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vom 21.01.2022, aktuelle Version,

Siegfried Bielenstein

Siegfried Alexander Bielenstein (* 15. Februarjul. / 27. Februar 1869greg. in Doblen (lett. Dobele), Gouvernement Kurland, heute Landesteil Zemgale; † 25. Februar 1949 in Senftenberg in Brandenburg) war ein deutschbaltischer Maler und Grafiker. In lettischen Texten wird er als Zigfrīds Aleksanders Bīlenšteins zitiert, russisch Зигфрид Александр Биленштейн und im persönlichen Umfeld Six genannt. Er gilt als einer der Hauptvertreter des deutschbaltischen Impressionismus[1].

Familie

Siegfried Bielenstein war der Sohn des Pastors, Sprachforschers und Ethnographen August Bielenstein und dessen Ehefrau Erna, geb. von Bordelius.[2] Seine Geschwister waren Max Bielenstein (1855–1860), der Pastor Louis Johann Emil Bielenstein (1858–1943), die Autorin Martha Bielenstein (1860–1938), der Pastor und Märtyrer Hans Bielenstein (1863–1919), Johanna Bielenstein (1864–1864), Emma Bielenstein (1865–1887), der Pastor Walter Adolf Axel Bielenstein (1872–1961) und der Architekt Bernhard Max August Bielenstein (1877–1959).[3]

Leben

Nach einer Unterrichtung im Elternhaus besuchte Siegfried Bielenstein ab dem Jahr 1894 das Realgymnasium in Mitau (lett. Jelgava) bis zum Abitur. Anschließend besuchte er die Kadettenanstalt in St. Petersburg. Dort war er Freiwilliger im Schützenbataillon der Zarenfamilie in Krasnoje Selo. Ab 1891 studierte er an der Hochschule in Leipzig und an der Kunstakademie Weimar bei dem Tiermaler Albert Heinrich Brendel, dem Landschafts- und Tiermaler Giulio Aristide Sartorio und dem Porträtspezialisten Max Thedy. Im Jahr 1897 verließ er Weimar nach einem Abschluss mit der Medaille für Kunst und Wissenschaft. Auch später kehrte er gelegentlich nach Weimar zurück. Von 1897 bis 1939 lebte Bielenstein als Maler und Zeichenlehrer in Riga. Im Jahr 1906 heiratete er Steffanie Auguste Valerie von Erdberg-Krczenciewski (* 1880), die ebenfalls lebhaft am kulturellen Leben in Riga teilnahm. Steffanie, auch Stephanie oder Steffi genannt, erscheint auf Gemälden verschiedener Künstler. Die Ehe blieb kinderlos und endete mit Steffanies Tod 1946. Durch die dem Hitler-Stalin-Pakt folgende Umsiedelung gelangte er nach Posen (poln. Poznań). Im Jahr 1945 geriet er nach der Flucht aus dem Warthegau nach Senftenberg, wo er im Jahr 1949 starb.

Werk

Schon sein Vater hielt ihn an, die Kunstwerke in Kirchen zu restaurieren.[4] Bei Veranstaltungen war Siegfried Bielenstein mit Dekorationen und bei der Organisation beauftragt.[5] Seine Gemälde wurden auf der Bühne in Form von lebenden Bildern dargestellt.[6] Er beteiligte sich an Ausstellungen in Mitau, Riga[7][8][9][10] und Posen.[11] Einzelausstellungen hatte er in Riga[12][13] und Mitau.[14]

In der Folge von Umsiedelung und Flucht sind viele Werke verschollen. Erhalten blieben Porträts, Landschaften, städtische Szenen, Tierbilder und Interieurs in Ölmalerei. Darüber hinaus Kohlezeichnungen und Exlibris. Der Weimarer Erzherzog Karl Alexander, Nietzsche, Wildenbruch, Sarasate und Richard Strauss saßen ihm Modell zu Scherenschnitten. Zum 70. Geburtstag feierte ihn die Kunstszene in Riga und Libau (lett. Liepāja).[15][16] Für Verlosungen zu wohltätigen Zwecken stiftete er eigene Werke.[17]

