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vom 21.06.2022, aktuelle Version,

Tullnerfelder Bahn

Tullnerfelder Bahn
(Tulln–St. Pölten Hbf)
Strecke der Tullnerfelder Bahn
Streckennummer (ÖBB): 110 01
Kursbuchstrecke (ÖBB): 112
820
Streckenlänge: 47 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Netzkategorie: B1
Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 8 
Minimaler Radius: 228 m
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
Franz-Josefs-Bahn von Wien
0,000 Tulln a.d. Donau 181 m ü. A.
Franz-Josefs-Bahn nach Gmünd N.Ö.
0,866 Tulln Stadt 182 m ü. A.
1,221 AB (Awanst) Agrana
1,708 AB (Awanst) Unterwerk
Tullnerfelder Ostschleife zur neuen Westbahn
neue Westbahn – von Wien
6,576 Judenau-Sieghartskirchen Ladestelle 185 m ü. A.
7,046 Tullnerfeld 181 m ü. A.
8,816 Pixendorf 183 m ü. A.
11,665 Michelhausen 186 m ü. A.
11,981 Michelhausen 189 m ü. A.
~12,5 Streckenende
neue Westbahn – nach St. Pölten
12,998 Atzenbrugg 191 m ü. A.
14,980 Moosbierbaum-Heiligeneich 186 m ü. A.
Betriebsgleis zu Kraftwerk Dürnrohr & Donau Chemie
16,879 Trasdorf 186 m ü. A.
17,488 Betriebsgleis zu Umspannwerk Dürnrohr
21,797 Sitzenberg-Reidling (Ladestelle) 188 m ü. A.
22,959 Gemeinlebarn 191 m ü. A.
27,557 Traismauer 206 m ü. A.
31,362 Getzersdorf 209 m ü. A.
35,929 Herzogenburg Stadt 226 m ü. A.
von Krems an der Donau
36,877 Herzogenburg 231 m ü. A.
37,950 Herzogenburg-Süd
39,383 Unterradlberg (Ladestelle) 242 m ü. A.
41,427 Oberradlberg 249 m ü. A.
43,110 Viehofen (1940: Viehofen Fabrik)[1] 255 m ü. A.
44,585 St. Pölten Traisenpark (seit 5. Oktober 2002)[2] 260 m ü. A.
44,763 Anschlussbahn (Awanst) Glanzstoff
Westbahn von Wien
46,755 St. Pölten Hbf 273 m ü. A.
Westbahn nach Salzburg

Die Tullnerfelder Bahn ist eine eingleisige Eisenbahnstrecke in Niederösterreich. Sie verbindet Tulln, den zentralen Ort des Tullnerfeldes, mit der Landeshauptstadt St. Pölten.

Wiener Ortsverkehrs-Karte Oktober 1926, in der linken oberen Bildhälfte als Strecke 35a die Tullnerfelderbahn

Geschichte

Bereits 1871 wurde Eduard Ritter von Raab (1837–1888), Gutsbesitzer in Czechowitz (Czechowice) sowie (auch) in Gresten, die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten zur Errichtung einer 6,28 Meilen (47,64 km) langen Locomotiv-Eisenbahn von Tulln über Traismauer nach St. Pölten erteilt.[3] Vorgesehen waren acht Stationen: Tulln, Langenrohr, Rust, Gemein-Lebarn, Traismauer, Inzersdorf, Herzogenburg, Ober-Radelberg, St. Pölten.[4]

1885 wurde die Bahnlinie, auf Grundlage der Concessionsurkunde vom 12. Mai 1884, für die Locomotiveisenbahn von St. Pölten nach Tulln nebst Abzweigungen,[Anm. 1] als eingleisige Strecke erbaut (Konzessionäre: k.k. priv. Oesterreichische Länderbank in Wien[Anm. 2] sowie Österreichische Localeisenbahngesellschaft in Prag).[5]

Im Frühjahr des Jahres 1900 erteilte das k. k. Eisenbahnministerium dem Secretär der Wiener Tramway-Gesellschaft i. P. Dr. Ludwig Mandl in Wien auf die Dauer von sechs Monaten die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine normalspurige Localbahn von Neu-Lengbach über Inbruck, Asperhofen und Loibersdorf nach Judenau oder eventuell nach Michelhausen.[6] — Dieses unverwirklicht gebliebene Vorhaben zielte offenbar auf die Schaffung einer Verbindungslinie zwischen West- und Franz-Josefs-Bahn, die der Strecke Tulln – St. Pölten in Distanz wie allenfalls Fahrzeit überlegen gewesen wäre.

