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vom 28.06.2022, aktuelle Version,

Roland Schimmelpfennig

Roland Schimmelpfennig ( Nestroy-Theaterpreis 2009)

Roland Schimmelpfennig (* 19. September 1967 in Göttingen) ist ein deutscher Schriftsteller und Dramaturg. Schimmelpfennig ist der zurzeit meistgespielte Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Seine Stücke werden in über 40 Ländern aufgeführt.[1]

Leben

Roland Schimmelpfennig wurde in Göttingen geboren und arbeitete nach dem Abitur als Journalist in Istanbul. 1990 begann er eine Regie-Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Nach dem Abschluss wurde er Regieassistent und später Mitarbeiter der künstlerischen Leitung an den Münchner Kammerspielen. Er arbeitete außerdem an der Berliner Schaubühne, dem Wiener Burgtheater und am Deutschen Theater Berlin. Im Wintersemester 2012/13 übernahm Schimmelpfennig die 2. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik an der Universität des Saarlandes, in deren Rahmen er in drei öffentlichen Vorträgen im Januar 2013 seinen Begriff des Theaters erläuterte.[2]

2000, 2001, 2002, 2003, 2005 und 2009 wurde jeweils sein neues Stück zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.

Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

Werke

Das Reich der Tiere
Akademietheater Wien 2015
Mit Sabine Haupt, Philipp Hauß, Peter Knaack, Johann Adam Oest, Caroline Peters und Oliver Stokowski. Regie: Roland Schimmelpfennig, Bühne: Wilfried Minks, Kostüme: Lane Schäfer, Licht: Felix Dreyer
Fotos: Christian Michelides, Francisco Peralta Torrejón
Theaterstücke
Hörspiele
Opernlibretto
Essay
Vorträge
  • 2009: Roland Schimmelpfennig: Ein Schwarm Vögel. Roland Schimmelpfennig preist Jürgen Gosch und Johannes Schütz zur Verleihung des Theaterpreises Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung am 3. Mai 2009. In: Theater heute 50. Jg. (2009) H. 6, S. 36–39.
Regie
  • Fisch um Fisch, Staatstheater Mainz, UA: 8. Mai 1999
  • Die Ratte von Justine del Corte, Schauspielhaus Zürich, P: 19. Januar 2008
  • Alice im Wunderland, Deutsches Theater Berlin, P: 29. November 2008
  • Der Goldene Drache, Burgtheater Wien (Akademietheater), UA: 5. September 2009[3]
  • Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes, Burgtheater Wien (Akademietheater), P: 19. Dezember 2010
  • Das Reich der Tiere, Burgtheater Wien (Akademietheater), OEA: 28. Februar 2014
Roman

Rezeption

Schimmelpfennig, der auch als Regisseur tätig ist, ist kein Vertreter des postdramatischen Theaters, sondern steht in der Tradition literarischer Dramatik: Für ihn bleibt somit der literarische Text der Ausgangspunkt und zentrale Referenzpunkt der Inszenierungen seiner Stücke. Aktuelle Untersuchungen zum Gesamtwerk Schimmelpfennigs stellen jedoch ebenfalls heraus, wie Schimmelpfennig die Muster des postdramatischen Theaters aufgreift und innovativ in seinen Dramen modifiziert.[8] Seine Stücke gehören dramaturgisch deshalb zu den avancierten der Gegenwart, verzichten etwa auf feste Zuweisungen von Rolle und Schauspieler[9], sind meist collageartig strukturiert[10] und enthalten regelmäßig surreale bzw. phantastische Momente. Schimmelpfennig hat eine eigene Form des erzählenden Theaters entwickelt, in dem Figuren ihre Rollen stetig überschreiten, um – an das Publikum adressiert – sich selbst zu beschreiben bzw. von sich zu berichten. Der Betrachter wird so immer neu in Distanz zum Spiel gesetzt, während ihm Schimmelpfennig zugleich über das Erzählte Gelegenheit zur emotionalen Beteiligung am Dargestellten ermöglicht.[11] Schimmelpfennig wird deshalb innerhalb der Literaturwissenschaft der narrativierenden Dramatik zugeordnet, die sich als innovative Form der Dramatik unter anderem durch eine radikale Potenzierung der Brechtschen Episierungstechniken auszeichnet.[12]

