Transalpine Ölleitung
Die Transalpine Ölleitung (TAL, auch Transalpine Pipeline) ist eine Erdöl-Pipeline vom Hafen Triest in der Bucht von Muggia über Ingolstadt nach Karlsruhe und eine von vier zentralen Ölversorgungslinien Deutschlands.[1]
Die Pipeline führt über insgesamt 465 Kilometer mit einem Durchmesser von 40 Zoll (1,016 Meter) von Triest nach Lenting bei Ingolstadt. Hier teilt sich die Pipeline in einen östlichen Teil mit einem Durchmesser von 26 Zoll (66 Zentimeter) über 22 Kilometer zur Bayernoil Raffinerie in Neustadt an der Donau und einen westlichen Teil mit einem Durchmesser von 26 Zoll (66 Zentimeter) über 266 Kilometer nach Karlsruhe zur MiRO. Sie überquert auf diesem Wege die Alpen und kommt an der italienisch-österreichischen Grenze beim kärntnerischen Kötschach-Mauthen nach Österreich. An der österreichisch-bayerischen Grenze bei Kufstein gelangt die Pipeline nach Deutschland.[2]
Der Bau
Mit dem Bau der ersten Raffinerien in Bayern bei Ingolstadt, musste deren Versorgung mittels Pipeline sichergestellt werden. Dazu wurde zunächst die Rhein-Donau-Ölleitung (RDO) als Verlängerung der Südeuropäische Pipeline (SEPL) von Karlsruhe nach Ingolstadt errichtet und 1963 in Betrieb genommen. Die Fließrichtung der RDO wurde später umgekehrt und sie ist seitdem Teil der TAL.[3]
Im Jahr 1963 wurde von der US-amerikanischen Firma Bechtel innerhalb von vier Monaten die Machbarkeit einer Ölleitung über die Alpen festgestellt. Eineinhalb Jahre wurden dann benötigt, um die Wegerechte von mehr als 6000 Eigentümern zu erlangen. Nach drei Jahren Bauzeit konnte die Leitung 1967 in Betrieb genommen werden. Die Gesamtkosten betrugen 192 Millionen US-Dollar. Die durchschnittliche Überdeckung der Leitung beträgt einen Meter, sie erreicht eine geografische Höhe von bis zu 1500 m und durchquert den Alpenhauptkamm unter dem Felbertauern in einem 7,3 Kilometer langen Stollen. Darüber hinaus führt sie weiter südlich durch den 6,9 Kilometer langen Plöcken-Stollen und nördlich des Felbertauern durch den Hahnenkamm-Stollen (6,8 Kilometer) bei Kitzbühel.
Die geschweißten Stahlrohre wurden zur Vermeidung von Korrosion mit einer Umhüllung von Bitumen(jute)matten ausgestattet. Zum Schutz gegen Erweichung dieser Matten durch Sonneneinstrahlung bei der Lagerung oder beim Transport wurden sie mit weißem Kalk bestrichen. Der weiße Belag wirkt nicht nur als Strahlungsschild, sondern auch als Trennmittel gegen Zusammenkleben übereinander liegender Rohre oder mit Anschlagmitteln und wirkt korrosionsreduzierend, indem das Calciumcarbonat Huminsäuren neutralisiert.
Infrastruktur
Die Überwachung der Pipeline obliegt drei Kontrollzentren in Triest, Kienburg bei Matrei in Osttirol und in Lenting. Das italienische Kontrollzentrum wird betrieben durch die „Società Italiana per l’Oleodotto Transalpino S.p.A.“, während die Niederlassung in Österreich die „Transalpine Ölleitung in Österreich Ges.m.b.H“ ist. In Deutschland ist die „Deutsche Transalpine Oelleitung GmbH“ für den Betrieb zuständig.
Zehn Pumpstationen zwischen Triest und Karlsruhe sorgen für den Transport des Erdöls. Tanklager zur Zwischenlagerung des Rohöls stehen in San Dorligo della Valle (Kapazität 2.000.000 Kubikmeter, Lage) und Lenting (Kapazität 318.000 Kubikmeter, Lage) zur Verfügung.[4][5]
Pipeline-Kraftwerk
Seit Herbst 2018 ist das weltweit erste Öl-Pipeline-Kraftwerk in Betrieb[6]. Es funktioniert analog einem Trinkwasserkraftwerk, jedoch mit dem Medium Rohöl. Auf der Gefällestrecke der TAL Felbertauern-Mittersill wird der Druckaufbau durch die Topologie des Alpenpasses genutzt[7], um jährlich 11,5 GWh elektrische Energie zurückzugewinnen, 12 % des Pumpaufwandes der TAL in Österreich. Die Anlage wurde in einer dichten Wanne errichtet und zum Schutz vor Naturgefahren großteils eingeschüttet. Der Bau dauerte drei Jahre und kostete elf Millionen Euro.[6]
Anbindung
Bei Würmlach in Kärnten zweigt die Adria-Wien Pipeline (AWP) der OMV zur Raffinerie Schwechat und an der Pumpstation Steinhöring (Lage) der Abzweig ebenfalls der OMV zur Raffinerie Burghausen ab. In Lenting schließt die Pipeline über Kralupy nach Litvínov in Tschechien an.