Erst im Jahr 1981 wurde die Strecke elektrifiziert.

Am 5. Oktober 2002 wurde die unbesetzte Haltestelle St. Pölten-Traisenpark eröffnet, welche direkt beim gleichnamigen Einkaufszentrum Traisenpark liegt.[7]

Seit dem Fahrplan 2006 wird die Strecke von der S-Bahnlinie S40 bedient. Die Bahnstrecke gehörte bis 5. Juli 2016 zum Verkehrsverbund Niederösterreich-Burgenland (VVNB) und zwischen Tulln und Traismauer auch zum Verkehrsverbund Ost-Region (VOR). Seither liegt die gesamte Strecke im VOR.

Der Bau des neuen Hauptbahnhofs in Wien hat weitreichende Auswirkungen auf den Schienenverkehr im Großraum Wien. Um den Bahnhof Wien Meidling, der seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2009 den Wiener Südbahnhof teilweise ersetzt, vom Güterverkehr zu entlasten, wurden Güterzüge von St. Pölten kommend über die Tullnerfelder-, Franz-Josefs- und die Donauländebahn um Wien herumgeführt. Bis zum Fahrplanwechsel 2012/13 wurde deshalb der Personenverkehr auf der Tullnerfelderbahn tagsüber mit Ersatzbussen durchgeführt.[8] Im Jänner 2021 wurde verkündet, dass der Bahnhof Viehofen, welcher der letzte mit einer noch vor Ort bestehenden Fahrdienstleitung ist, zu einer Haltestelle umgebaut werden soll.[9] In den Sommerferien 2022 erfolgt auch der erste Schritt in diesem Bahnhofsumbau. Stand Juni 2022 stehen bereits die neuen Signalanlagen bereit zur Adaptierung.

Bislang wurde die Strecke zum Großteil ihrer Geschichte in voller Länge mit nur einem Streckengleis geführt. Zwischen 1944 und 1959 war der Abschnitt Tulln – Moosbierbaum zweigleisig ausgebaut.[10] Jedoch werden seit 2019 Planungen angesetzt, zumindest den Abschnitt Tulln/Donau – Tullnerfeld wieder zweigleisig herzustellen, was die teilweise zeitauftreibenden Zugkreuzungen im Tullner Stadtbahnhof beenden würde.[11] Dieser zweigleisige Ausbau ist auch im Rahmenplan 2021–2026 der ÖBB enthalten.[12] Ein zweites Streckengleis im Abschnitt Herzogenburg – St. Pölten Hbf. ist ebenso vorgesehen. Die Ausstattung eines zweiten Gleises ist auf der restlichen Bahnstrecke derzeit nicht geplant.

Streckenverlauf

Ein Güterzug fährt durch den alten Bahnhof Michelhausen.
Das Streckenende im Bahnhof Michelhausen
Ehemaliger Bahnhof Judenau-Sieghartskirchen

Die Strecke zweigt nach dem Bahnhof Tulln von der Franz-Josefs-Bahn ab, erreicht noch im Stadtgebiet den Bahnhof Tulln-Stadt (wo in der Gegenrichtung eine Schleife eine direkte Verbindung zur Franz-Josefs-Bahn nach Norden ermöglicht) und wendet sich dann in südwestlicher Richtung in das Tullnerfeld, um bei Judenau gegen Westen einzuschwenken. Nach Michelhausen, wo die Perschling überquert wird, ändert sich die Richtung gegen Westnordwest, bis das Tal der Traisen erreicht wird. Nach Überquerung des Flusses schwenkt die Trasse in annähernd südlicher bis südwestlicher Richtung parallel zum Fluss ein und verläuft über Herzogenburg, wo eine andere Strecke nach Krems an der Donau abzweigt, bis zum St. Pöltner Hauptbahnhof an der Westbahn.

