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vom 30.06.2022, aktuelle Version,

Renate Holm

Renate Holm (* 10. August 1931 in Berlin; † 21. April 2022 in Wien, eigentlich Renate Franke, verheiratete Renate Haase) war eine deutsch-österreichische Opernsängerin (Lyrischer Sopran, Koloratursopran) und Schauspielerin.

Leben

Geboren als Renate Franke wuchs Renate Holm in Berlin auf. Inspiriert durch eine Verfilmung von Puccinis Madama Butterfly mit Maria Cebotari fasste sie als Zwölfjährige den Vorsatz, Opernsängerin zu werden. Sie und ihre Mutter wurden aus dem zerbombten Berlin in den Spreewald evakuiert. Dort verbrachte sie ihre Jugend in Ragow, wo ihre Mutter Bürgermeisterin und Standesbeamtin war, und in Lübben, wo sie dem Schul- und Kirchenchor angehörte und die Paul-Gerhardt-Schule besuchte.[1] Sie arbeitete zunächst als Zahnarzthelferin, um das Geld für die Gesangsausbildung zu verdienen. Sie studierte privat bei Maria Ivogün, Waltraud Waldeck und Maria Hittorf. Ihre Mutter meldete sie zum Gesangswettbewerb beim Rundfunksender RIAS an, bei dem sie souverän den ersten Platz belegte. Seitdem nannte sie sich Renate Holm, da es eine Schlagersängerin namens Renée Franke gab, was zu Verwechslungen führte.

Sie wirkte in mehreren Musik- und Heimatfilmen mit und erreichte damit erhebliche Popularität; Operettenaufnahmen und Rundfunkauftritte trugen wesentlich zu ihrer Bekanntheit bei. 1957 wurde sie von Hubert Marischka an die Wiener Volksoper engagiert und debütierte als Helene in Oscar Straus’ Walzertraum. Sie verdiente damals 300 Mark im Monat. Der große Durchbruch gelang ihr mit ihrem Wechsel zur Wiener Staatsoper im Jahr 1961, deren Ensemble sie von 1964 bis 1991 angehörte. Unter der Leitung von Herbert von Karajan stand sie u. a. mit Luciano Pavarotti und Mirella Freni in La Bohème auf der Bühne der Salzburger Osterfestspiele.[2] Sie sang in fast allen Opernhäusern der Welt. Zu ihren häufigsten Gesangspartnern zählten Rudolf Schock, Fritz Wunderlich, Hermann Prey sowie Peter Minich. Besonders bekannt wurde sie als Adele in der Fledermaus-Verfilmung von Otto Schenk, die mehrere Jahre zu Silvester im ORF lief.[3]

Ihre künstlerische Tätigkeit währte über 50 Jahre, die ganze Zeit hindurch hielt sie der Wiener Staats- und Volksoper die Treue. Jahrzehnte lebte Renate Holm in Österreich; 1971 wurde sie zur österreichischen Kammersängerin ernannt (Antrag: Wiener Staatsoper). Ihr Repertoire reichte von den Meistern der Opernliteratur bis zum modernen Musiktheater, von der Operette bis zum konzertanten Arien- und Liedgesang. Eine ihrer Spezialitäten war das künstlerische Wienerlied. Ihre Operettenaufnahmen entstanden nicht nur für Plattenproduzenten wie EMI, Decca und Polydor, sondern auch für den Rundfunk. Vor allem im WDR Köln kamen mit dem Dirigenten Franz Marszalek viele Aufnahmen zustande, darunter Raritäten wie Wenn Liebe erwacht von Eduard Künneke.

1986 und 1987 war sie auf Vorschlag von Gerhard Gutruf Präsidentin des Weinviertler Kultursommers (1982–1997) und leitete im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe ihre ersten Gesangsseminare in der Schloßmühle in Altenmarkt im Thale.[4]

Auch danach gab Holm noch viele Konzerte; sie trat bei Festivals auf (darunter die Elblandfestspiele Wittenberge) und spielte 2006 im Theater in der Josefstadt in Wien die Rolle der Viktoria in Mich hätten Sie sehen sollen (Premiere: 21. September 2006). Außerdem war sie eine international gefragte Gesangslehrerin. Holm war Vorsitzende der Fachjury des Internationalen Gesangswettbewerbes für Operette Jan Kiepura – Paul Lincke und stiftete den Renate-Holm-Operettenpreis der Europäischen Kulturwerkstatt (EKW). 2003 hatte sie die künstlerische Schirmherrschaft der Elblandfestspiele in Wittenberge (Deutschland) inne. 2007 wurde sie zur Vorsitzenden des Kuratoriums der Europäischen Kulturwerkstatt (EKW) Berlin-Wien berufen.

Sie lebte seit 1970 in Wien-Döbling[5] und auch in ihrer im Jahr 1966 erworbenen 350 Jahre alten Wassermühle (Schlossmühle) im niederösterreichischen Altenmarkt im Thale. Dort finden seit Jahren kulturelle Veranstaltungen statt.

1965 ehelichte sie den Berliner Verleger Horst-Wolfgang Haase, mit dem sie sieben Jahre verheiratet war.

Auszeichnungen (Auswahl)

Filmografie

Publikationen

  • Ein Leben nach Spielplan. edition q, Berlin 1991, ISBN 3-928024-44-2. (Autobiografie).
  • Christine Dobretsberger: Was ich liebe, gibt mir Kraft. Bühnenstars aus Oper und Theater erzählen. U. a. mit Renate Holm im Interview, Styria Premium, Wien 2015, ISBN 978-3-222-13517-0.
  • Wer seiner Seele Flügel gibt...“ Mit Kunst das Leben meistern. Aufgezeichnet von Christine Dobretsberger. Amalthea Verlag, Wien, 2017, ISBN 978-3-99050-098-9 (Memoiren).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Stefanie Hanus: Renate Holm zu Gast bei Freunden. (Memento vom 17. September 2017 im Internet Archive) In: Lausitzer Rundschau. 26. April 2008 (mit Bild)
  2. Archiv der Osterfestspiele Salzburg seit 1967. Abgerufen am 2. Januar 2020.
  3. Die Fledermaus (1972). Abgerufen am 2. Januar 2020.
  4. Irene Suchy: Wein. Wetter und Gesang. Musik. In: Mella Waldstein und Manfred Horvath (Hrsg.): Das Weinviertel. Mehr als Idylle. Jahrbuch Volkskultur NÖ, 2013, S. 236–243.
  5. Ehrenmedaille für Renate Holm. In: Rathauskorrespondenz, 18. Februar 1987, Blatt 342.
  6. Ehrungen. In: Amtsblatt der Stadt Wien, Nr. 45, 8. November 2001, S. 3.
  7. Ehrung für Kammersängerin Renate Holm. In: Rathauskorrespondenz, 3. April 2002; abgerufen am 25. April 2022)
  8. Kammersängerin Renate Holm erhält Berufstitel „Professorin“. APA-Meldung vom 30. Juni 2010; abgerufen am 25. April 2022.
  9. Kammersängerin Renate Holm mit dem Goldenen Rathausmann ausgezeichnet. Hohe Auszeichnung anlässlich des 80. Geburtstages. In: Rathauskorrespondenz, 10. August 2011; abgerufen am 25. April 2022.