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vom 10.02.2020, aktuelle Version,

Pfarre Hofkirchen bei Saxen

Von links nach rechts die ehemaligen Pfarrgebäude: Lehrerhaus, Kreuz an der Stelle des Turms, Mesnerhaus, Gruft unter der Sakristei

Die Pfarre Hofkirchen bei Saxen ist eine ehemalige Pfarre mit Pfarrkirche und Schule im Ort Hofkirchen in der Marktgemeinde Saxen im Bezirk Perg in Oberösterreich. Die römisch-katholische Pfarre wurde 1784 durch Kaiser Josef II. aufgelöst. Die Ausstattung der ehemaligen Pfarrkirche wurde an die Pfarrkirche Klam und die Pfarrkirche Saxen übertragen.

Lage

Der schon fast verlandete Katzenstein südöstlich von Saxen – Blick Richtung Norden nach Hofkirchen und Wetzelsdorf

Der Ort Hofkirchen liegt heute eineinhalb Kilometer entfernt von der Donau, lag früher aber am Ufer des damals noch unregulierten, verästelten Flusses. In Hanglage am Fuß des ansteigenden böhmischen Granitmassivs war Hofkirchen seit jeher vor Überflutungen sicher.

Südlich von Hofkirchen befand sich der Katzenstein, der wie der Jochenstein bei Engelhartszell, der Kettenstein bei Wilhering und der donauabwärts gelegene Strudengau bei den Schiffsleuten gefürchtet war.[1] Der Katzenstein (Chazze-Fels) wird in Urkunden der Burg Clam mehrmals als Anlege- und Verladestätte des Marktes Klam erwähnt. Anfangs des 20. Jahrhunderts gab es dort noch den Binder im Katzenstein.

Nikolauskirche

Wegen der Lage am Strom war es naheliegend, die Kirche dem Hl. Nikolaus als Patron der Seefahrer und Schiffsleute zu widmen. Damit reiht sich Hofkirchen in eine Kette von Nikolauskirchen entlang der Donau ein:

Geschichte

Die Kirche in Hofkirchen wird möglicherweise bereits in der ins Jahr 823 datierten Urkunde Confirmatio Ludovici Pii erwähnt, in welcher Kaiser Ludwig der Fromme dem Passauer Bischof zwei Kirchen in Saxen überlässt (in Saxinum Basilicas duas). Im damals riesigen Gebiet Saxens als eine der acht Mutterpfarren des Mühlviertels könnte es sich bei der zweiten Kirche allerdings auch um die Andreaskirche in Mitterkirchen oder die Taufkirche in der Burg Arbing gehandelt haben.[2]

Die erste namentliche Erwähnung als „Hofkirchen“ erfolgte um 1230, als es einen Streit zwischen dem Pfarrer von Saxen und dem Vogt des Stiftes St. Nikola um die Grenzen und Rechte der capella in hofchirchen ging.[3][4] Hofkirchen war die Begräbniskirche der Herrschaft Clam. Allmählich entwickelte sich die Filial- und Begräbniskirche jedoch zu einer eigenständigen Pfarrkirche mit entsprechenden Merkmalen. Im Jahr 1544 fand eine Kirchenvisitation statt, und spätestens im Jahr 1552 hatte Hofkirchen auch einen eigenen Pfarrer. Christoph Perger II. (gestorben 1581[5]) hatte in diesem Jahr nämlich einen Streit mit dem Pfarrherrn Johann Schach, der daraufhin die Stiftsbriefe, die in einer schwarzen, mit Eisen beschlagenen Truhe in der Sakristei aufbewahrt waren, zum zuständigen Bischof Wolfgang von Salm nach Passau brachte und dort den Herrn von Klam verklagte. In Lehensbriefen von Kaiser Rudolf II. von 1579, 1583 und 1605 scheint Hofkirchen als Kirchenlehen von Clam auf.

