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vom 05.04.2022, aktuelle Version,

Robert von Heine-Geldern

Robert von Heine-Geldern (* 16. Juli 1885 in Grub[1], Österreich-Ungarn; † 25. Mai 1968 in Wien) war ein österreichischer Ethnologe und Archäologe.

Robert Heine-Geldern gilt als Begründer der Südostasienwissenschaft[2]. Er lehrte Völkerkunde und Archäologie Indiens und Südost-Asiens in Wien und von 1938 bis 1949 als jüdischer Emigrant in den USA. Er vertrat eine Theorie weltweiter Kulturbeziehungen (Diffusionismus).

Leben

Robert von Heine-Geldern war ein Nachkomme des Publizisten Gustav Heine, der durch Kaiser Franz Joseph 1870 in den erblichen österreichischen Freiherrenstand erhoben worden war. Der Namenszusatz „von Geldern“ war der Familienname von Gustav Heines Mutter.

Robert von Heine-Geldern studierte an der Universität München, dann Kunstgeschichte und Ethnographie bei Pater Wilhelm Schmidt SVD an der Universität Wien. 1910 reiste er zu Studienzwecken an die Ländergrenze von Indien/Birma. Hier forschte er über die lokale Bevölkerung und verfasste seine Dissertation 1914 zu den Gebirgsstämmen im nordöstlichen Birma.

Robert von Heine-Geldern leistete seinen Militärdienst während des Ersten Weltkrieges, danach arbeitete er am Naturhistorischen Museum in Wien. In seinen Forschungen kombinierte er ethnologische, prähistorische und archäologische Konzepte. 1919 wurde den Freiherren Heine von Geldern mit dem Adelsaufhebungsgesetz die Nobilitierung wieder aberkannt.

Heine-Geldern lehrte ab 1927 Anthropologie Südostasiens an der Universität Wien, wo er im Jahre 1931 zum Professor ernannt wurde.

Vor dem Nationalsozialismus geflohen, lebte er ab 1938 als jüdischer Flüchtling in New York City, wo er am American Museum of Natural History arbeitete. Zusammen mit Margaret Mead, Ralph Linton, Adriaan J. Barnouw und Claire Holt gründete er Ende Juli 1941 das East Indies Institute of America (später Southeast Asia Institute).[2] Im Jahr 1950 kehrte er nach Wien zurück, wo er das Institut für Völkerkunde neu aufbaute.

Mit seinen Beitrag „Südostasien“ in G. Buschans Illustrierten Völkerkunde (1923) eröffnete Robert Heine-Geldern das Feld der Südostasienstudien.[2] Seine Werke „Die Megalithen Südostasiens“ (1928) und der Aufsatz „Conceptions of State and Kingship in Southeast Asia (Konzepte von Staat und Königtum in Südostasien)“ (1942) sind heute Klassiker. Heine-Geldern war Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Royal Asiatic Society, des Royal Anthropological Institute und der École française d’Extrême-Orient.

Ihm wurden von der Universität Wien verschiedene Orden verliehen. Er war Träger der Medaille des Viking Fund der Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research.

Im Alter von 83 Jahren starb er am 25. Mai 1968 in Wien an den Folgen eines Schlaganfalls.[2]

Ausgewählte Publikationen

  • Gibt es eine austroasiatische Rasse? Archiv für Anthropologie (XLVI), 1921, S. 79–99
  • Südostasien. In: G. Buschan (Hrsg.): Illustrierte Völkerkunde Strecker und Schröder, Stuttgart 1923, II, i, S. 689–968
  • Die Megalithen Südostasiens und ihre Bedeutung für die Klärung der Megalithenfrage in Europa und Polynesien. Anthropos (XXIII), 1928, S. 276–315
  • Urheimat und früheste Wanderungen der Austronesier. Anthropos (XXVII), 1932, S. 543–619
  • Conceptions of State and Kingship in Southeast Asia. Far Eastern Quarterly (II), 1942, S. 15–30. Revised version: Ithaca: Southeast Asia Program Data Paper #18, Cornell University, 1956
  • Das Megalithproblem. In: Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und Kulturgeschichte der Menschheit – Symposium 1958. Wenner-Gren Foundation, New York 1959, S. 162–182

Siehe auch

Literatur

  • Karl Jettmar: Robert von Heine-Geldern. In: Paideuma. Mitteilungen zur Kulturkunde, 15, 1969, S. 8–11
  • Erika Kaneko: Robert von Heine-Geldern: 1885–1968. (PDF; 1,7 MB) In: Asian Perspectives, 13, 1970, S. 1–10
  • Hermann Mückler: Robert Heine-Geldern und seine Bedeutung für die Ethnoarchäologie Südostasiens und Ozeaniens. In: Christine Pellech (Hrsg.): Kulturdiffusionismus, Weiterführende Theorien. Acta Ethnologica et Linguistica (AEL) Nr. 72, Series Generalis – Symposia 1. Wien 2000, S. 129–154
  • Verena Neller: Robert Heine-Gelderns Exilzeit in den USA 1938–1949 In: Andre Gingrich; Peter Rohrbacher (Hg.), Völkerkunde zur NS-Zeit aus Wien (1938–1945): Institutionen, Biographien und Praktiken in Netzwerken (Phil.-hist. Kl., Sitzungsberichte 913; Veröffentlichungen zur Sozialanthropologie 27/3). Wien: Verlag der ÖAW 2021, S. 1529–1652. doi:10.1553/978OEAW86700
  • Christine Pellech (Hrsg.): Tagungsberichte R. Freiherr von Heine-Geldern. Tagung anlässlich des 30. Todestages, 30. April – 3. Mai 1988. Elisabeth Stiglmayr, Föhrenau 2000

Einzelnachweise

  1. Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer und Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-094900-1, S. 520.
  2. 1 2 3 4 Claire Holt: In Memoriam: Robert Heine-Geldern. Indonesia, Volume 6, Oktober 1968, S. 188–192.