80 55,51 3:41,56
20 Schweiz SUI Arnold Gartmann 55,17 55,27 55,74 55,97 3:42,15
21 Osterreich AUT Reinhold Senn 52,32 63,85 53,43 53,37 3:42,97
23 Italien ITA Giovanni Graber 56,44 61,66 54,80 55,50 3:48,40
26 Schweiz SUI Ulrich Jucker 63,81 55,92 57,41 58,10 3:55,24
27 Liechtenstein 1937 LIE Hans Negele 59,65 64,56 60,65 61,43 4:06,29
30 Liechtenstein 1937 LIE Magnus Schädler 63,16 63,26 65,75 64,94 4:17,11
31 Schweiz SUI Jean-Pierre Gottschall 63,05 64,82 61,85 82,36 4:32,08

1. Lauf: 30. Januar 1964; 2. Lauf: 31. Januar 1964;
3. und 4. Lauf: 4. Februar 1964
Bahnlänge 1064 m

48 Teilnehmer, davon 31 in der Wertung. Ausgeschieden u. a. Fritz Nachmann (EUA)

Nach dem ersten Lauf bei Flutlicht, dem 6.000 Besucher beiwohnten, war die deutsche Dreifachführung bereits gegeben. Fritz Nachmann kam vor der Olympiakurve ins Schleudern und fiel von der Rodel, die ohne ihn im Ziel ankam. Ähnlich erging es Roland Urban (TCH), während Lucjan Kudzia (POL) an selber Stelle die Führung über seine Rodel verlor und gegen die Leitschiene prallte, sich aber auf seinem Gefährt halten konnte und als Neunter gestoppt wurde. Die Österreicher hielten sich an die Weisung, schnell, aber mit Vorsicht zu fahren, um durchzukommen. Auch der zweite Lauf wurde abends bei Flutlicht ausgetragen.[4][5][6][7]

Pech hatten Josef Feistmantl und der Pole Lucjan Kudeia. Bei beiden hatte im dritten Lauf die Zeitnehmung nicht funktioniert, sie mussten nochmals starten. Am 4. Februar, als es mit den Rodelbewerben weiterging, war vorerst nur sicher, dass der dritte Lauf stattfinden würde; kein Läufer wusste, ob dieser Lauf der entscheidende sein würde. Da aber die Bahn auch nach diesem Lauf einwandfrei war, beschloss die Jury der FIL, den vierten Lauf anzuschließen. In diesem fuhr Plenk auf Nummer Sicher, während sich Köhler und Bonsack einen Kampf auf Biegen und Brechen lieferten. Bonsack fuhr zwar Bestzeit, doch war der Vorsprung von 0,05 s zu wenig, um noch zu Gold zu kommen.[8][9]

Einsitzer Frauen

Platz Land Sportlerin 1. Lauf 2. Lauf 3. Lauf 4. Lauf Gesamt
1 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA Ortrun Enderlein 51,13 51,12 50,87 51,55 3:24,67
2 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA Ilse Geisler 51,28 51,48 51,20 53,46 3:27,42
3 Osterreich AUT Helene Thurner 52,08 52,08 52,42 52,48 3:29,06
4 Polen 1944 POL Irena Pawełczyk 52,81 52,42 52,47 52,82 3:30,52
5 Polen 1944 POL Barbara Gorgón 54,24 53,01 52,46 53,02 3:32,73
6 Tschechoslowakei TCH Oldrisha Tylova 51,37 57,94 51,65 51,80 3:32,76
7 Osterreich AUT Friederike Matejka 53,61 52,98 53,94 54,15 3:34,68
8 Polen 1944 POL Helena Macher 53,15 54,50 54,55 53,67 3:35,87
9 Tschechoslowakei TCH Hana Nesvadbová 53,56 53,45 54,67 54,42 3:36,10
10 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA Minna Blüml 56,87 53,80 52,33 53,32 3:36,32
11 Schweiz SUI Ursula Amstein 54,25 56,58 55,90 56,08 3:42,81
12 Schweiz SUI Elisabeth Nagele 55,28 55,10 57,61 55,30 3:43,29
13 Italien ITA Erica Prugger 55,24 87,28 54,98 55,69 4:13,19

1. Lauf: 30. Januar 1964; 2. Lauf: 31. Januar 1964;
3. und 4. Lauf: 1. Februar
Bahnlänge 881 m

17 Teilnehmerinnen, davon 13 in der Wertung. Ausgeschieden u. a.: Erica Außendorfer (ITA), Monika Luecker (SUI) und Antonia Lanthaler (AUT).

