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vom 24.02.2022, aktuelle Version,

Philipp Silber

Philipp Silber (* 17. Juli 1876 in Czernowitz, Bukowina; † wahrscheinlich 1942 im Vernichtungslager Sobibor) war ein österreichischer Komponist.

Leben

Silber, Sohn des Handelsreisenden Oswald Silber, besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Wien und Radautz. Anschließend studierte er von 1896 bis 1900 Jura an der Universität Wien, wo er 1903 zum Dr. jur. promoviert wurde. Parallel nahm er musikalischen Unterricht bei Carl Lafite, Alexander von Zemlinsky und Richard Heuberger. Ab 1903 war Silber Mitglied der 1897 gegründeten Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) in Wien und vertrat diese Urheberrechtsgesellschaft in verschiedenen juristischen Funktionen, unter anderem als Mitglied ihres Schiedsgerichts.

Neben seiner Arbeit als Funktionär war Silber auch als Kapellmeister und Chorleiter tätig und komponierte Walzer, Märsche, Lieder, Operetten und eine Oper.

Bereits 1907 machte Silber Grammophonaufnahmen mit einem “Special-Orchester[1] von Mitgliedern der Wiener Tonkünstler” für die Marken Scala und Premier[2]. Als 1910 in Wien die 'Erste Internationale Jagdausstellung' stattfand, wurde er als Dirigent der 18 Mann starken »Manhattan-Kapelle«[3] engagiert, die dort zur Unterhaltung der Besucher in einem Musikpavillon aufspielte. Von dieser Besetzung ist eine Aufnahme auf Premier Record erhalten[4]. Sie belegt gleichzeitig, dass Silber neben Opernmusik und leichter Klassik nicht nur herkömmliche europäisch-wienerische[5] Unterhaltungsmusik spielte, sondern auch neuen transatlantischen Musikformen wie dem Cake Walk aufgeschlossen gegenüberstand.

Am 14. Juni 1913 fand in Silbers Wiener Wohnung[6] die konstituierende Sitzung des Österreichischen Komponisten-Clubs (heute Österreichischer Komponistenbund, ÖKB) statt; Silber gehörte neben Eduard Kremser (Erster Präsident) und Carl Michael Ziehrer (Erster Vizepräsident) als Zweiter Vizepräsident zum Gründungsvorstand des ÖKC. In der 4. Generalversammlung vom 2. März 1916 wurde Silber in dieser Funktion von Franz Lehár abgelöst.[6] Ende der 1920er Jahre war Silber Generalsekretär der Gesellschaft der Konzertdirigenten, Kapellmeister und Chorleiter in Wien.

Nach seiner Deportation aus dem Ghetto Izbica am 14. Juni 1942 fehlt von Silber jedes Lebenszeichen. 1969 wurde er mit dem Deportationsdatum für tot erklärt.

Werke

  • Der fahrende Geselle. Komische Oper
  • 1896: Der Weiberfeind. Operette. Libretto von Karl Georg Zwerenz.
  • 1906: Unterm Stephansturm. Operette.
  • 1908: Die Paradiesvögel. Operette. Libretto von A. M. Willner und Julius Wilhelm.
  • 1912: Der keusche Joseph. Operette. Libretto von Karl Georg Zwerenz.

Einzelnachweise

  1. Das bezog sich wohl auf die Instrumentierung, die den Notwendigkeiten der damaligen akustischen Aufnahmetechnik geschuldet war (sog. “Grammophon”-Besetzung), vgl. grammophon-platten.de
  2. Vgl. Liste bei gramofononline.hu und im Katalog der DNB
  3. Vgl. Simon-Hirschenberger, Jazzkutatás 1. Jänner 1999.
  4. “Eine vergnügte Negerhochzeit” Humoristischer Cake Walke [sic] (Hermann Vollstedt): Jagdausstellung Manhattan Kapelle. Dirigent: Dr. Philipp Silber, Wien. Premier Record C.A.A. 5232 (mx. K 19 000), recorded Vienna 1910.
  5. Selbstverständlich hatte er neben eigenen Kompositionen ("Lichtenthaler Marsch", Walzer "Rose von Schiras") Märsche, Walzer und Polkas österreichischer Komponisten wie Alois Neidhart, C.M. Ziehrer und Franz Lehár im Repertoire, vgl. Musikkatalog DNB
  6. 1 2 Hartmut Krones: 80 Jahre Österreichischer Komponistenbund 1913–1993, in: Österreichischer Komponistenbund, Festschrift 1993 (pdf; 205 kB)

Literatur

  • Ch. Fastl: Silber, Philipp. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 259.
  • Oesterreichisches Musiklexikon. Band 5. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  • Ausstellungs-Kommission Internationale Jagd-Ausstellung (Hrsg.): Die erste internationale Jagd-Ausstellung Wien 1910: offizieller Katalog. Wien, Verlag der Ausstellungs-Kommission, 1910. Länge 376 Seiten
  • Monika Oberhammer : Bemerkungen zur Ersten Internationalen Jagdausstellung Wien 1910, on line unter
  • Simon Géza Gábor und Wolfgang Hirschenberger (Hrsg.): Ragtime-Diszkográfia, Osztrák-Magyar Monarchia 1900-1928. Jazzkutatás 1. Jänner 1999, online (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
  • Simon Géza Gábor: Populäre Musik und Jazz in Österreich. Historische Tondokumente 1902–1920. Jazzkutatás 31. Mai 2013, online (Memento vom 23. April 2016 im Internet Archive)
  • Wolfgang Hirschenberger: kuk Ragtime. on line unter jazzfreunde.at (PDF; 2,1 MB). Hier s. 12 - 14 Abbildungen der »Manhattan Kapelle«, des Etiketts der Premier Record 5232, des Kinematographischen Salons der Ausstellung.
  • Eintrag für Filipp Silber in: The Central Database of Shoah Victims' Names
  • Einträge zu Dr. Philipp Silber im Katalog der DNB, Musikarchiv
  • Tondokument: “Eine vergnügte Negerhochzeit” Humoristischer Cake Walke [sic] (Hermann Vollstedt): Jagdausstellung Manhattan Kapelle. Dirigent: Dr. Philipp Silber, Wien. Premier Record C.A.A. 5232 (mx. K 19 000), recorded Vienna 1910