Ehrungen und Auszeichnungen

Literatur

  • 2004: Peter Michalzik: Vorwort. In: Roland Schimmelpfennig: Die Frau von Früher. Stücke 1994–2004. Frankfurt a. M.: Fischer 2004, S. 7–16.
  • 2006: Nikolaus Frei: Die Rückkehr des Helden. Deutsches Drama der Jahrhundertwende (1994–2001). Tübingen: Narr 2006. 249 S. Darin bes. S. 163–176: Kap. 3.6. Furcht und Elend des dritten Sektors - Roland Schimmelpfennig.
  • 2006: Henrike Thomsen: Was Roland Schimmelpfennig mit dem Mythos und mit Botho Strauß verbindet. In: Roland Koberg, Bernd Stegemann, Henrike Thomsen (Hrsg.): Autoren am Deutschen Theater. Texte über und von Jon Fosse, Elfriede Jelinek, die Gebrüder Presnjakow (Oleg und Wladimir), Oliver Reese, Yasmina Reza, Roland Schimmelpfennig, Ingo Schulze und Moritz von Uslar. Berlin: Deutsches Theater / Henschel Verlag 2006, S. 33–43.
  • 2008: Kerstin Hausbei: Roland Schimmelpfennigs Vorher/Nachher. Zapping als Revival der Revueform? In: Stefan Tigges (Hrsg.): Dramatische Transformationen. Zu gegenwärtigen Schreib- und Aufführungsstrategien im deutschsprachigen Theater. Bielefeld: transcript 2008, S. 43–52.
  • 2008: Peter Michalzik: Dramen für ein Theater ohne Drama. Traditionelle neue Dramatik bei Rinke, von Mayenburg, Schimmelpfennig und Bärfuß. In: Stefan Tigges (Hg.): Dramatische Transformationen. Zu gegenwärtigen Schreib- und Aufführungsstrategien im deutschsprachigen Theater. Bielefeld: transcript 2008, S. 31–42.
  • 2009: Birgit Haas: Editorial. Dramenpoetik 2007 - Wohin geht das deutschsprachige Drama? In: Dies. (Hg.): Dramenpoetik 2007. Einblicke in die Herstellung des Theatertextes. Hildesheim u. a.: Georg Olms 2009, S. 7–32, darin zu Calypso S. 21.
  • 2011: Danijela Kapusta: Personentransformation. Zur Konstruktion und Dekonstruktion der Person im deutschen Theater der Jahrtausendwende. München: Herbert Utz Verlag 2011, darin bes. S. 80–96: 2.1.4.1. Roland Schimmelpfennig: Auf der Greifswalder Straße (2006).
  • 2012: Christine Laudahn: Zwischen Postdramatik und Dramatik. Roland Schimmelpfennigs Raumentwürfe. Tübingen: Narr 2012. 395 S.
  • Roland Schimmelpfennig. Ja und Nein / Sí y No. hrsg. von Johannes Birgfeld, Theater der Zeit, Berlin 2014, ISBN 978-3-943881-53-0.
  • 2018: Agata Mirecka: Artystyczna kreacja obrazów dzieciństwa w dramacie Rolanda Schimmelpfenniga Die Biene im Kopf. W: Kolago, Lech (Wyd.): Studia niemcoznawcze Vol. LXII, Wydawnictwo Uniwersytetu Warszawskiego, Warszawa 2018, str. 181-188, ISSN 0208-4597
  • 2020: Agata Mirecka: Die Funktion des Chores in dem gegenwärtigen deutschen und polnischen Drama: Roland Schimmelpfennig Die vier Himmelsrichtungen und Andrzej Stasiuk Noc. W: Bednarowska, Aleksandra; Kołodziejczyk-Mróz, Beata; Majcher, Piotr (Wyd.) Slawisch-deutsche Begegnungen in Literatur, Kultur und Sprache. Verlad dr. Kovac, Hamburg 2020, str. 51-60, p-ISBN 978-3-339-11374-0
  • 2021: Simon Hansen: Nach der Postdramatik. Narrativierendes Text-Theater bei Wolfram Lotz und Roland Schimmelpfennig. transcript, Bielefeld 2021.

Einzelnachweise, Fußnoten

  1. Die vier Himmelsrichtungen von R. Schimmelpfennig beim Heidelberger Schauspiel; Darmstädter Echo, Johannes Breckner, 29. Februar 2012 (Memento des Originals vom 2. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.theaterheidelberg.de
  2. Vgl. 2. Poetikdozentur: Roland Schimmelpfennig
  3. 1 2 Stefan Bläske: nachtkritik.de. Abgerufen am 28. Juni 2022 (deutsch).
  4. Sophie Diesselhorst: Der Tag, als ich nicht ich mehr war – Anne Lenk inszeniert im Deutschen Theater Berlin die Uraufführung des Stücks von Roland Schimmelpfennig. Abgerufen am 1. Oktober 2019 (deutsch).
  5. Michael Bartsch: Odyssee – Tilmann Köhler inszeniert am Dresdener Staatsschauspiel Roland Schimmelpfennigs Irrfahrten-Interpretation. Abgerufen am 1. Oktober 2019 (deutsch).
  6. Der Kreis um die Sonne | residenztheater.de. Abgerufen am 26. Juni 2020.
  7. Monika Wolting: „Das Mädchen ohne Namen. Berliner Geschichten von Roland Schimmelpfennig Die Linie zwischen Tag und Nacht, Rezension auf literaturkritik.de vom 29. April 2021, abgerufen 18. Mai 2021
  8. Simon Hansen: Nach der Postdramatik. Narrativierendes Text-Theater bei Wolfram Lotz und Roland Schimmelpfennig. Transcript Verlag, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-8376-5629-9.
  9. So besonders in Schimmelpfennigs erfolgreichstem Stück Der goldene Drache.
  10. Vgl. etwa Push Up 1-3,Auf der Greifswalder Straße oder Vier Himmelsrichtungen.
  11. Vgl. Schimmelpfennig im Interview mit Franz Wille im Jahrbuch 2010 von Theater heute: „Der «Drache» arbeitet mit den einfachen Mitteln der Ansage und der Verstellung und des «Vorspielens», aber das Ziel des Stücks ist nicht Distanz, sondern das Gegenteil: Nähe. Identifikation. Es geht darum zu ermöglichen, dass das Publikum den Figuren so nah wie nur irgend möglich kommt.“
  12. Simon Hansen: Nach der Postdramatik. Narrativierendes Text-Theater bei Wolfram Lotz und Roland Schimmelpfennig. Transcript Verlag, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-8376-5629-9.