Umtrassierung ab 2012

Im Zuge des Baus der neuen Westbahn zwischen Wien und St. Pölten wurde die Tullnerfelder Bahn zwischen Tulln und Atzenbrugg mit den Gleisen der neu entstandenen Schnellfahrstrecke zusammengelegt und verläuft dort heute rund einen halben Kilometer nördlich der bisherigen Trasse. Der Bahnhof Michelhausen wurde durch eine gleichnamige, jedoch unbesetzte Haltestelle auf der neuen Trasse ersetzt, weiters entstand zwischen Judenau und Pixendorf der Bahnhof Tullnerfeld, der auch von Zügen der Westbahn angefahren wird und als großer Regionalbahnhof für das gesamte Einzugsgebiet dient. Außerdem wurde eine Gleisschleife in den Fahrtrichtungen Tulln – Wienerwaldtunnel errichtet. Durch diese Schleife ist es möglich, dass Züge von der nördlichen Franz-Josefs-Bahn über die Tullnerfelderbahn, den Wienerwald- und den Lainzer Tunnel bis zum Hauptbahnhof Wien und darüber hinaus geführt werden können. Im Fahrplan 2013 bis 2015 wurde montags bis freitags ein REX-Zugpaar zwischen Krems an der Donau und Wien Westbahnhof über diese Schleifen geleitet.

Die ehemalige Trasse der Tullnerfelder Bahn wird noch mit einem Verschubsgüterzug aus Michelhausen bedient, welcher nach Bedarf verkehrt.

Fahrzeugeinsatz

Bevor die Strecke elektrifiziert wurde, fuhren die Lokomotiven der ÖBB-Baureihen 154, 54, 266 und 3071 (BBÖ DT 1) mit Abteilwagen, später kam die Reihe 2050 dazu. Seitdem der Fahrdraht die Dieselloks abgelöst hat, fahren die Lokomotivtypen ÖBB 1042 und etwas später ÖBB 1044/1144 und Taurus. Jedoch werden die Lokomotiven nur im Güterverkehr auf der Tullnerfelderbahn eingesetzt. Neben den ÖBB-Reihen fahren die einen oder anderen Güterzüge privater EVUs über Traismauer und Herzogenburg, sollte die naheliegende Schnellfahrstrecke der Westbahn überlastet sein. Im Personenverkehr kommen meist Einfachgarnituren der Reihe 4020 als Schnellbahnen zum Einsatz, in Hauptverkehrszeiten werden sie auch doppelt geführt. Ab und zu – vor allem an Wochenenden und Feiertagen – wird ein Triebwagen der Reihe 4024 eingesetzt. Bis zur Ausmusterung 2004 war die Reihe 4030 noch auf der Strecke unterwegs, bis 2019 verkehrten ebenfalls die neuen Cityjet-Triebwagen, welche nur noch in seltenen Fällen im Schnellbahnverkehr verwendet werden. Im Abschnitt Herzogenburg – St. Pölten verkehren die Diesellokomotiven und Dieseltriebwagen, welche von und nach Krems fahren. Dies sind hauptsächlich die Reihen 2016, 2070 und 5047. Die 2070 werden jedoch auch für den oben genannten Verschubsgüterzug in Michelhausen verwendet.

Verkehr

Auf dieser Strecke verkehrt, abgesehen vom Regionalexpresszug „Radtramper Donau“, die S-Bahnlinie S40 im Stundentakt. Der REX wurde jedoch im Jahr 2019 auf die Route Linz – Passau eingeschränkt, somit berührt er nicht mehr niederösterreichischen Boden. (Die ursprüngliche Route war Wien – Passau und retour.) Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 verkehrte die Schnellbahnlinie 40 am Wochenende nur im Zweistundentakt auf der Relation Tullnerfeld – St. Pölten. Die Hälfte der S-Bahnen endete im neu erbauten Fernverkehrsbahnhof, welcher praktisch auf offenem Feld errichtet wurde und eigentlich nur die Rolle eines Pendlerbahnhofes spielt. Mit Fahrplanänderung am 13. Dezember 2020 wurden die verbleibenden Schnellbahnkurse bis in die niederösterreichische Landeshauptstadt verlängert, was somit nun an jedem Tag der Woche einen Stundentakt auf der ganzen Strecke bildet.