Mehrmals hat er Quartettspiele entworfen. Die im Jahr 1925 verlegten Karten zeigen historische Bauten aus dem Baltikum[18][19]. Für die Familie malte er einen Satz Schwarzer Peter, der nicht in Druck ging. Im Jahr 2005 veranstaltete das deutschbaltisch-lettische Zentrum DOMUS RIGENSIS in Riga eine Gedächtnisausstellung für Siegfried Bielenstein.[20]

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Ināra Korsaka: Siegfried Alexander Bielenstein. Sein Leben (deutsch und lettisch) in: Begleitband der Gedenkausstellung Siegfried Alexander Bielenstein. Leben und Werk, Domus Rigensis, Riga 2005.
  • Ojārs Spārītis: Die Kunst von Siegfried Alexander Bielenstein (deutsch und lettisch) in: Begleitband der Gedenkausstellung Siegfried Alexander Bielenstein. Leben und Werk, Domus Rigensis, Riga 2005.
  • Kuno Hagen: Lexikon deutschbaltischer bildender Künstler. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983.
  • Wilhelm Neumann: Lexikon baltischer Künstler. Verlag Jonck & Poliewsky, Riga 1908. Nachdruck im Verlag Harro von Hirschheydt, Hannover 1972.
  • Unsere Heimat. Baltische Lieder. Mit Bild: „Meine Heimat“. Von Siegfried Bielenstein. Verlag Jonck & Poliewsky, Riga, 2. Auflage 1907. Aus dem Vorwort: Von deutschen Frauen ist die Anregung zu der vorliegenden Sammlung ausgegangen — der aufbauenden Arbeit deutscher Frauen soll der Erlös des Büchleins zugute kommen ....
  • Oskar Grosberg: Lettland, Land und Leute. Plauderbuch. Mit Federzeichnungen von Siegfried Bielenstein. Verlag Ruetz, Riga 1930.(Mehrere Nachdrucke wurden verlegt)
  • Architektenverein zu Riga: Jahrbuch für bildende Kunst in den Ostseeprovinzen 1907 (1. Jahrgang) Mit 5 Gemälden und Zeichnungen von Siegfried Bielenstein.
  • Jahrbuch des baltischen Deutschtums 1930., Seite 102: Bildnis der Gattin des Künstlers.
  • Baltischer Damenkalender pro 1910 (25. Jahrgang). Mit den Monatsbildern und schwarz-weißen Vignetten von Siegfried Bielenstein. Verlag der Buch- und Kunsthandlung E. Bruhns, Riga 1909.
  • Baltischer Kalender 1910 (1. Jahrgang). Künstlerkalender von Siegfried Bielenstein. (Die Monatsbilder zeigen Frauentrachten des Baltikums). Verlag der Buch- und Kunsthandlung E. Bruhns, Riga 1909.
  • Baltisches Quartettspiel. Mit historischen Notizen von Karl v.Löwis of Menar und Zeichnungen von Siegfried Bielenstein. Verlag Jonck & Poliewsky, Riga 1925.

