Riparo Dalmeri
Riparo Dalmeri | ||
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Riparo Dalmeri |
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Lage: | Grigno, Provinz Trient, Italien | |
Höhe: | 1240 m s.l.m. | |
Geographische Lage: |
45° 59′ 42,5″ N, 11° 36′ 6″ O | |
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Geologie: | Kalkstein | |
Typ: | Abri | |
Entdeckung: | 1990 | |
Beleuchtung: | keine | |
Website: | www.archeotrentino.it/riparo-dalmeri (italienisch) |
Riparo Dalmeri (ital. riparo = Schutz, Unterstand; engl. Dalmeri rockshelter) ist ein in den italienischen Ostalpen über dem Valsugana bei Grigno gelegener Felsüberhang (Abri). Durch die Auswertung zahlreicher archäologischer Ausgrabungen konnten dort wesentliche Erkenntnisse über die Lebensumstände und Jagdgewohnheiten der Jäger und Sammler des alpinen Raumes gewonnen werden, die hier im späten Jungpaläolithikum vor rund 13.000 Jahren lebten. Der außergewöhnliche Reichtum an Faunaresten sowie hunderte figürlich und abstrakt bemalte Kalksteinplatten machen den Abri zu einem der bedeutendsten Fundplätze der italienischen Urgeschichte und des gesamten Alpenraumes.
Geographische Lage
Der Riparo Dalmeri liegt am Nordrand der geographisch zur Hochebene der Sieben Gemeinden und administrativ zur Provinz Trient gehörenden Marcesina-Hochebene auf 1240 m s.l.m., rund 3,5 km südsüdwestlich der Gemeinde Grigno, am oberen Ende einer kleinen bewaldeten, dem Valsugana zugewandten Schlucht. Er ist über einen geschotterten und für Kraftfahrzeuge gesperrten Waldweg zu erreichen.
Topographie
Der Felsüberhang entstand im anstehenden, geschichteten Kalksteinfels durch erosive Prozesse während des letzteiszeitlichen Maximums. Er öffnet sich bogenförmig über eine Länge von 30 Metern nach Nordosten. Bei einem Überhang von bis zu sieben Metern und einer maximalen Höhe von vier Metern bietet er eine rund 60 m² große Fläche, die vor Witterungseinflüssen geschützt ist.[1]
Archäologische Untersuchungen
Der Felsüberhang wurde im Frühjahr 1990 von dem italienischen Geologen und Paläoanthropologen Giampaolo Dalmeri entdeckt. Eine Sondage im Herbst desselben Jahres lieferte erste Spuren einer steinzeitlichen Besiedlung. In zahlreichen Grabungskampagnen wurden zwischen 1991 und 2009 große Flächen unter und vor dem Felsüberhang ergraben. Unter mehr als zwei Meter mächtigen warmzeitlichen Ablagerungen wurden zwei Horizonte menschlicher Begehung identifiziert. Anhand von Holzkohlen konnte deren 14C-Alter auf 13.300 ± 100 cal BP bzw. 13.000 ± 100 cal BP datiert werden.[2] Kulturell werden sie daher in das späte Epigravettien gestellt. Das Lager wurde wahrscheinlich meist während der Sommer- und Herbstmonate aufgesucht.[2][3]
Anhand von Pfostenlöchern und einer scharf abgegrenzten Kontur mit vier Metern Durchmesser konnte zentral unter dem Felsvorsprung eine zelt- oder hüttenartige Konstruktion nachgewiesen werden. Ungewöhnlich ist, dass sich die Zugangsöffnung wahrscheinlich auf der Wetterseite befand.[1]
Über 100.000 Stück Faunareste wie Knochen, Horn, Geweih und Zähne konnten freigelegt und bestimmt werden, darunter auch vier menschliche Milchzähne.[4] An zahlreichen Knochen fanden sich Schnitt- und Schlagspuren. Rund 90 % der Schlachtabfälle stammten vom Alpensteinbock, der somit die bevorzugte Jagdbeute darstellte. Der Gebrauch von Hörnern des Steinbocks und Süßwasserfischerei ließen sich belegen, vor allem der Fang von Barbe und Squalius squalus, aber auch Forelle, Europäische Äsche und Hecht. Gefischt wurde wohl im rund 1000 Höhenmeter tiefer gelegenen Brenta.[5] Aber auch Vögel wie Auerhuhn und Wachtel wurden gejagt. Möglicherweise wurden größere Fleischstücke durch Trocknung und Räuchern konserviert und in einem der umgebenden Täler verspeist. Auch wurden Felle zurechtgeschnitten und gegerbt.
Zwischen 2001 und 2007 wurden 265 mit Ocker bemalte Kalksteinplatten und -blöcke entdeckt, die möglicherweise aus religiösen Motiven angefertigt worden waren. Neben 27 Tier- und 10 Menschendarstellungen fanden sich Handabdrücke sowie weitere figurative und abstrakte Elemente.[2] Zum Bemalen wurden verschiedene Substanzen verwendet, deren Einsatz eine Reihe von Fertigkeiten erfordert. Zu diesen Substanzen zählen Mondmilch, Goethit und Hämatit, aus denen verschiedene Ocker- und Rottöne sowie weiße Farben mit einer Reihe von Schattierungen gewonnen wurden. In der Umgebung des Lagers wurde nur Goethit nachgewiesen, so dass die seinerzeitigen Jäger und Sammler die übrigen Farbstoffe mitgeführt haben müssen oder Goethit durch Erhitzung auf mindestens 300 °C in Hämatit umgewandelt wurde.[6]
Siehe auch
Literatur
- Emanuela Cristiani, Cristina Lemorini, Giampaolo Dalmeri: Ground stone tool production and use in the Late Upper Palaeolithic: The evidence from Riparo Dalmeri (Venetian Prealps, Italy). In: Journal of Field Archaeology 37,1 (2012) S. 34–50 (Digitalisat).