Blütezeit

Wolfgang Christoph Perger, Lehensherr von Klam, ließ 1584 die Kirche renovieren und neu überwölben. Hofkirchen hatte als ordentliche Pfarre zu jener Zeit einen Taufstein und ein Sakrarium. Während in der Nachbarpfarre Saxen durchwegs katholische Pfarrer tätig waren, gab es in Hofkirchen zwischen 1581 und 1624 drei evangelische Prediger und von 1590 bis 1624 evangelische Schulmeister, die nach kaiserlichem Dekret vom 4. Oktober 1624[6] unter dem bayerischen Statthalter Adam von Herberstorff jedoch den Ort verlassen mussten. Michael Heinz, der letzte evangelische Lehrer von Hofkirchen, verließ Oberösterreich endgültig im Jahr 1627 und erhielt eine Anstellung beim Herzog von Württemberg.

Im Jahr 1616 wurde in Hofkirchen ein neuer Pfarrhof eingerichtet, in welchem die Seelsorger wohnten und die Kinder unterrichtet wurden.

Johann Gottfried Perger (1598–1673), Neffe von Wolfgang Christoph, gilt als großer Förderer von Hofkirchen und Klam. Am 11. August 1636 wurde ihm von Kaiser Ferdinand III. der Titel Edle Herr von Clam verliehen und ab 22. November 1655 durfte er sich Freiherr von Clam nennen. Er ließ 1641 die Hofkirchner Kirche neu verputzen und deren Orgel restaurieren. Aus verschiedenen Steinen, die im Friedhof rund um die Kirche herumlagen, ließ er eine Martersäule erbauen. Er stiftete ein Spital in Klam und verfasste eine Chronik. Im Jahr 1659 begann er mit dem Bau der Pfarrkirche Klam, vorerst als Filialkirche von Saxen. Durch den Kirchenbau in Klam verlagerte sich das Pfarrleben allerdings weg von Hofkirchen, das zusehends an Bedeutung verlor.

Kirche

Die Kirche war Richtung Osten ausgerichtet. Sie war inklusive Apsis und Turm elf Klafter lang und sieben Klafter breit, sie maß also 20 mal 13 Meter. Der Kirchturm war 8 Klafter (15 Meter) hoch.[7]

Orgeln

Wolfgang Christoph Perger kaufte im Jahr 1591 bei einer Rückreise vom kaiserlichen Hof in Prag die Orgel des Linzer Landhauses, die für die Zwecke der Landstände zu klein geworden war. Nach einigen Jahrzehnten beschwerten sich allerdings die Organisten und Schulmeister, dass sie „auf iezige mode zu schlagen nit fortkomben mögen“. Deshalb zahlte Johann Gottfried Perger im Jahr 1641 einem Orgelbauer Franz N. 80 Gulden für eine Orgelrenovierung, die jedoch misslang. Um die Kirche nicht ohne Orgel zu lassen, kaufte Johann Gottfried im Jahr 1660 beim Meister Mathias Rotenburger in Linz ein neues Werk um 142 Gulden. Nach Aufhebung der Kirche wurde diese Orgel 1798 zerlegt und in die Kirche nach Klam gebracht, wo sie allerdings kurze Zeit später in Zahlung gegen eine neue Orgel gegeben wurde.[8]

Gruft

Die Gruft der Clamer befand sich unmittelbar in der Nähe der Kirche. In einer Stiftungsurkunde von 1661 sind einige der dort Begrabenen angeführt. Es standen auch zwei wertvolle Kupfersärge in der Gruft, der eine von Hans Enoch, Johann Gottfrieds Vater, der andere von einem Clamers, der als Kornett (Offizier) im Kampf gegen die Türken gefallen war. Nach Auflösung der Pfarre wurden die kupfernen und einige weitere Särge in die Gruft beim Marienaltar der Pfarrkirche Saxen überführt, wo sie noch heute in diesem vermauerten und daher unzugänglichen Raum ruhen.

