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vom 26.06.2022, aktuelle Version,

Turkana-See

Turkanasee
Rudolfsee
Satellitenaufnahme vom Turkana-See mit gelb eingezeichneten Staatsgrenzen
Geographische Lage Athiopien Äthiopien,
Kenia Kenia
Zuflüsse Omo, Turkwel, Kerio
Abfluss keine
Inseln North, Central, South, 4 kleinere
Daten
Koordinaten  35′ N, 36° 7′ O
Turkana-See (Kenia)
Höhe über Meeresspiegel 375 m
Fläche 6 405 km²
Länge 268 km
Breite 50,1 km
Volumen 204 km³
Maximale Tiefe 73 m
Mittlere Tiefe 30 m
Einzugsgebiet 207.600 km²[1]
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Der Turkana-See (auch noch unter seinem früheren Namen Rudolfsee bekannt) ist mit 6405 km² das größte Binnengewässer Kenias, sowie einer der größten „Endseen“ der Erde, wobei der nördlichste Teil mit 22,7 km² zu Äthiopien gehört. Der Turkanasee versalzt immer mehr und sein Wasserspiegel sinkt ab, da der See mit Omo, Turkwel und Kerio zwar Zuflüsse hat, aber durch Verdunstung mehr Wasser verliert und sich die Mineralsalze anreichern („Versalzung“).

Geschichte

1887 erreichte der ungarische Forschungsreisende Graf Sámuel Teleki von Szék den See und benannte ihn nach Kronprinz Rudolf.

Nach der Unabhängigkeit Kenias wurde der See 1975 von der kenianischen Regierung in Turkana-See umbenannt – die Turkana sind die größte ansässige Volksgruppe.

In der Nähe des Turkana-Sees befinden sich auch die Fundstelle des Nariokotome-Jungen und die erste Fundstelle eines Homo rudolfensis, der nach dem damaligen Rudolfsee benannt wurde, hier befinden sich ebenso die ersten Fundstellen von Turkanapithecus kalakolensis und Afropithecus turkanensis, zweier ausgestorbener Arten der Primaten, die vor rund 17 Millionen Jahren lebten.

Die Turkanasee-Parks wurden 1997 in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen. In das Schutzgebiet eingeschlossen ist der bereits 1973 von Kenia als Nationalpark unter Schutz gestellte Sibiloi-Nationalpark. Der See gehört administrativ zu den Countys Turkana und Marsabit. Im Juni 2018 trug die UNESCO die Turkanasee-Parks in ihre Rote Liste des gefährdeten Welterbes ein.[2]

Geografie

Luftbild vom kenianischen Teil, links unten Central Island

Der See weist drei größere Inseln auf: North, Central und South Island. Er liegt im Ostafrikanischen Graben, einer geologischen Schwächezone der Erdkruste, an der sich der afrikanische Kontinent teilt. Der See hat eine größte Nord-Süd-Länge von 250,4 Kilometer und eine maximale Ost-West-Breite von 48,8 Kilometer. Rund um den See erheben sich aktive Vulkane. Das Klima im Norden Kenias ist sehr stark arid und die Vegetation somit sehr karg. Es herrschen Gräser vor, Bäume sind selten.

Fauna

Das sodahaltige Wasser des Turkana-Sees ist äußerst fisch- und algenreich. An den Ufern leben Nilkrokodile. Größte Raubfischarten sind der Tigersalmler (Hydrocynus vittatus) und der Nilbarsch (Lates niloticus), der teilweise über 100 Kilogramm schwer werden kann.

Der Turkana-See wird von fast 60 Fischarten bewohnt, neun weitere kommen in seinem Hauptzufluss, dem Omo, vor. Endemisch im See sind die Salmler Brycinus ferox, Brycinus minutus und Citharinus citharus intermedius, der Karpfenfisch Enteromius turkanae, die Bärblinge Neobola jeanneli und Neobola stellae, der Wels Chrysichthys turkana, die Leuchtaugenfische Aplocheilichthys rudolfianus und Aplocheilichthys jeanneli sowie die Buntbarsche Haplochromis macconneli, Haplochromis rudolfianus, Haplochromis turkanae und Hemichromis exsul. Coptodon zillii wurde vom Menschen eingeführt.[3][4] Größter Raubfisch ist der Riesenbarsch Lates longispinis.[5] Ebenfalls endemisch ist die Schnecke Gabbiella neumanni. Die Muschel Caelatura monceti kommt außer im Turkana-See auch im Victoriasee vor. Die nichtendemischen Arten teilt der Turkana-See mit dem Nil und seinen Nebenflüssen, einige Karpfenfische auch mit den Flüssen des Äthiopischen Hochlands und Somalias (Shabelle und Juba).[6]

Fischfang

Blick auf den Turkana-See (2004)

Viele Anwohner leben – wie schon ihre Vorfahren – vom Fischfang. Der See liefert jährlich etwa 1000 Tonnen Fisch; die Bestände der wichtigsten Speisefische – Nilbarsch, Tilapia und Tigersalmler – sind rückläufig. Um die Fangmenge auf dem gleichen Niveau zu halten, werden immer mehr Fischarten als Speisefische abgefischt. Der See wird auch von Anglern, hauptsächlich in Kenia, genutzt.