Einzelnachweise

  1. August Johann Gottfried Bielenstein und Familie in der Deutschen Biographie.
  2. Saulcerīte Viese: Pārdomas par Bīlenšteinu dzimtu (Informationen über die Familie Bielenstein) mit Porträtgemälde seines Vaters.
  3. Stammbaum der Familie von Bordelius
  4. Zur Geschichte des Doblenschen Kirche, in: Baltische Monatsschrift vom 1. Januar 1896, S. 24: „Restaurierungen von Epitaphen und anderen Ornamenten in der Kirche zu Doblen durch Siegfried Bielenstein.“
  5. Dekoration zur Böcklin-Feier durch Siegfried Bielenstein. In: Rigasche Stadtblätter, 11. Mai 1901.
  6. Rigasche Zeitung vom 2. Mai 1907: Festakt in der großen Gilde mit einem „lebenden Bild“ nach einem Gemälde von Siegfried Bielenstein: „Meine Heimat“ und Gesang nach dem Heimatlied von Mickwitz.
  7. Riga am Sonntag, 15. Februar 1931: Ausstellung im Städtischen Kunstmuseum. […] Dieses Streben nach Gehalt stellen wir sogleich bei Siegfried Bielenstein fest. In seinem „Blauen Zimmer“ herrscht eine Atmosphäre der Gemütlichkeit und Intimität, und die von Sonnenstrahlen umspielten Möbel scheinen von vergangenen Zeiten zu plaudern. Das Bild weist eine schöne Tiefenwirkung auf und die Farben sind leuchtend und kräftig aufgetragen. Erwähnt sei auch die „Bauernstube“. Bielenstein zeigt uns jedoch nicht nur Interieurs. Wir kennen ihn desgleichen als guten Porträtmaler. Das „Bildnis des Herrn F.“ ist lebendig angepackt, es spricht aus ihm eine noble Haltung. [Harry Kaplan]
  8. Rigasche Rundschau vom 16. April 1932: Ausstellung deutscher Künstler Lettlands. […] Siegfried Bielenstein hat die Ausstellung mit einigen wohlgelungenen Oelbildern beschickt. An der „Morgentoilette“ erfreut das schöne Gegeneinander des tiefblauen Tons zum Rot der Steinkrüge. Behaglichkett strömt „Mein Atelier“ aus, wo man en miniature dle sonnenbeglänzte Landschaft bemerkt, die einige Meter weiter im Rahmen hängt. [Arthur Knüpffer].
  9. Rigasche Post vom 12. Mai 1935: Gemälde-Ausstellung deutscher Künstler Lettlands. […] S. Bielenstein zeigt mehrere große Porträts. Reizvoll ist er aber hauptsächlich in seinen liebevoll gegebenen Interieurs, die leise an Spitzweg anklingen. (Susa Walter)
  10. Rigasche Rundschau vom 6. März 1925: Ausstellung deutscher Künstler Lettlands. Von Guido Hermann Eckardt. […] Im ersten der beiden bekannten Zimmer des Städtischen Museums finden sich Bildnisse von Siegfried Bielenstein; und darunter höchst lebendige, in der räumlichen Einordnung des Personalen und Erfassung des Individuellen glückliche. So das Offiziers-Bildnis, das vortrefflich gegen einen monoton bläulichen Hintergrund gegeben ist. Der Kopf ist in feinem Ausdruck ebensowohl schlicht angelegt, wie sich durchaus behauptend in einer Haltung starker Charakteristik. Dieses Porträt hat eine natürliche Bestimmtheit: so sieht jemand aus, es ist darüber kein Zweifel. Und doch ist hierbei nichts von der Eigenart des Modells mit irgendeiner bevorzugenden Deutlichkeit oder gar Heftigkeit akzentuiert, der Darstellung bleibt mit jedem Zuge eine sichere Ruhe gewahrt. Dieses Gehaltreiche, mühelos Konzentrierte begegnet auch in der ganz andersartigen, sich liebenswürdig ungezwungen vortragenden Porträtkomposition „Mutter und Kind“ desselben Malers. Sie weilen in einem balkonmäßigen Raum gegen eine gut schließende Architektur dahinter und sind bestens verbunden untereinander in einer kindlichen Heiterkeit und ganz umflossen von strömendem Licht und heller Luft. Es ist hier gelungen, etwas stark Beziehungsvolles zu äußern, ohne daß doch ein niedlich Genrehaftes in dieser Lustigkeit mitklingt.