Auflösung

Kaiser Josef II. verordnete mit einem Brief vom 28. Februar 1784 die Sperre des Gotteshauses in Hofkirchen. Im Jahr 1792 verfasste man eine Liste des Inventars. Darauf befinden sich unter anderem ein silberner Kelch, ein kupfernes Weihwasserbecken, vier Leuchter, eine Lampe und ein Weihrauchfass aus Messing, 6 Kaseln in unterschiedlichen Farben (je eine grüne, blaue, rote und weiße Kasel und zwei schwarze Messgewänder). Die zwei kleinen Kirchenglocken wurden 1793 nach Klam gebracht. Mit dem Abbau der Inneneinrichtung wurde am 2. Mai 1798 begonnen. Der Klamer Tischler Josef Hurn demontierte Altar, Kirchenstühle, Fußböden und zerlegte die Orgel, die nach Klam transportiert wurde. Am 29. Mai 1798 ersteigerte ein gewisser Johann Jagerbichler das Dachstuhlholz um 17 Gulden und 6 Kreuzer.

Heutige Spuren

Die Stelle des einstigen Kirchturms ist durch ein einfaches Holzkreuz zwischen zwei mächtigen Bäumen gekennzeichnet.

Das gleich oberhalb des Kreuzes liegende Haus Hofkirchen Nr. 15 (Wahlmüller, Weber) diente als Mesnerhaus. Im unterhalb liegenden Haus Nr. 14 (Strohhofer) wohnten die Schulmeister. Der dazu gehörige Strohhofer Mostkeller war früher die Gruft der Clamer (im Volksmund lange Totenhäusl genannt). Im Keller sind heute aber keine Spuren der ursprünglichen Zweckwidmung als Gruft mehr zu erkennen.

Das Haus auf der anderen (östlichen) Seite des Hohlwegs, der auf den Reitberg führt, hat heute die Adresse Hofkirchen 10 (Hansl) und wurde im Jahr 1616 als Pfarrhof erbaut.

Literatur

  • Richard Kastner: Die einstige Pfarre Hofkirchen bei Saxen. Zur Geschichte einer verschwundenen Kirche. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 1948, S. 248–253, online (PDF) im Forum OoeGeschichte.at.
  • Franz Achleitner: Kleines Heimatbuch Saxen. Festschrift zur Markterhebungsfeier 1981. Saxen 1981.
Commons: Ehemalige Kirche Hofkirchen bei Saxen  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christian Rohr: Leben am und mit dem Wasser im mittelalterlichen Oberösterreich. 2009, Webseite 1572 im Forum OoeGeschichte.at.
  2. Benno Ulm: Das Mühlviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. In: Österreichische Kunstmonographie. Band V, Salzburg 1971, S. 20.
  3. Schiedbrief Bischof Gebhard's zu Passau zwischen dem Pfarrer von Saxenkirchen und Herrn H. von Ernestinge wegen der Capelle in Hofkirchen. In: Museum Francisco-Carolinum (Hrsg): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 2, K.K. Hof- und Staatsdruckerei, 1856, S. 690 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Urkunde: Oberösterreichisches Urkundenbuch, weltlicher Teil (540-1399) 1230 (Volltext des Schiedbriefs von Bischof Gebhard zur Kapelle in Hofkirchen) im europäischen Urkundenarchiv Monasterium.net.
  5. Stammbaum der Perger in Klam. In: patricus.info. Abgerufen am 10. Februar 2020.
  6. Georg Heilingsetzer: Patent Kaiser Ferdinands II., die Ausweisung der protestantischen Prediger und Schulmeister betreffend. Leihgeber: Oberösterreichisches Landesarchiv (Linz, Oberösterreich), Weinberger Archivalien, Band 30/7. In: uni-klu.ac.at. Abgerufen am 10. Februar 2020.
  7. Pfarrchronik Saxen, S. 84 (als Längenmaß wird dabei der Klafter = sechs Schuh verwendet).
  8. Richard Kastner: Die Orgel zu Hofkirchen bei Saxen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 1948, S. 158, online (PDF) im Forum OoeGeschichte.at.