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vom 19.02.2022, aktuelle Version,

Peter Thumb

Ölgemälde (Privatbesitz), Peter Thumb

Peter Thumb (* 18. Dezember 1681 in Bezau, Vorarlberg; † 4. März 1766 in Konstanz) war ein Baumeister des Rokoko, der in Südbaden, im Schwarzwald, im Elsass, in Oberschwaben, am Bodensee und in der Schweiz tätig war.

Leben

Peter Thumb war ein Sohn des Vorarlberger Baumeisters Michael Thumb. Er ging zunächst bei dem Steinmetz Michael Berbig in Au in die Lehre und arbeitete dann für seinen späteren Schwiegervater, den Baumeister Franz Beer. Erste eigene größere Arbeiten waren die Abteikirche Ebersmünster im Elsass und die Kirche und Bibliothek des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald. 1725 erhielt er in Konstanz das Bürgerrecht. 1737 wurde er Mitglied des Großen Rats der Stadt. Nach St. Peter gab Thumb das traditionelle Vorarlberger Wandpfeilerschema beim Bau von Kirchen auf.

Wie in der Wallfahrtskirche Birnau bediente sich Thumb in Mengen 1741–1744 zweier Kunstgriffe. Er brachte in halber Höhe einen mit der Orgelempore verbundenen durchlaufenden Umgang an. Er schuf außerdem mit zwei bogenförmig ausschwingenden Auskragungen (Konchen) in der vierten Langhausachse Platz für zwei Seitenaltäre.[1] Zum Projekt "Mengen" wurden 2003 im Generallandesarchiv Karlsruhe zahlreiche Grundrisse und Aufrisse erschlossen, welche der Forschung bis dahin noch nicht bekannt waren.[2]

Die Wallfahrtskirche Birnau, die er 1747–1750 für das Kloster Salem errichtete, gilt als sein Meisterwerk. Dort schuf Thumb solide Architektur, im Zusammenspiel mit der spielerischen figürlichen Ausstattung Joseph Anton Feuchtmayers und den Deckenfresken von Gottfried Bernhard Göz ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk. Auch durch ihre malerische Lage am Bodensee ist die Birnau heute ein Anziehungspunkt für Touristen und eine Hauptsehenswürdigkeit der Oberschwäbischen Barockstraße.

Mit der Stiftsbibliothek St. Gallen erbaute Thumb einen der bedeutendsten Bibliotheksräume des Barock, der ebenfalls bis heute ein Besuchermagnet ist und mit der gesamten Klosteranlage der Fürstabtei St. Gallen zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Die Ostfassade und andere Teile der Klosterkirche in St. Gallen wurden von Johann Michael Beer von Bildstein vermutlich nach Entwürfen Peter Thumbs errichtet.

Wirkung und Würdigung

In Freiburg im Breisgau, in St. Peter (Hochschwarzwald), in Friedenweiler, in Rust (Baden), in Waldkirch, Köln,[3] Konstanz, Hilzingen, Singen (Hohentwiel), Waldshut-Tiengen, Weingarten (Württemberg) und Bregenz[4] wurde eine Straße nach Peter Thumb benannt. Die Pfarrkirche in Schwerzen soll nach seinem Vorbild (man vermutete auch schon nach einem Entwurf von ihm, doch gibt es keine Belege dafür) entstanden sein. Auch der Kirchturm der Klosterkirche Schuttern aus dem Jahre 1722–23 wird ihm zugeschrieben (jedoch keine Belege)[5]. Der Stiftbezirk St. Gallen ist Bestandteil der UNESCO und Welterbe in der Schweiz.

Literatur

  • Hans-Martin Gubler: Der Vorarlberger Barockbaumeister Peter Thumb. 1681–1766. Ein Beitrag zur Geschichte der süddeutschen Barockarchitektur. Thorbecke, Sigmaringen 1972 ISBN 3-7995-5016-X
  • Adolf Hacker: Peter Thumb und das Vorarlberger Münsterschema. Ein baugeschichtlicher Querschnitt, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 68. Jg. 1941/42, S. 7–22 (Digitalisat)
  • Norbert Lieb: Die Vorarlberger Barockbaumeister. 3. Auflage. Schnell und Steiner, München u. a. 1976 ISBN 3-7954-0410-X
  • Christof Rieber: Kloster Mengen. In: Edwin Ernst Weber (Hg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen. Lindenberg 2005, S. 261–280.
  • Rudolf Werneburg: Peter Thumb und seine Familie. Beiträge zur süddeutschen Kirchenbaukunst. (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte; 182) Heitz, Straßburg 1916 (zugleich Dissertation der Universität Straßburg unter dem Titel St. Peter auf dem Schwarzwald und Ebersmünster)
Commons: Peter Thumb  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Christof Rieber: Kloster Mengen. In: Edwin Ernst Weber (Hg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen. Lindenberg 2004, S. 261–280, hier S. 271.
  2. Christof Rieber: Kloster Mengen. In: Edwin Ernst Weber (Hg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen. Lindenberg 2004, S. 261–280, hier S. 268–270.
  3. in Köln und Köln-Kalk als Thumbstraße
  4. in Bregenz auch nur Thumbstraße
  5. Dr. Martin Ruch, Luisa Galiato, Ekkehard Klem: Kloster- und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt Schuttern in der Gemeinde Friesenheim. In: Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003 (Hrsg.): ISBN 3-89870-121-2.
  6. Bernd Sulzmann: Historische Orgeln in Baden. S. 264.

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Barocksaal der Stiftsbibliothek St. Gallen Übertragen aus de.wikipedia nach Commons. Stiftsbibliothek St. Gallen
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Pilgrimage church St. Maria at Birnau self-made by author Gerhard Schauber
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Alsace, Bas-Rhin, Église abbatiale Saint-Maurice d'Ebersmunster (PA00084701, IA00124485) . Eigenes Werk © Ralph Hammann - Wikimedia Commons
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Westansicht der Ruine von Kloster Frauenalb Eigenes Werk 2micha
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Peter Thumb um 1740. Scan aus Literatur (1960 und 1972 schwarzweiß veröffentlicht, hier koloriert durch Verfasser nach farbiger Veröffentlichung). Original Privatbesitz. online 18th-century portrait painter
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Kirchenschiff der St. Margarethen Stiftskirche in Waldkirch im Breisgau Eigenes Werk MaxJonimus
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Die katholische Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt in Tiengen (Waldshut-Tiengen, Landkreis Waldshut, Baden-Württemberg)). Die Barockkirche wurde 1753-55 unter teilweiser Verwendung des Vorgängerbaus (Turmunterbau) durch den Baumeister Peter Thumb neu errichtet. Im Bild die Vorderseite mit Hauptportal. Eigenes Werk S. Finner : Siddhartha Finner, Dipl.Ing.-Architektur
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