- Giampaolo Dalmeri, Stefano Neri, Michele Bassetti, Anna Cusinato, Klaus Kompatscher & Nandi Maria Hrozny Kompatscher: Riparo Dalmeri: le pietre dipinte dell’area rituale. In: Preistoria Alpina Vol. 45, Trento 2011, S. 67–117 (Digitalisat).
- Giampaolo Dalmeri, Anna Cusinato, Klaus Kompatscher, Maria Hrozny Kompatscher, Michele Bassetti & Stefano Neri: The ochre painted stones from Riparo Dalmeri (Trento). Development of the research on the art and rituality of the Epigravettian site. In: Preistoria Alpina Vol. 44, Trento 2009, S. 95–119 (PDF).
Weblinks
- Riparo Dalmeri, Website des Museo delle Scienze MuSe, Trient (italienisch)
Einzelnachweise
- 1 2 G. Dalmeri, A. Cusinato, K. Kompatscher, M. Hrozny Kompatscher, M. Bassetti, S. Neri: The ochre painted stones from Riparo Dalmeri (Trento). Development of the research on the art and rituality of the Epigravettian site. Museo Tridentino di Scienze Naturali, Trento 2009.
- 1 2 3 G. Dalmeri, S. Neri, M. Bassetti, A. Cusinato, K. Kompatscher, M. Hrozny Kompatscher: Riparo Dalmeri: le pietre dipinte dell'area rituale. Museo Tridentino di Scienze Naturali, Trento 2011.
- ↑ R. Belli, G. Dalmeri, A. Frongia, S. Gialanella, M. Mattarelli, M. Montagna, L. Toniutti: Paleolithic Paintings at Riparo Dalmeri, a Northern Italian Rock Shelter: Materials, Technologies, Techniques. In: Isabella Turbanti-Memmi (Hrsg.): Proceedings of the 37th International Symposium on Archaeometry, 13th - 16th May 2008, Siena, Italy. Springer Science & Business Media, 2011, S. 187–192, hier: S. 187.
- ↑ M. Bassetti, G. Dalmeri, K. Kompatscher, M. Hrozny Kompatscher, M. Lanzinger: Research on the Epigravettian site of Riparo Dalmeri on the Sette Comuni Plateau (Trento). Museo Tridentino di Scienze Naturali, Trento 1998.
- ↑ D. Albertini, A. Tagliacozzo: Fresh water fishing in Italy during the Late Glacial period: the examples of Riparo Dalmeri (Trento). In: J. P. Brugal, J. Desse (Hrsg.): Petits animaux et sociétés humaines. Du complément alimentaire aux ressources utilitaires. Actes des XXIV rencontres internationales d’archèologie et d’histoire d’Antibes. Editions APDCA, Antibes 2004.
- ↑ R. Belli, G. Dalmeri, A. Frongia, S. Gialanella, M. Mattarelli, M. Montagna, L. Toniutti: Paleolithic Paintings at Riparo Dalmeri, a Northern Italian Rock Shelter: Materials, Technologies, Techniques. In: Isabella Turbanti-Memmi (Hrsg.): Proceedings of the 37th International Symposium on Archaeometry, 13th - 16th May 2008, Siena, Italy. Springer Science & Business Media, 2011, S. 187–192, hier: S. 187.
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Der Abri Dalmeri (Riparo Dalmeri) auf der Hochebene Piana di Marcesina bei Grigno im Trentino, Italien. | Eigenes Werk | Thilo Parg | Datei:Riparo Dalmeri 2.jpg | |
Mit Ocker bemalte Kalksteinplatte aus dem Abri Dalmeri (Riparo Dalmeri) bei Grigno im Trentino, Italien. Ausgestellt im MUSE, Museo delle Scienze in Trento. Maße: 12,1 x 7,5 x 3,8 cm, Gewicht: 358 g, Motiv: Rind, Artefaktnr.: RD 116 (Quelle: Preistori Alpina Vol. 45 (2011), Riparo Dalmeri: Le pietre dipinte dell'area rituale, Seite 80, 94, 95) | Eigenes Werk | Thilo Parg | Datei:Riparo Dalmeri Artefakt RD 116.jpg | |
Squalius squalus NMW 49259, 195.5 mm SL, Slovenia: Rizana. | Zupančič P, Mrakovčić M, Marčić Z, Naseka A, Bogutskaya N (2010) Identity of Squalius (Actinopterygii, Cyprinidae) from Istra Peninsula in Croatia (Adriatic Sea basin). ZooKeys 53: 45-58. doi:10.3897/zookeys.53.472 | Zupančič P, Mrakovčić M, Marčić Z, Naseka A, Bogutskaya N | Datei:Squalius squalus - ZooKeys-53-045-g006.jpeg |