Die Zugkreuzungen im Personenverkehr sind für gewöhnlich in Herzogenburg, Moosbierbaum-Heiligeneich sowie Tulln Stadt, in den Morgen- und/oder Abendstunden sind auch solche in Viehofen, Traismauer und Tullnerfeld planmäßig vorgesehen. Für gewöhnlich warten die S-Bahn Züge in Herzogenburg rund 8 Minuten auf den Gegenzug aus St. Pölten kommend, während in Moosbierbaum die Wartezeit rund 6 Minuten beträgt. Am Fernverkehrsbahnhof Tullnerfeld wird für gewöhnlich eine Viertel Stunde gewartet, um die Anschlüsse aus St. Pölten und/oder Wien abzuwarten. An den restlichen Haltestellen ist keine Zugkreuzung möglich, da sie nur einen Bahnsteig auf der eingleisigen Strecke besitzen und somit eine Begegnung zweier Züge nicht möglich ist. In Viehofen wird mit den Zügen von und nach Krems an der Donau gekreuzt.

Commons: Tullnerfelder Bahn  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. books.google.at
  2. noe.gv.at
  3. Eisenbahn-Nachrichten. (…) Eduard Ritter von Raab (…). In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 2562/1871, 12. Oktober 1871, S. 12, Mitte links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.
  4. Handel, Industrie und Verkehr. (…) Eisenbahnlinie St. Pölten über Traismauer nach Tulln. In: Wiener Zeitung, Nr. 19/1872, 25. Jänner 1872, S. 332, unten links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  5. RGBl. 1884/104. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, Jahrgang 1884, S. 257–262. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rgb.
  6. Handel, Industrie, Verkehr und Landwirthschaft. (…) Vorconcession. In: Wiener Zeitung, Nr. 51/1900, 4. März 1900, S. 9, unten rechts. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  7. 31427_3-Oktober-2002-Neue-OeBB-Haltestelle-St-Poelten-Traisenpark- - Land Niederösterreich. Abgerufen am 1. September 2021.
  8. ÖBB Fahrgastinfo, S.3 rechts oben, PDF abgerufen am 16. Dezember 2009
  9. Bangen um den Bahnhof in Viehofen. 22. Januar 2021, abgerufen am 27. Mai 2021.
  10. Der letzte Zug hat Pixendorf verlassen. Abgerufen am 27. August 2021.
  11. Zweites Gleis ins Tullnerfeld. 17. Juli 2019, abgerufen am 12. Juni 2021.
  12. Rahmenplan ÖBB 2021-2026. (PDF) Oktober 2020, abgerufen am 12. Juni 2021.

Anmerkungen

  1. Eventuelle Abzweigungslinien:
    1. Eine Abzweigung aus der Hauptlinie nächst Judenau nach St. Andrä – Wördern zum Anschlusse an die Kaiser-Franz-Josephbahn;
    2. eine Abzweigung, ausgehend nächst Traismauer nach Mautern, und
    3. von da oder einem anderen Punkte der vorerwähnten Abzweigung mittelst stabiler Ueberbrückung der Donau nach Krems, sowie
    4. eine Fortsetzung von Krems oder einem geeigneten Punkte des Absdorf-Kremser Flügels der Kaiser-Franz-Josephbahn über Langenlois durch das Kampthal nach Horn und bis zur Station Siegmundsherberg;
    5. eine Fortsetzung von Tulln oder St. Andrä – Wördern mittelst eines and den Bahnkörper der Kaiser-Franz-Josephbahn anzuschließenden zweiten Geleises nach Wien, sowie
    6. eine als Dampf-Tramway herzustellende Localbahn von Klosterneuburg durch das Kierlingbachthal zum Anschlusse an einen geeigneten Punkt der Linie St. Pölten – Tulln.

    Siehe: Der Economist. (…) Localbahn St.Pölten–Tulln. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 7105/1884, 8. Juni 1884, S. 9, oben rechts. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.
  2. Hauptsitz 1884 von Löwelstraße 18 nach Hohenstaufengasse 3 übersiedelt. – Siehe: Oesterreichische Länderbank, Kaiserlich-Königliche privilegirte. In: Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, Wien 1884, S. 1134, unten rechts.