Aufstauung des Omo

Der Turkana-See hat neben zahlreichen saisonalen Zuflüssen nur einen ständigen Zufluss, den Omo. Dieser entspringt in Äthiopien und speist den See zu rund 90 Prozent. 600 Kilometer stromaufwärts baute Äthiopien bis 2016 den Staudamm Gilgel Gibe III. Er ist nach Fertigstellung der zweitgrößte Staudamm in Afrika nach dem Assuan-Staudamm.

Im benachbarten Norden Kenias wird befürchtet, dass der Aufstau des Hauptzuflusses den Wasserspiegel des Sees um bis zu 12 Meter sinken lassen könnte – womit die Lebensgrundlage der regionalen Bevölkerung zerstört wäre.[7] Die entsprechenden gravierenden ökologischen Folgen könnten auch militante Konflikte zur Folge haben.[8]

Satellitenbilder belegen jedoch, dass sich entgegen den Befürchtungen bisher keine negativen Auswirkungen zumindest auf den Wasserspiegel des Turkana-Sees eingestellt haben. Gegenüber 2014, dem letzten Jahr vor dem Beginn des Einstaus, zeigt sich der Wasserspiegel sogar leicht erhöht.[9]

Andere Quellen besagen, der Wasserstand des Sees sei in den letzten 20 Jahren um acht Meter gefallen. „Wissenschaftler schätzen, dass der Staudamm den Zufluss der umliegenden Gewässer in den See in absehbarer Zeit um 70 Prozent reduzieren wird mit dem Effekt, dass der niedrige Wasserspiegel den Kollaps der Ökosysteme verursachen wird.“[10]

Paleo-See Turkana

Ursprünglich floss der Omo am Südende des heutigen Turkana Sees Richtung indischer Ozean. Durch tektonische Hebungen entstand vor etwa 4,1 Millionen Jahren ein Becken und der See staute sich auf. Zunächst floss der Omo nach dem Verlassen des Sees weiterhin zum indischen Ozean. Der See verlandete nach etwa 100.000 Jahren. Vor etwa 3,5 Millionen Jahren entstand ein neuer See, der ebenfalls nach 60.000 verlandet war. Vor etwa 2,4 Millionen Jahren versperrte ein Ausbruch des Mount Kulal den Abfluss des Omo. Vor etwa 2 Millionen Jahren entstand ein dritter See, der etwa 400.000 Jahre überdauerte. Der heutige See entstand vor etwa 200.000 Jahren. Während der letzten Feuchtphase in Afrika vor etwa 10.000 Jahren lag die Seeoberfläche 130 m über dem heutigen Niveau und der See floss im Nordwesten über die Lotigipi-Sümpfe und den Kangen, einem Quellfluss des Pibor, in das Nil-System. Vor 3250 Jahren schließlich war dann der Seespiegel so niedrig, dass der Turkana endorheisch wurde.[11][12]

Siehe auch

Literatur

  • Klaus H. A. Jacob: Exkursion zum Rudolfsee, mit Illustrationen. In: Die Waage, Zeitschrift der Chemie Grünenthal. Bd. 10, 1971.
  • Herbert Tichy: See an der Sonne – Auf den Spuren der frühen Menschen. Orac, Wien 1980, ISBN 3-85368-871-3.
  • Mohamed Amin: Turkana-See, Lebendiges Gestern. Mit einem Vorwort von Richard Leakey, 1. Auflage, Landbuch, Hannover 1981, ISBN 3-7842-0248-9.

Film

  • Der Turkana-See. Dokumentarfilm, USA, Großbritannien, Frankreich, 2010, 43 Min., Regie: Richard Kirby, Produktion: arte France, Reihe: Naturparadiese Afrikas, deutsche Erstausstrahlung: 1. Januar 2012 bei arte, Film-Informationen von arte.
Commons: Lake Turkana  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Source Book - Africa’s River Basin Organisation
  2. UNESCO World Heritage Centre: Lake Turkana National Parks (Kenya) inscribed on List of World Heritage in Danger. auf whc.unesco.org (englisch)
  3. Fish Species in Lake Turkana
  4. Species in Lake Turkana
  5. Lates longispinis auf Fishbase.org (englisch)
  6. Petru Bănărescu: Zoogeography of Fresh Waters (= General distribution and dispersal of freshwater animals. Bd. 1). Aula-Verlag, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89104-480-1, S. 1139.
  7. Deutschlandradiokultur.de, Weltzeit, 19. Februar 2013, Antje Diekhans: Keine Angst mehr vor der Dürre (30. April 2016)
  8. Horand Knaup: Tödlicher Fortschritt am Turkana-See, auf Spiegel.de, (3. Juni 2012)
  9. Landsat. Abgerufen am 20. April 2016.
  10. Jasmina Trifoni: Bedrohte Schätze der Welt, Eine Reise zu einmaligen Naturdenkmälern und Naturwundern, München : National Geographic, 2018, S. 80, ISBN 978-3-86690-671-6
  11. Paleogeography of Lake Turkana
  12. Hydrological Impacts of Ethiopia’s Omo Basin on Kenya’s Lake Turkana Water Levels & Fisheries