Folgende Raffinerien werden über die Pipeline versorgt:[2]
- Bayernoil in Vohburg an der Donau
- Bayernoil in Neustadt an der Donau
- Gunvor in Ingolstadt
- MiRO in Karlsruhe
- OMV in Burghausen
- OMV in Schwechat
- Unipetrol in Kralupy
- Unipetrol in Litvinov
Die Raffinerie MiRO ist außerdem über die Südeuropäische Pipeline und die Raffinerie Litvinov über die Erdölleitung Freundschaft angeschlossen.
Seit der Schließung der Central European Line (CEL) 1997 liefert die TAL das gesamte Rohöl für die Erdölraffinerien in Bayern und das bayerische Chemiedreieck an.
Transportleistung
Seit Betriebsbeginn (1967) bis 2019 wurden 1,5 Milliarden Tonnen Rohöl transportiert. 2018 wurden 41,6 Millionen Tonnen transportiert.[4]
Pipeline-Gesellschafter
Die Anteile der Gesellschafter der Transalpinen Ölleitung teilen sich derzeit (2011) wie folgt auf:
- 25 % OMV
- 24 % Royal Dutch Shell
- 16 % Gunvor (vorm. ExxonMobil, ESSO, Petroplus)
- 11 % Ruhr Oel (BP, Aral)
- 10 % Eni (Agip)
- % BP (Aral) 9
- % ConocoPhillips (Jet) 3
- % Total S.A. 2
2022 waren die Gesellschafter der TAL-Gruppe: OMV, Shell, Rosneft, ENI, C-BLUE B.V. (Gunvor), ExxonMobil, Mero, Phillips 66/Jet Tankstellen und Total.[8]
Literatur
- Alexander Deml: Entwicklung und Gestaltung der Baulogistik im Tiefbau. Dargestellt am Beispiel des Pipelinebaus. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3896-2.
- James Marriott, Mika Mino-Paluello: The Oil Road. Verso, London 2012, ISBN 978-1-84467-646-0, S. 273 bis 335.
- Hans Hadmar Meyer: Über die transalpine Ölleitung. Sonderheft 27 der Österreichischen Zeitschrift für Vermessungswesen und Photogrammetrie. Österreichischer Verein für Vermessungswesen und Photogrammetrie. Wien, 1974 (Memento vom 3. Januar 2018 im Internet Archive)
Siehe auch
Weblinks
- TAL
- Verlauf der TAL auf OpenStreetMap Weltkarte (teilw. fehlerhaft)
- Bericht von Helene Wallner von 1967 auf sagen.at (Memento vom 7. September 2011 im Internet Archive)
- Fraunhofer-Magazin (Ausgabe 1/1997) (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Passauer Neue Presse, 28. April 2017, Seite 5
- 1 2 Verlauf der Transalpine Pipeline. Abgerufen am 18. Oktober 2021 (deutsch).
- ↑ Peter Wöllauer: Erdöl und Erdgas. In: Historisches Lexikon Bayern. 25. Juni 2018, abgerufen am 14. November 2021.
- 1 2 Triest: 20.000 Tanker - 1,5 Milliarden Tonnen Rohöl. In: Donaukurier. 25. September 2019, abgerufen am 28. Dezember 2019.
- ↑ San Dorligo della Valle. Abgerufen am 28. Dezember 2019.
- 1 2 Erstes Rohöl-Laufkraftwerk eröffnet auf salzburg.orf.at am 21. September 2018
- ↑ Öl-Pipeline als Stromerzeuger, Tiroler Tageszeitung Online, tt.com, 22. November 2014
- ↑ Unternehmensprofil. 10. April 2022, abgerufen am 10. April 2022.
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TAL -Brücke über den Mittlere-Isar-Kanal | Eigenes Werk | AHert | Datei:TAL-Brücke01.jpg | |
Markierungspfahl der Transalpinen Pipeline TAL Nähe Burgrain, Oberbayern, im Hintergrund das Schloss Burgrain | Eigenes Werk | Lucorient | Datei:TAL-Burgrain.JPG | |
Pfosten der TAL (Pipeline Triest–Karlsruhe) zwischen Bietigheim-Bissingen und Kirchheim am Neckar . | Eigenes Werk | K. Jähne | Datei:TAL Bietigheim 20070902.jpg | |
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