Nach dem am Abend des 30. Januar gefahrenen ersten Lauf führte Enderlein vor Geisler, Tylová und Thurner. Im zweiten Lauf konnte sich Thurner auf Rang 3 verbessern, während Lanthaler in der «Mausefalle» zu Sturz kam, wobei sie in die Bahn zurückgeworfen wurde und hinunterrutschte. Ihre Rodel flog hinaus und traf eine Zuschauerin, die bewusstlos liegenblieb und in die Innsbrucker Universitätsklinik gebracht werden musste. Am Abschlusstag gingen die beiden deutschen Läuferinnen schnell und riskant in die Bahn, ihre Überlegenheit war eklatant.[10][11]

Doppelsitzer Männer

Platz Land Sportler 1. Lauf 2. Lauf Gesamt
1 Osterreich AUT Josef Feistmantl, Manfred Stengl 50,57 51,05 1:41,62
2 Osterreich AUT Reinhold Senn, Helmut Thaler 51,02 50,89 1:41,91
3 Italien ITA Walter Außendorfer, Siegfried Mair 51,40 51,47 1:42,87
4 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA Walter Eggert, Helmut Vollprecht 51,27 51,81 1:43,08
5 Polen 1944 POL Lucjan Kudeia, Ryszard Pedrak 51,95 51,82 1:43,77
Italien ITA Giampaoli Ambrosi, Giovanni Graber 51,54 52,23 1:43,77
7 Polen 1944 POL Edward Fender, Mieczysław Pawełkiewicz 52,60 52,53 1:45,13
8 Tschechoslowakei TCH Jan Hamřik, Jiři Hujer 52,75 52,66 1:45,41
9 Schweiz SUI Beat Häsler, Arnold Gartmann 53,78 53,31 1:47,09
10 Norwegen NOR Christian Hallén-Paulsen, Jan-Axel Strøm 52,52 55,30 1:47,82
11 Schweiz SUI Emil Egli, Hansruedi Roth 54,88 55,20 1:50,08
12 Tschechoslowakei TCH Horst Urban, Roland Urban 52,21 79,49 2:11,70
13 Vereinigte Staaten USA Ray Fales, Nicholas Mastromatteo 60,75 71,18 2:11,93

1. und 2. Lauf: 5. Februar 1964

15 Teams, davon 13 klassiert. Ausgeschieden u. a.: Thomas Köhler / Klaus-Michael Bonsack (EUA).

Da vor dem Renntag hatte kein Trainingslauf durchgeführt werden konnte, fand dieser um 07:30 Uhr statt. Trotz des frühen Rennbeginns waren rund 2.000 Zuschauer anwesend. Senn/Thaler fuhren im ersten Lauf Bahnrekord. Vor allem in der letzten Kurve, dem «Wassertrog», holten sie wertvolle Zeit heraus. Hingegen wurde sie ihren größten Konkurrenten Köhler/Bonsack zum Verhängnis: Die Deutschen fuhren sie zu kurz an und stürzten. Sie kamen zwar auf 53,13 s, doch Bonsack hatte sich am Arm verletzt, sodass das Duo zur Aufgabe gezwungen war. Als drittletzte Starter übertrafen Feistmantl/Stengl noch ihre Teamkollegen, an dritter Stelle lagen Eggert/Vollprecht. Die Startreihenfolge im zweiten Lauf war auf den Kopf gestellt. So waren nun Feistmantl/Stengl als erste der Medaillenanwärter an der Reihe, die nicht ganz an ihre vorherige Marke heran kamen. Außendorfer/Mair überholten noch das deutsche Paar. Senn/Thaler fuhren die weitaus beste Zeit, doch reichte es nicht ganz. Die Siegerehrung nahm IOC-Präsident Avery Brundage vor.[12][13][14]

Einzelnachweise

  1. «Deutschland – Rodlernation Nr. 1». In: Kleine Zeitung Graz, 5. Februar 1964, S. 12 und 13.
  2. Sport Zürich, 29. Januar 1964.
  3. «Schnelle Helene: Bronze / Heizen verboten!» In: Kronen-Zeitung, 5. Februar 1964, S. 17.
  4. «Rodeln: Hoffnung auf Bronze». In: Kurier Wien, 31. Januar 1964, S. 10.
  5. «Rodler Feistmantl nur um zwei Hundertstel von Bronze entfernt». In: Kronen-Zeitung, 31. Januar 1964, S. 18.
  6. «38 Rodler aus zwölf Ländern am Start». Kleine Zeitung Graz, 1. Februar 1964, S. 15.
  7. «Die deutschen Rodler domieren klar». Kleine Zeitung Graz, 2. Februar 1964, S. 18.
  8. «Die anderen 5 Einsitzer-Medaillen an Deutsche». In: Kurier Wien, 5. Februar 1964, S. 7.
  9. «Feistmantl im Pech: Zeitnehmung fiel aus». Kurier Wien, 5. Februar 1964, S. 8.
  10. «Rodeln: Hoffnung auf Bronze». In: «Kurier Wien» 31. Januar 1964, S. 10.
  11. «Schwerer Unfall beim Rennrodeln». In: Kurier Wien, 1. Februar 1964, S. 9.
  12. «Gold und Silber im Zweisitzer-Rodeln». In: Kurier Wien, 6. Februar 1964, S. 7.
  13. «Gold und Silber für Österreichs Rodler». In: Kleine Zeitung Graz, 6. Februar 1964, S. 12–13.
  14. «Österreichs Rodler als einsame Sieger». In: Kleine Zeitung Graz, 7. Februar 1964, S. 14.