    Eine gute Arbeit ist auch Bielensteins Bildnis des Kommerzienrats V. Das Porträt eines Herrn mit einer Vase als gesuchtem Raumpunkt ist ebenfalls im Kopf ausdrucksvoll, aber der schwarze Rock mit seiner egal glatten Fläche verschlingt die Gestalt und wirkt unbeholfen. Wie denn auch das Selbstporträt des Künstlers in dem lebendig gegebenen Atelier nicht wesentlich erscheint. Von den übrigen Bielensteins sei noch erwähnt der Schauspieler Max Krall[,] als Mönch famos getroffen, während das andere Porträt Kralls in allgemein Maskenhaftem stecken bleibt. […]
  11. M. Piotr Michałowski: Die Sammlung baltischer Kunst im Nationalmuseum Posen. In: Jahrbuch des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Bd. 2 (1994), ISBN 3-486-56048-4. Dort heißt es im Kapitel Die Malerei des 20. Jahrhunderts (bis 1945) (S. 239): „Diese Bestände stellen eine recht zufällige Sammlung von Bildern deutschbaltischer Künstler dar, welche von 1939 bis 1945 in Posen arbeiteten und hier auch Ausstellungen hatten. Siegfried Bielenstein […] Die Posener Porträtstudie ‚Bauer‘ entstand sicher in seinen letzten Lebensjahren in Posen (ca. 1943) […].“
  12. Düna-Zeitung, 10. November 1900: Im Kunst-Salon (Bastei-Boulevard 9a) Ausstellung einer Kunstkollektion aus der Privatsammlung des Malers Siegfried Bielenstein.
  13. Düna-Zeitung vom 23. Dezember 1903: Kunstsalon. Ausstellung Siegfried Bielenstein. Eine erkleckliche Summe tüchtiger Arbeit und beharrlichen Fleißes ist es, die aus den .Gemälden, Studien, Skizzen und Zeichnungen des Herrn S. Bielenstein zum Beschauer spricht. Der Künstler ist wohl vor allem ein exakter Zeichner, und das fühlt man auch aus den Ölbildern, vorzüglich aus den Landschaften heraus, wo die Konturen besonders ausdringlich betont sind, und das Lustige, der leichte Übergang vom Gegenständlichen zu der in Licht und Luft Verfließenden Umgebung fehlt. Der Fleiß des scharfen Zeichners ist es auch, der den Studienköpfen und Personenbildern seinen Stempel aufdrückt und ich möchte behaupten, dass gerade diese in alter, glatter Manier in satten, warmen Farben minutiös herausgearbeiteten Gemälde, die wie Kopien der Werke alter Meister anmuten, (Nr. 6, 8, 20, 58 u. a.) das beste sind, was Herr Bielenstein uns bietet. […] (Es folgt eine ausführliche Beschreibung der Bielenstein-Ausstellung im Kunstsalon).
  14. Düna-Zeitung vom 20. Oktober 1903: Siegfried Bielensteins Ausstellung mit 95 Bildern und Skizzen in Mitau.
  15. Rigasche Rundschau vom 25. Februar 1939: Oskar Grosberg zum 70. Geburtstag von Siegfried Bielenstein(Mit Porträtfoto).
  16. Rigasche Post vom 26. Februar 1939: M. Held: Wie ein Baum in der Muttererde, zum 70. Geburtstag von Siegfried Bielenstein(Mit Porträtfoto)
  17. Rigasche Rundschau vom 28. April 1939: Zur Sachenlotterie des Landeswehrvereins stiftet Siegfried Bielenstein vier Gemälde: Interieurs und soldatische Darstellungen.
  18. Riga, die Kulturhauptstadt Europas 2014 im „Baltischen Quartettspiel“ von 1925 Erwerbung eines Quartettspiels durch die Herder-Gesellschaft
  19. Baltische Quartettspiele bei der Europäischen Spielesammler-Gilde.
  20. B. Sila: Bīlenšteins atkal Rīgā. Par Zigfrīda Aleksandra Bīlenšteina gleznu, grafiku un zīmējumu izstādi Mecendorfa namā. (Bericht über die Gedächtnisausstellung in der Wochenzeitschrift „Pasaules Atbalss“ Nr. 29 vom 21./28. Juli 2005, S. 3, ISSN 1407-2025).